10 Jahre App Store: Als die noch junge Smartphone-Revolution richtig Fahrt aufnahm

Heute vor 10 Jahren, am 10. Juli 2008, ging Apples virtueller Verkaufsladen für iPhone-Apps an den Start. Der App Store war, wenn man so will, die zweite Phase der damals angehenden Smartphone-Revolution. Ein Jahr zuvor läutete Apple diese Revolution mit dem ersten iPhone ein. Das neuartige Gerät stellte alle bisherigen Mobiltelefone in den Schatten. Der Touchscreen und das Apple-typisch einfach zu bedienende Betriebssystem war allem anderen, was es damals auf dem Mobiltelefon-Markt gab, um Jahre überlegen.

Stefan Rechsteiner

Doch so revolutionär das Gerät und dessen System – damals noch «iPhone OS» – auch war, es umfasste nur eine Handvoll vorinstallierter Apps und liess sich einzig mit damals funktional noch sehr limitierten Web-Apps erweitern. Oder aber man hackte das geschlossene System und installierte Apps von Drittherstellern auf dem Gerät. Apple sah dahinter sehr schnell potential und kündigte schon neun Monate nach der Markteinführung des ersten iPhone die Öffnung der neuen Plattform für Drittentwickler-Apps an.

Eben diese iPhone-Apps sollen aber nicht wie bisher gewohnt von überall aus dem Internet bezogen werden können, sondern nur von einem zentralen Ort aus – dem «App Store» von Apple. Entwickler, die ihre Entwicklungen über den App Store vertreiben wollen, müssen sich dazu bei Apple registrieren und ihre Werke beim Mac-Hersteller zur Kontrolle einreichen, bevor die Titel in den Store gelassen und von Jederfrau und Jedermann geladen werden können.

Mit dieser Kontrolle versprach sich Apple mehr Sicherheit für die Plattform – und somit ganz direkt auch für den Nutzer. Eben diese wiederum konnten ihre Geräte jederzeit mit neuen Apps bestücken und dafür auf einen zentralen Anlaufpunkt zurückgreifen, statt das endlos grosse Internet nach guten Quellen durchsuchen zu müssen.

Es gibt nur eine Quelle – diese ist kontrolliert und, so bürgt Apple, frei von Schadsoftware.

Der App Store war noch aus einem anderen Grund revolutionär: Vor dessen Lancierung wurde die Software-Branche von ein paar wenigen grossen Unternehmen dominiert. Wer mit einem Programm gross herauskommen wollte, musste sich an diese Vertriebskanäle wenden – oder mit grossem Aufwand anderweitig auf sein Produkt aufmerksam machen und einen eigenen Kanal aufbauen. Mit dem App Store stand es aber plötzlich jedem Entwickler frei – sei es der Hobby-Entwickler von nebenan oder das grosse Studio – ihre Werke unkompliziert dem ganz grossen Publikum zu präsentieren. Man musste sich nicht mehr um die Distribution kümmern.

Im App Store, dank dem kostenlosen Update auf «iPhone OS 2.0» prominent auf jedem iPhone vorinstalliert, gab es so schon sehr bald tausende kostenlose und kostenpflichtige Apps, mit denen man das iPhone mit neuen Funktionen erweitern konnte.

Mit nur einem Tap konnten die Apps gekauft und geladen werden. Einfacher geht es nicht.

Und der Store kam an.

Was für ein Erfolg der App Store dereinst werden würde, hätte sich aber auch das damals zuletzt mit dem iPod und iTunes, Mac OS X dann eben mit dem iPhone mit reichlich Erfolgen verwöhnte Apple nicht ausmalen können.

Der App Store avancierte schnell zu einem gigantischen Geschäft. Um den App Store von Apple und die davon inspirierten virtuellen Verkaufsläden bei Android, Windows und Co. entwickelte sich in den kommenden Jahren eine Milliarden schwere Branche. Alleine in Europa sollen bisher 1.57 Millionen Arbeitsplätze allein auf das Ökosystem rund um den App Store von Apple zurückzuführen sein – in der Schweiz seien es deren 28’000.

Ein Geschäft ist der Store aber nicht nur für die Entwickler, die darüber teils millionenfach ihre Apps verkaufen, sondern auch für Apple. Der Mac-Hersteller verfolgte mit dem Store ein Geschäftsmodel, welches sich schnell als sehr lukrativ für das Unternehmen herausstellen sollte. Kostenlose Apps können Entwickler ohne Umkosten im App Store anbieten, bei kostenpflichtigen Apps aber behält Apple etwa 30 Prozent des Kaufpreises. «Um den Betrieb des App Stores zu finanzieren», so der damalige Apple-CEO Steve Jobs. In den vergangenen 10 Jahren konnte Apple somit durch die Verkäufe über den App Store die gigantische Summe von über 100 Milliarden US-Dollar an App-Entwickler ausschütten. Apple dürfte also alleine mit dem App Store direkt etwa 40 Milliarden US-Dollar verdient haben.

Im Juli 2008 ging der App Store mit 500 Titeln an den Start. Ein halbes Jahr später zählte der Store bereits 15’000 Apps – und eine halbe Milliarde Downloads. Knapp 1.5 Jahre nach der Lancierung des Stores im November 2009 konnten aus dem App Store schon über 100’000 Apps geladen werden. Heute gibt es im App Store Schätzungen zufolge über 2 Millionen Apps für das iPhone. 1.3 Millionen Apps sind zudem speziell für das iPad optimiert oder dafür entwickelt worden und können über den Store bezogen werden. Und das werden sie auch häufig. Gemäss offizieller Zahlen von Apple wird der App Store aktuell jede Woche von 500 Millionen Menschen besucht. Pro Quartal werden aus dem Store Schätzungen zufolge etwa 7 bis 8 Milliarden Downloads verzeichnet.

Apps gibt es scheinbar für jeden Einsatzbereich, jedes Hobby, jeden Lebensabschnitt. Der erstaunliche Siegeszug der «Apps» inspirierte Apple bereits kurz nach der Lancierung des App Stores zu einer iPhone-Werbekampagne, deren Slogan sich schnell in der Gesellschaft verankerte: «There’s An App For That», zu Deutsch: «Auch dafür gibt es eine App».

Heute ist klar: Ohne den App Store von Apple wäre es nie zu einem derartigen Durchbruch der Smartphones gekommen, wie wir ihn in den auf den Store-Launch folgenden Jahren erlebt haben, und ihn noch bis bis heute erleben.

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