Jonathan Ive: «Sorgfalt ist das Wichtigste»

Im Rahmen einer Wohltätigkeits-Aktion sprachen die beiden Designer Marc Newson und Jonathan Ive mit VanityFair über den Designprozess und andere Aspekte ihrer Arbeit. Die beiden Designer kreierten im Rahmen einer Wohltätigkeits-Auktion zusammen mehr als 40 Produkte. Es handelte sich um die erste Zusammenarbeit der beiden preisgekrönten Designer. Der Erlös der Auktion fliesst der «Product (Red)»-Kampagne zu, welche sich im Kampf gegen Aids engagiert.

Beide Designer fokussieren sich insbesondere auf Details, welche die Nutzer nicht sofort sehen würden, wie Jonathan Ive im Interview ausführte. Es sei, als ob ein Möbelplaner sich mit den Details der Schubladenrückseite auseinandersetzen würde. Man werde dieses Detail wohl nie zu Gesicht bekommen, aber um dessen Gestaltung müsse man sich trotzdem kümmern. Bei dieser Arbeit müsse man auch bei Details das Beste geben, so Ive. Gleichzeitig sind für Apples Chef-Designer Produkte eine Form der Kommunikation. Die ins Produkt eingeflossene Sorgfalt demonstriere für ihn den Wert des Produktes. Ive betonte im Interview immer wieder, wie wichtig die investierte Sorgfalt ist.

Die beiden Designer arbeiten nach einer ähnlichen Arbeits-Philosophie. Während dem Designprozess habe man sich sehr selten über Formen unterhalten, erklärte Jonathan Ive. Stattdessen lag der Schwerpunkt auf den Arbeitsprozessen und den verwendeten Materialien. Mark Newson fügte an, dass es im Designprozess nicht um die Form, sondern um viele andere Punkte gehe.

Jonathan Ive nutzte das Interview auch, um neu einsteigende Designer zu kritisieren. Viele Uni-Abgänger seien nicht mehr in der Lage, ein von ihnen gestaltetes Produkt auch selber herzustellen. Stattdessen werden die Produkte vollständig am Computer entwickelt. Für Ive sei die physische Herstellung allerdings sehr wichtig, erst dann verstehe man das Produkt und erkenne die Charakteristiken der Materialien.

Das Prunkstück der Auktion dürfte eine von den Designern gestaltete Leica-M-Kamera sein. Ive erwartet einen Verkaufserlös von rund 6 Millionen US-Dollar, wenn man die investierte Zeit als Referenzgrösse nimmt. Während des gesamten Design-Prozesses waren 55 Ingenieure von Apple involviert. Unzählige Prototypen waren notwendig, bis das finale Design der Kamera feststand. In den Zusammenbau der Leica-Kamera investierte ein Ingenieur rund 50 Stunden.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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1 Kommentar

Kommentar von anonymous5962

Grundsätzlich ist gegen die Sorgfalt ja nichts einzuwenden, nur bringt es nciht, wenn die Schubladenrückseite schön ist, dafür die Vorderseite schlampig umgesetzt wird. Und genau dieses Gefühl habe ich bei iOS 7: Viele Details mögen gut umgesetzt ist, allerdings ist meiner Meinung nach an vielen Orten auch “geschlampt” worden…

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