Kalifornien will Gesetz für «Kill-Switch» bei Smartphones

Das kalifornische Parlamentsmitglied Mark Leno hat mit Hilfe des Generalstaatsanwalts von San Francisco und anderen Mitstreitern einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, um ein neues Mittel gegen den Diebstahl von Smartphones und Tablets zu erhalten. Ab dem 1. Januar 2015 sollen gemäss dem Gesetzesentwurf Smartphones und Tablets, die in Kalifornien verkauft worden sind, über einen sogenannten «Kill-Switch» verfügen. Ein «Kill Switch» erlaubt es, das Smartphone aus der Ferne unbrauchbar zu machen, wenn dieses abhanden gekommen ist.
Aufgrund des Entwurf-Charakters des Gesetzes ist es noch nicht ganz klar, ob neben Tablets mit einem Mobilfunk-Modul auch Tablets die nur über Wi-Fi verfügben vom Gesetz erfasst sein werden.

Mit dem Gesetz wollen die Behörden die Anzahl der Diebstähle, welche mobile elektronische Geräte betreffen, massiv reduzieren. In San Francisco kommen bei der Hälfte aller Diebstähle Smartphones abhanden. In der Nachbarstadt Oakland sind es sogar Dreiviertel.

Regulatorische Folgen über Kalifornien hinaus

Auch wenn das Gesetz auf den US-Bundesstaat Kalifornien begrenzt ist, hätte eine Annahme wohl weitreichende Folgen für den US-Smartphone-Markt. Mit seinen 38 Millionen Einwohnern ist Kalifornien der mit Abstand grösste Bundesstaat der USA. Aufgrund der Marktgrösse könnten sich die Hersteller dazu entscheiden, alle Smartphones für den Verkauf in den Vereinigten Staaten mit einem «Kill Switch» auszurüsten. Alternativ müsste bei einer Annahme des Gesetzes ein Smartphone speziell für den kalifornischen Markt angeboten werden.

Der Gesetzesentwurf fordert Strafen von 500 bis 2’500 US-Dollar für den Verkauf von ungesicherten Smartphones. Von dieser Strafe ausgenommen wären Besitzer eines alten Smartphones oder Tablets, die ihr Gerät über eine Auktionsplattform verkaufen.

IT-Industrie bevorzugt andere Lösung

Noch unklar ist, ob das Gesetz den Weg durch die Legislative schafft und wie angekündigt in Kraft treten kann. Auch wenn die Demokraten, zu welchen auch der Initiant Mark Leno gehört, in beiden kalifornischen Parlamentskammern über eine solide Mehrheit verfügen, könnte das Gesetz am Widerstand der IT-Industrie scheitern. Diese bevorzugt anstelle eines «Kill Switchs» eine landesweite Datenbank für gestohlene mobile elektronische Geräte.

Der US-Mobilfunkprovider T-Mobile hat andererseits angekündigt, die Gesetzes-Initiative zu unterstützen, wenn die implementierten Schutzmechanismen der Software genügend sicher seien.

US-Staatsanwälte fordern Massnahmen gegen Smartphone-Diebstähle

Seit dem letzten Mai engagiert sich neben dem Generalstaatsanwalt von San Francisco, George Gascón, auch der Generalstaatsanwalt von New York, Eric Schneiderman, gegen die steigende Anzahl von Smartphone-Diebstählen. Im Zuge der Initiative kam es bereits zu Treffen zwischen Vertretern der Smartphone-Hersteller und den Behördenvertretern.

Apple geht mit «Activation Lock» der Branche voraus

Bei der Vorstellung von iOS 7 hat Apple mit «Activation Lock» eine Funktion vorgestellt, welche die Nutzungsmöglichkeiten eines gestohlenen iPhones verringern sollen. Das Gerät wird dank dieser Technologie mit der Apple ID des ursprünglichen Nutzers gekoppelt. Die bereits seit Jahren verfügbare kostenlose Funktion «Mein iPhone suchen» kann so theoretisch nur deaktiviert werden, wenn die Apple ID des eigentlichen Besitzers bekannt ist. Auch nach einer Fernlöschung des Gerätes ist die Eingabe der originalen Apple ID notwendig, um das iOS-Gerät wieder lauffähig zu machen.

Neuere Diebstahls-Zahlen aus New York zeigen aber den bescheidenen Erfolg dieser neuen Technologie. Auch nach der Vorstellung von iOS 7 blieb die Anzahl der Smartphone-Diebstähle auf einem hohen Niveau. In New York sollen nun lokale Zwischenhändler vermehrt in die Pflicht genommen werden.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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