Smartphone-Schutz in Kalifornien – «Kill Switch» wird bald obligatorisch

Der Diebstahl von Smartphones hat sich zu einem Massenphänomen entwickelt. Mit der Einführung der Funktion «Activation Lock» unter iOS 7 wurde es weniger attraktiv, ein iPhone zu stehlen. Ab dem 1. Juli 2015 sollen alle in Kalifornien verkauften Smartphones über einen Diebstahl-Schutz verfügen. Das Gesetz soll es den Behörden erlauben, die Smartphones der Bürger auszuschalten. Der Datenschutz wird damit einmal mehr aufgeweicht.

Patrick Bieri

Das Parlament des US-Bundesstaates Kalifornien hat in der letzten Woche ein Gesetz verabschiedet, welches die Verwertung von gestohlenen Smartphones erschweren wird. Alle Smartphones, die ab dem 1. Juli 2015 in Kalifornien verkauft werden, müssen mit einem Kill Switch ausgerüstet sein. Das Gesetz verpflichtet die Hersteller, jedem Smartphone ein System einzubauen, damit das Gerät nach einem Diebstahl nicht mehr verwendet werden kann. Der Diebstahl-Schutz kann entweder mit Hilfe einer Software oder über eine Hardware-Lösung sichergestellt werden.

Der kalifornischen Gouverneur Jerry Brown muss das Gesetz noch unterzeichnen.

Keine GPS-Ortung verlangt

Die Geräte müssen gemäss dem neuen Gesetz aus der Ferne unbrauchbar gemacht werden können. Dies kann entweder über eine Webseite oder per SMS geschehen. Nur der rechtmässige Besitzer des Smartphones soll das Gerät nach einer Fernlöschung wieder in Betrieb nehmen können.

Das gestohlene Smartphone muss nicht per GPS geortet werden können.

Behörden haben Zugriff auf Kill Switch — Einschränkung der Meinungsäusserung

Gemäss dem Gesetzesentwurf werden nicht nur die Nutzer den Kill Switch nutzen können. Behörden sollen in bestimmten Fällen ebenfalls auf das Sicherheits-System zugreifen können. Wenn eine richterliche Anordnung vorliegt, sollen die Telekom-Anbieter verpflichtet werden, das Smartphone unbrauchbar zu machen.

Damit könnten während Ausschreitungen die Smartphones von bestimmten Personen unbrauchbar gemacht werden, ohne das Mobilfunknetz auszuschalten. Wenn das System während Demonstrationen genutzt wird, könnte mit dem Kill Switch die freie Meinungsäusserung unterbunden werden.

Mark Leno: Die vorhandenen Technologien sollen eingesetzt werden

Der Senator Mark Leno hat im Februar den Gesetzesvorschlag im Parlament eingebracht. Nach der Verabschiedung des Gesetzes freute sich Leno über das Ergebnis. Die Smartphone-Diebstähle haben in Kalifornien ein Hoch erreicht und der Staat muss seiner Meinung nach eingreifen, wenn die schützenden Technologien vorhanden sind.

Die Einführung der Funktion «Activation Lock» hat sich bereits positiv ausgewirkt. In den vergangenen Monaten sanken die iPhone-Diebstähle in San Francisco, New York und London. Gemäss den lokalen Polizeibehörden haben die iPhone-Diebstähle in San Francisco im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent abgenommen.

Apple muss wenig Vorkehrungen treffen

Das neue Gesetz erfordert wohl nur kleine Anpassungen an iOS. Mit iOS 7 hat Apple die Funktion «Activation Lock» eingeführt. Mit «Activation Lock» lässt sich das iPhone aus der Ferne orten und löschen. Damit das iOS-Gerät nach einer Fernlöschung wieder aktiviert werden kann, muss die Apple ID eingegeben werden. Wer diese nicht kennt, für den wird das iOS-Gerät unbrauchbar.

Samsung hat beim Galaxy S5 die Funktion «Reactivation Lock» eingebaut. Dieser Diebstahl-Schutz ist mit dem Arbeitsspeicher verbunden. Damit sich das Galaxy S5 finden lässt, muss der Nutzer den Diebstahl-Schutz aktivieren.

Sorgt Gesetz für weniger Sicherheit?

Der vom Gesetz vorgeschriebene Diebstahl-Schutz muss ab Werk aktiviert sein. Den Nutzern soll die Möglichkeit gegeben werden, den Diebstahl-Schutz auszuschalten. Datenschützer warnen davor, dass sich der Sicherheitsmechanismus nicht vollständig deaktivieren lässt. Beispielsweise könnten Behörden diese Funktion missbrauchen.

Für die Diebe bestehen zudem mehr Anreize, die Sicherheitssystem der Hersteller zu knacken, wenn diese auf jedem Gerät installiert sind.

Jeder, der die Zugangsdaten für das Sicherheitssystem kennt, kann zudem das Gerät aus der Ferne unbrauchbar machen. Der Missbrauch der Sicherheits-Funktionen kann schwerwiegende Folgen haben.

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen