Interessante Details aus Apples Quartalszahlen-Konferenz Q2 2015

Nach der Bekanntgabe der für das Unternehmen erneut historischen Quartalszahlen gestern Abend ging Apple in der darauffolgenden Quartalszahlenkonferenz auf die Zahlen ein und nannte einige weitere Details über den Unternehmens-Zustand und künftige Produkte. Wir haben die Konferenz mitverfolgt und die besprochenen Themen zusammengefasst.

Stefan Rechsteiner

Apple CEO Tim Cook zeigte sich zu Beginn der gestrigen Quartalszahlen-Konferenz hoch erfreut über die glänzenden Zahlen, die das vergangene Quartal zum besten Frühjahr-Quartal der Apple-Geschichte machten. «Fantastisch» verkaufte sich insbesondere das iPhone, so Cook, mit einem Umsatzplus von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ausserdem sollen sich mehr Nutzer anderer Plattformen neu für das iPhone entschieden haben, als es in den vergangenen Produkt-Zyklen der Fall war. Eine genaue Zahl zum Switcher-Anteil nennt der oberste Apple-Manager jedoch nicht.

Auch der App Store läuft weiterhin wie geschmiert: noch nie wurde so viel im digitalen Laden eingekauft als im Zeitraum von Januar bis März 2015. Konkret steigerte sich der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal laut Cook um 29 Prozent.

Ebenfalls einen neuen Rekord stellte die gesamte Services-Kategorie auf, in der neben den App Stores beispielsweise auch die iTunes Stores, iCloud, Apple Pay und AppleCare zusammengefasst sind.

Hoch erfreut zeigt sich Cook auch über den anhaltend positiven Trend bei den Mac-Verkäufen. Während der PC-Markt laut IDC-Schätzungen erneut mit 7 Prozent geschrumpft ist, konnte Apple beim Mac-Absatz eine zweistellige Wachstumsrate verbuchen.

Im macprime.ch Lexikon haben wir zahlreiche interaktive Diagramme zu den neuen Geschäftszahlen in den Kontext zu den Zahlen seit 2000 gesetzt.

Äusserst erfolgreiches erstes Fiskalhalbjahr 2015

Mit dem Ende des zweiten Fiskalquartals ist auch die Mitte des Fiskaljahres erreicht. Cook fasst zusammen, dass man im bisherigen Fiskaljahr 2015 bereits über 135 Millionen iPhones, 35 Millionen iPads und 10 Millionen Macs verkaufen konnte. Der zusammengefasste Umsatz der letzten sechs Monate stieg um 28 Prozent auf über 132 Milliarden US-Dollar und der Reingewinn gar um 36 Prozent auf über 31 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn pro Aktie wuchs um 44 Prozent.

Mehr Geld als man ausgeben kann

Im Zeitraum der letzten eineinhalb Jahren übernahm Apple 27 Unternehmen, so Cook. Man werde auch in Zukunft strategische Investitionen in die Zukunft von Apple, in die Forschung und Entwicklung sowie in die eigene Infrastruktur und die Zuliefererkette tätigen. Apples Kriegskasse ist mittlerweile auf 194 Milliarden US-Dollar angestiegen — 171 Milliarden US-Dollar liegen im Ausland. Man sei in der «sehr glücklichen Position», mehr Cash zu generieren, als das Unternehmen fürs Funktionieren benötige. Aufgrund dessen hat das Unternehmen gestern auch eine Erweiterung des gigantischen Kapitalrückzahlungsprogramms angekündigt.

Apple Pay und HealthKit entwickeln sich gut

Das Apple Ökosystem erweitere sich in aufregender Weise. Der neue Bezahldienst «Apple Pay» entwickle sich in den USA grossartig. Beginnend im Herbst wird Apple Pay auch durch die Discover-Kreditkarte unterstützt, damit sind alle grossen Kreditkarten im Heimmarkt beim Apple-Bezahldienst mit dabei. Des Weiteren wird «später in diesem Jahr» auch die grosse Supermarkt-Kette «Best Buy» Apple Pay als Zahlungsmittel akzeptieren. Und über 50 grosse Spitäler werden «in Kürze» Apple Pay akzeptieren, so Cook.

Die Gesundheitsplattform «HealthKit», welche als Bestandteil von iOS 8 im vergangenen September lanciert wurde, wird mittlerweile von über 1000 iOS-Apps verwendet. Auf das vergangenen Monat angekündigte OpenSource-Framework «ResearchKit» für Ärzte und Wissenschaftler gab es eine «verblüffende» Resonanz — die Reaktionen hätten Apples Erwartungen bei weitem übertroffen.
Bereits über 1000 Forscher hätten sich bei Apple bezüglich einer möglichen Studie über ResearchKit gemeldet. Cook zeigt sich in Anbetracht dieser Resonanz weiterhin überzeugt davon, dass über ResearchKit medizinische Studien revolutioniert werden können.

Investitionen in Europa

Grossartig fühle man sich bei Apple über den wirtschaftlichen Beitrag, den man in Europa beitragen konnte. Apple habe in Europa über 670’000 Arbeitsstellen geschaffen — die meisten davon durch den App Store. Über diesen konnten seit 2008 über 7.5 Milliarden US-Dollar an europäische Entwickler verteilt werden. Vergangenes Quartal habe man nun auch eine grosse ökonomische Investition in Europa bekannt geben: in Irland und Dänemark wird das Unternehmen über die nächsten Jahre für 2 Milliarden US-Dollar die weltweit grössten Apple-Datencenter errichten. Die beiden Serverfarmen werden zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespiesen, so Cook.

Q3 2015 geprägt von neuen Produkten

Das laufende Quartal ist bereits mit neuen Produktlancierungen angelaufen — sowohl das neue 12-Zoll MacBook, wie auch die Apple Watch hätten «hervorragende» Reaktionen bei den ersten Kunden ausgelöst. Für letztere seien bereits über 3500 Apps verfügbar. Intern hatte man gehofft, zum Start über 1000 Apps im Store zu haben. Dies, da man damals beim iPhone deren 500, und beim iPad deren 1000 Apps bei der Lancierung im Store hatte — letzteres wollte man auch bei der Apple Watch erreichen. Mit den nun verfügbaren 3500 sei man deshalb «mehr als glücklich», so Cook.

Apple Watch Nachfrage grösser als Angebot

Man arbeite nun hart daran, dass die grosse Nachfrage nach der Apple Watch befriedigt werden könne — derzeit sei die Nachfrage aber grösser als das Angebot, so Cook. Apple beobachte mit Argusaugen, welche Modelle die Kunden präferieren und passe die Produktionsketten entsprechend an. Bei der Apple Watch gäbe es eine viel grössere Bandbreite an Modellen als bei anderen Apple-Produkten. Insbesondere seit dem vergangenen Wochenende habe man mehr Uhren an die Kunden bringen können, und man käme nun mit den Auslieferungen besser voran als zuerst gedacht.

«Geschätzte Komponenten-Kosten sind falsch»

Die Apple Watch sei ein neues Produkt und deshalb geht es am Anfang immer etwas Länger, bis alles auf Hochtouren angelaufen sei. Dies greife auch auf die Entwicklungskosten, die durch neue Produkte derzeit höher seien als Apples Durchschnitt. Bei neuen Produkten sei das am Anfang normal, dies bedeute aber nicht, dass die Margen auf den von CFO Luca Maestri kommunizierten Werten für das nun laufende Quartal bleiben werden.
Diesbezüglich schob Cook auch nach, dass die Komponenten-Kosten, die manchmal die Runden in den Medien machen (à la «Apple kostet die Herstellung von Produkt X nur 86 US-Dollar»), meist weit weg seien von den tatsächlichen Kosten für Apple. «Ich habe noch nie eine Kostenaufbrechung gesehen, die auch nur in die Nähe der eigentlichen Kosten kommt», so Cook.

Apple Watch: Ab Ende Juni in weiteren Ländern

Cook zeigt sich derweil so zufrieden mit den aktuellen Stand bei der Apple Watch, dass man bereits Ausschau darauf halten könne, die Apple Watch Ende Juni in weiteren Ländern lancieren zu können. Um welche Länder es sich konkret handelt, und ob der Termin «Ende Juni» bereits fix ist, dazu gab der Apple CEO keine genaue Auskunft.

China wächst und wächst

Das Wachstum beim iPhone betrug über die ganze Welt gesehen 40 Prozent. IDC prognostizierte für das vergangene Quartal über den ganzen Markt deren 16 Prozent. Cook schlussfolgert daraus, dass Apple mehr als zwei-einhalb Mal so schnell wächst wie der gesamte Markt. Auch aufgeteilt auf die einzelnen Länder wuchs der iPhone-Absatz mehrfach gegenüber der Markt-Prognose. Insbesondere in einigen aufkommenden Märkten konnte sich Apple «extrem gut» behaupten.

Apple schätzt, dass etwa 20 Prozent aller iPhone-Nutzer auf das neue iPhone 6 oder iPhone 6 Plus aktualisiert haben.

Von einem Konferenzteilnehmer auf den chinesischen Markt angesprochen, freut sich Cook über ein «unglaubliches» Quartal. Verglichen zum Vorjahresquartal legte Apple mit dem iPhone in China um 71 Prozent zu. China ist für Apple nun erstmals ein grösserer Markt als Europa. Mit Grund dafür war sicherlich das chinesische Neujahr, welches im Reich der Mitte der wichtigste Feiertag ist und konsumtechnisch mit der Wichtigkeit des Weihnachtsgeschäfts in der westlichen Welt vergleichbar ist. Damit konnte zwischen Januar und März ein neues Rekord-Quartal für China erzielt werden. Aber nicht nur die iPhones verkauften sich gut in China, auch die Macs. Laut Cook konnten gegenüber dem Vorjahresquartal 31 Prozent mehr Macs in China verkauft werden. Dies, während IDC auch für den PC-Markt des Reichs der Mitte einen Rückgang um 5 Prozent prognostizierte. Auch die App Stores konnten um über 100 Prozent zulegen. Cook betont dass sowohl iPhone, wie auch die Macs und die App Stores in China ein Rekord-Quartal hinter sich haben.

Chinesische Entwicklern hat Apple über den App Store bisher über 5 Milliarden US-Dollar auszahlen können — die Hälfte davon alleine in den vergangenen 12 Monaten.

Mittlerweile könne das iPhone an 40’000 Standorten in China erworben werden — 9 Prozent mehr Orte als noch vor einem Jahr. Der Online Store konnte sein Umsatz gegenüber dem Vorjahr gar verdreifachen, so Cook. Per Ende des laufenden Quartals könne über diesen innerhalb von zwei Tagen 365 Städte beliefert werden — das seien 50 mehr als bisher.

In China stehen bereits 21 Apple Retail Stores, bis Mitte 2016 sollen es über 40 werden.

Cook glaubt weiterhin sehr an das iPad

Auf die Frage eines weiteren Konferenzteilnehmers hin, wie Apple den sinkenden iPad-Verkäufen gegenübertreten will, nannte Cook mehrere Punkte. Wurden im Vorjahresquartal noch 16.35 Millionen Tablets verkauft, waren es zwischen Januar und März 2015 noch deren 12.623 Millionen iPads. Zum einen, so Cook, wolle das Unternehmen den Durch-Verkauf stoppen. Die Inventar-Verkäufe machten im vergangenen Quartal über eine Million iPads aus. Der Durch-Verkauf betrug entsprechend 13.7 Millionen iPads. Zum anderen gäbe es eine «klare» Kannibalisierung der iPads durch die iPhones auf der einen, und den Macs auf der anderen Seite. Apple mache dies aber keine Sorge — «es ist, wie es ist» und werde sich früher oder später einpendeln. Er wisse zwar nicht wann dies geschehen wird, aber er sei vollends davon überzeugt, so der Apple CEO. Cook argumentiert mit der IBM-Partnerschaft, die zwar noch in einem frühen Stadium sei, wohl aber bald entsprechende Früchte tragen könnte. Er glaube fest daran, dass das iPad insbesondere im Enterprise-Markt künftig eine gewichtige Rolle spielen wird.

Schlussendlich würden einem die zugrundeliegenden Zahlen aber ein besseres Gefühl geben, als die baren Verkaufszahlen. Zahlen beispielsweise wie die Rate an Erstkäufern, welche in den USA zuletzt bei etwa 40 Prozent und in China gar fast bei 70 Prozent gelegen haben soll. «Diese Zahlen sind keine Zahlen, die man erhält wenn der Markt gesättigt ist», argumentiert Cook und schiebt nach, dass er deshalb weiterhin sehr an ein langfristig sehr erfolgreiches iPad-Geschäft glaube. Des Weiteren sehe Apple beim iPad Nutzungsraten «jenseits von Gut und Böse», diese seien weit über jenen der Konkurrenz: «Wie von einem anderen Stern». Derweil sei auch die Kundenzufriedenheit nahe bei 100 Prozent, so Cook.

Apple Teil «richtig grosser Änderungen» bei den Medien?

Mit der Partnerschaft mit dem Fernsehsender und Produktionspowerhouse «HBO» hätten die beiden Unternehmen die «grandiosen Inhalte» von HBO mit den «grandiosen Produkten und Ökosystem» von Apple vereint. Es gehe darum den Kunden das zu geben, was sie wollen. Wohin uns das führe, darüber wolle Cook nicht spekulieren. Aber man sei nun wohl in der frühen Phase von «richtig, richtig grossen Änderungen» in der medialen Unterhaltungsbranche, die «wahrlich grossartig» für die Kunden seien — und Cook glaubt, Apple könnte ein Teil eben dieser Bewegung sein. Mit eben dieser Aussage schürt der Apple CEO die Gerüchte über eine umfangreiche Neulancierung von Apple TV neu an. Es wird bereits seit längerem Spekuliert, dass Apple bald zusammen mit namhaften Inhalte-Anbietern eine neue Version der Settop-Box lancieren könnte. Zuletzt sorge auch das diesjährige WWDC-Artwork für entsprechende Spekulationen, sehen doch einige in den Kacheln der Grafik Apple-TV-Settop-Boxen.

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