Apple angeblich in «fortgeschrittenen» Verhandlungen um Übernahme von Beats

Apple soll den Musikgeräte-Hersteller Beats Electronis für 3.2 Milliarden US-Dollar übernehmen wollen. In der Branche wird darüber gerätselt, was Apple zu dieser Übernahme verleiten könnte. Ausserdem wird spekuliert, dass Beats CEO Jimmy Iovine als Berater zu Apple wechseln könnte.

Stefan Rechsteiner

Laut der Financial Times soll sich Apple in Gesprächen um die Übernahme von Beats Electronics befinden. Die Verhandlungen sollen sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Angeblich seien nur noch wenige kleinere Details auszuhandeln und die Übernahme könnte bereits nächste Woche bekannt gegeben werden. Für den bekannten Hersteller der «Beats by Dre»-Kopfhörer und -Lautsprecher soll Apple 3.2 Milliarden US-Dollar zahlen wollen. Seit Januar ist Beats auch Anbieter eines relativ erfolgreich gestarteten Musik-Streaming-Dienstes.

Sowohl Bloomberg, die New York Times und das Wall Street Journal bekräftigten die Gerüchte um eine Übernahme von Beats durch Apple.

Hochpreisige Kopfhörer — ehemals unter Kontrolle von HTC

Beats Electronics wurde 2008 von den beiden Musikproduzenten Jimmy Iovine (CEO) und André Young (alias «Dr. Dre») gegründet. Die stylischen «Beats»-Kopfhörer machten sich trotz hohem Kaufpreis innert kürzester Zeit einen Namen im Markt. Zwar gehören die Beats-Produkte bei der Qualität und Leistung nicht zu den besten Geräten, doch das Marketing und der Style der Produkte vermochte sich durchzusetzen.

Neben den unter «Beats by Dr. Dre» vermarkteten eigenständigen Produkten fertigt Beats seit längerem auch Audio-Systeme für HTC-Smartphones und HP-Laptops an.

2011 kaufte der Smartphone-Hersteller HTC 50.1 Prozent von Beats. Die Mehrheit an Beats liess sich das damals noch mit einem respektablen Marktanteil im Smartphone-Markt vertretene HTC 309 Millionen US-Dollar kosten. Beats blieb trotz der Kontrolle durch HTC eine eigenständige Marke. 2012 lief ein Vertrag mit Monster Cable aus, welche bis zu diesem Zeitpunkt exklusiv für Beats Hardware produzierte. Fortan konnte Beats seine eigene Hardware produzieren und so eine hohe Marge bei den Kopfhörern erzielen.
Als kurz darauf das Geschäft von HTC ins Trudeln geriet, musste der Smartphone-Hersteller 2012 die Hälfte seiner Anteile und im Herbst 2013 den Rest seiner Beteiligungen an Beats wieder abstossen. Aus diesen Verkäufen generierte HTC zuerst 4.8 Millionen US-Dollar Verlust, danach immerhin $85 Millionen US-Dollar Gewinn.

Würde die Übernahme durch Apple tatsächlich stattfinden und würde Apple dafür 3.2 Milliarden US-Dollar zahlen, so könnte HTC — hätte das Unternehmen seine Anteile nicht veräussert — einen satten Gewinn von 318 Prozent bzw. 1.29 Milliarden US-Dollar herausschlagen. Geld, welches der angeschlagene Konzern heute dringend benötigen könnte.

Grösste Übernahme durch Apple?

Bestätigten sich die Gerüchte um die Übernahme und den Kaufpreis, dann wäre dies die grösste Übernahme, die Apple je gemacht hat. Tatsächlich würde Apple mehr für Beats ausgeben, als für alle Übernahmen bisher.

Preis über Marktwert

Erst kürzlich konnte sich Beats ein 500-Millionen-Investment von Carlyle sichern. Beats wurde durch diese Investition auf eine Milliarde US-Dollar bewertet. Mit einem Kaufpreis von 3.2 Milliarden US-Dollar würde Apple für Beats entsprechend ein Vielfaches des tatsächlichen Marktwertes berappen.

Warum sollte Apple Interesse an Beats haben?

Die Branche spekuliert derweil über Apples mögliche Beweggründe für eine Beats-Übernahme. Ein Grossteil der Kommentatoren sieht für Apple keinen «grossen einen Sinn» dahinter, den Audio-Konzern zu übernehmen. Zwar würden sowohl die hochpreisigen Kopfhörer und Audio-Produkte wie auch der kürzlich gestartete Musik-Streamingdienst im Grunde zu Apple passen, doch wird deren tatsächlicher Nutzen für Apple stark angezweifelt.

Die Kopfhörer geniessen in Sachen Qualität und Leistung nicht den besten Ruf. Den Musik-Streamingdienst «Beats Music» zu übernehmen, macht deshalb nur bedingt Sinn, weil Apple mit iTunes Radio bereits über einen entsprechenden Dienst verfügt. Eine Übernahme aus diesem Grund wäre nur zu rechtfertigen, wenn Apple mit «Beats Music» einen vielversprechenden Wettbewerbsvorteil sehen würde — zum Beispiel mit einem Dienst direkte Konkurrenz zu Spotify oder Pandora. Doch es wird angenommen, dass Apple auch ohne Beats weitere Fortschritte im Steaming-Markt erreichen kann. Ausserdem soll «Beats Music» derzeit nur deren 200’000 Kunden haben, welche zudem grösstenteils aus einer Partnerschaft mit AT&T stammen sollen.

Vielmehr könnte Apple aber am Image und den Talenten bei Beats Interesse haben. Beats ist in vielen Märkten als Marke sehr gut aufgestellt und beliebt. Die Beats-Gründer haben als ehemalige Musik-Produzenten zudem einen exzellenten Draht zur Musik-Industrie — ein durchwegs nützlicher Aspekt wenn es darum geht mit den Studios für neue Angebote zu verhandeln.

Gerüchte nicht von ungefähr

Ganz überraschend kommt die Meldung nicht, Apple hätte Interesse an Beats. Apples CEO Tim Cook soll sich im Februar vergangenen Jahres mit dem Beats-CEO Jimmy Iovine getroffen haben. Ebenfalls am Meeting teilgenommen haben soll Apples Internet-Chef Eddy Cue. Bei diesem Gespräch soll nebst verschiedenen Musik-Themen auch über einen Musik-Streaming-Service diskutiert worden sein. In der Folge gab es Gerüchte, wonach Apples Streaming-Dienst — später «iTunes Radio» — in Kooperation mit Beats aufgebaut hätte werden können. Apple lancierte «iTunes Radio» vergangenen Herbst aber ohne Beats. Das Audio-Unternehmen startete Anfang dieses Jahres mit «Beats Music» einen eigenen Dienst.

Auch schon früher gab es vereinzelt Kontakte zwischen Beats und Apple. Laut eigener Aussage soll Iovine vor ein paar Jahren Steve Jobs den Vorschlag gemacht haben, ein Musik-Streamingdienst anzubieten.

Iovine als Berater für Apple?

Die New York Post berichtet heute Morgen, Iovine soll in Gesprächen mit Apple sein, um als «Berater für kreative Fragen» ins Führungsteam des iPhone-Herstellers zu wechseln. Zwei Quellen sollen dies unabhängig voneinander der Zeitung gesagt haben. Es ist aber nicht klar, ob dieses Gerücht mit der spekulierten Übernahme zusammenhängt.
Durch seine Kontakte in der Musik-Industrie wäre Iovine eine vielversprechende Erweiterung von Apples Management-Team.

Update (13:48 Uhr)

In einem Video «bestätigt» Dr. Dre indirekt die spekulierte Übernahme seines Unternehmens «Beats» durch Apple: Erster Milliardär des Hip-Hop: Angetrunkener Dr. Dre «bestätigt» Gerüchte.

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2 Kommentare

Kommentar von sierra

Desolat - ok Apple hat viel Geld aber warum man den miesesten Kopfhörer Produzenten kaufen muss versteht niemand richtig. Diese Kopfhörer sind für Proleten wie Shakiri und seine dämlichen Fussballkumpels ganz richtig. Wer Qualität will für Jahre kauft Grade SR125 einen AKG 67/167 oder einen unspektakulären Sennheiser PS 200. Bis auf den AKG 167 kosten alle unter CHF 200.–

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