Aufbruch in eine neue Zeit

Apple öffnet iOS immer weiter

«We’re opening up» — ein Satz, der am Montag während der WWDC-Keynote schon fast einem Mantra gleich immer und immer wieder von den Apple-Managern wiederholt wurde. «Karten» wird geöffnet, «Siri» wird geöffnet, «Nachrichten» wird geöffnet. Nicht mehr viele Bastionen stehen in iOS, das System wird für Drittanbieter immer offener — zur grossen Freude der Entwickler, und ganz zum Vorteil der Nutzer.

Stefan Rechsteiner

Jahrelang wurde Apple von nicht wenigen darin kritisiert, dass Entwickler ihre Apps und Angebote nicht in zentrale Dienste des Systems integrieren können. Beispielsweise konnte Siri, so mächtig der digitale Assistent auch immerzu wurde, nicht mit Dritt-Apps kommunizieren. Dies obschon eben diese Apps zu den Grundpfeilern des Ökosystems gehören und zu einem grossen Teil überhaupt den Erfolg von iOS ausmachen.

Dass die Entwickler ihre Zelte gerade jetzt an immer mehr Orten in iOS aufschlagen dürfen, kommt aber nicht ganz von ungefähr. Es dürfte mindestens drei Gründe geben, warum Apple bei iOS gerade in diesem Jahr zum grossen Öffnungs-Fest ruft.

1. Die Konkurrenz
Nahezu die ganze Konkurrenz von Apple — von Facebook über Microsoft und Google bis hin zu Slack, WeChat, Telegram und Co. — hat in den letzten Monaten ihre Messenger mit Chatbots ausgerüstet oder diese Dienste für Dritte geöffnet. Apple stand unter Zugzwang hier ebenfalls zu reagieren und seinen immens populären Nachrichten-Dienst zu öffnen. Entwickler erhalten mit den im Herbst erscheinenden neuen Betriebssystemen «iOS 10», «macOS 10.12 ‹Sierra›» und «watchOS 3» Eintritt in den Messenger-Dienst. Sie können künftig App-Funktionen in der laut dem iPhone-Hersteller «meistgenutzte iOS-App» bereitstellen. Das erweitert nicht nur die Reichweite der Dritt-Apps, sondern lässt die iMessage- bzw. Nachrichten-App zu einer eigenen Plattform werden, deren Potential vergleichbar ist mit dem normalen App Store.
2. Reife Apple-Dienste
Hätte Apple seine Dienste bereits zu deren Start hin offen angeboten, wäre dieses Unterfangen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einer hügeligen Angelegenheit geworden. Mit Sicherheit wäre dieses Unterfangen nicht so erfolgreich verlaufen, wie nun die Zukunft der Dienste mit der jetzigen Öffnung eingeschätzt wird. Die Apple-Dienste Karten, Siri und Nachrichten haben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten durch viel Leistung und Optimierungs-Arbeit seitens Apple mittlerweile gut durchgesetzt. Nicht nur haben sie eine immense Nutzerbasis, sie sind auch zuverlässig, laufen stabil und sind sicher. Hochkomplexe Systeme wie der digitale Assistent Siri können nicht einfach mal so von heute auf morgen geöffnet werden. Das zeigt sich nun auch mit der angekündigten Öffnung, denn diese gilt vorerst nicht für alle Dienste und Apps, sondern nur für Audio- und Videoanrufe mittels VoIP-Apps, Messenger-Diensten, Zahlungs-Apps, das Suchen von Fotos in Apps und das Buchen von Auto-Fahrten. Man wolle die Integration der komplexen Siri-Technologie nicht überstürzen, so Apples Software-Chef Craig Federighi in einem Interview. Mit den neuen Voraussetzungen ist der Weg nun aber geebnet. Und die Zeit reif, die Dienste auch Dritt-Entwicklern freizugeben.
3. Entwickler bei der Stange halten
Zu guter Letzt muss Apple seine Armada an Dritt-Entwicklern auch warm halten. Google holt mit Android bei den Entwicklern immer mehr auf — da braucht Apple weiterhin gute Argumente, damit iOS auch in Zukunft die erste Wahl bleibt. Den Entwicklern immerzu neue Möglichkeiten und Zugang zu Diensten mit immensen Potentialen bieten ist da bestimmt keine schlechte Idee.

Eines ist sicher: Mit der Veröffentlichung von iOS 10 im Herbst ändert sich für das mobile Betriebssystem von Apple vieles. Die Entwickler können und sollten sich jetzt bereits auf diese neue Zeit vorbereiten — und die Nutzer können sich schon mal ausmalen, was künftig alles machbar sein wird und sich auf ganz viele neue Möglichkeiten in Siri, Karten und Nachrichten freuen.

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