Apple leiht sich Geld für Aktionärsgeschenk

Obwohl Apple über Bargeldreserven von über 140 Milliarden US-Dollar verfügt, hat das Unternehmen entschieden, für die Finanzierung der beschlossenen Aktionärsrückvergütungen mehrere Unternehmensanleihen auszugeben. Das Volumen der gesamten Emission beträgt gemäss Reuters und der «Financial Times» rund 17 Milliarden US-Dollar.
Damit handelt es sich gemäss Analysten um die grösste Bond-Obligationen einer Nicht-Bank. Bislang hielt der Schweizer Pharma-Konzern Roche diesen Rekord. Im Jahre 2009 nahm das Unternehmen für den Kauf des US-Biotech-Spezialisten Genentech eine Anleihe von 16.5 Milliarden US-Dollar auf.

Apple hat sechs verschiedene Obligationen mit unterschiedlichen Zinssätzen und Laufzeiten ausgegeben. Rund 5.5 Milliarden US-Dollar hat Apple mit einer zehnjährigen Obligation mit einem Zinssatz von 2.415 Prozent aufgenommen, während rund 3 Milliarden US-Dollar mit einem variablen Zinssatz aufgenommen werden. Der variable Zinssatz liegt 0.05 Prozent respektive 0.25 Prozent über dem Libor-Zins. Die Anleihen war an der Wall Street sehr begehrt, wie die an der Emission beteiligten Banken mitteilten. So sollen Obligationen für rund 52 Milliarden US-Dollar geordert worden sein, obwohl das Emissionsvolumen deutlich niedriger ist. Diese grosse Nachfrage drückte auf das Zinsniveau.

Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass Apple trotz der enormen Bargeldreserven den Kapitalmarkt für die Finanzierung des Aktionärsgeschenkes anzapft. Allerdings hortet Apple lediglich 45 Milliarden US-Dollar der Bargeldreserven im Inland, während der Rest über die ganze Welt verteilt ist. Nur auf die inländischen Reserven hat Apple bislang die lokalen Steuern bezahlt. Diese werden für den Rest erst fällig, wenn das Geld in die USA zurücktransferiert wird. Der Steuersatz beträgt dafür rund 35 Prozent.
Man kann davon ausgehen, dass man bei Apple sehr gut durchgerechnet hat, welche Finanzierungsvariante am attraktivsten ist. Die Aufnahme von Anleihen ist zum aktuellen Zeitpunkt für Apple sehr attraktiv, da das allgemeine Zinsniveau sehr tief ist. Zudem hat Apple bei der Rating-Agentur «Standard & Poor’s» das Rating «AA+», was dem zweitbesten Rating entspricht. Diese Top-Qualität des Schuldners verringert noch einmal die Finanzierungskosten und macht die Obligation gemäss Analysten zu einer guten Alternative für US-Staatsanleihen. Unter Umständen kann Apple die Finanzierungskosten noch von den Steuern abziehen, was diese Variante noch einmal attraktiver macht.

An der letzten Quartalskonferenz gab Apple bekannt, über die nächsten Jahre rund 100 Milliarden US-Dollar an die Aktionäre auszuschütten. Ob Apple damit lediglich auf den Druck von institutionellen Anlegern reagierte oder welche anderen Gründe dafür eine Rolle gespielt haben, wurde nicht kommuniziert.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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