Verkauft Apple bald mehr Uhren als die Schweiz?

Jeder zweite Franken, der weltweit für Uhren ausgegeben wird, fliesst in die Schweiz. Die Schweiz ist allseits bekannt für ihre Uhrenindustrie. «Swiss Made» auf einer Uhr ist ein Granat für Qualität und oft auch Luxus und Status. Dabei stammen nur etwa 2 bis 2.5 Prozent aller weltweit produzierten Uhren aus dem hiesigen Markt. Den von den Schweizer Fabrikanten dominierten Markt zu revolutionieren versuchten vor wenigen Jahren einige ICT-Firmen. Während viele davon sich bereits wieder zurückgezogen haben, feiert Apple mit der Apple Watch Erfolge. Auch wenn es vom Unternehmen keine offiziellen Verkaufszahlen gibt, Schätzungen von Analysten gibt es zuhauf. Den jüngsten Zahlen zufolge wird Apple in punkto Stückzahlen die Schweizer Uhrenindustrie bald überholen.

Sébastien Etter

2017 war für Apple in vielerlei Hinsicht ein Rekord-Jahr. Auch die Apple Watch verkaufte sich bisher in ihrem dritten Jahr seit der Markteinführung so gut wie nie zuvor. Von Apple gibt es zwar bisher keine offiziellen Verkaufszahlen, vom Unternehmen kommen aber ab und zu Anhaltspunkte, anhand derer man sich ein vages Bild der Absatzzahlen machen kann. Im vergangenen Quartal beispielsweise sollen sich die Verkaufszahlen der neuen dritten Generation der Uhr im Vergleich zur zweiten Generation vor einem Jahr verdoppelt haben. Auch soll es das vierte Quartal in Folge gewesen sein, in welchem das Unternehmen den Watch-Absatz um 50 Prozent gesteigert haben konnte.

Die einzige konkrete Vertriebs-Zahl, die Apple bezüglich der Apple Watch nennt, ist der Umsatz der Geschäftsbericht-Kategorie «Andere Produkte», in welcher die Verkaufszahlen der Uhr zusammen mit jenen anderer Apple-Produkte wie Apple TV, AirPods oder Beats-Kopfhörer zusammengefasst werden. In diesem Segment setzte Apple in den Monaten Oktober, November und Dezember 2017 5.5 Milliarden US-Dollar um – 36 Prozent mehr als noch im Vorjahresquartal.

Die vage Informationspolitik von Apple bezüglich der Smartwatch ruft zahlreiche Analysten und sonstige Marktbeobachter auf den Plan, die mittels Aussagen von Zulieferern und mathematischen Modellen berechnen können wollen, wie gut sich die Apple Watch tatsächlich verkauft.

Solche Einschätzungen macht auch das Datenanalyse-Unternehmen Canalys. Ihnen zufolge habe Apple im vergangenen Weihnachtsquartal 8 Millionen Uhren absetzen können. Wenn diese Schätzung stimmt, hat der iPhone-Hersteller im vergangenen Quartal mehr Uhren verkauft als die gesamte Schweizer Uhrenbranche im selben Zeitraum. Dem Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie FH zufolge, hat der hiesige Markt im vierten Quartal 2017 etwa 6.8 Millionen Uhren abgesetzt.

Die geschätzten 8 Millionen verkauften Apple Watch bedeuten laut Canalys auch einen neuen Quartals-Rekord für die gesamte Wearable-Branche. Nie zuvor habe ein vergleichbares Unternehmen in dieser Branche im selben Zeitraum mehr Geräte absetzen können.

Auf das gesamte Jahr betrachtet, kann Apple die Schweizer Uhrenfabrikanten um «Rolex» oder die «Swatch Group» aber noch nicht übertreffen. Gemäss Canalys wuchs die Anzahl der verkaufen Apple-Watch-Einheiten im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2016 um 50 Prozent auf etwa 18 Millionen Stück. Mit diesem von den Analysten für 2017 geschätzten Apple-Watch-Absatz nähert sich das kalifornische Unternehmen aber nach und nach an die hiesige Uhrenbrache. Im vergangenen Jahr wurden 24.3 Millionen Schweizer Uhren abgesetzt.

Allerdings übertrumpft die Schweizer Uhrenindustrie Apples Smartwatch-Sparte nach wie vor deutlich hinsichtlich des mit den Uhren erzielten Umsatzes. Im vergangenen Jahr wurden Schweizer Uhren im Wert von fast 20 Milliarden Schweizer Franken verkauft. Apples «Andere Produkte»-Geschäftsfeld generierte im Kalenderjahr 2017 derweil 14.3 Milliarden US-Dollar (etwa 13.5 Milliarden Franken) – wobei in dieser Zahl wie erwähnt auch der Verkaufserlös anderer Produkte inkludiert ist.
Aus der Schweiz werden viele Luxusuhren mit hohem Stückwert abgesetzt. Eine «Swiss Made»-Uhr kostet gemäss den FH-Statistiken durchschnittlich etwa 800 Schweizer Franken. Ein Betrag, der wohl deutlich über dem durchschnittlichen Verkaufswert einer Apple Watch liegen dürfte.

Canalys schätzt ausserdem, dass die im Herbst veröffentlichte Apple Watch Series 3 geschätzte 48 Prozent aller im vergangenen Jahr verkauften Apple-Uhren ausmachte. Davon sollen allerdings insgesamt nur 13 Prozent der verkauften Uhren Modelle mit LTE gewesen sein. Die Analysten führen diesen geringen Anteil der neuen mit Mobilfunk ausgestatteten Apple-Watch-Variante auf die international stark limitierte Unterstützung durch die lokalen Mobilfunkanbietern zurück. Länder wie die USA, Japan oder Australien, wo nahezu alle grossen Mobilfunkanbieter die LTE-Watch unterstützen, weisen Canalys zufolge einen deutlich höheren Anteil an LTE-Modellen aus als anderswo.

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