Interessensgruppe: Apple umgeht 59 Milliarden USD Steuern durch im Ausland gehaltene Gelder

Eine linksgerichtete Interessensgruppe macht in den USA auf die aus Steuergründen im Ausland gehorteten Barreserven grosser US-Unternehmen aufmerksam. Gemäss einer Studie der Gruppe entgehen dem amerikanischen Staat damit jährlich viele Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen — Apple sei dabei der Spitzenreiter.

Stefan Rechsteiner

Apple macht nicht nur im Heimatland, sondern auch ausserhalb der USA gute Geschäfte. Die immensen Gewinne der letzten Jahre haben dem Unternehmen zu einer prall gefüllten Kriegskasse verholfen. Der Mac-Hersteller hortet mittlerweile die grössten Barreserven des Marktes. Da der Grossteil der Milliarden im Ausland erwirtschaftet wurde, deponiert Apple dieses Geld auch ausserhalb der USA — denn eine Rückführung in die USA hätte immense Steuern von über 30 Prozent zur Folge.

Konkret habe Apple 181.1 Milliarden US-Dollar auf drei Steueroasen liegen. Diese Tatsache ist nichts neues, sorgt derzeit in den USA aber mal wieder für Aufsehen. Geht es nach der Interessen-Gruppe «Citizens for Tax Justice», dann müsste die iPhone-Company dieses Geld eigentlich zurück ins Heimatland holen und dafür dem Staat die geschuldeten Steuern verrichten.

Der legalen, aber für einige US-Amerikaner unverständliche Praktik der Vermeidung der immensen Steuern auf Offshore-Milliarden durch Tochterunternehmen im steuergünstigen Ausland geht nicht nur Apple nach. Auch viele andere US-Unternehmen horten Milliarden ausserhalb der USA. Laut einer Studie der «Citizens for Tax Justice» halten alleine die fünfhundert grössten US-Unternehmen Gelder in der Höhe von 2.1 Billionen US-Dollar im Ausland. All diese Unternehmen würden dem Staat den Interessensvertretern zufolge 620 Milliarden US-Dollar an Steuern «schulden». Apple alleine müsste bei einer Rückführung der 181.1 Milliarden im Ausland gehorteten US-Dollar geschätzte 59.2 Milliarden US-Dollar Steuern abdrücken. Apple-Konkurrent Microsoft beispielsweise lässt seine ausserhalb der USA erwirtschafteten Gewinne ebenfalls Offshore versteuern — mittlerweile ebenfalls in immenser Höhe: 108.3 Milliarden US-Dollar soll der Software-Gigant im Ausland horten. Microsoft würde den USA bei einer Rückführung 34.5 Milliarden US-Dollar Steuern schulden.

Wie es in der Studie weiter heisst, würden den USA so jährlich etwa 90 Milliarden US-Dollar durch die Lappen gehen.
Die Interessensgruppe fordert Washington auf, dieser Praktik ein Riegel vorzuschieben.

Apple CEO Tim Cook selbst argumentierte zu diesem Thema vor zwei Jahren, als dieses Thema bereits einmal hochgegriffen wurde und der Apple-Chef sich gar vor einem Senatsausschuss rechtfertigen musste. Das Unternehmen zahle den USA jeden einzelnen Dollar, den man dem Staat durch die Produkt-Verkäufe im Land schulde. Apple würde die Gewinne korrekt dort versteuern, wo sie anfallen.
Einige Politiker setzen sich indes auch für eine Reform der Gesetze ein, damit die hohen Rückfuhrsteuern gesenkt werden. US-Unternehmen sollen damit dazu bewogen werden können, ihre immensen Offshore-Milliarden in das Heimatland der Unternehmen zu holen.

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen

6 Kommentare

Anmelden um neue Kommentare zu verfassen

Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.