i-Banking in der Schweiz

Die Bank in der Hosentasche

Bankgeschäfte über das iPhone abzuwickeln wird immer beliebter. Die Lösungen der verschiedenen Finanzdienstleister unterscheiden sich jedoch erheblich. Ein Überblick.

Patrick Bieri

Vor einigen Jahren war es noch undenkbar, dass man mit einem Mobiltelefon seine Bankgeschäfte abwickeln kann. In der Zwischenzeit hat sich viel getan: Smartphones werden immer leistungsfähiger und bald wird es wohl möglich sein, mit seinem Smartphone und der NFC-Technologie (Near Field Communication) flächendeckend einzukaufen.
Heute bieten alle führenden Banken Apps an, welche sich jedoch in ihrem Funktionsumfang erheblich unterschieden. Dieser reicht von der Anzeige des Portfolios bis zum Abwickeln des kompletten e-Bankings mit dem iPhone.
Dieser Artikel soll einen Überblick über den aktuellen Funktionsumfang der verschiedenen Apps bieten.

UBS Mobile Banking (Version 1.4.1)

Die UBS bietet ihren e-Banking Kunden, welche ein Konto, Depot oder Portfolio besitzen die Möglichkeit, über die App auf ihre Konten zuzugreifen und bei Bedarf Einzahlungsscheine zu scannen. Die App verfügt somit über einen begrenzten Einsatzbereich, da keine Möglichkeit besteht, e-Banking Aufträge über das iPhone aufzunehmen und direkt auszuführen. Es wird lediglich die Anzeige der Konten und Portfolios in reduziertem Umfang ermöglicht. Bei Zahlungseingängen auf ein Konto ist es beispielsweise nicht möglich, nähere Details, wie sie im e-Banking abrufbar sind, anzeigen zu lassen. Es bleibt einem daher nur die Möglichkeit, sich vom Computer aus ins e-Banking einzuloggen um alle benötigten Informationen zu erhalten.
Für Einzahlungsscheine bietet die App die Möglichkeit, den Codierstreifen einzuscannen und fürs e-Banking freizuschalten. Bei der nächsten Anmeldung im e-Banking wird einem auf der Startseite angezeigt, dass noch gescannte Einzahlungsscheine auf ihre Freigabe warten. Die Scanfunktion scheint jedoch noch nicht ganz ausgereift zu sein. Es braucht manchmal mehrere Versuche, bis der Scan klappt.
Die UBS legt grossen Wert auf Sicherheit. So kann im e-Banking definiert werden, welche Konten im i-Banking angezeigt werden und welche nicht.

Credit Suisse Direct Net Mobile Banking (Version 2.0)

Bei der früheren Version der App kritisierten die Anwender den reduzierten Funktionsumfang, mit welchem keine direkten Zahlungen möglich waren.
Mit dem Update hat die Credit Suisse diesem Umstand nun Rechnung getragen. Neu können orange Einzahlungsscheine mit der App gescannt werden und werden direkt ausgeführt. Weiterhin bietet die CS die Möglichkeit, alle offenen Zahlungen anzeigen zu lassen und bei Bedarf einzelne Zahlungen zu löschen.
Die Konten und Depot werden in der App zum aktuellen Kurs und in der gewünschten Währung angezeigt.
Die App bietet des weiteren einen Locator, mit welchem man die nächste Filiale oder den nächsten Bancomat suchen kann.
Ausserdem werden die neusten Nachrichten der Credit Suisse, wie Pressemitteilungen oder die Präsentation neuer Produkte in einem Nachrichtenüberblick dargestellt. Die aktuellen Börsenkurse kann man mit Hilfe einer Watchlist immer im Auge behalten und bei Bedarf personalisieren.

Raiffeisen (Version 1.12)

Im Vergleich zu früheren Versionen wurde auch hier der Funktionsumfang wesentlich erweitert. Dafür hat Raiffeisen einen Browser in die App implementiert, damit die mobile Homepage der Raiffeisenbank mit dem dazugehörigen e-Banking genutzt werden kann. Somit verfügt das i-Banking von Raiffeisen über den gleichen Funktionsumfang und die gleichen Sicherheitsanforderungen wie das klassische e-Banking.
Zusätzlich kann man mit Hilfe der App den nächsten Standort oder den nächsten Bancomaten finden, mit dazugehörigen Informationen zu den Öffnungszeiten.
Im Vergleich zur Konkurrenz fehlt dieser App die Funktion zum Einlesen der Einzahlungsscheine.

ZKB Mobile Bank (Version 3.0)

Die App der ZKB bietet für ihre Kunden die Möglichkeit, ihre Konten zu überblicken und die Depots zu kontrollieren. Seit der Version 3.0 kann man Börsenaufträge direkt mit der App erfassen und Zahlungen auf ein eigenes Konto, welches mit der App verknüpft ist, tätigen. Bei Sammelaufträge können auch die einzelnen Buchungen angezeigt werden, was die Übersichtlichkeit erleichtert.
Weiter bietet die App die Möglichkeit, pendente Zahlungen des e-Bankings zu annullieren.
Ohne Login können Börsenkurse mit Hilfe einer persönlichen Watchlist analysiert werden und die aktuellen Finanznews werden aufbereitet dargestellt.
Per GPS kann die nächste Filiale oder der nächste Bancomat gefunden werden und die wichtigsten Notfallnummern sind hinterlegt.

PostFinance (Version 2.1.0)

Mit Hilfe dieser App bietet PostFinance die Möglichkeit, online auf Konten und Depots zuzugreifen und in beschränktem Ausmass auch Geldbeträge zu überweisen. So können Geldbeträge bis zu einem Wert von 100 Fr. pro Tag und Empfänger auf ein anderes Konto überwiesen werden. Diese Begrenzung gilt nicht für das scannen von Einzahlungsscheinen.
Diese Beschränkung gilt, weil die Sicherheitsanforderungen geringer sind als beim normalen e-Banking. Um diese App zu nutzen, muss einmal via e-Banking die Mobiltelefonnummer mit dem Konto verknüpft und ein Passwort definiert werden, mit welchem man dann auf das Konto zugreifen kann.
Des weiteren gibt es eine Übersicht über Konten und Depots mit den letzten Bewegungen und die Möglichkeit, Börsenkurse abzufragen und in einer Watchlist zu gliedern.
Damit keine Einzahlungsscheine mehr abgetippt werden müssen, bietet auch diese App die Möglichkeit, Einzahlungsscheine zu scannen.
Kunden mit Prepaid-Handy können ihr Gesprächsguthaben bequem mit dieser App laden.
Mit Hilfe der App «Swiss Post» können die Standorte von PostFinance gesucht werden.

Sicherheit

Konsumentenschützer warnen, dass das Abwickeln der Banktransaktionen mit grossen Risiken verbunden sein kann. Wer sich einen SMS-Tan aufs Handy schicken lässt und gleichzeitig die Bankgeschäfte auf dem gleichen Smartphone ausführt, verliere den Sicherheitsvorteil des Tan. Wichtig wie auch beim e-Banking ist es daher, niemals sensible Kontodaten preiszugeben. Es ist jedoch zu beachten, dass Smartphones momentan zumindest noch sicherer sind als Computer. Schadsoftware ist auf mobilen Plattformen noch nicht so stark verbreitet wie am Computer, die Zahl nimmt jedoch kontinuierlich zu. Hier bietet iOS als geschlossenes System einen grossen Vorteil gegenüber Android. Die Sicherheit des i-Bankings wird etwas erhöht, wenn man auf die Benutzung von öffentlichen, ungeschützten WiFi-Netzen verzichtet und der Datenverkehr via Mobilfunknetz läuft.

Fazit

Dieser Vergleich der i-Banking Apps ist lediglich eine Momentaufnahme. Es zeigt sich jedoch, dass immer mehr Banken den Funktionsumfang der Apps erweitern, damit die Kunden auch Unterwegs auf ihre Konten zugreifen können. Die Bewertungen im App Store sowie die von den Banken publizierten Downloadzahlen zeigen, dass ein grosses Bedürfnis nach i-Banking besteht.
Höchste Priorität muss auch in Zukunft der Aspekt der Sicherheit haben. Damit ist wohl noch die Zurückhaltung einiger Institute zu erklären, welche nur einen begrenzten Teil ihrer e-Banking Dienstleistung auch im i-Banking anbieten. In den nächsten paar Jahren wird man sehen, welche der Lösungen sich durchsetzt.
Sicher ist, dass das Smartphone, welches man meist bei sich hat, in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen wird in Bezug auf Finanztransaktionen, sei es als Kreditkartenersatz oder als Plattform, um Bankgeschäfte zu erledigen.

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3 Kommentare

Kommentar von sierra2

Schade hat Patrick nicht wirklich überlegt ob die App überhaupt einen Vorteil hat gegenüber dem Web hat. Meine Antwort NEIN vor allem beim ipad. Es eigenen sich zwar nicht alle Banken gleich gut, ZKB weniger weil die einen USB Anschluss voraussetzen. Ansonsten aber z.B bei Postfinance reicht der Browser aus dem ipad vollkommen aus. Sicherheitstechnisch ist die Postfinance 1A. TAN’s machen nur Stress. Ist das Telefon verloren gibt es nur nervenaufreibende Momente, ganz besonders im Ausland und am Wochenende. TAN auf Papier sind nicht optimal, gut organisiert hält sich das Risiko aber in Grenzen. Wer trotzdem mit dem Mobile Banking betreiben will, sollte sich ernsthaft überlegen ein zweites Mobile nur für diesen Zweck anzuschaffen. M-Budget oder so. Geräte bleibt dann mehr oder weniger im Koffer in den Ferien.

Profilfoto von Patrick Bieri

Kommentar von Patrick Bieri

@sierra2: Ob eine App Vorteile hat oder nicht, kommt darauf an, wie man sie benutzt. Will man den vollen Funktionsumfang des e-Bankings nutzen, dann bleibt man besser beim webbasierten-Angebot und benutzt keine App. Will man stattdessen nur einen Überblick über die verschiedenen Konten erhalten (ob Zahlungen eingetroffen sind oder ob die Transaktion korrekt verbucht wurde), dann bietet das i-Banking in den meisten Fällen einen guten Überblick mit einfacherem Zugang (weniger hohe Sicherheitsanforderungen, mit beschränkter Funktionalität) @cal: auch die Raiffeisenbank arbeitet mit diesem Konzept. Der Vorteil ist der volle Funktionsumfang und die sehr hohe Sicherheit.

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