Grosse Veränderungen bei AppleCare?

Apple soll an einem Town-Hall-Meeting am Donnerstag einige Mitarbeiter über einen radikalen Umbau bei AppleCare informiert haben. Die angekündigten Veränderungen sollen zur Senkung der Kosten und zu einer Steigerung der Attraktivität des AppleCare Protection Plans beitragen. Vorerst sollen diese Veränderungen nur in den USA vorgenommen werden. Es ist aber durchaus möglich, dass bald weltweit eine einheitliche Garantie-Politik eingeführt wird.

Die grösste Veränderung soll es bei defekten iOS-Geräten geben. Aktuell werden die bei Apple eingeschickten oder persönlich überbrachten Geräte meist ausgetauscht, wenn der Defekt einen gewissen Grad erreicht hat. In Zukunft sollen Techniker die Geräte vermehrt reparieren und später dasselbe Gerät an die Kunden zurückgeben. Auch Kunden, welche keine Garantieansprüche mehr besitzen, könnten in Zukunft besser bedient werden. Apple soll an einem Modell arbeiten, bei welchem der Nutzer eine einheitliche Reparatur-Gebühr pro Gerät bezahlt.
Aktuell sind in den Apple Stores Gerätschaften vorhanden, womit Lautsprecher, Home-Buttons, Akkus und andere kleine Defekte repariert werden können. Sonstige Reparaturen können in den Stores selber nicht vorgenommen werden. Ab Juni soll es bereits möglich sein, Bildschirme auszutauschen. Ab Juli könnten in den Apple Stores Kameras und Logic Boards ausgetauscht werden und Reparaturen am Lautlos-Schalter vorgenommen werden. Zudem sollen die Techniker in den Apple Stores bessere Diagnose-Instrumente erhalten, welche mehr Daten auslesen können. Diese Daten können später via Internet an spezialisierte Techniker geschickt werden, welche dabei helfen, das Problem zu lösen.
Der Insider berichtet des Weiteren von einigen Apple Stores, in welchen dieses neue Reparatur-System bereits getestet wird. Die Rückmeldungen der Kunden zu diesem Modell seien bisher sehr positiv.

Ebenfalls verändert werden soll das Lizenzmodell für AppleCare. Aktuell gibt es für jedes Apple-Produkt einen speziellen AppleCare-Plan mit teilweise unterschiedlichen Laufzeiten. Künftig soll die Garantie nicht mehr an das Gerät, sondern an den Kunden gebunden werden. Anstelle eines einzigen Produkts würde während des Garantie-Zeitraums jedes Gerät des Nutzers versichert. Welchen Einfluss diese Massnahme auf den Preis von AppleCare haben wird, wurde noch nicht bekannt gegeben. Dieses Garantie-Modell dürfte für all diejenigen, welche nur ein Apple-Gerät benutzen, Nachteile gegenüber dem aktuellen Modell bringen.

Durch diese Massnahme erhofft sich Apple Einsparungen in der Grössenordnung von einer Milliarde US-Dollar. Es wird sich zeigen, ob es Apple schafft, bei gleichzeitiger Kostensenkung die Zufriedenheit der traditionell anspruchsvollen Apple-Kunden beizubehalten.
Die Entscheidung, künftig nicht mehr planlos Geräte auszutauschen, dürfte zudem aus ökologischer Sicht Sinn ergeben.

An der Konferenz sollen zudem einige interne Änderungen kommuniziert worden sein. So sollen bei Apple vermehrt Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten. Aktuell arbeiten angeblich bereits 4’200 technische Mitarbeiter mit diesem Modell. Diese Massnahme dient zum einen der Kostensenkung, zum anderen erhält man Zugriff auf Personal, welches sonst nicht für Apple arbeiten würde.

Apple steht mit AppleCare momentan europaweit unter Druck. In Italien wurde der Verkauf von AppleCare eingestellt und in Belgien klagte eine Konsumentenschutz-Organisation gegen Apple. Der Vorwurf lautet in beiden Fällen, dass Apple die Konsumenten nicht hinreichend über die Verbraucherschutzrechte informiert.
Auch in der Schweiz gab es im Januar Kritik an Apples Garantiepolitik. In der Werbung für den AppleCare Protection Plan weist Apple auf die beschränkte «Apple One-Year Limited Warranty» hin, obwohl die Konsumenten eine zweijährige Frist haben, um Mängel, welche bereits beim Kauf im Keim vorhanden waren, ersetzen zu lassen.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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