Google I/O: Eine Vielzahl an Neuerungen und ein Musik-Streaming-Dienst

Google eröffnete die jährliche Entwicklerkonferenz «I/O» gestern Abend mit einer über drei Stunden andauernden Keynote. Während dieser Präsentation stellte der Suchmaschinenriese eine Vielzahl an Neuerungen vor. Fast alle wichtigen Google-Dienste wurden dabei berücksichtigt. Eines der Highlights war ein Musik-Streaming-Dienst.

Einige Zahlen

Bis dato wurden 900 Millionen Android-Geräte aktiviert. Auf all diesen Geräten wurden zudem bisher 48 Milliarden Apps installiert — Apple hat hier mit 50 Milliarden Installationen noch einen kleinen Vorsprung. Alleine im vergangenen Monat wurden laut Google 2.5 Milliarden Apps auf Android-Geräten installiert. In den letzten vier Monaten wurde mehr Geld an Entwickler ausbezahlt, als im gesamten vergangen Jahr. Damit will Google wohl demonstrieren, dass kostenpflichtige Apps auf Android nun auch vermehrt gekauft werden — bisher war dies ein grösseres Problem unter Android, da Android-Benutzer im Vergleich zu iOS-Benutzer bisher kaum Geld für Apps locker machen wollten. Gesamthaft will Google nun im Jahresvergleich 2.5 mal mehr Umsatz pro Benutzer gemacht haben als noch zuvor.
Googles Webbrowser «Chrome» wird derzeit weltweit von 750 Millionen Benutzern aktiv genutzt. Laut Google ist Chrome damit der «weltweit am meisten genutzte Browser». Noch vor einem Jahr — zur Google I/O 2012 — verzeichnete Chrome deren 300 Millionen aktive Benutzer.

Googles Antwort auf Apples Game Center: «Google Play Game Services»

Mit den «Google Play Game Services» stellte Google gestern eine Reihe von APIs vor, durch die Spiele-Entwickler die Möglichkeit haben, ihre Titel in ein Cross-Plattform Spiele-Netzwerk einzupflegen. Mit dem neuen Dienst soll es zum Beispiel möglich sein, ein Spiel-Stand auf jedem beliebigen Gerät weiter zu spielen. Der Spiel-Stand wird dabei in die Cloud gespeichert, wodurch der Benutzer Geräte-Unabhängig jederzeit auf seinem Stand weiterspielen kann. Da Google die «Game Services» neben Android auch für iOS und das Web verfügbar macht, kann der Spieler auch zwischen den Plattformen wechseln, ohne dabei auf seine Spiel-Stände verzichten zu müssen.

Ähnlich wie Apples Game Center bieten die Google Play Game Services auch «Real-Time Multiplayer», Errungenschaften und Ranglisten. Google bettet diese Angaben auch ins eigene soziale Netzwerk «Google+» ein, wodurch sich die einzelnen Spieler mit Kollegen und Freunden vergleichen können.

Google+: Redesign und neue Funktionen

Das soziale Netzwerk «Google+» hat gestern ein weiteres Redesign erhalten. Neu kommt das Netzwerk in einem Spaltendesign daher. Google+ soll auf allen Plattformen — Smartphone, Tablet, Desktop — gleich aussehen, ein Ziel, welches sich bereits Facebook mit dem kommenden Redesign gesetzt hatte.
Neben dem Redesign erhielt das Netzwerk auch 41 neue Funktionen — dazu gehören eine stark ausgebaute Foto-Verwaltung. Mit von der Partie sind neu auch «intelligente Hashtags». Wird zum Beispiel ein Foto von einem bekannten Sujet heraufgeladen, erkennt es Google+ und verschlagwortet dieses Foto automatisch.

Promo-Video zum neuen Google+
Promo-Video zu den intelligenten Hashtags in Google+

Google Maps: Redesign und neue Apps

Wie bereits im Vorfeld zur I/O erwartet hat Google gestern Abend auch neugestaltete Google Karten vorgestellt. Zum einen werden die grafischen Karten-Elemente überarbeitet. Hierbei hat sich Google offensichtlich an Apples neuen Karten orientiert. Des Weiteren wird die ganze Benutzerführung in den Google Maps überarbeitet und verbessert. Die ganze Funktionsweise der Maps-Suche wird neu interaktiver und persönlicher. Auch werden einige Aspekte des sozialen Netzwerkes «Google+» in Google Maps integriert.

Auch die mobile Version der Maps wird aktualisiert und entsprechende Updates werden bald in den App Stores verfügbar sein. Während der Keynote wurde zudem eine «Google Maps»-App für das iPad demonstriert, auch diese App soll «im Sommer» veröffentlicht werden.

Noch ist das überarbeitete Google Maps nicht für alle verfügbar — wer möglichst bald Zugriff darauf haben möchte, kann sich bei Google vormerken lassen.

Promo-Video zu den neuen Google Maps

Google Version des Galaxy S4

Vor der I/O wurde spekuliert, ob Google zur Entwicklerkonferenz ein neues NEXUS-Smartphone vorstellen wird. Nun kam zwar ein neues Smartphone, jedoch ist es kein Nexus. Das neue Smartphone ist ein altes: Samsung wird mit dem «Stock Galaxy S4» eine spezielle Version des S4 anbieten, welches ohne Samsung-Software (wie die TouchWizz-Oberfläche oder die zahlreichen Samsung-Apps und -Dienste), dafür mit einem «reinen» Android daherkommt.

Die Google-Version des Samsung Galaxy S4 kann in den USA ab dem 26. Juni für 649 US-Dollar (16 GB Modell) über den Play Store erworben werden. Ob das Gerät auch anderswo auf den Markt kommen wird, ist derzeit noch nicht bekannt.

Google Hangouts Messaging Service

Ebenfalls bereits seit längerem ein stetiges Thema der Gerüchteküche ist ein neuer Nachrichten-/Chat-Dienst namens «Babel» von Google. Mit einem erweiterten «Hangouts»-Dienst hat der Suchmaschinenriese diesen nun vorgestellt. Der neue Dienst vereint die bisherigen Angebote «Google Talk», «Google+ Messenger» und «Google+ Hangout».
Im Gegensatz zu Apples iMessage-Dienst ist «Hangouts» Plattform-unabhängig: Google bietet entsprechende Apps für Android und iOS an und Hangouts ist auch Teil von Google+, wodurch der Dienst auch im Browser funktioniert. Diskussionen werden komplett in der Cloud gespeichert, wodurch sie auf allen Geräten — ähnlich iMessage — und im Browser verfügbar sind.
«Hangouts» bietet private Nachrichten, Gruppen-Chats und Video-Konferenzen.

Promo-Video zu den neuen Google Maps

Das Ende des «Googelns»: Google Now wird weiter ausgebaut

Googles ‘intelligenter persönlicher Assistent’ «Google Now» ähnelt immer mehr Apples Siri. Neu kann Google Now zum Beispiel auch konversationel gestellte Fragen beantworten, E-Mails und Erinnerungen per Spracheingabe schreiben bzw. setzen.
Die Neuerungen sind ab sofort für Android und Chrome verfügbar, und sollen bald auch in die Google Search App für iOS einfliessen.

Musik-Streaming-Dienst: «Google Play Music All Access»

Mit «Google Play Music All Access» stellte Google gestern Abend ein Musik-Streaming-Dienst vor. Mit dem neuen Streaming-Dienst macht Google Angeboten wie Spotify und Pandora Konkurrenz. Für 9.99 US-Dollar pro Monat können Benutzer künftig auf den Musik-Katalog von «Google Music» zugreifen und diesen mit der eigenen Musik-Sammlung verknüpfen. «All Access» soll den Benutzern aber nicht einfach nur Zugriff auf neue Musik geben, sondern den Benutzern eben diese auch intelligent vorschlagen. Mittels «Explore» sollen sozusagen Radio-Programme ausgehen von einem einzelnen Titel gestartet werden können.

Im ersten Monat kann «All Access» kostenlos getestet werden. Wer sich noch bis zum 30. Juni für den Google-Streaming-Dienst entscheidet, zahlt vorerst nur 7.99 US-Dollar pro Monat. Wann der Dienst auch ausserhalb der USA verfügbar wird, ist noch nicht bekannt — weitere Länder sollen aber bald folgen, so Google. Auch überlegt sich Google, den Dienst vielleicht bald auch auf anderen Plattformen als nur Android anzubieten.

Seit längerem wird auch über ein Streaming-Dienst in iTunes spekuliert — oft wird dieser «iRadio» genannt. Angeblich sollen die Verhandlungen von Apple mit den Musik-Labels noch nicht komplett abgeschlossen sein. Möglich ist aber eine Vorstellung des Dienstes noch in diesem Sommer — zum Beispiel anlässlich Apples eigener Entwickler-Konferenz «WWDC» Mitte Juni.

AP-Zusammenfassung zu «All Access»

Aufzeichnung der I/O-Keynote

Auf YouTube bietet Google einen Mitschnitt der über drei-stündigen I/O-Eröffnungskeynote:

Aufzeichnung der I/O-Keynote

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen