Schweizer Banken verzichten (noch) auf Nutzung der Touch ID

Mit iOS 8 wird Apple den Fingerabdrucksensor Touch ID für externe Entwickler öffnen. In Zukunft können so sämtliche Programme die Fingerabdruck-Authentifizierung für das Anmelden an Dienste oder das Entsperren von Daten verwenden. Während erste Finanz-Dienstleister wie PayPal bereits die Implementation der Touch ID angekündigt haben, verzichten Schweizer Banken im Moment noch auf die Nutzung des Fingerabdruckes für das Login.

Patrick Bieri

Anlässlich der WWDC 2014 hat Apple bekannt gegeben, die Touch ID mit dem kommenden iOS 8 für Dritt-Entwickler zu öffnen. Bislang kann mit dem Fingerabdruck-Sensor lediglich das iPhone 5s entsperrt und über iTunes Einkäufe getätigt werden.

Über eine neue API können Entwickler ihre Apps mit der Touch ID des iPhones verbinden. Die Entwickler erhalten keinen direkten Zugriff auf die Fingerabdruck-Daten des Nutzers, sondern es werden mit dem Fingerabdruck die Passwörter aus der Schlüsselbundverwaltung freigeschaltet. Damit behält Apple die Kontrolle über die Fingerabdruck-Berechnungsdaten, die sicher und lokal innerhalb des A7-Prozessors abgelegt sind.

Erste Zahl-Apps werden für Touch ID optimiert

Schon bald nach der Präsentation dieser Funktion hat PayPal erklärt, die Touch ID möglichst schnell mit der eigenen App zu verbinden. Damit soll es in Zukunft noch einfacher werden, PayPal-Zahlungen über das iOS-Gerät abzuwickeln.

Auch in der Schweiz gibt es zahlreiche Banking-Apps, welche sich grosser Beliebtheit erfreuen. Je nach Funktionsweise des Sicherheitssystems könnte auch hier die Touch ID integriert werden, um auf die Eingabe des Passwortes zu verzichten.

Banken verzichten momentan auf Nutzung der Touch ID

Wie eine Umfrage von macprime.ch bei zahlreichen Schweizer Banken zeigt, ist man in der hiesigen Branche noch sehr zurückhaltend, wenn es um die Integration der Touch ID geht. Keines der befragten Instituten bestätigt im Moment den Einssatz der Touch ID, um das Login zu vereinfachen.

Gemäss dem PostFinance-Sprecher Marc Andrey hat man bei PostFinance die Implementierung des Fingerabdruck-Sensors geprüft und diese Nutzung aus Sicherheitsgründen verworfen. Zu einem späteren Zeitpunkt schliesst er die Nutzung des Fingerabdruck-Sensors nicht aus, um das Login zu vereinfachen. Dazu müsste sich die Technologie allerdings weiterentwickeln.

Bei der Bank Swissquote verfolgt man gemäss Medien-Sprecherin Nadja Keller die Entwicklung rund um die Touch ID mit grossem Interesse. Nach eingehender Prüfung aller relevanten Parameter könnte sich das Unternehmen vorstellen, die Touch ID in die eigenen Banking-App zu implementieren.

Bei der Credit Suisse gab man sich auf Anfrage hin deutlich zugeknöpfter. Das Unternehmen verfolgt gemäss eigenen Angaben die technischen Entwicklungen auf dem Markt. Welche Schlüsse das Unternehmen aus diesen Entwicklungen zieht, ist unbekannt.

Sicherheitsbedenken: Touch ID lässt sich überlisten

Für viele Banken dürften Sicherheitsbedenken ein wichtiger Grund sein, weshalb auf die Integration der Touch ID verzichtet wird. Bereits kurz nach der Veröffentlichung des iPhone 5s ist es dem «Chaos Cumputer Clubs» gelungen, die Touch ID mit einem aufwändigen Fingerabdruck-Nachbau zu überlisten.
Auch wenn dieses Vorgehen einen gewissen technischen Aufwand erfordert, zeigt es, dass die Technologie keine vollständige Sicherheit bieten kann. Der Schaden, welcher Banken bei einer unbefugten Nutzung des Fingerabdruckes entstehen würde, wäre immens.

Zudem werden mit der Touch ID die Passwörter nicht vollständig ersetzt. Stattdessen wird nach der Identifikation des Fingerabdrucks auf das hinterlegte Passwort zurückgegriffen, um die App zu entsperren. Damit würden die Banking-Passwörter auf dem iOS-Gerät gespeichert, was ein weiteres Sicherheitsrisiko darstellen könnte.

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