Interessante Details aus Apples Quartalszahlen-Konferenz Q3 2015

Immer nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen hält Apple mit Analysten und Journalisten ein «Conference Call» ab. In der Konferenz geht Apple näher auf den Unternehmens-Zustand und künftige Produkte ein. Weiter können den ranghohen Unternehmensvertretern Fragen gestellt werden und so mehr Details entlockt werden. Wir haben die Konferenz mitverfolgt und die besprochenen Themen zusammengefasst.

Stefan Rechsteiner

Wie gewohnt standen Apple CEO Tim Cook und Apple CFO Luca Maestri den Konferenz-Teilnehmer Rede und Antwort. Bevor es zur Fragerunde kam, äusserten sich die Manager aber detailliert über die neuen Quartalszahlen, die mit 49.6 Milliarden US-Dollar Umsatz und 10.7 Milliarden US-Dollar Gewinn für das Unternehmen ein neues Rekord-Quartal bedeuten.

Mit einem Umsatzplus von fast 33 Prozent wies Cook darauf hin, dass das Unternehmen zuletzt vor drei Jahren eine solch hohe Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahresquartal aufweisen konnte. Diese starken Resultate habe man erreicht, obwohl man die Lagerbestände über alle Produkte hinweg im vergangenen Quartal um über eine Million Stück verkleinerte und trotz der herrschenden Währungskrisen.

Im macprime.ch Lexikon haben wir zahlreiche interaktive Diagramme zu den neuen Geschäftszahlen in den Kontext zu den Zahlen seit 2000 gesetzt.

Der Umsatz habe die Apple-eigenen Erwartungen um 1.6 Milliarden US-Dollar übertroffen. Ebenfalls übertroffen wurden die internen Erwartungen an die Verkaufszahlen von iPhone, iPad, Mac und Apple Watch.

Erfolgsfaktor iPhone

Cook weist darauf hin, dass das Plus bei den iPhones von 35 Prozent fast drei Mal so gross ist wie die Wachstumsrate der Smartphone-Industrie insgesamt. Die mit dem iPhone generierten Umsätze seien sogar noch mehr angestiegen — um 59 Prozent. Laut dem Apple-CEO habe sich das iPhone sowohl in den entwickelten, wie auch in den aufstrebenden Märkten sehr gut verkauft. Auch habe man so viele Von-Android-zu-iPhone-Wechsler verzeichnet, wie noch nie.

Auch sei das iPhone nach wie vor äusserst beliebt bei seinen Nutzern. Cook zitiert die jüngste Studie von ChangeWave, wonach das iPhone «mit grossem Abstand» die höchste Kundenzufriedenheit des gesamten Smartphone-Marktes ausweisen kann. Ausserdem würden 86 Prozent aller iPhone-Besitzer erneut ein iPhone kaufen — die zweitplatzierte Marke in dieser Rangliste komme nur auf 50 Prozent.

Starker Mac-Absatz dank neuen MacBook

Auch die Mac-Verkäufe laufen weiterhin hervorragend, so Cook. Entgegen dem laut IDC-Schätzungen stark im schrumpfen begriffene Computer-Markt — die Rede ist von einem Minus von 12 Prozent — konnten die Macs im vergangenen Quartal um 9 Prozent wachsen. Zu einem grossen Teil ist das Plus im neuen ultrakompakten MacBook begründet. Apple arbeite nach wie vor unter Hochdruck daran, der Kundennachfrage nachkommen zu können.

Neuer App-Store-Rekord

Einen neuen Allzeitrekord generierte Apple mit 5 Milliarden US-Dollar Umsatz in der Sparte «Dienste». Insbesondere der App Store habe zum glanzvollen Resultat beigetragen — dessen Wachstumsrate betrug 24 Prozent. Der virtuelle App-Verkaufsladen hatte damit das beste Quartal seit seiner Einführung vor sieben Jahren.

China weiterhin auf der Überholspur

Auch die Verkaufszahlen im Reich der Mitte seien «hervorragend», wie Cook vermeldete. Der Umsatz stieg um satte 112 Prozent, der iPhone-Absatz um starke 87 Prozent. Diese Zahlen seien noch eindrücklicher, wenn man IDCs Schätzungen herbeiführe, wonach der chinesische Smartphone-markt im vergangenen Quartal nur um 5 Prozent gewachsen sei.

Der PC-Marktanteil des Unternehmens sei durch die anhaltend guten Mac-Verkäufe gar um 33 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Zuletzt berichtet Cook auch noch über eine Verdoppelung des App-Store-Umsatzes in China.

Keine Zahlen zur Apple Watch

Konkrete Verkaufszahlen zur Apple Watch nennt Cook denn wie erwartet nicht. Die Lancierung des neuen Produktes sei natürlich das grosse Highlight des vergangenen Quartals gewesen. Man habe am 10. April in neun Ländern mit den Vorbestellungen begonnen — diese seien sofort im grossen Stile über den verfügbaren Kapazitäten gewesen. Damit die Erstbesteller priorisiert werden konnten, habe man die Verfügbarkeit der Apple Watch über die eigenen Retail-Stores nach hinten verschoben. Im Verlaufe der drei Monate habe man grosse Fortschritte bei der Produktion machen können und konnte deshalb bis zum Ende des Quartals in sechs weitern Ländern an den Start gehen.

Erst in den letzten paar Tagen soll Apple laut Cook mit der Nachfrage aufgeholt haben, womit man die Verfügbarkeit der Uhr auf total 19 Länder ausweisen konnte. Bis Ende Monat kommen drei weiter Länder (Russland, Türkei und Neuseeland) hinzu.

Die Rückmeldungen der Apple-Watch-Käufer seien «unglaublich positiv», wie Cook begeistert mitteilt. Laut dem Marktforscher Wristly sei die Kundenzufriedensheitsrate bei der Apple Watch bei starken 97 Prozent. Apple höre jeden Tag von Nutzern über die positiven Auswirkungen der Uhr auf deren Gesundheit, deren täglichen Routinen und die Art und Weise wie sie miteinander kommunizieren.

Apples eigene Marktforscher sollen herausgefunden haben, dass 94 Prozent der Apple-Watch-Käufer die Uhr regelmässig nutzen würden. Am meisten genutzt würden die Nachrichten- und Aktivitätsfunktionen, während soziale Netzwerke Apps wie Twitter, WeChat und LINE von allen Dritt-Apps am meisten genutzt werden.
Die Einsatzmöglichkeiten der Uhr seien enorm, so Cook. Als besonderes Anwendungsbeispiel nennt der Apple-CEO Ärzte und Forscher, die die Uhr in führenden Spitälern der USA und Europa für eine bessere Kommunikation mit den Patienten einsetzen. So habe beispielsweise ein Spital in Nebraska Apps entwickelt, womit an Patienten abgegebene Apple Watches für eine direktere Kommunikation mit den Ärzten genutzt werden können und die einen schnellen Zugriff auf Diagnose-Informationen erlauben.

Bereits gibt es über 8500 Apps für die Apple Watch, so Cook, und dies sei «erst der Anfang». Mit der für den Herbst angekündigten Veröffentlichung von watchOS 2 erhalten Entwickler noch mehr Möglichkeiten und breiteren Zugriff auf Funktionen der Uhr — dies würde die Plattform noch weiter bringen, sagt der Apple-CEO.

Neue News-App zum Start mit viel Inhalten

Auf die an der WWDC im Juni gezeigten neuen Dienste und Betriebssystem-Versionen kommend, liefert Cook einige weitere Details. Mit der neuen «News»-App, die mit iOS 9 lanciert wird, werden 25 der führenden US-Verlage mit an Bord sein — mindestens, denn diese haben bereits unterschrieben und weitere Verhandlungen laufen noch. Diese 25 führenden Verlage zeichnen sich laut Cook für mehr als 75 der «weltweit einflussreichsten News-, Sport-, Wirtschaft- und Magazin-Titel» aus, dazu gehören CNN, die New York Times, die Financial Times, ESPN, Bloomberg Business, Conde Nast, Hearst, Reuters, Time Inc. und der Daily Telegraph.

«Millionen und Millionen» nutzen Apple Music

Das laufende Quartal, so Cook, habe mit einem spannenden Ereignis begonnen. «Apple Music» startete am 30. Juni in über 100 Ländern und begeistert seither seine Nutzer. Insbesondere die von echten Menschen statt nur Algorithmen kuratierten Playlists und Inhalte kommen sehr gut an. Genaue Nutzerzahlen nennt Cook nicht, spricht aber von «Millionen und Millionen» Nutzern, die den neuen Musik-Streamingdienst des Unternehmens derzeit in der kostenlosen dreimonatigen Testphase nutzen. Substanziell wachsen soll die Anzahl Nutzer dessen täglich, so Cook weiter.

15’000 Künstler sollen sich bereits im neuen Musik-Netzwerk «Connect» innerhalb Apple Music registriert haben und auch der Radio-Sender «Beats 1» erreiche bereits ein Millionenpublikum.

Apple Pay erfolgreich in UK gestartet

Vergangene Woche wurde Apples mobiler Bezahldienst «Apple Pay» in Grossbritannien lanciert. Es ist die erste Expansion des Dienstes ausserhalb der USA und dieser Start soll dem Apple CEO zufolge sehr erfolgreich gewesen sein. Genaue Zahlen nennt der höchste aller Apple-Manager aber auch hier nicht.

In den USA wird American Express ab nächstem Monat Apple Pay ebenfalls unterstützen und im Herbst wird auch ein neues Lesegerät von Square den Dienst unterstützen. Beginnend mit dem neuen Schuljahr werden auch 700 Universitäten und Colleges im ganzen Land Apple Pay unterstützen. Bis Ende Jahr, so schätzt man bei Apple, werde Apple Pay in den USA wohl an über 1.5 Millionen Orten als Zahlungsmittel verfügbar sein.

iPhone-Absatz übertraf Erwartungen

In der Fragerunde gingen die Befragten, Apple CEO Tim Cook und Apples Finanzchef Luca Maestri, zuerst detaillierter auf den iPhone-Absatz ein. Auf die Bemerkung eines Konferenzteilnehmers hin, dass der Rückgang der Anzahl verkaufter iPhones im vergangenen Quartal gegenüber den zwei vorhergehenden Quartale verhältnismässig grösser gewesen sei als in den vergangenen Jahren, konterten die Manager mit einer Auflistung von Wachstumsraten. Wie bereits angesprochen, sei das iPhone-Absatzwachstum um 35 Prozent fast drei Mal so gross wie jenes des gesamten Marktes. Regional betrachtet ergeben sich sogar noch stärkere Plusse, so sei in Westeuropa der Markt nur um 7, Apples iPhone-Absatz aber um 30 Prozent, also vier Mal stärker gewachsen und in Japan gar fünf Mal. In Korea schrumpfte der Gesamtmarkt, Apple konnte den Absatz aber verdoppeln — und in Indien um 93 Prozent wachsen sowie im chinesischen Markt um 87 Prozent wachsen während es der Gesamtmarkt nur um 5 Prozent tat.

Die Lagerbestände wurden um 600’000 Geräte dezimiert, und man habe mehr Geräte verkauft als man erwartet hatte. Die Lagerbestände, so die Top-Manager, würden bei Apple immer so tief wie nötig gehalten.

Man habe also egal aus welchem Blickwinkel gesehen ausserordentlich gut geschäftet, so die Manager. Weiter fügten sie hinzu, dass 27 Prozent der Nutzer, die bereits vor der iPhone-6-Lancierung letzten Herbst ein Apple-Smartphone hatten, auf das iPhone 6 oder das iPhone 6 Plus aktualisiert haben. Daraus sehen die Verantwortlichen bei Apple, dass es hier noch ein grosses Potential (73%) für Upgrades gibt.

Auf die langfristige Entwicklung beim iPhone-Absatz angesprochen, relativieren die Manager, dass man bei Apple aus Gründen nur jeweils für das laufende Quartal Einschätzungen abgibt. «Wie die Zukunft aussieht? Wir nehmen sie ein Quartal nach dem anderen.» Aber um den Blick doch etwas weiter schweifen zu lassen, so Cook, sei man sehr zuversichtlich — insbesondere durch die eben genannten erst 27 Prozent, die auf die neue iPhone-Generation aktualisiert haben, die hohe Kundenzufriedenheit bei den iPhones gegenüber der Konkurrenz, die hohe Marge auf den Geräten und die hohe Loyalitätsrate die Apple gegenüber der Konkurrenz geniesst. Auch gäbe es eine sehr grosse Anzahl neuer iPhone-Kunden — insbesondere in den aufstrebenden Märkten wie China, Russland und Brasilien. Des Weiteren würden Marktforscher der Smartphone-Branche für die nächsten vier Jahre weitere Wachstumsraten prophezeien, und man habe bei Apple bewiesen, dass man sich für einen nicht geringen Anteil daran messen kann.

Mehr Einblicke zu den möglichen Apple-Watch-Umsätze

Damit die nicht genannten Apple-Watch-Verkaufszahlen nicht ins falsche Licht geführt werden, führten die Manager dann doch noch einige Details zum neuen Apple-Produkt aus. Bereits vergangenes Jahr habe man mitgeteilt, dass man vorerst keine Verkaufszahlen zur Apple Watch kommunizieren werde. Dies nicht weil man nicht transparent sein wolle, sondern damit man der Konkurrenz keine Einblicke in ein Produkt bieten könne, an dem man sehr hart gearbeitet habe.

Die Manager weisen darauf hin, dass für die mit der Apple Watch erzielten Umsätze nicht einfach 1:1 aus dem Umsatz-Unterschied der «Andere Produkte»-Kategorie gegenüber dem Vorjahresquartal eruiert werden könne. Die Apple-Watch-Umsätze lassen sich daraus nicht einfach herauslesen, weil die kumulierten Umsätze der anderen Produkte sinken. «Natürlich sind die iPods Teil davon», aber es gäbe noch andere Dinge da drin, wie Accessoires und anderes, deren Umsätze im Sinken begriffen sind. Ausserdem haben die Verkaufszahlen der Uhr die Apple-eigenen Erwartungen übertroffen und tun dies auch jetzt noch, da man drei Monate nach der Lancierung nun die Nachfrage mit der Produktion endlich eingeholt habe. Den angeblichen Verkaufs-Einbrüchen bei der Apple Watch begegnen die Manager mit dem Hinweis, dass die Verkaufszahlen der Apple Watch per Ende vergangenem Quartal höher waren, als damals beim ersten iPhone sowie auch beim ersten iPad im gleichen Zeitraum. Dies habe man ausserdem mit nur gerade 680 Verkaufsstellen erreicht — bis in den Juni hinein aufgrund der Verfügbarkeit sogar hauptsächlich nur über den Online-Store.
Tatsächlich hat das Unternehmen im Juni mehr Apple Watch verkauft, als im April oder Mai.

Konzentriert sich Apple auf den Premium-Markt?

Auf die Frage hin, ob Apple künftig hauptsächlich den «Premium»-Markt bedienen wolle, begegnen die Apple-Manager, dass man dies bei Apple etwas differenzierter betrachte. Bei Apple wolle man die Produkte wachsen lassen, ohne den Fokus auf den Preis zu setzen. Man müsse dabei die Kunden davon überzeugen, mehr für etwas zu zahlen, weil sie aber auch mehr dafür erhalten — die iPhone-Zahlen bestätigen, dass dies funktioniert. In China sei man 87 Prozent gewachsen, in Indien über 90 Prozent, weitere Entwicklungsländer wuchsen um 65 Prozent — diese Nummern seien «unglaublich» und wurden in einer Marktumgebung erreicht, die für Apple «nicht zu den einfachsten» gehört.
Bei Apple schaue man sich den Markt nicht nach dem Prinzip «In dieser Preiskategorie können nur X Personen kaufen und deshalb können wir nur Y Prozent erreichen» an. «Würden wir bei Apple so handeln, würden wir nie ein Produkt verkaufen.»

iPad: Neue Impulse auch durch iOS 9

Weiter zuversichtlich sieht Cook auch den Markt rund um das iPad. Besonders iOS 9 und dessen grosser Fokus auf die erweiterten Möglichkeiten und die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit der iPads, aber auch der Upgradezyklus beim iPad spreche für eine gute Zukunft dieser Produktekategorie. «Unglaublich gut» seien auch die Nutzungsrate der iPads — sechs mal häufiger werde in iPad genutzt als Konkurrenz-Produkte, so Cook.

Auch bei den Innovationen rund um Smartphones sei das Ende noch lange nicht erreicht. Apple ist überzeugt dass man hier noch immer in den frühen Innings sei, nicht in den späten Innings.

Keine Angst vor aktuellen Entwicklungen in China

Die jüngsten negativen wirtschaftlichen Entwicklungen im chinesischen Markt sieht Apple gelassen — man sei gegenüber dem Chinesischen Markt nach wie vor «extrem zuversichtlich» und werde weiterhin stark investieren. Nichts was passiert sei, habe Apples wesentlichen Blick auf diesen Markt verändert. Trotz der jüngsten Entwicklungen werde man nichts ändern und die bisherige Strategie weiterverfolgen. Die Manager sehen in China einen unglaublichen Markt mit einem beispiellosen Niveau an Chancen. «Und wir werden dabei sein».

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