Nachruf auf den iPod mini


Tief bestürzt durch das plötzliche Ableben unseres treuen Freundes iPod mini, möchte macprime einen Blick zurück auf das nur allzu kurze Leben des erfolgreichsten MP3-Players aller Zeiten werfen.

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Das Licht der Welt erblickte der iPod mini am 6. Januar 2004 anlässlich der Keynote zur Mac World San Francisco. Stolz stellte Steve Jobs den neuesten Geniestreich der Apple-Designer vor. Überrascht, dass Apple einen Mini-iPod vorstellen würde, war jedoch niemand, die Spatzen hatten die bevorstehende Geburt längst aus allen Gerüchteküchen gepfiffen. Eimal mehr war das Publikum sprachlos, als es sah, wie klein der iPod mini war. Entsprechend erntete Steve Jobs grossen Applaus bei der Enthüllung des bis dato kleinsten und leichtesten iPods aller Zeiten Trotz seiner kompakten Bauweise verfügte er über eine 4 GB-Festplatte, auf der sich rund 1000 Songs, gleich viele wie beim allerersten iPod, speichern liessen. Nicht eine, sondern gleich fünf verschiedenen Farben standen zur Auswahl, blau, grün, silber, pink und gold. Doch dann wurde es plötzlich totenstill im Saal. Was war passiert? Nachdem Apples CEO alle Features des neuesten Gadgets präsentiert hatte, nannte er, auf seine gewohnte Art und Weise, den Preis: 249 Dollar! Was für ein Schock! Die Gerüchteküchen spekulierten nämlich über viel tiefere Preise, teilweise glaubte man sogar, Apple werde den ersten iPod vorstellen, dessen Verkaufspreis unter 100 Dollar liegen würde. Entsprechend war die Enttäuschung im ersten Moment gross. Dazu kam, dass Steve Jobs wenige Minuten zuvor bekannt gab, dass der 10 GB-iPod durch ein 15 GB-Modell ersetzt werde. Der Preis blieb unverändert bei 299 Dollar. Dies bedeutete, dass man für nur 50 Dollar mehr die dreifache Speicherkapazität erhielt. Diese Rechnung konnte ja nicht aufgehen! Doch wie so oft, belehrte Apple alle Kritiker eines Besseren. Die erste Serie iPod minis, die 100’000 Stück umfasste und Mitte Februar in den USA (und nur dort) in den Verkauf kam, war innerhalb von gerade einmal zwei Wochen ausverkauft.

Die Nachfrage nach dem iPod mini war so gross, dass Apple bereits einen Monat später die weltweite Markteinführung, die ursprünglich für April vorgesehen war, in den Juli verschieben musste. Eine Ursache dafür lag beim Hersteller der im iPod mini verbauten Minifestplatten, dessen Produktionskapazitäten mit der Nachfrage nicht standhalten konnte. Dazu kam, dass die ersten Geräte auch noch einige Kinderkrankheiten aufwiesen. Schliesslich hatte Apple, einmal mehr, die Nachfrage völlig unterschätzt. So mussten wir Europäer, zusammen mit dem Rest der Welt, bis zum 7. Juli 2004 warten, ehe wir endlich auch iPod minis bestellen durften. Und siehe da, der Autor, der wenige Minuten nachdem der Apple Store wieder zugänglich war, einen mini bestellt hatte, erhielt diesen nur zwei Tage nach dem von Apple angegebenen Auslieferungstermin vom 24. Juli, wobei dieses Datum noch auf einen Samstag fiel. Der Beginn der weltweiten Auslieferung war erst der Anfang der unglaublichen Erfolgsgeschichte des iPod mini. Dank ihm konnte Apple Quartal für Quartal eine immer noch höhere Anzahl verkaufter iPods vermelden.

Am 23. Februar 2005 erhielt der iPod mini sein erstes und einziges Update. Es gab nun nur noch vier verschiedene Farben zur Auswahl, die goldene Version war wohl eher ein Flop. Musikliebhaber konnten neben der 4GB-Variante neu auch ein Modell mit 6 GB erwerben. Der Preis des grösseren Modells betrug 249 Dollar, die 4GB-Version wurde nun für 199 Dollar verkauft. Die Batterielaufzeit wurde von acht auf 18 Stunden erhöht. Um die Preise senken zu können, verzichtete Apple darauf, Netzgerät und FireWire-Kabel beizulegen, beides gehörte bei der ersten Generation noch zum Lieferumfang. Dadurch konnte auch die Verpackung verkleinert und vereinfacht werden, womit die Kosten weiter gesenkt werden konnten.

Bis im Sommer 2005 entwickelte sich der iPod mini zum erfolgreichste MP3-Player aller Zeiten, ehe am 7. September 2005, völlig unerwartet, sein letztes Stündchen schlug. Mit der Einführung des iPod nano stellte Apple die Produktion des iPod mini ein. Apples Konkurrenten wären schon froh, wenn sie ein Gerät hätten, welches sich nur halb so gut verkaufen würde wie der iPod mini. Ein wahrlich mutiger Schritt von Apple, der so auch von der für gewöhnlich gut informierten Gerüchteküche nicht erwartet worden war.

Von Thomas Zaugg
Veröffentlicht am

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6 Kommentare

Profilfoto von Thomas Zaugg

Kommentar von Thomas Zaugg

Kleiner Nachtrag: In einem Interview mit der NY Times sagte Steve Jobs, mehr als die Hälter aller iPods, die bis heute verkauft wurden, sein iPod minis gewesen. Er selbst nannte die Entscheidung, den mini durch den nano zu ersetzen “a bold gamble”. Dem gibt es wohl nichts hinzuzufügen!

http://www.nytimes.com/2005/09/08/technology/08apple.html? adxnnl=1&adxnnlx=1126194947-Nl7AXbYww2s7sbheCHRT8w

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Kommentar von Robin

Ähm, der iPod mini ist nicht der erfolgreichste MP3 Player der Welt. Es ist der original iPod selbst oder die totalen verläufe aller iPods die ihn dazu machen. Der mini hatte, soweit ich informiert bin, immer eine schwere Position um die es zu kämpfen galt. Lediglich zum start war der iPod so sehr gefragt, das er ja mit fast 6 Monaten Verspätung in Europa ankam.— MfG

Robin Albeck

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Kommentar von Thomas Zaugg

Robin, wenn Steve Jobs sagt, jeder zweite iPod, der bist jetzt verkauft wurde, sei ein mini gewesen, dann steht ausser Frage, dass der mini der erfolgreichste iPod war und damit der erfolgreichste MP3-Player aller Zeiten, oder? (Link zum entsprechenden Artikel findet sich in meinem ersten Kommentar)

Auch während der Keynote sagte SJ, der mini sei der erfolgreichste iPod gewesen

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