macprime|special Vom «Walkman» zum «iPod»

Wer ständig einen iPod mit sich herumträgt, wird sich vielleicht auch schon die Frage gestellt haben, «Könnte ich ohne iPod noch leben?» Natürlich wäre ein Leben ohne iPod möglich, wenn es denn sein müsste. Freiwillig würden wir iPod-Besitzer uns wohl nicht von uns unserem treuesten Begleitern trennen. Doch wieso hängt der kleine Musik-Player an uns wie eine Klette? Seit Sony 1979 den ersten «Walkman» vorgestellt hat, können wir, von Autoradios einmal abgesehen, Musik auch unterwegs hören. Ein Grossteil unserer Generation tut dies auch schon seit dem zarten Kindesalter. Doch was macht den iPod so unentbehrlich, so speziell? Schauen wir zurück auf die Geschichte der tragbaren Musik-Player und versuchen den Erfolg des iPods zu ergründen.

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Zur Zeit der tragbaren Kassetten-Abspielgeräte konnte man entweder gekaufte Magnetbänder hören oder man konnte mühsam eigene «Tapes» zusammenstellen. Doch das Problem der Technologie war, dass die Tonqualität sich im Laufe der Zeit verschlechterte. Dann und wann verdrehte sich das Band, es wurde herausgezogen oder es riss sogar. Alles Faktoren, die einem die Freude am Musik hören bald einmal vermiesen konnte. Dazu kam, dass niemand gern mehrere Bänder samt Hüllen herumtrug, man musste sich also am Morgen entscheiden, welche Musik einem durch den Tag begleiten sollte.

Nur gerade 5 Jahre nach dem ersten «Walkman» erschien der erste «Discman». Nun konnte man auch unterwegs CDs hören. Die digitale Qualität der neuen Tonträger liess keine Wünsche offen, doch waren die Silberscheiben und insbesondere die notwendigen Abspielgeräte noch während Jahren so teuer, dass viele Musikliebhaber bei den guten alten Kassetten blieben. Dies änderte sich erst, als Ende der 80er Jahre CDs und CD-Abspielgeräte langsam erschwinglich wurden. Bis tragbare CD-Spieler preislich attraktiver wurden, sollten allerdings noch einmal ein paar Jahre vergehen. In der Zwischenzeit kopierten wir halt unsere CDs auf Kassetten. Damit musste man zwar eine Qualitätseinbusse in Kauf nehmen, dafür konnte man sich seine Musik selbst zusammen stellen. Die ersten CD-Brenner tauchten zwar bereits Mitte der 90er Jahre auf, doch blieb das Brennen eigener CDs bis zum Ende des Jahrzehnts ein kostspieliges Vergnügen, auch deshalb, weil CD-Rohlinge zu Beginn sehr teuer waren. Die Technologie steckte noch in den Kinderschuhen, womit es immer wieder zu Ausschuss kam.

Als das 21. Jahrhundert begann, hatte die CD die Kassette endgültig abgelöst und das Brennen eigener CDs wurde zum Volkssport. Doch ein grosses Problem blieb: Noch immer musste man am Morgen eine Auswahl für den kommenden Tag treffen und konnte nicht spontan, je nach Laune, die passende Musik wählen. Wenn man verreiste, nahm man halt einfach einen Teil seiner CD-Sammlung mit, was aber auch nicht besonders bequem war. Eine Lösung dafür war aber bereits in Sicht.

1998, ein Jahr bevor Sony die Produktion der Kassetten-«Walkmans» endgültig einstellte, erblickte das erste tragbare MP3-Abspielgerät das Licht der Welt. Die ersten MP3-Player (heute auch DAP «Digital Audio Player» genannt) hatten Flash-Speicher, die gerade einmal 32 MB gross waren, was nur für einige wenige Songs reichte. Schon ein Jahr später erschien der erste DAP, der dank einer eingebauten Laptop-Festplatte 4.8 GB Speicherkapazität aufwies. Zum ersten Mal war es möglich, eine umfangreiche Musiksammlung herumtragen zu können. Trotzdem blieben die DAPs eine kleine Nische im Musik-Markt.

Im Oktober 2001 stellte Apple völlig überraschend auch einen solchen Festplatten-basierten DAP, «iPod» gennant, vor. Dank der 5 GB-Festplatte, passten 1000 Songs in die Hosentasche.  Aufgrund ihre Preise spielten die DAPs immer noch eine untergeordnete Rolle. Dass sich dies schon bald einmal ändern würde, daran glaubte zum Zeitpunkt der Einführung des iPods wohl niemand. (Der erste iPod kostete immerhin $399.) Im Gegenteil, sogar viele Mac-User schüttelten den Kopf und fragten sich, ob Apple den Sinn für die Realität völlig verloren habe. Doch spätestens mit der Einführung der ersten Windows-kompatiblen iPods ein knappes Jahr später, hatte der Siegeszug des tragbaren Musikplayers von Apple begonnen, der Rest ist Geschichte.

Was ist so speziell an den iPods, dass Apple heute wesentlich mehr DAPs verkauft, als die Konkurrenz zusammen? Apple hat es verstanden, einen Player zu entwickeln, der in Zusammenarbeit mit iTunes einfach und intuitiv zu bedienen ist und alle Funktionen, die der Normalverbraucher braucht, besitzt und auf Funktionen, die (fast) niemand benötigt, verzichtet. Zudem ist das Design der iPods bis heute unerreicht, was für viele Käuferinnen und Käufer nicht unwichtig ist.

Die beiden grössten Nachteile, die frühere Generationen von tragbaren Abspielgeräten aufwiesen, schlechte Tonqualität und beschränkte Speicherkapazität und damit verbunden, beschränkte Auswahlmöglichkeit, sind mittlerweile gelöst. Der 60 GB iPod ermöglicht es, 15’000 Songs oder rund 1200 komplette CDs immer mit sich herumzutragen. Wir können immer und überall die Musik auswählen, die gerade zur Stimmung passt. Dank des iTunes Music Stores müssen wir nicht einmal mehr ins Plattengeschäft gehen um CDs zu kaufen. Wir können unsere Musik-Sammlung 24 Stunden am Tag vergrössern und müssen dabei nicht ganze CDs kaufen, wenn wir eigentlich nur zwei, drei Songs möchten. Wenn der Einkauf im virtuellen Plattenladen abgeschlossen ist und die so eben erstandenen Songs auf den Computer heruntergeladen sind, müssen diese nur noch auf den iPod kopiert werden, schon können die Songs überall gehört werden.

Aus all diesen Gründe möchte ich (und wahrscheinlich viele andere iPod-Besitzer auch) nicht mehr auf den iPod verzichten müssen.

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Von Thomas Zaugg
Veröffentlicht am

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