Adobe CTO Kevin Lynch wechselt zu Apple

Adobe hat in der Nacht auf heute in einem Schreiben an die amerikanische Börsenaufsicht den Abgang von seinem Technologie-Chef Kevin Lynch bekanntgegeben. Kevin Lynch verlässt Adobe auf den 22. März. Als Grund für den Abgang gab Adobe an, dass sich der CTO künftig anderen Herausforderungen widmen möchte. Gemäss CNBC ist es Apple gelungen, den hochrangigen Manager von Adobe abzuwerben. Bei Apple soll er die Position des «Vice President of Technology» übernehmen, womit er direkt Bob Mansfield (SVP of Technology) untersteht.

Nun wird spekuliert, wieso Apple gerade Kevin Lynch für diesen Posten engagierte. Möglicherweise ist das Interesse von Apple darin begründet, dass Lynch tiefe Einblicke in Adobes Flash hatte. Vor allem nach dem Launch des iPads gab es heftige Kritik an Apple, weil auf keinem der iOS-Geräte Flash unterstützt wird. Steve Jobs schrieb zu diesem Thema einmal einen offnen Brief, in welchem er Flash unter anderem für die Verringerung der Akkulaufzeit, die Abhängigkeit von Adobe sowie für Sicherheitslücken scharf kritisierte. Lynch konterte damals, Apple habe dafür sorgt, dass Entwickler ihre Anwendungen nun für verschiedene Plattformen einzeln programmieren müssen, statt plattformübergreifende Plattformen wie Flash zu unterstützen.
Bei Apple wäre Lynch nicht der erste Manager, welcher bei seinem früheren Arbeitgeber Flash bewarb. Auch Apples Marketing-Chef Philip Schiller machte sich bei seinem früheren Arbeitgeber Macromedia für Flash stark. Adobe kaufte Macromedia 2005 auf und übernahm damit auch die Flash-Plattform.

In Lynchs Biografie wird allerdings deutlich, dass es einige Verbindungen zwischen der Mac-Plattform und ihm gibt. So war er für das User Interface der Layout-Software «FrameMaker» mitverantwortlich. Auch FrameMaker wurde später von Adobe übernommen. Ebenfalls beteiligt war Lynch an Macromedias Webseiten-Erstellungsprogramm «Dreamweaver». Auch dieses Programm wird seit dem Aufkauf von Adobe weiterentwickelt.

Bei Adobe sorgte Lynch dafür, dass sich Adobe den Entwicklungen des Marktes anpasst und vermehrt Dienste anbietet, welche sich zur Entwicklung von mobilen Anwendungen eignen. Lynch war zudem für die Beziehungen zu den Partnern und Kunden verantwortlich, welche über «Adobe Labs» und das «Customer Advisory Councils» ihre Meinung einbringen konnten.

Welche Rolle Lynch künftig bei Apple einnehmen wird, ist noch nicht ganz klar. Nach dem Abgang von Scott Forstall könnte der Software-Profi das Team von iOS verstärken. Andererseits verfügt Apple über diverse Apps wie beispielsweise iWork, welche für längere Zeit vernachlässigt worden sind. Anstelle einer klaren Zuteilung der Aufgabe wird Kevin Lynch Bob Mansfield unterstellt, welcher eine Abteilung mit der Bezeichnung «Technologien» leitet. In diesem Bereich vereinigt Apples das hauseigene «Wireless Teams» sowie die verschiedenen Halbleiter-Hersteller, welche in den letzten Jahren von Apple gekauft worden sind.

Dank dem Umstand, dass Lynch bereits im Silicon Valley arbeitet und einige Programme für den Mac mitentwickelt hat, stehen die Chancen gut, dass er sich im Team von Apple gut einleben wird. Es handelt sich bei Lynch zumal nicht um einen externen Manager wie z.B. dem Kurzzeit-Retail-Chef John Browett, welcher sich nach einigen Monaten bei Apple eingestehen musste, dass er eine ganz andere Arbeitsumgebung brauchte und Apple deshalb verliess.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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