Detaillierter, genauer und aktueller: Apple Maps wird von Grund auf neu gebaut

Als Teil der iOS-12-Beta wird Apple ab dieser Woche neue Kartendaten ausspielen. Das Unternehmen hat die Basis der eigenen Karten-App von Grund auf neu aufgebaut, dies geht aus einem exklusiven Einblick hervor, den das Portal TechCrunch von Apple erhielt. Neu setzt Apple statt auf Partner auf eigene Daten-Quellen. TechCrunch konnte sich mit Apples Internet- und Dienste-Chef Eddy Cue, dem Apple-Maps-Manager Patrice Gautier sowie «über einem Dutzend» Mitglieder von Apples Karten-Team unterhalten. Dabei sind viele interessante Details ans Tageslicht geführt worden.

Stefan Rechsteiner

Cue zufolge hat Apple mit dem Neuaufbau der Karten-App vor vier Jahren begonnen. Statt weiterhin auf ein Geflecht von externen Daten-Quellen zu setzen, entschied sich Apple für eine Kombination von Quellen, über die das Unternehmen direkte Kontrolle hat. So könne das Unternehmen die Karten-App «signifikant» und «auf verschiedene Art und Weise» verbessern. Dies konkret einerseits in der Genauigkeit der Karten und andererseits in der Geschwindigkeit, wie die Karten aktualisiert werden können.

Seit 2015 erhebt Apple selbst Karten-Daten – in einer Kombination aus Datenerhebungs-Fahrten mit entsprechend ausgerüsteten Fahrzeugen, hochauflösenden Satelliten-Bildern und sogenannten «Probe Data» von Millionen aktiven iOS-Geräten rund um den Globus. Allesamt überprüft und ergänzt durch hunderte Angestellte, die die Kartendaten sichten und verifizieren.

Bei den Probe-Data handelt es sich um Bewegungs-Daten von aktiven iOS-Geräten, die die Fortbewegungs-Richtung und -Geschwindigkeit an Apple senden. Die Daten seien komplett anonymisiert, es gäbe keine Möglichkeit diese Daten an einen spezifischen Nutzer zuzuweisen, geschweige denn überhaupt eine konkrete Reise zu rekonstruieren. «Wir könnten nicht mal sagen ob es eine Person gibt, die von Punkt A zu Punkt B gegangen ist», so Cue. Man sammle stets nur Segmente solcher Daten. Es gäbe für Apple keinerlei Vorteile, mehr Daten zu sammeln, betont der Apple-Manager weiter.

TechCrunch durfte auch in einem der Apple-Maps-Fahrzeuge von Apple mitfahren, die alleine in Europa über die letzten Jahre in neun verschiedenen Ländern unterwegs waren. Erstmals wird nun bekannt, mit was die mit Sensoren vollgepackten Autos tatsächlich alles ausgerüstet sind. Neben verstärkten GPS-Sensoren auf dem Dach und vier Laser-Abstandsmessern (LiDAR) an allen Ecken des Fahrzeugs sowie acht hochauflösenden Kameras umfasse die Ausrüstung des Autos auch physische Messwerkzeuge, mit denen die zurückgelegte Distanz und Ort der Bilderaufnahme zusätzlich noch örtlich positioniert werden können. Die technische Ausrüstung für die Verarbeitung der Bilder und Daten ist schlussendlich «überraschend klein». Die Rohdaten landen verschlüsselt auf einem am Boden montierten Mac Pro mit einem SSD-Array. Die Software für die Kartenerfassung läuft auf einem daran angeschlossenen iPad. Pro Fahrt würden tausende Bilder und eine 3D-Punktewolke der abgefahrenen Umgebung erfasst. All diese Daten würden dann verschlüsselt an ein Datencenter des Unternehmens gesendet. Dort würden mittels Algorithmen personenbezogene Daten wie Kennzeichen oder Gesichter aus den Bildern entfernt. Auf das Rohmaterial haben laut Apple weder die Techniker noch weiterverarbeitende Software Zugriff. In den Fahrzeugen würden überdies immer mindestens zwei Mitarbeiter sitzen – ein Fahrer und einer, der laufend die Daten-Erfassung überprüft.

Die neuen genaueren, detaillierteren und aktuelleren Daten finden zuerst für die USA ihren Weg in die bestehende Karten-Apps. Am Design der Karten soll sich indes vorerst nichts ändern. Den Start macht die Bucht um San Francisco mit einer für diese Woche angesetzten neuen iOS-12-Beta. Bis im Herbst soll dann der ganze Norden Kaliforniens auf die neuen Daten aufbauen und anschliessend weitere US-Gebiete aktualisiert werden.

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