Apples Perfektionismus und der Campus 2

Einem Bericht zufolge soll Apples Detailversessenheit beim neuen Campus 2 in Cupertino zu immensen Herausforderungen für die Bauunternehmen und dadurch zu zahlreichen Verspätungen in der Fertigstellung der neuen Büros geführt haben.

Stefan Rechsteiner

Ursprünglich war geplant, Apples neuen Campus in Cupertino 2015 fertig zu stellen. Beim Bau des riesigen «Campus 2» kam es aber zu verschiedenen Verzögerungen, sodass nun von einem Bezug per Frühjahr und einer Fertigstellung irgendwann in diesem Jahr ausgegangen wird. Für die Verzögerungen sei Apple selbst verantwortlich, so ein Bericht von Reuters. Mit zahlreichen am Bau beteiligten Personen will sich die Nachrichtenagentur unterhalten haben.

Apple habe beim Bau des Campus 2 auf winzige Details geachtet, welche die zuständigen Baufirmen vor immense Herausforderungen stellten. Angeblich soll auch dies der Grund gewesen sein, weshalb schon in einem frühen Stadium des Baus die zwei Haupt-Auftragsnehmer Skanska USA und DPR Construction abgesprungen seien.

Apple-Gründer und -Visionär Steve Jobs, der schon immer für seinen extremen Perfektionismus bekannt war, soll mitunter Verantwortlich sein für beispielsweise eine 30-seitige Anleitung, wie beim Campus 2 mit Holz ungegangen werden solle.

Normalerweise, so ein ehemals am Campus 2 aktiver Architekt, arbeite man bei Bauprojekten mit einer Toleranz von gut 3 Millimeter («1/8 on an Inch») — Apple habe auf viel grössere Genauigkeit bestanden. Ähnlich wie es Apple auch seit jeher bei seiner Hardware pflegt, sollen dabei auch Bereiche von dieser immensen Detailversessenheit betroffen gewesen sein, die schlussendlich am Bau nie jemand zu Gesicht bekommt — beispielsweise Betonstücke für die Decke, die «innen wie aussen einwandfrei» sein mussten und von Apple-Vertretern mehrmals kontrolliert wurden.

Als weitere Beispiele zitiert der Bericht Aussagen bezüglich einem der eindrücklichsten Eigenschaften des Campus 2: der grössten gebogenen einzelnen Glasscheibe der Welt. Apple-Manager hätten darauf bestanden, dass sich in dieser keine Ventilatoren oder Rohre spiegeln dürfen. Auch mussten alle Türen auf dem Campus schwellenlos gebaut werden, mit der Begründung, dass sich die Ingenieure und Entwickler beim Betreten des Gebäudes nicht im Gang anpassen müssen und so womöglich von ihrer Arbeit abgelenkt werden.

Teurer als das neue New Yorker World Trade Center

Der neue Campus des Mac-Herstellers war das wohl letzte grosse Projekt vom im Herbst 2011 verstorbenen Apple-Gründer und -Visionär Steve Jobs. Mit dem Bau wurde 2012 begonnen. Die Baukosten am Campus, an dem auch Stararchitekt Norman Foster mitgearbeitet hat, werden auf gut 5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zum 700’000 Quadratmeter grossen Campus gehören neben dem riesigen kreisförmigen Hauptgebäude mit 260’000 Quadratmeter Bürofläche auch grosse Parkflächen mit tausenden Bäumen, Gebäude mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, ein grosses Fitnesscenter, Parkhäuser und ein grosses unterirdisches Auditorium, in welchem das Unternehmen künftig seine Produktpräsentationen abhalten möchte.

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