Würde Steve Jobs noch leben: gehörte er hinter Gitter?

Steve Jobs war die treibende Kraft hinter dem Anti-Abwerbe-Abkommen, bei welchem sich verschiedene IT-Konzerne verpflichteten, sich gegenseitig die Mitarbeiter nicht abzuwerben. Der Apple-Mitbegründer war zudem in weitere Rechtsverletzungen involviert. Müsste Steve Jobs aufgrund der verschiedenen Rechtsverletzungen ins Gefängnis, wenn er noch leben würde?

Patrick Bieri

Adobe, Apple, Google, Intel, Intuit, Lucasfilm und Pixar haben im April durch die Zahlung von Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe eine Sammelklage abwenden können, bei welcher sie unter Umständen mehrere Milliarden US-Dollar Schadenersatz gezahlt hätten. Konkret klagten die Angestellten der IT-Unternehmen, weil sich die Unternehmen untereinander verpflichtet hatten, sich ihre Mitarbeiter nicht gegenseitig abzuwerben. Dadurch stiegen die Löhne weniger stark an, als es unter Marktbedingungen der Fall gewesen wäre.

Machte sich Steve Jobs strafbar?

In den USA ist nun die provokante Frage aufgeworfen worden, ob Steve Jobs nicht ins Gefängnis gehören würde, falls er heute noch am Leben wäre. Wer sich in den USA einer Wettbewerbsverletzung schuldig macht, kann bis zu 3 Jahre ins Gefängnis kommen oder er wird zu einer Geldstrafe verurteilt.
Eines der ersten Anti-Abwerbe-Abkommen wurde zwischen Apple und Google geschlossen. Zuvor versuchte Google, hochrangige Browser-Entwickler von Apple abzuwerben. Steve Jobs soll Googles Mitbegründer Sergey Brin persönlich am Telefon unter Druck gesetzt haben, einem Anti-Abwerbe-Abkommen zuzustimmen.

Steve Jobs hat sich durch sein Verhalten ganz klar einer Wettbewerbsverletzung schuldig gemacht, wie der Rechts-Professor Herbert Hovenkamp gegenüber der New York Times sagte. Auch wenn Steve Jobs bei einer Verurteilung nur eine Busse bezahlt hätte, zeige dieser Fall, dass der Grad zwischen genialen Einfällen und strafbaren Handlungen manchmal sehr schmal sei.

Anti-Abwerbe-Abkommen nicht die einzige Wettbewerbsverletzung von Steve Jobs

Neben dem Anti-Abwerbe-Abkommen gibt es noch weitere Fälle, bei welchen sich Steve Jobs schuldig gemacht haben könnte. Apple spielte beispielsweise in einem eBook-Kartell in den USA eine zentrale Rolle. Das Unternehmen sicherte sich mit der Hilfe von Exklusiv-Verträgen die Rechte von Büchern sowie eine Bestpreis-Garantie. Die beteiligten Verlage einigten sich mit den Behörden auf einen Vergleich, während Apple in einem Prozess gegen die Behörden verlor. Auch in diesem Fall war Steve Jobs die treibende Kraft hinter dem Abkommen.

Ebenfalls eine zentrale Rolle spielte Steve Jobs vor acht Jahren, als auf ihn lautende Optionen rückdatiert worden sind. Mit diesem Kniff stieg der Wert der Optionen von 7.5 auf über 20 Millionen US-Dollar. Aus den Protokollen von Apple ging hervor, dass die Optionen im Oktober gewährt worden sein sollen. Der Vorstand gewährte die Optionen allerdings erst in einer Sitzung im Dezember. Die Oktober-Sitzung hat nie stattgefunden.
Aufgrund der Rückdatierung wurde eine Untersuchung eingeleitet und fünf Personen mussten ins Gefängnis. Steve Jobs hingegen berief sich darauf, die genauen Details nicht verstanden zu haben und wurde deshalb nicht bestraft.

Jobs war ein genialer Erfinder und gnadenloser Geschäftsmann

Steve Jobs war sicherlich ein genialer Erfinder. Mit seinen Erfindungen und Einflüssen ist er der einflussreichste Manager der letzten 25 Jahre.

Auf der anderen Seite war Steve Jobs auch ein gnadenloser Geschäftsmann. Im Jahr 1976 übernahm Steve Jobs einen Auftrag von Atari und reichte diesen an Steve Wozniak weiter. Steve Jobs versprach Wozniak, dass die Vergütung, die Jobs mit Atari ausgehandelt hat, hälftig geteilt würde. Nach der Ausführung des Jobs erhielt Wozniak 750 US-Dollar, während Steve Jobs die restlichen 4’250 US-Dollar für sich behielt.

Für Rich Karlgaard von US-Magazin Forbes brachte der Kapitalismus Steve Jobs anschliessend auf den richtigen Weg und sorgte dafür, dass Steve Jobs die Welt in all den Jahren seiner Tätigkeit zu einem Ort gemacht hat, der besser ist als zuvor.

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