Mac Pro (Late 2010)

Zu Zeiten als Weltmeere noch von 1. Klasse Segelschiffen der wie die HMS Victory (1795) regiert wurden, war das Flaggschiff einer Flotte das grösste, stärkste und prunkvollste Schiff und stand meistens unter der Führung der Admiralität selber. Eigenschaften wie gut 3’000 Tonnen Wasserverdrängung, bestückt mit mehr als 100 Kanonen und einer 850 Mann starken Crew zeichneten diese Schiffe aus. Beim neuen «Mac Pro» (August 2010) kann man durchaus Parallelen zu klassischen Flaggschiffen erkennen, bestückt wird dieser zwar nicht mit 12-Pfünder Kanonen, aber dafür zum Beispiel mit 8 leistungsstarken «Westmere»-Kernen und bis zu 32 Gigabyte Hauptspeicher sowie einer ATI Radeon HD 5770 Grafikkarte mit 1GB Grafikspeicher.

Simon Balz

Die macprime Redaktion hatte die Gelegenheit, eines dieser Flaggschiffe etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Testgerät war bestückt mit zwei 6-Core 2.93 GHz Intel Xeon Westmere Prozessoren, 12 Gigabyte Arbeitsspeicher, einer ATI Radeon HD 5770 Grafikkarte sowie einer 512 Gigabyte SSD Disk und zusätzlich einer 1 Terabyte Harddisk.

Konfigurationsoptionen

Wer hat nicht schon mal seine Traum-Konfiguration eines Mac Pro zusammengestellt: Zur Auswahl stehen Prozessoren der neusten Intel «Nehalem»- beziehungsweise «Westmere»-Architekturen. Sind bei einer Nehalem-CPU vier Kerne mit einer Taktrate von 2.8 GHz bis 3.33 GHz gesetzt, kann bei einem Westmere zwischen acht und zwölf Kernen und Taktraten zwischen 2.4 GHz und 2.93 GHz gewählt werden. Speicher gibt es zwischen drei und 16 Gigabyte (Nehalem-Kerne) oder ab sechs bis 32 Gigabyte (Westmere-Kerne).
Ein grosses Plus des Mac Pro gegenüber Consumer-Produkten bietet der optionale RAID-Controller, welcher die vier Festplatten-Schächte des Mac Pros zum Beispiel zu einem hochleistungsfähigen und sicheren RAID-5 zusammenfassen kann.
Erwähnenswert ist bestimmt die Option, den Mac Pro gleich mit zwei ATI Radeon HD Grafikkarten zu bestücken, so können für Visualisierungsprojekte oder Bildschirmwände bis zu sechs Displays gleichzeitig eingesetzt werden.

Der Kern: Von Nehalem und Westmere

Hauptaugenmerk des Mac Pros ist ohne Frage seine CPU-Bestückung. Dabei profitiert er von Intels neusten Nehalem-Technologien, welche seit Ende 2008 als High-End-CPUs auf dem Markt sind. Wesentliche Verbesserungen sind bei diesen Prozessoren im Front-Side-Bus-Bereich zu vermerken. Dieser ist einer neuen «QuickPath Interconnect»-Verbindung zwischen Prozessor und Chipsatz gewichen und bietet damit sehr hohe Durchsätze. Der neue integrierte Speicherkontroller erlaubt ausserdem Zugriffe auf den Hauptspeicher in sehr kurzer Zeit. Während ein Nehalem-Kern noch mit 45nm-Technologie produziert und damit bei einem Vierkerner 731 Millionen Transistoren verbaut wurden, sind die Kerne der Westmere (oder auch Nehalem-C) Serie bereits auf 32nm geschrumpft. Marktfähig sind diese seit Januar 2010 und sind besser bekannt als «Core i3», «Core i5» und «Core i7», welche unter anderem auch in aktuellen MacBook Pro beziehungsweise iMac-Generationen verbaut werden. Die neue effektiv platzsparende Architektur ermöglicht so nativ den «Die» mit sechs Kernen zu bestücken. Dual-Prozessor-Motherboards, wie jenes des Mac Pros, erlauben so eine maximale Installation von zwei «Westmere»-6-Core Prozessoren und damit 12 physische Kerne.
In Kombination mit der «Hyper Threading»-Technologie werden so von Mac OS X also 24 virtuelle Prozessorkerne erkannt und durch optimale Nutzung der verfügbaren Verarbeitungsressourcen die Gesamtleistung nochmals erhöht.

Arbeitsspeicher

«Sehr viel, sehr schneller Arbeitsspeicher» - so das Motto der neuen Mac Pro Generation. Wie erwähnt verfügen die neuen Prozessoren über eine eigene integrierte Speichersteuerungseinheit. In Kombination mit 1066 MHz beziehungsweise 1333 MHz DDR3 ECC SDRAM Modulen ergeben sich so höhere Speicherbandbreiten als noch bei früheren Prozessor-Generationen.
Die Möglichkeit, mit einem «Westmere»-Prozessor bis zu 1GB grosse Pages zu allozieren, ermöglicht so memoryintensiven Applikationen bis zu 15% mehr Speicher-Performance.

Massenspeicher

Mit vier internen 3.5 Zoll Laufwerksschächten bietet der heutige Mac Pro bis zu 8TB Massenspeicher. Optimal nutzen lässt sich dieser mit dem optional erhältlichen RAID-Controller, welcher als PCI-Karte innert wenigen Minuten installiert werden kann und mit 512 MB RAID-Cache daher kommt. Je nach Verwendungszweck kann so die Schreib- und Lesegeschwindigkeit und Kapazität (RAID-0, Striping), die Datensicherheit (RAID-1, Mirroring) oder eine Kombination von hoher Datensicherheit und hoher Leistung (RAID-5) optimiert werden. Für Anwendungen mit sehr hohem Anspruch an Massenspeicher, beispielsweise Videoschnitt, bietet allerdings bereits Mac OS X die Möglichkeit, ohne RAID-Karte alle vier installierten Disks in einen RAID-0 Verbund zu bringen.
Wer es noch schneller braucht, setzt auf «Solid State Disks», kurz «SSD», welche keine beweglichen Teile mehr beinhalten. Lese- und Schreibzugriffe werden so fast verdoppelt. Macprime hat die Leistung von mehreren Geräten mit und ohne Solid State Disks getestet. Der Einfluss auf die Gesamtleistung des Computers ist massiv. Im Benchmark-Test mit «Xbench» kommt dies deutlich zur Geltung.

Grafik

Gamer und Anwender von High-End Multimedia Software kommen mit dem Mac Pro und dessen «ATI Radeon HD 5770» oder «ATI Radeon HD 5870» voll auf die Kosten. Im Vergleich zu Grafikkarten, beispielsweise zur NVIDIA GeForce GT 120, aus der früheren Mac Pro Reihe bieten die neuen Radeons fünfmal mehr Leistung. Dies nicht zuletzt dank vervierfachtem und getunten Grafikspeicher: Bestückt sind die Karten mit jeweils 1 Gigabyte schnellem DDR5 Grafikspeicher. Ermöglicht werden so 1.35 Teraflops (Radeon 5770) und 2.7 Teraflops (Radeon 5870) an GPU Rechenpower!

Energieverbrauch

All die Superlative bei den Leistungsmerkmalen erwecken den Anschein, dass der Mac Pro auch ein Super-Energiefresser ist. Es liegt auf der Hand, dass Millionen von Transistoren und ein Vielfaches an Speicher und Massenspeicher gegenüber kleineren Mac-Modellen auch mehr Energie brauchen. So bezieht der Mac Pro in einer Quad-Core Ausführung unter voller CPU-Last bis zu 250 Watt, im Normalbetrieb noch 171 Watt,was noch fast dem doppelten Leistungsverbrauch eines iMac 2.8GHz mit zusätzlichem externen 24 Zoll Display entspricht.

Trotzdem wurde der Mac Pro noch mit einem «ENERGY STAR 5.0» bewertet und erfüllt damit die EPA-Anforderungen.
Nicht zuletzt dank der «Turbo Boost»-Methode der Prozessoren wird der Verbrauch tief gehalten. «Turbo Boost» drosselt die Taktfrequenz der Kerne automatisch, sofern nicht die volle Leistung benötigt wird.
Überraschend tief ist auch die Lautstärke. Diese stört im normalen Alltag überhaupt nicht und ist kaum hörbar. Nur kurz beim Einschalten lässt sich erahnen, wie hoch die Lärmbelastung unter Volllast sein kann.

Design

Wie erwähnt verkommt neben all den primären Leistungsmerkmalen das Design des Mac Pros etwas zur Nebensache. Nicht zuletzt weil dieses seit mehreren Jahren nicht mehr verändert oder optimiert wurde. Andererseits spricht diese Kontinuität dafür, dass genau dieses Design stimmt. Der Aufbau des Innenlebens ist so konstruiert, dass die Haupteinheit ohne eine einzige Schraube zu lösen zugänglich ist. Mit zwei, drei Handgriffen innert weniger Minuten lässt sich so ein Memory-Modul einbauen oder auswechseln. Ähnlich wird auch der Massenspeicher gehandhabt. Eine Festplatte ergänzt man nur mit einem kleinen Rahmen und kann dann ohne Kabel anzuschliessen in die Schächte eingeführt werden.
Auch die Verarbeitung aus hochwertigem rezyklierbarem Aluminium fällt auf. Der Mac Pro ist nicht nur eine Power-Maschine sondern durchaus auch eine Augenweide!

Fazit

Der Mac Pro überzeugt. Er überzeugt mit ausgeprägter Leistung und Flexibilität in der Erweiterbarkeit. Schier endlos lässt sich das High-End-Gerät mit zusätzlichem Haupt- oder Massenspeicher nachrüsten. Das von Apple gewohnte Design bezüglich Aussehen und Einfachheit des Innenlebens verkommt beinahe zur Nebensache.
Apple bezeichnet den Mac Pro Jahrgang 2010 als «den schnellsten Mac aller Zeiten». Diese Meinung können wir in der Redaktion durchaus teilen.

Im Alltag kann allerdings die vollste Leistungsfähigkeit nur von Spezialisten ausgeschöpft werden, diese können aber bei 3D-Berechnungen oder Audio- und Videobearbeitungen tatsächlich Zeit sparen. Unter das Einsatzgebiet des Mac Pro fällt auch die professionelle Bildbearbeitung (Stichwort: RAW-Format).
Für die meisten Anwender reicht da aber ein Gerät aus dem «Consumer» Bereich völlig aus.

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