Lehrplan 21: Ab der dritten Klasse Informatik

Im neuen Vorschlag für den Informatik-Unterricht im «Lehrplan 21» ist vorgesehen, dass bereits Primarschüler lernen sollen, kleine Programme zu schreiben.

Stefan Rechsteiner

Ab der dritten Klasse sollen sich Schweizer Schüler künftig während einer Lektion pro Woche mit Computern und neuen Medien auseinandersetzen. Ab der Oberstufe sind dann zwei Stunden vorgesehen, so steht es laut NZZ am Sonntag im neuen Vorschlag der Expertengruppe der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK).

Mit dem neuen Modul «Medien und Informatik», welches «ICT und Medien» ersetzt, soll auch das Programmieren einen festen Platz in der Schulausbildung der Primarschüler erhalten. Einfache Programme sollen im Fach geschrieben werden. Ansonsten soll der Fokus bei den Primarschülern auf dem Umgang mit den neuen Medien liegen. In der Oberstufe dann auf Algorithmen, Programmierung und Computertechnologie.

Der «Lehrplan 21» hat das Ziel einer Harmonisierung der Schweizer Schulen. Umstritten war am bisherigen Vorschlag des einheitlichen Lehrplan für alle 21 Deutschschweizer Kantone jedoch — neben anderen Themen — das Thema «Informatik im Unterricht». Im Entwurf des neuen Lehrplanes war «ICT und Medien» nur eine überfachliche Kompetenz. Die Lehrer hätten selbst entscheiden können, wann und in welchem Fach sie den Schülern etwas über Computer und neuen Medien beibringen wollen. Kritiker warnten insbesondere, dass Schüler von wenig technologieaffinen Lehrern den Anschluss verpassen würden. Einige Akteure setzten sich deshalb dafür ein, dass Informatik-Grundkenntnisse früher und tiefer vermittelt werden sollen. Der neue Vorschlag soll hier Abhilfe schaffen.

Anwenderkenntnisse sollen nun in bestehende Fächer integriert werden. Das Maschinenschreiben bespielsweise soll in den Deutschunterricht integriert werden.

Mit der Umbenennung des Moduls verschwindet auch der Begriff «ICT» aus dem Lehrplan. Inwiefern «Informatik» aber definiert wird, ist noch unklar — dies hänge nun von den Lehrmitteln ab, wie Alain Gut, der die Kommission Bildung bei ICTswitzerland präsidiert, gegenüber inside-it.ch verlauten liess.

Ob dieser Vorschlag nun tatsächlich umgesetzt wird, ist aber noch nicht klar. Vergangene Woche wurde der neue Vorschlag mit Vertretern der Kantone, der Wirtschaft, der Lehrerbildung und der Lehrer diskutiert. Das Echo sei dabei positiv gewesen, wie NZZ unter Berufung auf Teilnehmer berichtet.

Im Juli wird die Steuergruppe der D-EDK über eine Umsetzung des Vorschlages entscheiden. Wie oft wird vor allem über die Finanzierung dieser zusätzlichen Schulstunden und Ausbildung der Lehrkräfte gestritten. Befürchtet wird deshalb, dass der Informatikunterricht den Kantonen empfohlen wird, diese dieses Modul aber nicht alle anbieten werden — es in diesem wichtigen Bereich entsprechend keine Harmonisieren geben würde. Da die Kantone über die Hoheit ihres Schulwesens verfügen, entscheiden die Stände eigens über die Modalitäten der Einführung des Planes.

Es war vorgesehen, dass der «Lehrplan 21» voraussichtlich ab diesem Herbst in den Kantonen implementiert werden kann. Angesichts der anfallenden, noch nicht definitiv beschlossenen Änderungen, könnte sich eine allfällige flächendeckende Übernahme noch nach hinten verschieben.

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7 Kommentare

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Kommentar von Funkenstein

Hallo bst Was Du schreibst finde ich sehr zutreffend. Die Fächer die Du aufzählst sollten auch ihren Platz in der Schule haben. Ganzheitliches und gutes Allgemeinwissen ist für mich der Grundpfeiler für einen erfolgreichen Berufsweg. Leider hast Du recht wenn Du sagst, dass es vor 50 Jahren schon so war, dass Schüler nur für die Prüfung lernten. Ist das nicht traurig? Soviel Fleiss und Aufwand für so wenig Ergebnis? Schüler die nach 4 Jahren Französisch kaum ein bis zwei Sätze herausbringen, geschweige denn eine Konversation führen können? Schüler die sich mit Gleichungen in Algebra abmühen, obwohl sie schon beim Dreisatz überfordert sind? Jugendliche deren Geschichtsbild beim 30jährigen Krieg aufhört? Versteh mich richtig. Ich bin ein grosser Verfechter der neuen Medien. IT Unterricht befürworte ich. Programmieren ist für mich bereits ein Spezialgebiet. Sonst könnten wir noch Astronomie, Nanotechnologie, Fischzucht und Hochgeschwindigkeitsfotografie in den Lernplan aufnehmen. Lerne ich Autofahren, fange ich auch nicht mit einem Lastwagen und Anhänger an, rückwärts einparken zu üben. Das Wissensvolumen ist heute zu gross um alles in eine Grundschule zu packen. Nutzen wir die neun Jahre um die Grundlagen wichtiger Bereiche kennenzulernen. Lernen wir eine Fremdsprache die wir auch sprechen können. Spezialisieren kann man sich dann in der Berufsausbildung. Ich glaube nicht an die Gleichung Mehr=Besser. Rede mit Leuten, welche mit der Materie täglich zu tun haben: Lehrer und Schüler.

Kommentar von sierra

Ich bin da unglaublich skeptisch. Zuerst einmal ist die groteske Schwäche der “Logo” Software die in der ETH angeboten wird. Logo als Programmiersprache hat absolut keine Zukunft und Perspektive. Wenn man so etwas machen würde sollte man folgendes berücksichtigen:

  • Die Sprache muss Universell sein und Funktional und auf allen 3 OS laufen ohne Einschränkung. Win/Apple/Linux

  • Die Sprache muss die Mathematik unterstützen Numerische Applikationen wie Maple, Sagemath, Maxima

  • Die Sprache muss auch interaktiv sein

  • Der Leher muss aus den Modulen heraus eigene Lernkapitel erstellen können ohne, dass die vollständige Sprache zuerst gelernt werden muss.

Als heisser Tip würde sich da “Racket” anbieten vormals “Scheme”. Das Lernalter sollte aber auf keinen Fall unter 11 Jahren sein.

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