Bericht: Chinesischer Spionage-Chip auf Server-Platinen von Apple, Amazon und US-Bundesbehörden

Einem Bericht der Wirtschaftszeitung Bloomberg Businessweek zufolge weiss die US-Regierung seit mindestens 2015 von winzigen Spionage-Chips aus China, die auf den Platinen der Server verschiedener Dienstleister stecken sollen. In Cloud-Servern von Amazon, Apple, einer grossen Bank und verschiedenen US-Regierungsstellen seien diese Chips entdeckt worden – insgesamt seien rund 30 Unternehmen betroffen. Angeblich sind sie in den Fabrikanlagen des chinesischen Zulieferers Supermicro auf die Server-Mainboards gelötet worden. Sie sollen Hintertüren zu den Servern öffnen – für eine Spezialabteilung der chinesischen «Volksbefreiungsarmee».

Stefan Rechsteiner

Bloomberg bezieht sich im Bericht auf gesamthaft 17 anonyme Quellen aus der US-Regierung und der Hardware-Herstellern. Konkret berichtet die Zeitung, dass Amazon 2015 bei einem Security-Audit im Zuge der Übernahme des Unternehmens Elemental Technologies ebendiese Spionage-Chips auf Mainboards von Supermicro entdeckt und dem FBI gemeldet hat. Die Bundesbehörde habe dann zusammen mit anderen Geheimdiensten Ermittlungen aufgenommen, die bis heute laufen würden. Im Anschluss auf die Chip-Entdeckung habe Amazon ab 2016 keine Platinen mehr von Supermicro bezogen.

Auch Apple soll ein wichtiger Kunde von Supermicro gewesen sein und nach der Entdeckung der Chips 2015 die Supermicro-Server aus den eigenen Rechenzentren verbannt haben. Die Sprache ist von 7000 Servern, die innerhalb weniger Wochen ersetzt wurden. Apple beendete 2016 die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Zulieferer – angeblich aufgrund eines «kleineren und zu einem früheren Zeitpunkt entdeckten Sicherheitsproblems».

Neben Mitarbeitern der beiden aktuell wertvollsten Unternehmen der Welt sollen zu Bloombergs-Quellen auch Mitglieder der Obama-Regierung und der aktuellen Trump-Regierung gehören.

Die Titelseite der Bloomberg-Businessweek-Ausgabe zeigt den winzigen Spionage-Chip

Die Spionage-Chips seien winzig klein – die Rede ist von «Reiskorn-Grösse» (siehe auch Illustrationen bei Bloomberg) – und sollen auf den Hauptplatinen der Server mit den Datenströmen interagieren können. Einem anonymen Regierungsmitarbeitenden zufolge sind die Chips dafür gemacht, Unternehmensgeheimnisse und sensitive Daten aus Regierungsnetzwerken auszuspionieren. Daten von Endnutzern sollen indes keine darüber abgegriffen worden sein. Wie genau die Chips funktionieren, geht aus dem Bloomberg-Bericht nicht detailliert hervor.

Während den Ermittlungen sollen die US-Behörden herausgefunden haben, dass chinesische Militärs die Fabrikbesitzer dafür bestochen und bedroht hätten, die Chips auf die Mainboards zu löten.

Die betroffenen Unternehmen und die Regierung Chinas bestreiten die im Bloomberg-Bericht gemachten Aussagen. Teils sogar sehr vehement – so beispielsweise Amazons Sicherheits-Chef oder auch Apple in einem öffentlich einsehbaren Dementi.

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