iPhone XS Max

Mit dem iPhone X gelang Apple vor einem Jahr eine überaus erfolgreiche Neuinterpretation des iPhone. Bei unserer Produktbesprechung schrieben wir letzten November, das iPhone X sei eine «solide Basis für die iPhone-Generationen von morgen und übermorgen». Für das diesjährige Modell war es denn auch zu erwarten, dass Apple nicht erneut so vieles auf den Kopf stellen wird, wie mit dem iPhone X vor einem Jahr. Statt erneut revolutionär agierte Apple in diesem Jahr evolutionär – es wurde Produktpflege betrieben. Die neuen Modelle «iPhone XS» und «iPhone XS Max» sind in erster Linie Weiterentwicklungen des letztjährigen Modells. Unter der Oberfläche verbergen sich eine Fülle an Neuerungen. Es gibt einiges zu sagen zum neuen iPhone XS. Zehn Wochen lang haben wir dem neuen iPhone XS Max auf den Zahn gefühlt. Wir haben uns die Neuerungen genauestens angeschaut und das neue Apple-Smartphone ausführlich getestet. Folgend unser Testbericht.

Stefan Rechsteiner

Inhaltsverzeichnis

  1. Design und Display
  2. A12 Bionic
  3. Kamera
  4. Akku
  5. Und dann war da noch …
  6. Kaufempfehlung
  7. Fazit

Das letztjährige «iPhone X» war Apples umfangreichste Neugestaltung des iPhone seit wahrscheinlich dem iPhone 5 oder gar dem iPhone 4 vor 6 bzw. 8 Jahren. Apple ging mit dem X ein grosses Risiko ein, führte markante Änderungen ein und setzte mit der neuen iPhone-Generation vieles auf diese eine Karte. Der Markt gab Apple recht. Das iPhone X fand guten Absatz – es verkaufte sich sogar besser als alle anderen iPhone-Modelle, und dies non-stop seit der Marktlancierung im November 2017.

Die neuen Konzepte erwiesen sich als derart erfolgreich, dass sich Apple bei den drei in diesem Jahr neu vorgestellten iPhone-Modellen gänzlich am Vorbild iPhone X orientierte.

Sowohl das iPhone XS und iPhone XS Max, wie auch das günstigere iPhone XR verfügen über die typischen Merkmale, die aus dem iPhone X das «iPhone der Zukunft» machten: Das «Edge-to-Edge»-Display mit «Kerbe» und keiner Home-Taste mehr und die Gesichtererkennungs-Technologie «Face ID» anstatt dem 2013 eingeführten Fingerabdrucksensor «Touch ID».

Äusserlich treten die neuen Modelle fast identisch wie das iPhone X auf. Fast.

Design und Display

Die augenscheinlichste Änderung gab es natürlich mit dem neuen «Max»-Modell. Dieses Modell verfügt gegenüber dem iPhone XS (5.8-Zoll) über einen grösseren Bildschirm (6.5-Zoll).

Durch das «randlose» Design konnte Apple bei den X-Modellen die Bildschirmdiagonale markant vergrössern, während die Geräte-Grösse relativ kompakt blieb. Der mit 6.5 Zoll «gigantische» Bildschirm des iPhone XS Max hat deshalb nicht automatisch auch ein noch «gigantischeres» Gerät zur Folge. Durch das «Edge-to-Edge»-Display ist das Gerät nur minimal grösser als das Display selbst. Das iPhone XS Max ist vergleichbar mit den bisherigen Plus-Modellen –trotz der einiges grösseren Display-Diagonale bei den neuen Geräten.

Tatsächlich ist das iPhone XS Max auch nur knapp 14 Millimeter länger und 6.5 Millimeter breiter als das iPhone X/XS. Und knapp je ein Millimeter kürzer und weniger breit als die bisherigen Plus-Modelle. Wie bereits das X sind sowohl XS wie auch XS Max zudem 7.7 Millimeter dünn (8: 7.3mm; 8 Plus: 7.5mm).

Abgesehen von den Grössen unterscheiden sich die nahezu identischen Designs der neuen XS und XS Max und des letztjährigen X noch in zwei kleinen Details.

Der Rahmen aus auf Hochglanz poliertem Edelstahl wird beim iPhone XS und iPhone XS Max an zwei zusätzlichen Stellen mit einem dünnen Plastik-Stück unterbrochen. Das soll das Mobilfunk-Signal verbessern. Konkret befinden sich die beiden zusätzlichen Unterbrüche am oberen und unteren Rahmen rechts bzw. links. Durch dieses zusätzliche Plastik-Stück präsentiert sich der untere Gehäuse-Rand mit den Perforierungen für Mikrofon und Lautsprecher und dem Lightning-Anschluss nicht mehr so symmetrisch wie noch beim iPhone X. Statt je 6 Löcher links und rechts der Lightning-Buchse gibt es beim XS nurmehr drei und sechs, bzw. beim XS Max vier und sieben Löcher für Mikrofon und Lautsprecher.

Die andere Neuerung ist die Farbauswahl. Das iPhone X gab es entweder in Silber oder Space-Grau. Die neuen XS-Modelle gibt es zusätzlich in einem neuen Gold-Finish.

Das neue Edelstahl-Gold ist aber nicht vergleichbar mit dem bisherigen Gold-Finish der iPhone-Modelle aus Aluminium oder der 18-Karat «Apple Watch Edition». Das neue Gold-Finish ist viel dunkler und eher Bronze-artig – es sieht alles in allem «wertiger» aus. Wie andere Material-Finishes von Apples Geräten jüngerer Zeit nimmt auch dieses neue Gold das Licht und die Farben der Umgebung mehr auf als noch frühere Finishes. Je nach Gegebenheiten sieht das Gold entsprechend nochmals etwas anders aus.

Diese Eigenschaften gelten besonders für die gläsernen Rückseiten der neuen iPhone – beim neuen goldenen Modell mehr denn je. Die Rückseite erscheint mal eher milchig weiss-, mal fast pink-farben, mal in einem dunklen Bronze.

Das Glas sei übrigens das «widerstandsfähigste bisher in einem Smartphone» und wurde speziell von Apple zusammen mit dem Glas-Spezialisten Corning für die neuen iPhone-Modelle entwickelt.

Wie in unseren Fotos ersichtlich, erwies es sich für uns als schwierig, den neuen Gold-Ton akkurat abzulichten. Wie so oft gilt auch hier: Man muss ihn live sehen und erleben.

Mit dem «widerstandsfähigsten» Glas im Gerät wird sich indes auch zeigen müssen, wie widerstandsfähig sich derweil die neuen Finishes der Edelstahl-Rahmen im Alltag behaupten.

Der Autor dieses Reviews benutzt die Apple-Smartphones seit dem ersten iPhone 2007 immer ohne Hülle. Das silber-farbene iPhone X weist nach einem Jahr im täglichen Gebrauch (ohne Hülle) denn auch unzählige feine Kratzer im Edelstahl-Rahmen auf.

Beschichtet wird sowohl das Space-Graue, wie auch das neue goldene Finish mit dem «Physical Vapor Deposition»-Prozess, kurz «PVD». Bei PVD werden kleinste Metallpartikel in Space-Grau oder Gold verdampft und an die natürlich silberne Edelstahl-Oberfläche gebunden. Damit wird der Edelstahl-Rahmen beschichtet bzw. er wird «angemalt» oder «gefärbt». Kratzer im so beschichteten Rahmen könnten dabei den silbernen Untergrund sichtbar machen. Es wird sich zeigen müssen, wie diese Edelstahl-Rahmen nach mehreren Monaten im Hüllen-losen Gebrauch aussehen werden.

Gross, aber nicht zu gross

Als Apple im Herbst 2014 mit dem iPhone 6 Plus das erste übergrosse iPhone vorstellte, stieg der Autor dieses Testberichts auf die grosse Modell-Reihe um. Erst als im vergangenen Jahr das iPhone X und von diesem keine grosse Version vorgestellt wurde, war wieder ein kleineres Gerät angesagt. Während drei Jahren oder drei iPhone-Generationen gewöhnte er sich aber an das grosse «Plus». Wie oben erwähnt, verfügt das neue Max in etwa über die gleichen Abmessungen wie ein früheres Plus-Modell. Der Autor wusste entsprechend, was er mit dem iPhone XS Max zu erwarten hatte. Bereits während er das neue Max eingerichtet hatte, ist aber etwas klar geworden: Das iPhone XS Max fühlt sich nicht so gross an, wie noch ein «Plus»-iPhone.

Drei Eigenschaften sorgen dafür, dass das Max gleichzeitig grösser, aber auch kleiner ist als erwartet. In den fast identischen Abmessungen verbaut ist ein um ein Zoll grösseres Display. Die Bildschirmdiagonale ist beim Max also um immerhin über 2.5 Zentimeter grösser als beim Plus. Dank dem Edge-to-Edge-Bildschirm und der Weglassung der Home-Taste besteht quasi die komplette Vorderseite des Gerätes aus Bildschirm-Fläche. Die breiten Balken, die beim Plus ober- und unterhalb des Displays angebracht sind, fehlen beim Max – «alles ist Bildschirm». Die Weglassung der «Balken» sorgt dafür, dass der Bildschirm nicht mehr in einem Box-igen Design eingesperrt ist. Eben dank diesem Umstand erscheint einem das iPhone XS Max als kleiner als ein Plus-iPhone.

Wie schon bei den Plus-Modellen der letzten Jahre gilt aber freilich auch beim Max, dass eine Person mit kleinen Händen womöglich Probleme mit dem Bedienen des grossen Gerätes haben könnte. Dafür hat Apple mit «Reachability» aber auch eine Bedienungshilfe integriert, die den ganzen Bildschirminhalt für das bessere Erreichen der weiter oben dargestellten Inhalte nach unten verschiebt. So lässt sich das grosse iPhone auch mit kleinen Händen und Fingern bedienen – oder ohne das man das Gerät speziell halten muss. Schlussendlich ist aber auch beim Max vieles schlicht eine Gewöhnungssache. Der Autor verfügt jetzt nicht umbedingt über Riesenklauen, kann das Gerät (wie schon die Plus-Modelle) dank einer entsprechenden Haltung aber trotzdem problemlos auch ohne Reachability mit nur einer Hand bedienen – bis in alle Ecken.

Super Retina Display

Das 6.5-Zoll grosse «Super Retina»-Display des iPhone XS Max verfügt über eine Auflösung von 2688 mal 1242 Pixel. Die Pixeldichte von 458 Pixel pro Zoll ist die derzeit höchste in einem Apple-Gerät (das XS hat ein 5.8-Zoll Display mit 2436 mal 1125 Pixel, ebenfalls mit 458ppi).

Der abgerundete und mit oben mit einer Kerbe eingeschnittene OLED-Bildschirm bietet mit Unterstützung des P3-Farbraums und dem systemweiten Color-Management von iOS die «industrieweit beste Farb-Echtheit», so Apple. Das Display unterstützt ausserdem die HDR-Formate Dolby Vision und HDR10. HDR-Fotos sollen auf dem neuen Display ausserdem über einen um 60 Prozent grösseren Dynamik-Umfang verfügen. Apple gibt an, das Display habe des Weiteren ein Kontrastverhältnis von 1:1’000’000 – da die «Organischen Leuchtdioden»-Technologie aber sowieso absolutes Schwarz erlaubt, macht diese Contrast-Ratio-Angabe nicht wirklich viel Sinn.

Wie schon beim iPhone 8 und beim iPhone X macht sich ein Umgebungslicht-Sensor die Farbtemperatur der Umgebung zu Nutze und bietet bei der Display-Anzeige ein angepasstes Licht für natürlichere Farben. Mehr Details zur Funktionsweise dieser «True Tone» genannten Technologie gibts in unserem letztjährigen Review zum iPhone 8 Plus.

Von Auge ist kein wirklicher Unterschied zwischen dem neuen XS-Max-Bildschirm und dem bereits grandiosen X-Bildschirm auszumachen – abgesehen natürlich von den Grössen. Wie schon vor einem Jahr können wir entsprechend nur das Fazit ziehen: Das Display des neuen iPhone XS Max ist schlicht «exzellent». Es brilliert in jeder Situation. Es ist hell (625cd/m2), sehr kontrastreich, dank sehr hoher Auflösung gestochen scharf und zeigt natürlich leuchtende Farben.

Ein Jahr danach: Kein Burn-In

Vor einem Jahr haben wir ein Problem thematisiert, mit welchem OLED-Bildschirme zu kämpfen haben. Organische Leuchtdioden sind eigentlich anfällig für «eingebrannte Bilder», also «Burn-Ins» oder «Ghosting». Hierbei handelt es sich um Bilder, die scheinbar auf dem Display einbrennen – das heisst: Bilder, die längere Zeit unverändert auf dem Bildschirm dargestellt werden, sind weiterhin blass auf dem Display sichtbar, auch wenn eigentlich bereits etwas anderes angezeigt wird. Verschiedene OLED-Displays sind da sehr anfällig dafür. Googles Smartphone «Pixel 2 XL» sorgte vor einem Jahr unter anderem deshalb für reichlich negative Schlagzeilen. Apple sagte vor einem Jahr, man habe nicht nur das Display, sondern auch iOS dahingehend optimiert, dass es zu möglichst keinen Burn-Ins kommen könne. Wie gut das iPhone-X-Display diesbezüglich aber tatsächlich ist, zeigte sich erst nach fortschreitender Zeit. Seit der Marktlancierung vor einem Jahr sind keine Probleme mit Burn-Ins beim iPhone X bekannt. Auch beim iPhone X des Autoren ist nach einem Jahr mit häufiger täglicher Benutzung bis dato kein «Ghosting» ausmachen. Bei den neuen Bildschirmen des XS und XS Max hoffen wir auf gleiche Resultate in einem Jahr.

Irgendwie schade ist, dass iOS beim iPhone XS Max nicht mehr Gebrauch von der zusätzlichen Bildschirmdiagonale macht. Es gibt für Videos kein Picture-in-Picture-Fenster wie beim iPad, es gibt keine zusätzliche App-Reihe auf dem Home-Bildschirm und die meisten Apps zeigen einem die genau gleichen Inhalte wie das kleinere X oder XS – einfach grösser dargestellt. Einzig im Landscape-Modus gibt es in einigen Apps ähnlich wie bei den Plus-Modellen eine etwas erweiterte Ansicht (eine Sidebar in Mail; eine komplette Wochenansicht in Kalender oder auswählbare Tabs und eine Tab-Ansicht in Safari).

Der einzige sichtbare Unterschied zwischen dem XS und dem XS Max (die Display- und damit auch Gehäuse-Grösse) ist ausschlaggebend für den zweiten signifikanten Unterschied der beiden Modelle: Das Max verfügt über einen grösseren Akku. Ansonsten sind die technischen Spezifikationen der beiden neuen iPhone-Modelle die Gleichen: Beide verfügen über einen identischen A12-Bionic-Prozessor, beide haben die gleichen Kameras verbaut, beide haben die gleichen Zusatzchips und Controller … Die folgenden Absätze gelten deshalb sowohl für das von uns ausführlich getestete grosse iPhone XS Max, wie auch für das «normale» iPhone XS.

A12 Bionic

Das grösste Upgrade in den neuen iPhone-Modellen ist der neue Chip von Apple. Erneut übertrifft sich Apple damit selbst. Wenn man sich diesen Chip etwas genauer anschaut, sieht man die schiere Überlegenheit von Apples Chip-Team gegenüber allen Mitstreitern der Branche.

Der im letztjährigen iPhone X verbaute «A11 Bionic» wurde im 10-Nanometer-Verfahren hergestellt. Der nun neue «A12 Bionic» ist der industrieweit erste 7nm-Chip, der in grosser Menge hergestellt wird. Die kleinere Bauweise hat verschiedene Vorteile, vor allem macht sie die Komponenten energie-effizienter, was sich trotz höherer Rechen-Leistung positiv auf die Batterielaufzeit auswirkt (mehr dazu weiter unten).

Während der A11 noch über sechs CPU-Cores und drei GPU-Cores verfügt, hat der A12 neben den sechs CPU-Cores neu vier GPU-Cores.

Neben der neuen Strukturgrösse ist aber vor allem auch die überarbeitete «Neural Engine» im A12 interessant. Diese verfügt über mehr und leistungsfähigere Cores als noch im A11. Konkret soll die letztes Jahr eingeführte Neural Engine beim A11 bis zu 600 Milliarden Berechnungen pro Sekunde ermöglicht haben – die Neural Engine im neuen A12 führt nun bis zu 5 Billionen Operationen pro Sekunde aus. Eine Verneunfachung der Leistung!

Diese massive Leistungssteigerung zusammen mit der energie-effizienteren Arbeitsweise des neuen Chips zeigen auf, wie gut die neuen iPhone-Modelle für die Zukunft gerüstet sind.

Das neuronale Rechenbiest sorgt überall dort für beachtlich mehr Leistung, wo maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Merklich bei einigen Foto-Funktionen, vor allem aber bei «allem mit AR» («Augmented Reality»; «Erweiterte Realität»).

Weiter können mit iOS 12 ausserdem auch nicht nur mehr Apple-eigene Apps (wie übrigens auch Face ID oder die Animojis) auf die Neural Engine zugreifen, sondern eine jede App von jedem Entwickler. AR-Objekte können dank der vielfach leistungsfähigeren Engine der neuen iPhone-XS-Modellen schneller, genauer und störungs-armer in die reale Welt eingebunden werden.

Apple demonstrierte anlässlich der iPhone-XS-Keynote im September ein paar AR-Apps, die die neuen Möglichkeiten des leistungsfähigeren Chips eindrücklich aufzeigten. Demonstriert wurde beispielsweise eine App, die ein Basketball-Training analysiert – dank dem A12 neu in Echtzeit. Auch Apples neue Kamera-Funktionen nutzen die Leistung der Neural Engine und des A12-Chips (mehr dazu weiter unten).

Die CPU des A12 setzt auf die dritte Generation der vor zwei Jahren mit dem A10 eingeführten «Fusion»-Architektur. Bei dieser Architektur sind die einzelnen Cores des CPU entweder auf Effizienz getrimmt («Low-Power Cores») oder auf höchste Leistung gepolt (High-Power Cores). Von den sechs CPU-Cores des A12 Bionic sind je drei Low-Power bzw. High-Power. Durch asymmetrisches Multiprocessing kann der iPhone-Chip überdies je nach anstehender Aufgabe auch eine beliebige Anzahl Cores individuell ansteuern.

Betreffend der reinen CPU-Power ist der Leistungssprung beim A12 gegenüber dem Vorgänger nicht mehr ganz so gross wie noch bei den Vorgängergenerationen. Apples eigenen Angaben zufolge beträgt der Leistungsgewinn bei der sechs-kernigen CPU bis zu 15 Prozent. Bei der Grafikeinheit des Chips mit seinem zusätzlichen Core (nun neu vier Kerne) gibt Apple eine Leistungssteigerung von bis zu 50 Prozent aus.

Benchmarks der neuen Geräte bestätigen hier Apples Zahlen: In den Geekbench-4-Tests erreichen die neuen XS-Modelle Werte um 11’500 Punkte. Das letztjährige iPhone X kam auf etwa 10’400 Punkte.

Ein Blick über den Tellerrand zeigt Apples grossen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz eindrücklich auf: Das derzeit schnellste Android-Smartphone, das im Sommer lancierte «OnePlus 6», erreicht im gleichen Benchmark lediglich gut 9000 Punkte. Das «Galaxy Note 9», das schnellste Smartphone von Samsung, erreicht knapp 8900 Punkte. Wohl bemerkt verfügen beide Android-Smartphones mit 8 GB über doppelt so viel Arbeitsspeicher wie die neuen iPhone-XS-Modelle und über einen SoC mit acht statt nur sechs CPU-Cores.

Schon die geballte Rechenpower des A11 konnte im iPhone X nicht oft vollends ausgereizt werden – selbiges gilt nun auch für den noch leistungsfähigeren A12 in den neuen XS-Modellen. Gegenüber dem X zeigt sich das XS aber wie erwähnt nicht überall «massiv schneller». Tatsächlich müssen die konkreten Performance-Gewinne etwas gesucht werden. Im direkten Vergleich zeigen sich die Leistungssteigerungen aber bei einem etwas performanteren App-Wechsel, einer schnelleren Geräte-Entsperrung über Face ID und offensichtlich bei AR-Applikationen sowie anderen rechenintensiven Aufgaben wie dem Handling von 3D-Modellen und beim Aufnehmen und Bearbeiten von Fotos und Videos.

Kamera

Schaut man sich die technischen Spezifikationen der iPhone-XS-Kamera an, dann scheint auf den ersten Blick, als ob es bei der Kamera nicht vieles Neues zu Berichten gibt: Auf der Rückseite des Gerätes eine Dual-Kamera mit einem ƒ/1.8 Weitwinkel- und einem ƒ/2.4 Tele-Objektiv, die beide über sechs Elemente, je eine optische Bildstabilisierung und eine Auflösung von 12 Megapixel verfügen; Vorne eine 7-Megapixel-Selfieknipse im TrueDepth-Kamerasystem. Videos können in der 4K-Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde und bei 1080p- bzw. «FullHD»-Auflösung (im «Slow Motion»-Modus) mit bis zu 240fps aufgenommen werden. Ebendiese reinen Kamera-Spezifikationen wies bereits das iPhone X vom letzten Jahr auf.

Trotzdem gehört ein wesentlich verbessertes Kamera-System zu den Hauptneuerungen in den neuen XS-Modellen. Denn das Kamera-System wurde durch ein paar (sprichwörtlich) kleine, aber auch sehr feine Hardware-Neuerungen und mit viel Computer-Intelligenz verbessert.

Die Kamera mit dem Weitwinkel-Objektiv – also jene, die man direkt einsetzt solange man nicht die «2x»-Schaltfläche für den optischen Zoom betätigt – verfügt über einen grösseren Bildsensor als noch beim iPhone X. Mit der grösseren Bauweise ist ein jeder der 12 Millionen Pixel auf diesem Sensor physisch vergrössert worden – von 1.22µm auf 1.4µm. Gleichzeitig wurden die Pixel auch tiefer, konkret von 3.1µm auf 3.5µm.

Die tieferen Pixel ermöglichen eine bessere Isolation der auf den Sensor fallenden Lichtstrahlen, was in weniger Zerstreuung und damit weniger Farb-Irritationen zwischen den Pixeln resultiert. Durch die zusätzlich auch noch grösseren Pixel kann der Sensor zudem mehr der einfallenden Lichtstrahlen aufnehmen. Dadurch haben die Aufnahmen klarere Details mit weniger Rauschen und weniger Verwacklungsunschärfe. Alle diese Verbesserungen ermöglichen allem voran bessere Bilder bei schlechten Lichtverhältnissen – beispielsweise abends und nachts.

In diesen 100%-Crops von Fotos des iPhone X (links) und des iPhone XS Max (rechts) sind die Qualitäts-Unterschiede bei einer Nachtaufnahme deutlich erkennbar. Die Originale (straight-out-of-camera): iPhone X und iPhone XS Max

Ebenfalls aufgebohrt hat Apple das Autofokus-System der iPhone-Kamera. In den XS-Kameras stecken neu doppelt so viele «Focus Pixels» als noch in der Kamera des iPhone X.

Focus Pixels ist Apples Bezeichnung für den «Phasenerkennungs-Autofokus» der iPhone-Kamera. Eigentlich handelt es sich bei einem «Phase-Detection-Autofocus» um einen schnellen Autofokus, der in einem Sensor-Paar zwei leicht versetzte Halbbilder miteinander vergleicht. In diesem System berechnet der Autofokus anhand der Phasenverschiebung der beiden Halbbilder die optimale Objektiv-Position für die Scharfstellung. Bei der iPhone-Kamera (und anderen modernen Smartphone-Kameras) wird nun aber nicht mit Halbbildern gearbeitet, sondern mit auf dem Sensor speziell für den Autofokus abkommandierten Pixeln, den «Fokus Pixels», auf die jeweils phasenverschoben die Lichtstrahlen fallen. Anhand deren Berechnung werden die Objektive bewegt, sodass der Autofokus sofort scharf stellen kann.

Mit einem abermals besseren Bildsignalprozessor («Image Signal Processor», kurz ISP) kann die Kamera neben anderen Sachen auch die Belichtung intelligenter einstellen, wodurch mehr Informationen auf die Aufnahmen gelangen. Dies ermöglicht vor allem eine laut Apple massiv verbesserte HDR-Funktionalität.

Der im A12 Bionic integrierte verbesserte ISP und die zugehörige Neural Engine ermöglichen sogenanntes «Smart HDR». Bei diesem intelligenten System für Fotos mit hohem Dynamikumfang wird beim Auslösen der Kamera eine ganze Serie an Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen aufgenommen und diese dann in ein einzelnes Foto zusammengesetzt.

Bei «klassischem» HDR wird jeweils eine normal belichtete, eine überbelichtete und eine unterbelichtete Aufnahme zu einem Foto kombiniert. Das Endresultat verfügt so über detailliertere Highlights und Schatten. Bei den HDR-Fotos beim iPhone wurden schon bisher mehrere überbelichtete und unterbelichtete Aufnahmen kombiniert – nun mit «Smart HDR» geht Apple noch einen Schritt weiter und kombiniert noch mehr Varianten miteinander.

Sobald man die Kamera beim iPhone XS oder iPhone XS Max startet, zeichnet diese im Hintergrund ununterbrochen vier Bilder pro Sekunde auf – damit wird (schon seit mehreren iPhone-Generationen) sogenanntes «Zero Shutter Lag» ermöglicht. Also das Fotografieren einer Szene schon bevor man tatsächlich dem Kamera-Auslöser drückt.

Dieser «Zwischenspeicher» an Aufnahmen, die jederzeit aufgenommen werden, wurde nun bei der XS-Kamera so erweitert, dass nicht mehr «nur» fortlaufend vier Aufnahmen gemacht werden, sondern zu jeder Aufnahme noch eine Weitere mit einer abgeschwächten Belichtung für mehr Highlights plus eine zusätzliche überbelichtete Aufnahme für mehr Schatten. Das System vergleicht dann alle Aufnahmen miteinander, sodass von allen Aufnahmen die detailreichsten Bestandteile in ein finales Foto kombiniert werden können. In diesem Prozess erkennt das System zudem gleichzeitig auch Bewegungen, Objekte und Gesichter (nicht nur klassische «Gesichterkennung», sondern auch Setzen von Referenzpunkten im erkannten Gesicht) und optimiert die Aufnahmen-Zusammenführung entsprechend der erkannten Gegebenheiten. Apple zufolge kann das Gespann ISP und Neural Engine im neuen A12 Bionic bei jedem Foto, das man mit der iPhone–XS-Kamera aufnimmt, bis zu einer Billion Berechnungen durchführen.

All diese Verbesserungen an Kamera-Hardware, Chip und Software sind bei den Fotos sehr gut zu erkennen. Fotos, die mit einem iPhone-XS-Modell geschossen werden, sind merklich besser als jene, die mit einem iPhone X aufgenommen werden. Eindrücklich sind die Verbesserungen bei Fotos, die bei schlechten Lichtverhältnissen gemacht wurden. Auffallend auch bei Motiven mit anderweitig schwierigen Lichtverhältnissen – beispielsweise wenn eine Szene mit hellem Himmel abgelichtet wird. Wurde bei solchen Fotos bisher der Himmel im Hintergrund eines Sujets oft zu hell und damit «ausgewaschen» abgelichtet, erscheint er mit einem iPhone XS nun dunkler – mit mehr Details in den Woken oder bei wolkenlosem Himmel blauer. Alles in allem macht ein XS Fotos mit lebendigeren und gesättigteren Farben als dies frühere iPhone-Kameras getan haben.

Manchmal aber übertreibt es «Smart HDR» auch etwas. Aufgefallen sind bei unserem Test Fotos mit einem Hintergrund in einer satten Farbe (z.B. ein wolkenloser Himmel), bei denen sich um das davor platzierte Sujet unnatürliche Verläufe in den Hintergrund eingeschlichen haben (siehe Vergleichsbild «Rigi (HDR-Fail)»). Hier bedarf es noch Nachbesserung von Apple.

Auf einer gesonderten Seite können verschiedene Fotos vom iPhone X mit solchen vom iPhone XS Max verglichen werden.

Manchmal wäscht Smart HDR aber auch überspitzt aus – worunter der Kontrast und besonders die Schärfe der Details leiden. Oft sind diese «verwaschenen Details» auf dem Smartphone-Display aber nicht zu sehen. Erst wenn man die Fotos auf 100% zoomt, sind diese kleinen Makel erkennbar. Da Krethi und Plethi ihre Fotos aber selten für einen grossflächigen Print-Auftrag oder anderweitig hochauflösend nutzen, ist dies für die meisten ein vernachlässigbarer Makel.

Dass beim Fotografieren immer mehr über die Chips und die Software läuft, nennt sich übrigens «Computational Photography». Die Berechnungen dafür benötigen eine Unmenge an Rechenleistung – der performante A12 Bionic, den Apple auch im Hinblick auf Computational Photography entwickelt hat, ist diesen Anforderungen bestens gewachsen. Das ist eine eindrückliche Leistung des Apple-Chips.

Tiefenkontrolle

Auch mit der Einführung der diesjährigen iPhone-Modelle verspricht Apple einen weiteren Qualitäts-Sprung beim Porträt-Modus. Abermals hat sich Apple dem weichgezeichneten Hintergrund angenommen. Der bisher sehr Kreis-lastige Blur-Effekt soll nun durch einen «noch echteren Bokeh» ersetzt worden sein. Bokeh bedeutet nämlich nicht nur, dass der Hintergrund einfach «unscharf» wird, sondern je nach Kamera und Objektiv, je nach Blende und je nach Abstand des Sujets zur Kamera hat der Bokeh-Effekt ein etwas anderes Erscheinungsbild. Bokeh definiert sich neben der Unschärfe auch in der Form der unscharf gezeichneten Objekte – im Allgemeinen und je nach Position im Bild – und wie der Effekt die Farben und das Licht im Hintergrund zerstreuen und wie dieser Hintergrund mit dem Sujet im Vordergrund zusammenspielt. Fotografen bevorzugen deshalb je nach gewünschtem Bokeh-Effekt ein anders Objektiv.

Der verbesserte Porträt-Modus verfügt neu über ein Modell, welches durch Algorithmen Charakteristiken der iPhone-XS-Objektive virtualisiert. Der durch die neue Kamera erzielte Bokeh-Effekt ist nicht immer der gleiche, sondern variiert von Foto zu Foto – je nach gegebenen Umständen (Abstand Sujet zu Kamera, Lichtverhältnisse, etc.) erscheint der Effekt einwenig anders, bleibt dabei aber einem übergeordneten Stil treu. In unseren Tests überzeugt der Bokeh-Effekt im verbesserten Porträt-Modus. Und ein weiterer Vorteil der neuen Bokeh-Berechnung: Da es auf einem Algorithmus basiert, wird die Qualität mit der Zeit sogar noch besser werden. Und es könnte künftig vielleicht sogar möglich sein, dass man in der Kamera aus verschiedenen Objektiven/Bokeh-Arten auswählen kann.

Apple hat aber nicht nur kräftig am Bokeh-Effekt geschraubt, sondern lässt neu auch den Nutzer selbst an der Tiefenschärfe schrauben: Neu lässt sich die künstlich erzeugte Tiefenschärfe («Depth-of-Field») nämlich auch nachträglich noch anpassen. Dazu kann die Blendenöffnung simuliert werden – von der kleinsten Öffnung ƒ/16, bei der der Bokeh-Effekt nahezu inexistent ist, bis hin zur grössten simulierten Blende ƒ/1.4 mit sehr starkem Bokeh.

Seit dem Update auf iOS 12.1 lässt sich diese Tiefen-Kontrolle sogar nicht mehr nur nachträglich, sondern bereits während dem Fotografieren in der Kamera-App anwenden. Ein weiteres Zeugnis der Leistungsfähigkeit des neuen A12-Bionic-Chips. Der Nutzer erhält so nach dem «Porträt-Licht» vor einem Jahr nun noch eine weitere Möglichkeit, Einfluss auf die mit dem iPhone gemachten Porträt-Aufnahmen zu nehmen.

Trotz aller Verbesserungen ist auch der Porträt-Modus beim iPhone XS nach wie vor nicht perfekt. Er macht weiterhin manchmal Fehler und segmentiert Objekte nicht vollständig korrekt. Es sind aber auch beim iPhone XS gegenüber dem iPhone X klare Fortschritte zu beobachten – die Bilder werden immer besser und brauchbarer.

Diese Neuerungen betreffen im Übrigen nicht nur die Dual-Kamera auf der Rückseite der neuen iPhone-XS-Modelle, sondern auch das Aufnehmen von Selfies im Porträt-Modus mit dem TrueDepth-Kamerasystem auf der Vorderseite des Gerätes.

Video

Das verbesserte Kamera-System im iPhone XS und iPhone XS Max ermöglichen natürlich nicht nur bessere Fotos, sondern auch noch bessere Ergebnisse beim Filmen. Was die Video-Aufzeichnung anbelangt, sei das iPhone XS das beste derzeit erhältliche Smartphone, attestiert Apple. Der Mac-Hersteller steht mit dieser Behauptung nicht allein, sondern auch viele Experten pflichten Apple bei dieser Aussage bei.

Beim XS wurde konkret der Algorithmus, der sich um die Software-Stabilisierung der Aufnahme kümmert, verbessert. Zumindest bei der Kamera auf der Rückseite des Gerätes. Für jene bei der Frontkamera kommt sogar eine komplett neue Stabilisierung zum Einsatz. Dank den oben erwähnten Verbesserungen beim Bildsensor und den fähigeren Chips zeigt die Kamera auch bessere Resultate bei schlechten Lichtverhältnissen. Überdies kann das iPhone XS neu auch Stereo-Audio aufnehmen und hat einen erweiterten Dynamik-Umfang in den Video-Modi bis 30 fps.

Akku

Die Batterieleistung des iPhone XS Max überzeugt uns. Auch der bisher grösste Bildschirm in einem iPhone sorgt nicht dafür, dass man Abstriche bei der Akkulaufzeit machen muss. Der Lithium-Ionen-Akku des Max liefert 12.08 Wattstunden Energie, die Kapazität beträgt 3179 Milliampèrestunden. Der Akku des kleineren iPhone XS ist mit 10.13 Wattstunden bzw. 2659 mAh minimal kleiner ausgefallen als jener des iPhone X mit 2700 mAh.

Interessant: Die Sezierung der neuen iPhone-XS-Modelle durch iFixit hat zum Vorschein gebracht, dass Apple beim iPhone XS Max wie beim iPhone X ein Akku aus zwei Zellen verbaut. Für das iPhone XS hingegen hat Apple einen neuen einzelligen Akku in L-Form entwickelt.

Apple zufolge soll der Akku des iPhone XS eine halbe Stunde länger Saft liefern als noch jener des iPhone X, beim iPhone XS Max spricht Apple sogar von 1.5 Stunden mehr Batterielaufzeit. Konkret sollen bis zu 14 bzw. 15 Stunden iTunes-Movie-Playback oder bis zu 12 bzw. 13 Stunden Internet-Nutzung möglich sein. In unseren ausführlichen Tests zeigte sich einmal mehr, dass Apple hier konservative Zahlen nennt.

In unserem Video-Test, in welchem wir Filme aus dem iTunes Store bei voller Lautstärke und einer Display-Helligkeit von 50 Prozent wiederholt laufen lassen, hielt der Akku geschlagene 16 Stunden und 3 Minuten durch (iPhone X: 14h 21min). In unserem Alltagstest, in welchem wir das Gerät über den Tag verteilt oft, aber nicht durchgehend, für Alltägliches nutzen (Mail, Nachrichten, Surfen, Instagram, Twitter, Slack, Apple Bücher, Video- und Audio-Wiedergabe abwechselnd über 4G/LTE, 3G und WLAN), zeigte iOS 12 am Abend beim iPhone XS noch 74 Prozent Akkulaufzeit an.

Wie schon bei unserem Test des iPhone X zeigt sich auch beim XS Max vor allem eines: Die Stromverbrauch-Unterschiede beim OLED-Display sind teils enorm. Da schwarze Pixel bei einem OLED tatsächlich «ausgeschaltet» sind und somit theoretisch kein Strom benötigen, kann das Display entsprechend sparsam betrieben werden, wenn denn viele schwarzen Flächen dargestellt werden. Durch verschiedene Einstellungen in iOS kann aus dieser Tatsache sogar sosehr Nutzen gezogen werden, dass die Batterielaufzeit merklich verlängert werden kann (wenn man z.B. mit weniger Farben auf dem Display auskommen kann). Durch Aktivieren der intelligenten Farben-Umkehrung beispielsweise, der Weisspunkt-Reduzierung oder dem Nutzen von Farbfiltern (allesamt in den Display-Anpassungen der Bedienungshilfen zu finden). Statt einer oft weissen Benutzeroberfläche hat man durch einige dieser Einstellungen hauptsächlich eine schwarze UI – das hilft enorm beim Akku-Sparen, inwiefern das Gerät aber so noch für alle Aufgaben genutzt werden will, sei mal dahingestellt. Gemütlicher wäre da ein Dunkelmodus für iOS. watchOS ist eigentlich seit jeher im «Dunkelmodus» (und die Apple Watch verfügt seit jeher über ein OLED-Display), in tvOS gibt es ihn ebenfalls schon länger und jetzt mit «Mojave» ist er bekanntlich auch in macOS angekommen. Der «Dark Mode» fehlt also einzig noch in iOS.

Ein Dunkelmodus würde sich nicht nur visuell gut machen auf einem OLED-iPhone, sondern könnte auch bei der Akkulaufzeit einiges bewirken. Aber auch ohne Dark Mode überzeugt der grosse Akku des iPhone XS Max.

Aber was für bisherige iPhone-Modelle galt, gilt auch für die neuen XS: Auch das sind Smartphones, die die meisten Nutzer nach wie vor täglich aufladen müssen.

Apple hat uns zudem darüber informiert, dass die Spulen für das «Wireless Charging» in den iPhone-XS-Modellen ebenfalls ein Upgrade erhalten haben. Die ins Gerät gebaute Vorrichtung erlaubt induktives Laden über den Qi-Standard. Neu müsse man das Gerät nicht mehr ganz so genau auf eine Ladematte legen wie noch bei den Vorgängerversionen – die Spule erkenne die Ladestation besser. Aufgrund der unterschiedlichen Gerätegrössen X vs. XS Max können wir das leider bei unserem Testgerät nicht wirklich testen.

Ausserdem verriet uns der Mac-Hersteller, dass der Akku (des XS im Vergleich zum X) überdies mit den gleichen Ladematten um etwa 30 Minuten schneller über Qi vollgeladen werden könne.

Und dann war da noch …

A propoz schneller: Die Gesichtererkennungs-Technologie Face ID für das Entsperren des Gerätes oder von Passwort-geschützten Inhalten, das Authentifizieren von Einkäufen in Stores oder via Apple Pay und vieles mehr funktioniert dank dem leistungsfähigeren A12-Bionic-Chip schneller. Der Unterschied ist klein, man meint ihn aber tatsächlich wahrzunehmen. Sicher sichtbar ist er im direkten Vergleich zwischen einem iPhone X und einem iPhone XS Max.

Erneut ein Upgrade erhielten auch die iPhone–Lautsprecher. Es ist wahrlich eindrücklich, was Apple in diesem Gebiet in den letzten Jahren erreicht hat – und Jahr für Jahr weitere Fortschritte macht. Apple bewirbt bei den neuen iPhone-XS-Modellen im speziellen «Wide Stereo». Dabei weiter optimiert wurde der «Trick» mit dem in einen normalen Lautsprecher gewandelten Telefon-Lautsprecher oben in der Display-Kerbe. Apple hat eben diesen Lautsprecher beim XS noch mehr auf den Lautsprecher am unteren Gehäuserand abgestimmt, wodurch eine noch breitere Stereo-Trennung ermöglicht werden konnte. Die Stereo-Trennung war schon beim iPhone X nicht von schlechten Eltern – dieses «Wide Stereo» hören wir deshalb nicht wirklich heraus. Definitiv wahrnehmbar ist aber, dass die Lautsprecher des iPhone XS Max eine klarere Tonausgabe haben und noch lauter eingestellt werden können als noch die Lautsprecher des iPhone X.

Nach drei Generationen (7, 8 und X) mit IP67 erhielten die neuen iPhone-XS-Modelle auch ein Upgrade in Sachen Wasser- und Staub-Resistenz. Der Standard wurde auf IP68 ausgebaut. Diese Wasserdichte garantiert konkret den Schutz gegen das Eindringen von Wasser in das Gehäuse während bis zu 30 Minuten, wenn man das Gerät komplett bis zu 2 Meter in die Flüssigkeit eintaucht. Bei den Vorgängermodellen waren es noch 30 Minuten in 1 Meter Tiefe. An dieser Stelle vielleicht noch wichtig zu erwähnen: Die Garantie deckt nach wie vor keine Wasserschäden ab.

Sowohl das iPhone XS wie auch das iPhone XS Max gibt es wahlweise mit 64, 256 oder 512 GB Speicherplatz. Während ein halbes Terabyte in einem Smartphone für die meisten Nutzer definitiv eine «luxuriöse» Speichermenge sein dürfte, ist bei 64 GB doch je nach Benutzung des Gerätes bald mal Schluss mit «Platz frei» für neue Fotos, Videos, Apps oder andere Inhalte. Die Modelle mit 256 GB kosten 190 Franken mehr als jene mit 64 GB Speicherplatz. Dies 256er-Variante bietet wohl aber die für die meisten Nutzer klügste und zukunfts-sicherste Kapazität.

Betreffend Ausstattung (im weiteren Sinne) sei noch zu erwähnen, dass die neuen iPhone XS und iPhone XS Max anders als die Modelle der letzten Jahre keinen Lightning-zu-3.5mm-Adapter mehr in der Box mit beigelegt haben. Wer noch auf den 3.5mm-Anschluss angewiesen ist, sollte also bereits über einen solchen Adapter verfügen oder ihn zusammen mit dem neuen iPhone erwerben. Der Adapter von Apple kostet 10 Franken. Die mitgelieferten EarPods verfügen natürlich über einen Lightning-Anschluss. Weiter gibt es verschiedene Hersteller von kabelgebunden Kopfhörer, die per Lightning funktionieren. Und dann sind natürlich kabellose Kopfhörer auf dem Vormarsch – allen voran die genialen AirPods von Apple.
Aus Umwelt-Sicht macht es wohl durchaus Sinn, dass Apple nicht mehr jedem verkauften iPhone ein von vielen wohl nie benutzen Adapter beilegt. So wird es weniger Elektro-Schrott geben. Andersherum kann man aber auch kritisieren, dass einige Kunden nun noch tiefer in die Tasche greifen müssen beim Kauf des ohnehin schon teuren Apple-Smartphones.

Die neuen iPhone-XS-Modelle sind die ersten mobilen Geräte von Apple, die Dual-SIM-fähig sind. Damit lässt sich das Gerät mit zwei Rufnummern benutzen. Tatsächlich kann in den neuen iPhone eine Haupt-SIM als eSIM aktiviert werden. Die SIM-Kartenschublade wird so frei für eine zusätzliche SIM-Karte – beispielsweise jene des Geschäftsanschlusses oder bei einem Auslandaufenthalt von einem lokalen Mobilfunkanbieter mit besseren Angeboten statt dem Roaming-Tarifen des heimischen Anbieters.

Für den chinesischen Markt bietet Apple eine den dortigen Gesetzen entsprechende Variante der iPhone-XS-Modelle an, die über eine abgeänderte SIM-Kartenschublade verfügt, mit welcher zwei physische Karten in das iPhone gesteckt werden können. Überall sonst funktioniert die Dual-SIM-Unterstützung mit einer eSIM und einer austauschbaren Nano-SIM.

Die eSIM muss über den Mobilfunkanbieter aktiviert werden. Offiziell machen dies weltweit bisher nur wenige Anbieter – in der Schweiz ist bisher die Swisscom offiziell mit dabei. Wie sich die eSIM für Dual-SIM mit Swisscom aktivieren lässt, beschreiben wir in einem Wissensartikel im macprime Lexikon.

Kaufempfehlung

Sowohl das iPhone XS, wie auch das iPhone XS Max gibt es in den drei Farb-Varianten «Silber», «Space Grau» und «Gold». Preislich gibt es zwischen den Farb-Varianten keinen Unterschied. Konfigurieren lassen sich beide Modelle aber mit unterschiedlich viel Speicherplatz – mit entweder 64, 256 oder 512 GB. Der Kaufpreis beträgt CHF 1199.–, 1389.– bzw. 1639.– für die iPhone-XS-Modelle und CHF 1299.–, 1489.– und 1739.– für das iPhone XS Max.

Wer sich die 190 Franken Aufpreis leisten kann, sollte zur 256-GB-Variante greifen. Auch wenn diese Speichergrösse wohl nicht von allen tatsächlich gefüllt wird: Wer oft hochauflösende Videos aufnimmt, viele Fotos schiesst oder des Öfteren Medien oder Spiele herunterlädt und nutzt, wird auch bei eigentlich grosszügigen 64 GB bald mal an den Anschlag kommen. Die 256-GB-Variante ist dahingehend bei dem ohnehin schon teuren Gerät ein sehr guter Kompromiss und macht das Gerät auch beim Speicherplatz zukunftssicherer.

Die Frage, ob man statt zum XS zum grossen XS Max greifen soll, kann sich eine Unentschlossene vielleicht anhand einer oder aller der folgenden vier Fragen beantworten: Will ich einen möglichst grossen Bildschirm? Will ich möglichst viel Batterie-Laufzeit? Stört mich die Grösse des Gerätes nicht? Und so oder so: Will ich dafür 100 Franken mehr ausgeben?

Anders als noch bei den früheren Plus-Modellen ist die Dual-Kamera nicht mehr der ausschlaggebende Punkt ob «gross» oder «normal». Die Dual-Kamera gibts beim neuen iPhone sowohl beim «normalen» XS wie auch beim «grossen» XS Max. Der Unterschied der beiden iPhone-Ausgaben liegt einzig in der Grösse des Bildschirms und des Gerätes (und damit dank mehr Platz für mehr Akku auch bei der Batterielaufzeit).

Der Autor dieses Testberichts ist glücklich über die Wahl des XS Max gegenüber dem XS. Er hat sich über die letzten Jahre mit den Plus-Modellen an die grösseren Abmessungen gewohnt und wie weiter oben beschrieben: Das Gerät erscheint dank dem «randlos»-Display kleiner, als man es anfänglich erwartet.

Und dann gibt es aber auch noch das ebenfalls neue iPhone XR, welches abgesehen vom Display, der Kamera und der verwendeten Gehäuse-Materialien die genau gleichen Funktionen und die gleiche Rechenleistung bietet wie das iPhone XR – für 370 Franken weniger.

Der Aufpreis vom XR zu den XS-Modellen lohnt sich dann, wenn man einen grandiosen OLED-Bildschirm (erst noch mit weniger Rand als beim XR), eine bessere Kamera (Dual-Kamera auf der Rückseite) und ein luxuriöseres Erscheinungsbild dank auf Hochglanz poliertem Edelstahl haben möchte.

Sofern einem das Gerät nicht zu gross ist, empfehlen wir das iPhone XS Max mit 256 GB Speicherplatz. Sonst das 256er iPhone XS.

Sowohl das XS, wie auch das XS Max lohnen sich wohl nicht für Besitzer eines iPhone X. Für Besitzer eines iPhone X bieten das XS und das XS trotz zahlreichen Neuerungen wohl zu wenig Weltbewegendes, um den hohen Kaufpreis zu rechtfertigen. Es sei denn, es muss unbedingt immer das Neueste sein – oder aber das iPhone X ist einem zu klein und man will mit dem iPhone XS Max wieder ein «grosses» iPhone.

Auch für Besitzer eines iPhone 8 oder iPhone 8 Plus sind die XS-Upgrades keine «Must Haves». Vor allem, solange man noch einwenig auf die Neuerungen der X-Generationen verzichten kann. So lohnt sich dann ein Umstieg im nächsten Jahr auch noch mehr.

Wer aber ein noch älteres iPhone sein Eigen nennt und sich ein neues Gerät zutun möchte, wird mit einem iPhone XS oder einem iPhone XS Max sehr viel Spass haben.

Generell empfehlen wir aber einen Neukauf ausserhalb eines Provider-Treueangebotes oder einem Defekt des aktuellen Gerätes eigentlich nur dann, wenn das aktuelle Gerät auch bei Alltäglichem leistungsmässig an seine Grenzen kommt und die Bedienung deshalb eher nervend als spassig ist – und letzteres machen sollte es doch eigentlich immer. Oder wenn das Gerät nicht mehr von den neuesten iOS-Updates unterstützt wird – bis dieser Punkt erreicht wird, verstreichen bei Apple aber bekanntlich viele Jahre. iOS 12 läuft auch noch auf dem fünfjährigen iPhone 5s.

Fazit

Oberflächlich gesehen scheint es sich beim iPhone XS gegenüber dem letztjährigen iPhone X um ein sehr überschaubares «S-Update» zu handeln. Diese Betrachtung würde den neuen XS-Modellen aber nicht gerecht werden. Typisch für ein S-Update kommen beim etwas genauer Hinschauen neben den offensichtlichen Unterschieden noch viel mehr Neuerungen zum Vorschein.

Der neue A12-Bionic-Prozessor im iPhone XS und iPhone XS Max ist so schnell, dass er von der Konkurrenz wohl in nützlicher Frist nicht eingeholt werden kann. Die Dual-Kamera des iPhone XS und des iPhone XS Max nimmt bessere Fotos und Videos mit sichtbar mehr Details auf. Die Super Retina Displays der neuen iPhone-XS-Modelle sind schlicht exzellent und wohl die besten Bildschirme, die es derzeit auf dem Markt überhaupt gibt. Das Gerät weiss für den teuren Kaufpreis auch mit edlen Materialien und einer gewohnt hervorragenden Verarbeitung zu überzeugen. Und mit dem «XS Max» gibt es Apples neue iPhone-X-Generation nun auch wieder in einer grossen Ausgabe. Das iPhone XS ist ein solides Upgrade für Apples Neuinterpretation des iPhone.

Zum Schluss noch etwas, was uns an Apples diesjährigem iPhone-Lineup wirklich ganz besonders gefällt, und deshalb in diesem Testbericht abschliessend auch abermals erwähnt werden darf: Endlich unterscheiden sich die beiden iPhone-Grössen nur noch durch die Display-Diagonale – ignoriert man die platzbedingt unterschiedliche Akku-Kapazität. In allen anderen Spezifikationen sind sich die beiden XS-Modelle identisch. Das ist eine sehr gute Sache, denn so muss man beim Kauf des «normalen» iPhone (also dem XS) keinen Kompromiss mehr eingehen gegenüber dem grösseren iPhone (XS Max). Bisher aber war das immerzu der Fall: Nur bei den grossen Plus-Modellen gab es eine Dual-Kamera und nur beim grossen Plus gab es mehr Arbeitsspeicher. Jetzt hat man technisch-gleichwertige Modelle zur Auswahl. Der Unterschied zwischen den Modellen definiert sich – und so soll es auch sein – nur in der Grösse des Displays und damit des Gerätes.

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