Auch für Siri? Sprachsteuerung auf Schweizerdeutsch

Ein Schweizer Unternehmen hat ein Sprachanalysesystem entwickelt, welches Schweizer Mundart versteht. Die Lösung zeigt, dass uns dereinst auch Siri und Co. verstehen könnten.

Stefan Rechsteiner

Hochentwickelte Sprachsteuerungen wie Apples Siri, Google Now oder Microsofts Cortana bringen dem Nutzer nur dann etwas, wenn man sie auch wirklich einsetzt. Viele Schweizer aber nutzen den digitalen Assistenten nur selten — das Problem: die Sprache. Jede und jeder kann sich wohl in seiner eigenen Sprache — einem der zahlreichen Schweizerdeutschen Dialekten — am besten ausdrücken. Mit den digitalen Assistenten muss man sich aber in Hochdeutsch (oder Englisch) unterhalten. Für nicht wenige eine zu grosse Hemmschwelle, um den nützlichen Dienst zu gebrauchen.

Das Schweizer Unternehmen Spitch will diesem Problem nun Abhilfe schaffen. Es hat sich mit der ETH und der Universität Zürich zusammengetan, um ein Sprachanalyselösungen zu entwickeln, die Schweizer Dialekte versteht. Mit den vergangenen Woche erstmals gezeigten Lösungen soll Schweizerdeutsch «maschinentauglich» gemacht werden.

Die gezeigten Produkte hören auf die Namen «CodyFi», «SignyFi» und «VeryFi» und sind vorerst vor allem für Callcenter gedacht. Telefonische Kundenanfragen sollen so automatisierter abgewickelt werden können.

Mit «CodyFi» kann Gesprochenes in geschriebenen Text umgewandelt werden. Dabei können persönliche Informationen, die der Kundenberater erfahren möchte, in Echtzeit in ein Formular eingetragen werden. «SignyFi» erlaubt derweil das Erkennen von semantischer Zusammenhängen im Gesprochenen sodass beispielsweise automatisch mit der richtigen Abteilung und Person verbunden werden kann und mittels «VeryFi» kann über die Stimme gar ein bereits abermal anrufender Kunde verifiziert werden.

Auch wenn die Schweizer Mundart verstehenden Sprachanalyselösungen vorerst primär mit einem Fokus auf Callcenter entwickelt wurden, sollen die Systeme funktional sehr flexibel und anpassbar sein. Gezeigt wurden vom System beispielsweise auch ein Wörterbuch, welches gesprochene Schweizerdeutsche Wörter automatisch ins Englische übersetzte oder ein Karte, die Navigationsanfragen verstand und ausführte.

Vorerst verstehen die Lösungen vor allem Zürcher Mundart, Spitch möchte aber möglichst bald auch andere Dialekte offiziell unterstützen. Da der Kern des Systems an sich sprachneutral sei, sei die Erweiterung um weitere Mundart kein Problem, so das Unternehmen. Das System soll aber bereits jetzt auch mit anderen Dialekten keine grossen Probleme haben. Offizielle Unterstützung für andere Dialekte würden unter anderem durch die Zusammenarbeit mit der Universität Zürich über die nächsten Monate umgesetzt. Auch Russisch, Französisch und Italienisch sollen folgen.

Wenngleich die Lösung von Spitch nicht mit dem Fokus für Endkunden entwickelt wurde, bietet sie doch einen interessanten Ansatz für die digitalen Assistenten Siri, Google Now und Cortana und zeigt, dass es nicht unmöglich ist, die vielen variantenreichen Schweizerdeutschen Dialekte «maschinentauglich» zu machen. Ob wir uns aber auch mit Siri und Co. in absehbarer Zeit so unterhalten können, wie uns der Schnabel gewachsen ist, steht weiterhin in den Sternen.

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