Microsoft: Doch kein Palladium in Windows Longhorn?

Lange Zeit sah es so aus, als würde bereits 2004 eine neue Ära der Computer-Geschichte beginnen. Dann nämlich sollte Microsofts nächste Windows-Version, Codename Longhorn, auf den Markt kommen. Longhorn sollte im Wesentlichen 3 neue Technologien mit sich bringen: Ein auf Meta-Daten basierendes File-System (WinFS), eine neue Oberfläche mit dem Namen Avalon sowie eine komplett neue Sicherheitstechnologie, welche den Namen Palladium erhielt.

Palladium sollte die Art und Weise, wie der Mensch mit dem Computer kommuniziert, völlig verändern. Durch Sicherheitssysteme in Hard- und Software sollte jede Tätigkeit des Users überwacht werden. “Trustworthy Computing” (TCPA) war das Schlagwort. Doch die Idee stiess auf wenig Gegenliebe. Sowohl die Kunden als auch Datenschutzorganisationen wehrten sich vehement gegen die Einführung von Palladium.
In letzter Zeit ist es aber ruhig geworden um Palladium. Microsoft musste das Releasedatum von Windows Longhorn mehrmals verschieben, vermutlich wird es nicht vor 2007 auf den Markt kommen. Da die Ursachen für die Verspätung beim neuen Filesystem liegen, wurde bisher angenommen, dass die Entwicklung von Palladium planmässig verläuft. Noch vor einem Jahr zeigte Microsoft ihre neue Sicherheitsstrategie auf der WinHEC, der wichtigsten Messe rund um das Windows-Betriebssystem. Damals kündigte MS die Palladium-Technologie unter dem unaussprechlichen Namen NGSCB an. Auf der diesjährigen WinHEC ging es erneut um die Entwicklung von Longhorn. Angekündigt waren zahlreiche Vorträge zu NGSCB. Doch vor wenigen Tagen wurden sämtliche Veranstaltungen zum Thema Palladium vom Terminkalender gestrichen. In der neuen Alpha-Version von Longhorn ist ebenfalls nichts von Palladium zu sehen. Nun könnte alles anders werden…

Zwar betont Microsoft weiterhin die Absicht, ihr Sicherheitskonzept in Longhorn zu integrieren. Doch weder von Palladium noch vom abgeschotteten Betriebssystem ist etwas zu sehen. Da zahlreiche Drittanbieter nicht bereits waren, ihre Produkte für NGSCB anzupassen und Microsoft grosse Entwicklungsprobleme hatte, scheint MS Palladium nun aufgegeben zu haben.  Doch damit beginnen die Probleme für Microsoft erst. Unterdessen werden Stimmen laut, Microsoft würde die ganze Entwicklung von Longhorn neu überdenken. Das Projekt befindet sich bereits 6 Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan, und die Entwicklung schreitet einfach nicht voran. Die 3 Technologien, welche Longhorn zu einem völlig neuen Betriebssystemerlebnis machen sollten, sind alle gescheitert. WinFS bringt wenig und schluckt gewaltig Ressourcen, ausserdem ist es fraglich, ob die Entwicklung bis 2007 abgeschlossen werden kann. Avalon, die neue Grafikengine, ist bereits jetzt veraltet und Palladium wird nun ebenfalls nicht in Longhorn integriert werden. Damit schickt sich Longhorn an, zu einem zweiten Copland zu werden.

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Von dae
Veröffentlicht am

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