FBI ersucht Apple erneut um Hilfe beim Entschlüsseln eines iPhone

Wie der US-Sender NBC News berichtet, hat die US-Bundespolizei FBI den Mac-Hersteller abermals um Unterstützung beim Entsperren von zwei iPhone-Modellen gebeten. Die Behörde untersucht einen Anschlag, bei der im vergangenen Monat drei Menschen auf dem Militärstützpunkt Naval Air Station in Pensacola, im US-Bundesstaat Florida, getötet wurden.

Das FBI ist der Überzeugung, dass die beiden iPhone dem Attentäter gehören. Die Behörde hat Apple ein Brief zugestellt, in welchem es heisst, dass man zwar die gerichtliche Erlaubnis habe, die Smartphones zu durchsuchen, aufgrund des iPhone-Passwortschutzes und der Verschlüsselung der Daten in iOS aber keinen Einblick auf die Inhalte der iPhone erhalte. Die Strafbehörde will die iPhone «vorsichtshalber untersuchen», auch wenn der Angreifer tot sei.

Wie es im Bericht heisst, soll das FBI auch bereits bei anderen Behörden und «Kontakten bei Drittanbietern» um Hilfe gefragt haben – offensichtlich waren aber auch diese nicht in der Lage das Gerät zu entsperren bzw. deren Verschlüsselung zu knacken.

Gegenüber dem Sender erklärte Apple in einer Stellungnahme, dass man dem FBI bereits im Dezember «alle Daten übergeben» habe, die «im Besitz» des Unternehmens seien. Man werde die Behörde weiterhin «mit allen verfügbaren Daten» unterstützen. Auch auf der derzeit in Las Vegas stattfindenden ICT-Messe «CES» hat sich ein Apple-Sprecher nochmals deutlich gegen Massnahmen ausgesprochen, die «Hintertüren in Verschlüsselungen» ermöglichen.

Konkret kann Apple Behörden auf richterliche Anordnungen hin Zugriff auf ausgewählte iCloud-Daten geben. Auch Metadaten zur verschlüsselten iMessage-Kommunikation können von Apple eingesehen und unter diesen Umständen weitergegeben werden. Auch zu den iCloud-Backups besitzt Apple einen Schlüssel, kann aber auch dort nicht in alle Daten Einblick nehmen. Alle anderen Daten aus iCloud und iOS sind so Verschlüsselt, dass auch Apple diese nicht einsehen kann.

2016: San Bernardino und New York

Apple und das FBI gerieten Anfang 2016 heftig aneinander. Damals zwang die Behörde Apple gerichtlich dazu, das iPhone des San-Bernardino-Attentäters zu entsperren. Weiter forderte die Behörde bei der Entschlüsselung der iOS-Daten Hilfestellung durch Apple. Das Unternehmen hätte iOS eine Art «Backdoor» einbauen sollen, welches der Behörde – und früher oder später auch Kriminellen – Zugriff auf alle Daten eines iPhone gewähren hätte sollen. Der Mac-Hersteller widersetzte sich der Behörde vehement – ein monatelanges Tauziehen begann. Schlussendlich endete die Auseinandersetzung damit, dass sich die Polizeibehörde eines Entsperr-Tools eines Drittanbieters bediente, mithilfe dessen das Gerät des Attentäters – sowie eines weiteren aus New York – womöglich geknackt werden konnten. Die Methode, so der damalige FBI-Chef James Comey damals, würde jedoch nur bei älteren Apple-Smartphones funktionieren.

Seit sich Apple 2016 erfolgreich gegen die mächtige Bundesbehörde gewehrt hat, hat das Unternehmen das eigene Engagement für mehr Datenschutz und Privatsphäre stark ausgebaut und viel in die Absicherung und Verschlüsselung seiner Geräte investiert. Datenschutz und Privatsphäre sind mittlerweile zu Verkaufsargumenten von Apple geworden.

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

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