Apples Chip-Entwickler im Portrait

Der iPhone-Hersteller öffnet sich weiter: Die Bloomberg BusinessWeek durfte Apples Chip-Entwicklern auf den Zahn fühlen und stellt den kürzlich in die höchste Manager-Garde beförderten Chip-Chef Johny Srouji in einem ausführlichen Portrait vor.

Stefan Rechsteiner

In einem Portrait beleuchtet die Bloomberg BusinessWeek Apples Prozessoren-Ambitionen. Vorgestellt wird Apples neuer «Senior Vice President of Hardware Technologies» Johny Srouji. Als Apple im Jahr 2008 das Chip-Unternehmen P.A. Semi übernahm, stiess auch der 51-jährige Israeli zu Apple. Davor hatte dieser auch bei Intel und IBM gearbeitet.

Sroujis Aufgabe bei Apple war die Entwicklung eigener Prozessoren unter dem damaligen Hardware-Chef Bob Mansfield. Bereits mit der ersten iPhone-Generation soll der damalige Apple-Chef Steve Jobs erkannt haben, dass man sich nur mit eigenen Chips wirklich abheben könne. Beim ersten iPhone musste das Unternehmen noch auf Komponenten von unterschiedlichen Herstellern setzen — darunter, so Srouji, sogar auf einen Samsung-Chip für DVD-Player. Damit erreichte das Unternehmen nicht die eigentlich gewünschte Leistung.

Die ersten hauseigenen Prozessoren konnte Apple beim iPhone 4 einsetzen. Der «A4» war der erste seiner Art — mittlerweile führt Apple mit seinen A-Prozessoren die Branche an.

iPad Pro war bereits für Frühjahr 2015 geplant

Eine interessante Anekdote liefert das Portrait zum im vergangenen Herbst lancierten «iPad Pro» und den darin steckenden sehr leistungsfähigen «A9X»-Chip. Apples eigentlicher Plan war es, so das Wirtschaftsblatt, den 12.9-Zoll Tablet-Boliden im Frühling 2015 auf den Markt zu bringen — ausgestattet mit dem A8X-Chip des im Herbst 2014 vorgestellten iPad Air 2. Weil es dann aber bei einigen Hardware-Komponenten des neuen iPads und des Apple Pencil sowie bei iOS zu Verzögerungen kam, verschob das Unternehmen die Marktlancierung in den Herbst. Damit einher ging aber die Tatsache, dass eine etwa zeitgleiche Veröffentlichung mit der neuen iPhone-Generation «iPhone 6s» dazu geführt hätte, dass das neue A8X-basierte iPad Pro langsamer gewesen wäre als das neue iPhone mit dem schnellen neuen A9-Prozessor. Dem musste deshalb innert kürzester Zeit Abhilfe geschafft werden und das Team um Srouji musste im Schnellzugstempo den neuen Prozessor «A9X» fertig kriegen. Die Entwicklungszeit des Chips kürzte Srouji kurzerhand um ein halbes Jahr. Das Resultat ist bekannt: Srouji und sein Team haben es geschafft und so konnte Apple seinen bis dato leistungsfähigsten Chip im vergangenen Herbst präsentieren.
Srouji wurde in der Folge im Dezember als «SVP» in die Teppichetage des Mac-Herstellers berufen.

Chip-Chef Johny Srouji (2. von links) und Apple-CEO Tim Cook (rechts) in Apples Chip-Stätte in Israel

Viel Geld ist nicht Lösung für alle Probleme

Im Portrait verrät der Technion-Abgänger weiter, dass Apple der Chip-Entwicklung eine sehr hohe Gewichtung verleiht und über zahlreiche, zum Teil geheime, Chip-Entwicklungs- und -Forschungseinrichtungen im und um das Silicon Valley verfügt. Das Unternehmen investiere sehr viel dafür, die besten Chips der Branche zu haben. Srouji weisst aber darauf hin, dass ein grosses Budget nicht aller Probleme Lösung sei. Er führe seine Entwicklungsteams sehr sparsam. Srouji ist überzeugt, dass Ingenieure dann ihr Bestes geben, wenn sie entweder beim Geld, bei den Werkzeugen oder bei den Ressourcen eingeschränkt werden. «Zu viel Geld» mache nachlässig, und das sei die falsche Einstellung.

Schwacher Schluss

Das sehr lesenswerte Portrait der BusinessWeek bekommt am Schluss einen etwas faden Beigeschmack, wie John Gruber von «Daring Fireball» bemerkt. Das Wirtschaftsblatt schliesst mit einem Kommentar von einem Chip-Analysten der Linley Group, in welchem dieser in einem Vergleich die Chips von Samsung als «die Besten der Branche» bezeichnet. Gruber weisst darauf hin, dass «niemand, der weiss wovon er redet, bestreitet, dass Apples selbstentwickelte A-Chips derzeit die Branche anführen». Fad ist der Beigeschmack ausserdem, weil die Linley Group Samsung als Consulting-Kunde hat.

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