Apple in 2013

Ein kleiner Ausblick aufs neue Jahr

2012 war ein äusserst ereignisreiches Jahr für Apple. Alleine schon die Produkte-Liste ist lang — ein Auszug: OS X Mountain Lion, iPad 3 + 4, Apple TV 1080p, iOS 6, Updates für MacBook Air und Mac mini, neue MacBook Pro mit Retina Display, neue iMacs, iPad mini, neues iTunes und natürlich das iPhone 5. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass 2013 wohl nicht weniger interessant werden dürfte.

Stefan Rechsteiner

Macs

Apple hat 2012 alle Mac-Modelle aufgefrischt — vom kleinen Update beim Mac Pro, über die aktualisierten Mac minis und MacBook Airs und den komplett erneuerten MacBook Pro mit Retina Displays bis hin zum runderneuerten ‘schlanken’ iMac. Trotzdem (oder gerade deshalb) dürfen wir im neuen Jahr wahrscheinlich wieder Updates für alle Mac-Modelle sehen.

MacBooks

2012 wurden die MacBooks alles andere als stiefmütterlich behandelt. Zum einen wurden im Juni alle Modelle aufgefrischt und ein 15-Zoll Retina MacBook Pro (der erste Mac mit Retina-Display) vorgestellt — und im Oktober folgte dann auch noch ein kleineres 13-Zoll Retina MacBook Pro. 2013 dürfte nun auch das MacBook Air in den Genuss eines Retina-Displays kommen. Auch stehen wieder ‘normale’ Updates der Innereien an. Am Äusseren der Notebooks dürfte Apple 2013 wohl eher wenig verändern. Auch abzuwarten gilt, ob Apple, sobald alle MacBook-Modelle auf das Retina-Display ‘aktualisiert’ wurden, die «Non-Retina»-Modelle weiterhin anbieten wird. Mit zwei Modellreihen könnte Apple sowohl für das Portemonnaie (Non-Retina) wie auch für gehobenere Ansprüche (Retina) ein Notebook im Angebot haben.

Mac mini

Wie schon immer wird wohl der Mac mini auch 2013 eher ein «Mitläufer»-Mac sein, der sporadisch aktualisiert wird. Diese Updates dürften auch in diesem Jahr hauptsächlich performancetechnischer Natur sein. Sprich: Neue Prozessoren und bessere Grafikleistung.

Mac Pro

Bereits im Herbst 2008 schrieben wir über das «ewige Problem von Apple». Egal ob in den 80ern oder den vergangenen Jahren, Apple hat nach wie vor das Problem, es nie sowohl den «Consumern» wie auch den «Pros» recht machen zu können. Ich schrieb damals: «Dank dem grossen Medienauflauf durch den iPod und das iPhone und den immer besseren Mac-Verkäufen scheint Apple das Pro-Segment immer mehr zu vernachlässigen. Das ist sehr gefährlich, waren die ‘Professionals’ — die Kreativen — doch immer eines der wahren Standbeine von Apple.» Nun hat sich dieser Umstand wieder weiter verhärtet. Der ‘grosse’ Mac, der «Mac Pro», wurde vergangenen Sommer marginal aktualisiert — zum ersten Mal seit 2010 (!). Doch das Sommer-Update brachte einzig eine aufgefrischte Prozessoren-Auswahl — kein Thunderbolt und kein USB 3.0, geschweige denn eine Aktualisierung des mittlerweile fast 10 zehn alten Gehäuse-Designs.
Nicht wenige prangerten Apples stiefmütterliche Behandlung des grossen Pro-Macs im Web an — bis ein Kunde von Tim Cook persönlich eine E-Mail-Antwort erhielt: «we’re working on something really great for later next year». Diese Aussage schürte die Erwartungen für ein grosses Mac-Pro-Update im 2013: neues Gehäuse, neue Prozessoren, SATA III/SAS, Thunderbolt, USB 3.0 und neue Wireless-Technologien.

iMac

Die meisten Fragen aufwerfen dürften die iMacs. Der neue schlanke «All-in-One»-Desktop-Mac ist erst seit November beziehungsweise Dezember verfügbar und somit erst jetzt richtig am Markt angekommen. Neben den ‘normalen’ Updates wie aktualisierte Innereien — Prozessoren und Grafikleistung — erwartet man auch beim iMac früher oder später ein Retina-Display. Ob dies tatsächlich bereits 2013 der Fall sein wird, ist jedoch noch fraglich. Ein 27-Zoll grosses Retina-Display dürfte ziemlich kostspielig sein, was Apple bei Retina-iMacs zu ziemlich hohen Preisen zwingen würde. Dass auch der iMac ein Retina-Display erhalten wird, steht wohl ausser Frage — Apple wird alle seine Produkte auf die hochauflösenden Bildschirme aktualisieren wollen. Ob Retina auch bei iMacs vierfache Auflösung bedeutet — und wie sinnvoll solche Displayauflösungen tatsächlich sind — sei indes mal dahingestellt. Es bleibt auf jeden Fall spannend, ob dieser Meilenstein bereits 2013 erreicht werden kann.

OS X

2013 kommt OS X 10.9 — davon kann man ausgehen. Spannend bleibt hingegen die Frage, was 10.9 bringen wird. Seit 2010 ist es Apples Ziel, die beiden Betriebssysteme iOS und OS X näher zueinander zu bringen. Anders als Microsoft peilt Apple die Philosophie von zwei verschiedenen Systemen an, welche jeweils für ihre Geräte die beste Leistung bringen, sich aber immer mehr annähern. Redmond auf der anderen Seite hat mit Windows 8 den Pfad von «Eines für alles» eingeschlagen — ein System sowohl für Computer wie auch für Tablets. Microsoft geht dieser Philosophie jedoch nur begrenzt nach, denn Smartphones laufen mit «Windows Phone 8», also einem eigenen Betriebssystem.
OS X 10.9 soll, so die ersten Gerüchte, eine Siri-Integration für Macs bringen. Bereits jetzt findet sich ein erster Schritt dazu in Mountain Lion: die Diktierfunktion. Auch die Apple-Karten könnten mit 10.9 auf dem Mac Einzug halten. Eine eigene Karten-App für den Mac und vielleicht sogar ein Zugang über den Browser — ähnlich Google Maps — wäre möglich. Dann kommt noch der «Faktor Jonathan Ive» dazu. Apples Chef-Designer kümmert sich seit Herbst auch um das Software-Design. Wie sich OS X wohl unter Ive verändern wird? Ive ist bekannt für schlichte, einfache und konsistente Designs — allesamt Attribute, die OS X sehr gut stehen würden.

iPhone und iPad

Nach aktuellen Gerüchten wird sich Apple 2013 vom einjährigen Update-Zyklus bei iPhone und iPad verabschieden, und öfters neue Geräte auf den Markt bringen. Dies, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Im Gegensatz zu Apples Ein-Produkt-Philosophie bringt diese im Verlaufe eines Jahres nämlich meist viele verschiede Modellreihen auf den Markt. Die Konkurrenz kann so schneller neue technische Entwicklungen in ihre Produkte einbauen. Beim iPad hat Apple 2012 bereits den Einjahres-Zyklus auf 8 Monate herunter gesetzt.

Das nächste iPhone könnte deshalb bereits im Frühling auf den Markt kommen und eher kleinere Verbesserungen gegenüber dem iPhone 5 aufweisen — dazu hat die Gerüchteküche natürlich bereits ein Namen gefunden: «iPhone 5S». Das neue iPhone soll über einen schnelleren Prozessor, mehr RAM und eine bessere Kamera verfügen. Unter Umständen könnte sogar NFC auf dem iPhone Einzug halten.

Ebenfalls bereits im Frühling könnte eine zweite Generation des iPad mini erscheinen — mit schnelleren Innereien (basierend auf dem iPad 3 oder 4) und einem Retina Display. Auch ein dünneres und leichteres ‘normales’ iPad könnte noch im ersten Halbjahr 2013 erscheinen. Nach aktueller Gerüchtelage dürften 2013 beim iPad primär «Auffrischungen» im Zentrum stehen, über grosse neue Technologien oder Funktionen stehen kaum Spekulationen im Raum.

iOS, Siri und Apple-Karten

Überaus interessant sind die aktuellen Gerüchte rund um iOS 7. Diese Gerüchte sind nämlich äusserst dünn gesäht. Generell gibt es vier Themen, über die iOS 7 derzeit in der Gerüchteküche definiert wird: 1. Jonathan Ive soll mit neuen Design-Linien Ordnung ins System bringen und dem zunehmend skeuomorphen Design von iOS den Krieg erklärt haben. 2. Siri soll besser und mächtiger werden. 3. Die Apple-Karten sollen 2013 grundlegend verbessert werden. 4. Sofern das neue iPhone ein NFC-Chip enthält, dürfte iOS 7 und Passbook diese neuen Bezahltechniken als eines der Hauptfeatures nennen. Damit hat sich’s aber bereits. Was Apple sonst noch aus dem Ärmel schütteln wird, werden wir entweder im Frühling (März) oder im Sommer (WWDC/Juni) erfahren.

iPod

Auch wenn Apple mittlerweile mit den iPods nicht mehr einen Grossteil seines Geldes verdient, bleiben die iPod-Linien doch auch im Zeitalter von iPhone und iPad weiterhin wichtig für Apple. Es gibt einige Stimmen, die besagen, dass die aktuellen iPod-Modelle die letzten sein werden und Apple sich aus dem Markt verabschieden wird. Wir denken vielmehr, dass Apple auch im Herbst 2013 wieder runderneuerte iPods vorstellen wird. Zumindest ein technisch auf die neuen iPhones angepasster iPod touch und wahrscheinlich wieder ein neues Design für die iPod-nano-Linie. Grosse Überraschungen dürfte es bei den iPods aber auch 2013 nicht mehr geben.

iCloud

Apples Internet-Dienste — seit 2012 unter dem Namen «iCloud» — erlangten durch iOS eine immense Nutzerzahl. iCloud ist sehr wichtig für Apple und seine Produkte. Entsprechend dürfte iCloud auch eine der treibenden Kräfte hinter den neuen Betriebssystemen iOS 7 und OS X 10.9 sein. Apple täte gut daran, die Verfügbarkeit der iCloud-Dienste im neuen Jahr stark zu verbessern — auch steht ein Ausbau der Rechenzentren im Vordergrund, die diese Verfügbarkeit und auch die Schnelligkeit der Dienste verbessern sollen. Bestimmt wird Apple im Zuge der Vorstellungen der neuen Betriebssysteme auch neue Funktionen für die iCloud und neue Möglichkeiten für mit der iCloud kommunizierende Apps vorstellen.

Apple Fernseher — Apple TV

Ewige Gerüchte haben Tradition bei Apple. Viele Jahre erwartete man einen Newton-Nachfolger bzw. ein Mobiltelefon von Apple — bis dann 2007 das iPhone folgte. Dann war es ein «Apple Tablet», welches über Jahre hinweg die Gerüchteküche unterhielt — 2010 folgte dann das «iPad». Nun wird seit längerem spekuliert, dass Apple ins Fernsehgeschäft einsteigen wird. Blickt man zurück, dann fällt auf, dass bereits vor einem Jahr etwa die gleiche Situation herrschte, wie heute: Laut Gerüchteköchen sind die Apple-Fernseher bereits in Produktion und dürften bald vorgestellt werden. 2012 wurde ja bekanntlich nichts daraus — wird es 2013 soweit sein? … wird es überhaupt je soweit sein? Steve Jobs wollte mit dem Fernseher angeblich das machen, was Apple bereits mit dem Computer, Musikplayer und Mobiltelefon gemacht hat: sie elegant und einfach machen. Tim Cook nannte das Fernsehgeschäft vor kurzem ein Gebiet von intensivem Interesse. Bleibt Apple auf der Settop-Box-Schiene («Apple TV»), oder wird Apple versuchen, den Fernsehmarkt mit einem eigenen Fernseher zu revolutionieren? Fragen, die bereits vor einem Jahr gestellt wurden und heute noch genau so offen sind.
Der Fernsehmarkt hätte tatsächlich wieder einmal neuen Schwung nötig, doch genau so interessant das Geschäft für Apple sein könnte, genau so gefährlich ist es. Der Markt ist bereits von vielen Playern bevölkert. Erste «Smart TVs» und On-Demand TV sind durch verschiedene Anbieter bereits Realität. 3D ist bei Apple noch nirgends zu finden und viel Geld lässt sich mit Fernsehern derzeit nicht verdienen. Wobei letzteres hat Apple wohl noch nie von etwas abgehalten und Apple hat auch schon zu Genüge das Gegenteil beweisen können. Es bleibt spannend, wie Apple sich auf dem Fernsehmarkt weiterentwickelt.

Technologien

2013 wird natürlich auch die Weiterentwicklung der Technologien nicht still stehen. Macs werden mit besseren und grösseren SSDs ausgerüstet werden, vielleicht wird auch beim iPhone, iPad und iPod touch schon bald ein 128 GB grosses Modell auf den Markt kommen.

Thunderbolt

Bereits in diesem Jahr hätte eigentlich optisches Thunderbolt vorgestellt werden sollen — bis jetzt ist die Schnittstelle von Apple und Intel jedoch noch nicht so weit. Aktuell erwartet man, dass innerhalb 2013 oder 2014 optische Thunderbolt-Anschlüsse und -Kabel auf den Markt kommen werden. Mit dem Wechsel auf optische Signale könnte Thunderbolt bis zu 30 Meter lange Kabel unterstützen (aktuelle Kupferkabel 3-6 Meter). Ausserdem würde die ganze Verarbeitung, welche derzeit in den teuren mit Chips ausgestatteten Kabeln selbst abgewickelt wird, in die eigentlichen Computer und Zubehör-Geräte verschoben werden, womit die Kabel kostengünstiger würden. Derweil könnten über die optischen Kabel kein Strom mehr übertragen werden — bei den Kupferkabeln sind es immerhin 10 Watt Strom. Alle Thunderbolt-Geräte müssten also über eine eigene Stromversorgung verfügen. Abgesehen von der Frage, ob Apple überhaupt je auf optisches Thunderbolt umsteigen wird, ist auch die Frage offen, ob optische Thunderbolt-Kabel tatsächlich mit den aktuellen Thunderbolt-Anschlüssen kompatibel sein werden, wie dies ein Intel-Mitarbeiter im Spätsommer 2011 mal behauptete. Laut neusten Entwicklungen sind die Stecker miteinander kompatibel.

WLAN

Aktuell setzt Apple bei allen WLAN-fähigen Geräten auf 802.11n — dem aktuellsten WLAN-Standard. Dieses Jahr könnte sich bereits der nächste WLAN-Standard auf den Markt drängen: 802.11ac. Während 802.11n mit bis zu 405 Megabit pro Sekunde Daten funken kann, soll das derzeit noch nicht fertig spezifizierte 802.11ac bis zu 1.3 Gigabit pro Sekunde beherrschen. Laut den bisherigen Spezifikationen dürfte der neue Standard unter anderem Technologien wie Apples AirPlay und AirDrop zuverlässiger machen.

Prozessoren

Bei den Prozessoren liegt die Stossrichtung derzeit primär auf der Energieeffizienz. 2012 hielt Ivy Bridge auf dem Mac Einzug, 2013 könnte es der «Haswell» sein. Die neuen effizienten Prozessoren von Intel sind der Grundstein für mit Retina-Displays ausgerüstete MacBook Airs oder MacBooks, die ähnliche Batterielaufzeiten aufweisen wie iPads. Intel setzt bei der neuen CPU-Architektur primär auf die Energieeffizienz. Die 22-nanometer Prozessoren werden für «irgendwann 2013» erwartet.

Die Grafikleistung der «Haswell»-Systeme sollen zudem perfekt auf hochauflösende Bildschirme (Retina-Displays) zugeschnitten sein. Apple könnte somit unter Umständen bei den kleineren Modellen auf kostspielige dedizierte Grafikkarten verzichten und auf Haswells Grafik setzen. Haswell sollte die Retina-Auflösungen ohne Probleme unterstützen.

Nach Haswell kommt dann «Skylake». Diese wohl im 14nm-Verfahren hergestellten Intel-Prozessoren dürften wohl aber nicht vor 2015 auf den Markt kommen.

Nach wie vor eher unwahrscheinlich ist ein Switch bei den Macs weg von Intel-CPUs hin zu Apple-eigenen Prozessoren. Aktuell sind die Intel-Prozessoren für Apple sehr attraktiv und die Eigenentwicklungen für Macs wohl noch zu wenig weit fortgeschritten. Schlussendlich ist ein Prozessoren-Switch nicht nur ein «Einbauen eines anderen Chips», sondern hängt auch mit anderen Faktoren, wie der angepassten Software, zusammen.

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