iPhone 14 Pro

Wer mag sich noch an die Vorstellung des iPhone X im Herbst 2017 erinnern? Es wurde in Tandem mit dem iPhone 8 vorgestellt. Neben der eigentlich neuen iPhone-Generation (dem iPhone 8) brachte das X so bahnbrechende Neuerungen, dass Apple mit dieser «Doppelgeneration» gleich die 9 übersprang. Der Sprung war so gross, dass das ebenfalls neue iPhone 8 – nur Minuten nach dessen Vorstellung – teils «sehr überholt dastand» … um es mal gelinde auszudrücken. Nicht unähnlich ist es heuer mit den iPhone 14 und den iPhone 14 Pro: Die Pro-Linie macht einen grossen Sprung nach vorn, während das «normale» iPhone schier stehenbleibt.

Ich habe das neue iPhone 14 Pro über die letzten Tage auf Herz und Nieren getestet und dabei einen Fokus auf die drei Hauptneuerungen gesetzt. Einfach Gimmicks – oder ähnlich wie vor fünf Jahren ein Start in etwas Neues?

Stefan Rechsteiner

Inhaltsverzeichnis

  1. ★ Dynamic Island: Von 🤯 über 🤨 zu 🤩

  2. ★ Always-on Display: Gewöhnungsbedürftig

  3. ★ Neue Kameras: Je nach Situation massiv besser

  4. Display noch heller

  5. A16 Bionic

  6. Crash Detection, Satelliten-SOS und eSIM

  7. Akku-Laufzeit

  8. Kaufempfehlung

  9. Fazit zum iPhone 14 Pro

Zwei der drei grossen Hauptneuerungen haben derart ähnliche Eigenschaften, meine Einleitungen dazu könnte ich fast 1:1 kopieren. … könnte?

★ Dynamic Island: Von 🤯 über 🤨 zu 🤩

Die Spatzen des Apple-Gerüchte-Universums pfiffen es schon lange von den Dächern: Künftige iPhone sollen keine Display-Kerbe («Notch») mehr haben, sondern sogenannte Punch-Holes. Solche kreisrunden oder pillenförmigen Display-Aussparungen statt Notches haben viele Android-Smartphones schon seit Jahren.

Meine Gedanken zur Thematik waren immer: Nun springt eben auch Apple auf diesen Zug auf. Gibt es denn abgesehen von der physischen Grösse dieser Display-Kerbe ein Problem mit diesem Notch? Nach wenigen Tagen schon verschwindet er schliesslich von der kognitiven Wahrnehmung – er wird nicht mehr wahrgenommen, er wird gewissermassen unterbewusst ausgeblendet. Einen Unterschied, ob da ein Notch oder ein Punch-Hole ist, wird es also ausser von der Grösse her kaum geben. Richtig?

Genau so dachte ich auch noch, als während der September-Keynote das Intro-Video zu den neuen iPhone 14 Pro lief und mit einer Animation kurz diese pillenförmige Display-Aussparung gezeigt wurde – dann kam aber sofort der «Head-Blown»-Moment: In der nächsten Sekunde sprang ebendiese kleine Pille zu einer Anruf-Benachrichtigung auf und verkleinerte sich in der Folge zu einer kleinen Telefon-Statusanzeige inklusive animierter Wellenform. Es folgten in schneller Abfolge eine «Now Playing (Jetzt läuft)»-UI, Status-Anzeigen für verbundene AirPods und Karten-Routen, ein «Face ID»-Indikator und und und …

Statt einfach nur von einer Display-Kerbe zu einer pillenförmigen Display-Aussparung für die TrueDepth-Kamera-Komponenten zu wechseln, hat Apple sich dafür ein augenscheinlich sehr cleveres UI-Konzept überlegt.

Das Unternehmen nennt diese neu entstandene UI «Dynamic Island».

Apple-Video «Introducing Dynamic Island on iPhone 14 Pro» (Apple)

Die «Dynamic Island» löste bei mir während der Keynote Staunen aus – allem Anschein nach sehr genial umgesetzt, spannend, intelligent …

Während der Woche nun aber, in der ich das neue iPhone 14 Pro auf Herz und Niere getestet habe, änderte sich meine Einstellung zur Dynamic Island etwas ambivalent von «Oh, wow! 🤯» zu «That’s it? 🤨» und schlussendlich zu «Hey, seeehr nice 🤩».

Von 🤯 …

In den ersten Minuten mit dem iPhone 14 Pro war ich beeindruckt von den Interaktionen mit der Dynamic Island – die Intuitivität, die Animationen, die neuen Möglichkeiten …

Die Dynamic Island bündelt die bisher auf teils sehr unterschiedliche UI-Komponenten verteilten Benachrichtigungen des Systems zu einem einheitlichen UI-Konzept. Wie Apple mitteilt, kann die Dynamic Island aktuell etwa 30 Dinge – sie bildet Systemwarnungen und -benachrichtigungen ab wie:

  • Eingehende Anrufe
  • AirPods-Verbindung
  • Face ID
  • Apple Pay
  • CarKey
  • AirDrop
  • Entsperren mit Apple Watch
  • Tiefer Batteriestand
  • Aufladen
  • Stumm-Schalter Ein/Aus
  • NFC-Interaktionen
  • AirPlay
  • Focus-Änderungen
  • Kurzbefehle
  • Flugmodus/keine Daten
  • SIM-Karten Meldungen
  • Accessoires-Verbindung
  • Wo ist?

Weiter bildet sie folgende Hintergrund-Aktivitäten ab:

  • Laufender Aufruf
  • SharePlay
  • Medien resp. «Now playing»-unterstützende Apps
  • Timer
  • Karten-Routen Navigation
  • Sprach-Memos
  • Bildschirm Aufnahmen
  • Persönlicher Hotspot

Und die Dynamic Island zeigt mit einem grünen und einem orangen Indikator auch, ob die Kamera oder das Mikrofon aktuell von einer App benutzt wird.

Die Dynamic Island kann nicht nur eine, sondern gleichzeitig auch zwei Aktivitäten anzeigen – etwa ein abspielendes Medium und ein laufender Timer.

 ()

Neben den eben genannten Apple-eigenen Apps und Aktivitäten können aber auch schon Dritt-Apps von der Dynamic Island Gebrauch machen. Alle Apps, die Apples «NowPlaying»- oder «CallKit»-API nutzen, werden automatisch von der Dynamic Island unterstützt – die Entwickler müssen dafür nichts an ihren Apps anpassen. Zu diesen Apps, die bereits seit Tag 0 von der Dynamic Island unterstützt werden, gehören alle mit ebendiesen API umgesetzten Audio-abspielenden Apps – von «Spotify» über «Audible» bis zu «SRF News» – und Anruf-Apps – wie «WhatsApp» oder «Slack».

… zu 🤨 …

Nach der anfänglichen Begeisterung kam dann aber schnell das Gefühl: «Hmm, thats it? Das ist alles?»

Auch wenn dank der iOS-API bereits verschiedene Dritt-Apps unterstützt werden, sind die meisten Dynamic-Island-Fähigkeiten bisher auf Apple-eigene Apps und Aktivitäten limitiert.

Es gibt zwar schon einige Dinge, die die Dynamic Island abbildet – aber doch bleibt die «Insel» je nach Nutzung des iPhone in vielen Situationen einfach eine pillenförmige Display-Aussparung und es gibt wenig Kontakt mit ihr. So kam es rasch zu dieser «Thats it?»-Ernüchterung. Da geht klar noch mehr.

… zu 🤩

Und dann, mit der Zeit, zeigt sich der wahre Nutzen der Dynamic Island und meine Einstellung zu ihr wandelte sich wieder zu einer äusserst positiven. Mit zum Zauber der Dynamic Island – zusammen mit der Tatsache, dass sie wirklich exzellent umgesetzt ist und die Animationen vorzüglich sind – gehört, dass sie so schnell selbstverständlich wird. Ebendieses «Selbstverständliche» ist eine Kerneigenschaft jeder wirklich nützlichen Innovation – jener Dinge, die einem im Nachhinein vorkommen wie «Warum hat da vorher noch nie jemand daran gedacht?». Die Dynamic Island bewirkt zwar eine teils komplett neue Benutzerführung unter iOS, aber sie fühlt sich komplett integriert, sehr natürlich und völlig «normal» an.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Und auch etwas Gutes daran: Das ist jetzt erst die erste Iteration der Dynamic Island. Bereits mit dem kommenden iOS 16.1 wird die an der WWDC demonstrierte «Live Activities API» eingeführt. Mit dieser können die App-Entwickler die Dynamic Island in noch mehr Arten nutzen und dadurch wird die Insel noch interaktiver – beispielsweise mit Sport-Resultaten in Echtzeit, Live-Updates zum aktuellen Stand einer Essens-Lieferung oder eines bestellten Uber und vielem mehr. Und wer weiss, was sich Apple und App-Entwickler künftig noch Weiteres für diese interaktive Pille überlegen.

Spannende Beobachtung

Etwas ist mir bereits am ersten Tag mit dem neuen iPhone 14 Pro aufgefallen. Seit dem ersten iPhone mit Notch ist es so, dass «dieser ins Bild ragende Balken» schon nach kurzem «garnicht mehr wahrgenommen wird», wie ich es beim iPhone-X-Review vor fünf Jahren geschrieben habe («Da ragt etwas in das Display»). Dies galt für das iPhone X genauso wie für alle iPhone-Modelle mit Notch seither – inklusive des neuen iPhone 14. Bei der Dynamic Island setzt Apple nun aber genau auf das Gegenteil. Die pillenförmige Display-Aussparung wird und kann wahrgenommen werden, sie ist aktives Mitglied der Benutzeroberfläche.

★ Always-on Display: Gewöhnungsbedürftig

Die Spatzen des Apple-Gerüchte-Universums pfiffen auch das schon lange von den Dächern: Künftige iPhone sollen Always-on Displays haben. Ebensolche haben viele Android-Smartphones schon seit Jahren.

Gleiche Einleitung, gleiche Apple-typische Vorgehensweise: Der Mac-Hersteller gehört oft nicht zu den ersten Herstellern, die das eine oder andere Neue in seine Smartphones einbauen – dafür macht es Apple eben ihnen nicht einfach gleich beim «Nachziehen», sondern setzt immer «noch einen drauf». Sei es jetzt die «Dynamic Island» – oder beim ebenfalls neuen Always-on Display.

Ennet des (Plattform-)Teichs ist es üblich, dass Always-on Displays im gesperrten Zustand einen schwarzen Bildschirm haben und abgedunkelt einzig Uhrzeit und Datum sowie gegebenenfalls auch noch die Anzahl ungelesener Mitteilungen anzeigen. So ist das bei den meisten Android-Smartphones seit Jahren.

Bei den neuen iPhone-14-Pro-Modellen zeigt das Always-on Display das, was der Sperrbildschirm auch sonst anzeigt – einfach stark abgedunkelt, aber weiterhin in Farbe, und die wichtigsten Informationen clever hervorgehoben. Der neue Tiefen-Effekt beim Sperrbildschirm-Hintergrundbild wird in diesem Zustand abgeschaltet, das Hintergrundbild abgedunkelt und die Uhrzeit, die Widgets sowie die wichtigsten Informationen der Mitteilungen auf dem Sperrbildschirm werden leicht leuchtend hervorgehoben. Der «Immer an»-Zustand des iPhone-14-Pro-Displays unterscheidet sich so nur minimal vom normal eingeschalteten Display. Bei den meisten Android-Smartphones ist das anders – dort unterscheidet sich der Always-on-Zustand deutlich vom ganz eingeschalteten Display.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Eigentlich ergab sich diese Tatsache ja als sichere Folge – bei der Apple Watch gibt es seit vier Generationen ein Always-on-Display nach genau diesem Prinzip. Dieser zeigt ebenfalls das eingestellte Zifferblatt, einfach abgedunkelt und mit Fokus auf die wichtigsten Informationen. Genau so also wie nun in gross bei den iPhone 14 Pro.

Im «Immer an»-Zustand leuchtet das iPhone-Display übrigens mit bis zu 500 cd/m² resp. Nits.

Auch nach einigen Tagen reger Nutzung ist meine Einstellung zum Always-on-Display der neuen iPhone 14 Pro noch etwas zwiespältig. Während nunmehr 15 Jahren habe ich mich daran gewöhnt, dass mein iPhone seinen Bildschirm nach einer gewissen Zeit selbst in den Stand-by-Modus schickt. Damit wird nicht zuletzt ganz viel Batterie gespart, denn wie den meisten bekannt sein dürfte, ist das Display mit der grösste Akku-Fresser eines iPhones.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Als das Display in den ersten Stunden der Nutzung des neuen iPhone 14 Pro zu gegebenen Situationen in den «Immer an»-Zustand wechselte, dachte in den ersten Momenten, das iPhone schalte sich aus irgendeinem komischen Grund (Bug?) nicht mehr selbst ab und nagt nun unnötigerweise an seinem Akku. Es dämmerte mir natürlich schnell, dass das nun das Always-on-Display ist. Dennoch war es immerzu ein kurzer Schreck-Moment. Nach ein, zwei Tagen gewöhnt man sich daran – an den «Immer an»-Zustand natürlich, nicht an den Schreck-Moment … zu dem kam es nur anfangs. Zumindest, wenn die Umgebung hell ist. Wenn es hingegen eher dunkel ist, dann ist das Display schon relativ hell respektive mein kognitives System noch so auf das alte Prinzip getrimmt (Display an heisst: iPhone an!), dass gemeint werden kann, das iPhone sei noch eingeschaltet. Wieder dieser kurze Schreck-Moment. Es dauerte nun doch ein paar Tage, bis ich mich jetzt langsam aber sicher daran gewöhnt habe, dass das iPhone-Display neu auch dann Dinge anzeigt, wenn das Gerät an sich im Schlafmodus ist.

Wichtig bleibt zu erwähnen, dass das Always-on-Display zwar hell, aber nicht störend-hell ist. Für eine langjährige iPhone-nutzende Person kann er dennoch anfangs einen alarmierenden Effekt mit sich ziehen.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Aus einem unbekannten Grund noch nicht daran gewöhnt habe ich mich hingegen daran, dass die auf dem Always-on-Display dargestellten Elemente, die im normalen Zustand interaktiv sind, im «Immer an»-Zustand eben nicht interaktiv sind. Benachrichtigungen beispielsweise oder die «Jetzt läuft»-Steuerelemente auf dem Sperrbildschirm interpretiere ich im ersten Moment immer und immer wieder als direkt ansprechbar. Das Always-on-Display muss aber zuerst eingeschaltet werden, bevor er mit Interaktionen wie Gesten bedient werden kann. Heisst konkret: Mit der Berührung einer Mitteilung auf dem Always-on-Display schaltet sich zuerst das Display wieder voll ein – statt, wie gemäss meinem jahrelang so trainierten kognitiven System, ebendiese Mitteilung oder die zugehörige App zu öffnen. Die Wisch-Gesten beispielsweise zum Entfernen einer Benachrichtigung auf dem Sperrbildschirm werden nur zuerst als Antippen interpretiert – so muss also nochmals ein zweites Mal gewischt werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Ich bin zuversichtlich, dass mein Gehirn sich auch an dieses Muster bei der Interaktion mit dem «Immer an»-Display gewöhnt haben wird – früher oder später … hoffentlich.

Das «immer» in «Immer an» ist übrigens relativ. Dank der integrierten Sensoren des iPhone weiss das Gerät selbst, wann es beispielsweise in einen Hosensack oder eine Tasche versorgt wird oder wenn es auf dem Display liegt. In solchen Situationen schaltet sich das Display wie gewohnt ab. Das Gleiche ist der Fall, wenn der «Schlafen»-Fokus oder der «Stromsparmodus» eingeschaltet ist. Ebenso schaltet sich das Display klugerweise ab, wenn die das iPhone besitzende Person eine Apple Watch trägt und sich weit vom iPhone wegbewegt.

Technisch funktioniert das Always-on-Display so, dass die Bildwiederholfrequenz (wie bei der Apple Watch) auf noch 1 Hertz heruntergestuft und die Helligkeit gedrosselt wird. Dadurch kann das iPhone auch im «Immer an»-Zustand stets aktuelle Informationen anzeigen und diese fortlaufend aktualisieren. Ermöglicht wird das Ganze durch eine komplett neue Display-Engine im neuen SoC der iPhone-14-Pro-Modelle.

Natürlich hat ein solches Always-on-Display auch Einfluss auf das Durchhaltevermögen der neuen iPhone. In unseren Tests zeigte sich hier aber keine auffällig grosse Minderung der Batterie-Laufzeit. Langzeit-Tests mit und ohne Always-on (natürlich kann der «Immer an»-Zustand über die iOS-Einstellungen deaktiviert werden) dürften hier aber noch ein genaueres Bild geben.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

★ Neue Kameras: Je nach Situation massiv besser

Das dritte grosse Highlight der neuen iPhone-14-Pro-Modelle ist – auch in diesem Jahr – das Kamera-System. Jede der vier Kameras in den iPhone 14 Pro hat Neuerungen erfahren. Am meisten Neues gibts auch heuer wieder bei der Hauptkamera (der «1×»-Weitwinkel-Kamera).

Erstmals seit Jahren löst der Sensor der Hauptkamera nicht mehr mit 12, sondern nativ mit 48 Megapixel auf. Die Pixel sind 1.22 μm gross und zu 100 % «Focus Pixels», die Blende öffnet bis ƒ/1.78 und der Sensor ist mit einer neuen zweiten Generation des «Sensor-Shift»-Bildstabilisators ausgestattet.

Der «Quad-Pixel Sensor» kann für die Optimierung des Licht-Einfangs immer zwei-mal-zwei Pixel zu einem virtuellen Pixel («Quad-Pixel») zusammenführen. Damit entstehen auch mit dem neuen Sensor Aufnahmen mit einer 12-Megapixel-Auflösung.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Möglich ist aber auch die Nutzung aller 48 Millionen einzelnen Pixel. Dies ist möglich, wenn in ProRAW fotografiert oder wenn die neue «2×»-Tele-Kamera genutzt wird.

Die «2×»-Kamera ergänzt die bisherigen «0.5×»-, «1×»- und «3×»-Kameras. Die neue Kamera ist nicht eine eigene Kamera auf der Rückseite des iPhone mit eigenem Objektiv und Sensor, sondern die Kamera-App bedient sich dabei schlicht der hohen Auflösung der neuen Hauptkamera. Genutzt werden für die 2×-Kamera die mittleren 12 Megapixel des neuen 48-MP-Sensors. Die native Auflösung wird also einfach beschnitten – es resultiert sozusagen ein «optischer 2×-Zoom». So hat auch diese «Kamera» 1.22 μm grosse Pixel, eine schnelle ƒ/1.78 Blende, die zweite Generation des Sensor-Shift OIS und 100 Prozent Focus Pixels.

Hierbei ist wichtig zu erwähnen, dass es sich hier nicht um einen optischen 2×-Zoom handelt. Es ist schlicht ein Cropping mit nach wie vor nativer Auflösung. Es ist also auch anders als beim digitalen Zoom, wo alles zwischen den drei Standard-Kameras und allem über 3× in die native Auflösung hineingeschnitten und so vergrössert wird.

Wer mit ProRAW in den vollen 48 Megapixeln fotografiert, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass ein einzelnes solches Bild gut und gerne auch mal über 100 Megabyte gross wird.

Bei den neuen Pro-Modellen ist die Hauptkamera auf eine neue Brennweite von 24 mm (35-mm-Äquivalent) vergrössert worden.

Neu gibt es also vier Brennweiten bei einem iPhone Pro: Eine für Superweitwinkel-Aufnahmen, eine vielseitige und eine normale Brennweite und ein Tele in klassischer Porträt-Brennweite – konkret: 13 mm mit der «0.5×»-Ultra-Weitwinkel-Kamera, 24 mm mit der Hauptkamera («1×»), 48 mm mit dem neuen «2×»-Tele-Cropping und 77 mm mit der «3×»-Tele-Kamera.

Auch die Selfie-Kamera vorn («TrueDepth-Kamera») hat Neuerungen erfahren. So verfügt sie neu über einen Autofokus und die Blende öffnet neu bis ƒ/1.9. Gemäss Apple führt dies zu «38 Prozent mehr Leistung bei schwachem Licht für Fotos und Videos».

Zusammen mit den Verbesserungen des TrueDepth-Systems und der neuen Dynamic Island ist es mit den neuen iPhone 14 Pro übrigens möglich, Face ID endlich auch in Landscape zu nutzen (wie dies beim iPad Pro schon längst möglich war).

Wie beim iPhone 14 kommt auch bei den Pros bei allen Kameras die verbesserte Bildverarbeitungs-Pipeline «Photonic Engine» zum Einsatz.

Der neu höher auflösende Hauptkamera-Sensor und die «Photonic Engine»-Verbesserung haben zum Teil massiv bessere Aufnahmen zur Folge. Wie unsere Beispiele zeigen:

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Die «0.5×»-Ultra-Weitwinkel-Kamera des iPhone 13 Pro Max (oben) und jene des iPhone 14 Pro mit «Photonic Engine» unten – rechts jeweils ein Crop mit der 100 % Original-Auflösung (macprime/Stefan Rechsteiner)
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Die «3×»-Tele-Kamera des iPhone 13 Pro Max (oben) und das Pendant mit «Photonic Engine» beim iPhone 14 Pro (macprime/Stefan Rechsteiner)
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Die «3×»-Tele-Kamera des iPhone 13 Pro Max (links) und das Pendant mit «Photonic Engine» beim iPhone 14 Pro (macprime/Stefan Rechsteiner)
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Die «3×»-Tele-Kamera des iPhone 13 Pro Max (links) und das Pendant mit «Photonic Engine» beim iPhone 14 Pro (macprime/Stefan Rechsteiner)

Der TrueTone-Blitz wurde für die iPhone-14-Pro-Modelle als «Adaptive True Tone Flash» komplett neu entwickelt und passt sich – nun mit neun LED – neu flexibel der eingesetzten Kamera-Brennweite an, um das Sujet möglichst optimal ausleuchten zu können.

Bei der Video-Aufnahme gibt es wie beim iPhone 14 auch bei den Pro-Modellen den neuen, noch besseren Bildstabilisator «Action Mode». Und wer während der Video-Aufnahme mittels Pinch-Geste oder über das Zoom-Rad die Kamera respektive «den Zoom-Faktor» ändert, sieht nachher im fertigen Video neu eine sanftere Zoom-Rampe, also schöne Übergänge zwischen den einzelnen Zoom-Stufen.

Den «Cinematic Mode (Kinomodus)» gibts neu auch in 4K-Auflösung mit 24, 25 oder 30 fps. Ausserdem biete der Modus eine besseres Semantic Rendering mit besseren Ergebnissen bei Haaren und Brillen, so Apple.

Display noch heller

Das Display der neuen iPhone 14 Pro kann sich übrigens nicht nur «nicht ausschalten», sondern leuchtet neu auch noch heller. Draussen leuchten die neuen Pro-iPhone mit bis zu 2000 cd/m² respektive Nits. Gemäss Apple ist das die höchste Spitzenhelligkeit eines jeden derzeit erhältlichen Smartphones – und doppelt so hell wie noch die iPhone 13 Pro.

Bei HDR-Inhalten liegt der neue Spitzenwert bei 1600 cd/m² resp. Nits – gleich hell wie das teure «Pro Display XDR».

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Wie Apple informiert, erhöht das Display der iPhone 14 Pro neu immer dann, wenn nicht alle Pixel des OLED genutzt werden – beispielsweise im Dark Mode – hellere Pixel, sodass etwa Texte besser lesbar werden.

Ebenfalls neu ist ein zusätzlicher zweiter Umgebungslichtsensor auf der Rückseite der iPhone 14 Pro. Damit soll das Display die Helligkeit vor einem hellen Hintergrund genauer einstellen können, so Apple.

A16 Bionic

Während die «normalen» iPhone 14 über den letztjährigen «A15 Bionic»-Chip verfügen (jenen der Pro-Modelle, mit einem zusätzlichen fünften Grafik-Kern), verbaut Apple in den neuen Pro-Modellen die nächste Generation seiner A-Chips – den «A16 Bionic».

Der neue Chip ist der erste Apple Silicon, der im 4nm-Produktionsverfahren hergestellt wird. Dabei handelt es sich nicht um eine komplette neue Prozess-Generation, aber immerhin eine optimierte gegenüber den Chip-Vorgängern A15 und A14. Das zeigt sich auch darin, dass die Anzahl Transistoren «nur» von 15 auf fast 16 Milliarden erhöht werden konnte.

Der neue «A16 Bionic» besteht wie sein Vorgänger aus einer CPU mit sechs Kernen – zwei davon sind auf hohe Leistung getrimmt, vier davon auf Effizienz. Gemäss Apple soll die A16-CPU gegenüber derjenigen des A15 um 10 Prozent performanter sein. Weiter hat der A16 Bionic eine um 50 Prozent grössere Speicherbandbreite.

Übersicht Benchmarks mit «Geekbench 5»
Modell Single-Core (CPU) Multi-Core (CPU) Compute (GPU)
iPhone 11 1335 3401 7312
iPhone 11 Max Pro 1332 3470 7488
iPhone 12 mini 1592 4115 9326
iPhone 12 1602 4143 9349
iPhone 12 Pro 1600 4000 9334
iPhone 12 Pro Max 1616 4230 9482
iPhone 13 mini 1726 4217 11007
iPhone 13 Pro Max 1716 4752 13950
iPhone 14 1714 4057 12789
iPhone 14 Pro 1872 5331 15829

Zum SoC gehört auch ein neuer Bildsignalprozessor (ISP), der unter anderem die «Quad-Pixel» ermöglicht. Die komplett neue «Display Engine» ermöglicht unter anderem die 1-Hertz-Wiederholrate des Bildschirms, sie aktualisiert Energie-effizient das Display im «Immer an»-Zustand und sorgt für das erweiterte Anti-Aliasing, welches die eindrücklichen Animationen bei der Dynamic Island ermöglicht.

Ebenfalls ermöglicht die neue «Display Engine», dass Apple bei den neuen iPhone-14-Pro-Modellen den Näherungs-Sensor des TrueDepth-Systems hinter das Display verbauen konnte (links unterhalb der Island). Ebendieser Sensor wird auch durch die Display-Engine betrieben. Apple konnte die für das TrueDepth-System nötige Display-Aussparung mitunter deshalb um weitere gut 30 Prozent verkleinern.

Crash Detection, Satelliten-SOS und eSIM

Wie das normale iPhone 14 erkennen auch die Pro-Modelle schwere Auto-Unfälle und es lassen sich mit ihnen SOS-Signale über Satelliten versenden. Apple setzt zudem auch bei den Pro-Modellen neu in den USA gänzlich auf eSIM. Über diese drei Neuerungen habe ich im Review zum iPhone 14 bereits ausführlich berichtet:

Akku-Laufzeit

Der Autor dieses Testberichts musste sich nach Jahren mit einem Pro Max – und dessen vorzüglicher Batterie-Laufzeit – zuerst wieder an die «normale» Pro-Grösse und entsprechend auch kleineren Akku gewöhnen. Das iPhone 14 Pro Max und das iPhone 14 Pro unterscheiden sich bezüglich Akkulaufzeit doch um ein paar Stunden, wie auch Apple es deklariert:

Bei der «Video­wiedergabe» soll das iPhone 14 Pro «bis zu 23 Stunden» aushalten, das Pro Max schafft hier «bis zu 29 Stunden», also 6 Stunden mehr. Bei der «Audio­wiedergabe» sind es 75 Stunden beim Pro und sogar 95 Stunden beim Pro Max.

Wer ein iPhone der 14er-Familie (14, 14 Plus, 14 Pro und 14 Pro Max) mit einem Netzteil mit mindestens 20 Watt Leistung an eine Stromquelle stöpselt, kann das Smartphone in nur einer halben Stunde bis zu 50 % aufladen.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Auch beim iPhone 14 Pro behält Apple mit seinen ausgewiesenen Batterielaufzeiten Recht, wie unsere ausführlichen Tests zeigen.

Unser Alltagstest beispielsweise besteht darin, dass wir das Gerät über den Tag verteilt ab und zu für Alltägliches – vom Mail-Abrufen und -Beantworten über Nachrichten-Empfangen und -Schreiben, Surfen im Internet, Instagram- und Twitter-Feed durchwühlen, Slack benutzen und in Apple Bücher einige Seiten lesen, bis hin zur Streaming-Wiedergabe von Video- und Audio-Inhalten abwechselnd über 5G, 4G/LTE oder nur 3G, sowie auch über Wi-Fi. Bei diesem Test zeigte das iPhone 14 Pro am Abend jeweils noch rund 60 Prozent Akkulaufzeit an – hier macht sich ggf. das Always-on-Display etwas bemerkbar, denn in den letzten Jahren erreichten die Pro-Modelle jeweils bessere Werte (nicht nur das Pro Max).

Und auch bei intensiverer Nutzung mit einer Bildschirmzeit von über 6 Stunden zeigte die Akku-Anzeige am Abend noch knapp ein Drittel Batterieladung an.

Unseren umfangreichen Video-Test habe ich heuer verkürzt durchgeführt. Unser klassischer Video-Test besteht darin, dass wir Filme aus dem iTunes Store mit einer Display-Helligkeit von 50 Prozent wiederholt laufen lassen und schauen dann, wie lange es dauert, bis das iPhone schlapp macht. Heuer habe ich das einfach fix während 5 Stunden gemacht (also in etwa die Dauer von drei normalen Filmen). Nach diesem Test zeigte iOS beim iPhone 14 Pro noch einen Akkustand von 77 Prozent.

Selbstredend nagen auch beim iPhone 14 Pro wie bei jedem Smartphone Aktivitäten wie langes Filmen oder das Benutzen von rechenintensiven Apps oder Games und dergleichen überdurchschnittlich an der Batterielaufzeit. Auch wer die Display-Helligkeit ständig auf 100 Prozent festnagelt, leert den iPhone-Akku markant schneller als bei maximal 80 %.

Wie ich weiter oben bereits erwähnt habe, dürfte auch das Always-on-Display mit Sicherheit einen Einfluss auf die Batterie-Laufzeit haben. Für ausführliche Tests diesbezüglich fehlte uns die Zeit. Negativ aufgefallen ist uns jedenfalls der Einsatz des «Immer an»-Displays nicht. Alles in allem bin ich auch mit der Akku-Laufzeit des neuen iPhone 14 Pro sehr zufrieden.

Kaufempfehlung

Es ist natürlich nicht nur das Always-on-Display, das bessere Kamera-System und die «Dynamic Island», die die iPhone 14 Pro von den iPhone 13 Pro unterscheiden. Hinzu kommt die Auto-Unfallerkennung, das Satelliten-SOS, ein etwas helleres Display, einen etwas schnelleren Chip und ein paar weitere Neuerungen.

Die drei Hauptneuerungen aber dürften es sein, die in erster Linie zum Kauf eines neuen Pro anregen. Abgesehen vom Always-on-Display und natürlich der «Dynamic Island» bieten die neuen Pro wohl aber zu wenig für solche, die bereits ein 13 Pro oder 13 Pro Max besitzen. Spannender wird es für jene noch mit der 12er-Generation und eine Kaufempfehlung können wir für alle mit einem 11 Pro oder älter aussprechen.

Wer über das entsprechende Budget verfügt, sollte sich heuer ein iPhone 14 Pro oder iPhone 14 Pro Max zutun – diese Geräte sind in diesem Jahr noch mehr als sonst wesentlich spannender als das «normale» iPhone 14. Sie kosten aber natürlich auch mehr als ein normales iPhone (ab 250 Franken respektive 300 Euro mehr iPhone 14 oder ab 350 Franken respektive 400 Euro mehr als ein iPhone 13, welches Apple ja weiterhin im Sortiment hat). Pro-Vorgängermodelle verkauft Apple im kommenden Jahr jeweils nicht mehr. Gegenüber den «normalen» iPhone bietet ein Pro-Modell aber natürlich noch viel mehr Unterschiede (zu viel, um sie alle hier aufzulisten) – vom wesentlich potenteren Display mit ProMotion bis zum besseren Kamera-System.

(macprime/Stefan Rechsteiner)

Fazit zum iPhone 14 Pro

Was das iPhone X vor fünf Jahren tat, tut nun auch das iPhone 14 Pro: Mit Always-on Display, «Dynamic Island» und 48-MP-Kamera stellen die neuen iPhone Pro wieder einen Startpunkt für die iPhone-Modelle der nächsten Jahre.

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