4 Mythen über Apples Design – Weshalb Apple nicht die besten Designer hat

Der ehemalige Apple-Designer Mark Kawano hat dem Magazin Co.Design ein Interview gewährt, in welchem er ausführlich über seine Arbeit bei Apple berichtet. Im Rahmen dieses Interviews sprach der Designer auch über Mythen, welche sich um Apples Design-Team ranken.

Patrick Bieri

Obwohl Apple viel Zeit und Arbeit in die Gestaltung der eigenen Produkte investiert, ist nur sehr wenig über den Design-Prozess des Unternehmens bekannt. Viele involvierte Mitarbeitende haben sich verpflichtet, über ihre Arbeit zu schweigen. Damit ist es für Aussenstehende schwierig, sich einen Eindruck von der Entstehung der Apple-Produkte zu verschaffen.

Der ehemalige Apple-Designer Mark Kawano hat den Machern von Co.Design ein Interview gewährt, in welchem er über seine siebenjährige Tätigkeit bei Apple berichtet.
In einer ersten Phase arbeitete der Designer an der Entwicklung von iPhoto und Aperture. Später unterstützte er Entwickler von Dritt-Apps bei der Gestaltung ihrer Programme. Mit seiner Arbeit sorgte er dafür, dass die Programme optimal auf iOS abgestimmt waren.

Bei Apple beteiligen sich alle am Design-Prozess

Für Kawano ist es ein Mythos, dass bei Apple die besten Designer beschäftigt sind. Seiner Meinung nach ist vielmehr die «Ingenieurs-Kultur» für das hervorragende Design der Apple-Produkte verantwortlich. Bei Apple würden nicht nur die Designer an der Gestaltung der Produkte arbeiten, sondern jeder beteiligte Angestellte mache sich Gedanken über die Gestaltung der Produkte.

Diese Kultur wurde dem Unternehmen durch Steve Jobs eingeimpft. Seiner Meinung nach musste er sich als CEO von Apple im gleichen Masse um das Design der Produkte kümmern wie die Designer selbst.

In der Rekrutierungs-Abteilung von Apple achtet man noch heute darauf, Personen einzustellen, welche sich nahtlos in diese Kultur einfügen. Die neuen Angestellten sollten während ihrer Tätigkeit, auch wenn sie nur am Rande mit dem Design zusammenhängt, jederzeit die Gestaltung der Produkte mitberücksichtigen.

Apples Design-Team ist überschaubar

Als Kawano noch bei Apple gearbeitet hat, waren rund 100 Personen für die Gestaltung der Software verantwortlich. Die Designer waren dabei keine Fachspezialisten, sondern Generalisten. Jeder Designer konnte dort eingesetzt werden, wo er benötigt wurde. Die Designer konnten somit in kleinen Gruppen arbeiten, womit die Flexibilität erhöht wurde. Für Mark Kawano ist allerdings unklar, ob diese Organisation heute noch Sinn macht.

Bemerkenswert für Kawano war Jony Ives Entscheidung, für die Gestaltung von iOS 7 Marketing-Spezialisten beizuziehen. Noch nie zuvor hätten bei Apple Marketing-Spezialisten so eng mit Ingenieuren und Designer zusammengearbeitet, wie Mark Kawano gegenüber Co.Design sagte.

Keine Innovation mit Zeitdruck

Für den Designer sei es unmöglich, ein innovatives Konzept zu entwickeln, wenn man dafür ein fest fixiertes Zeitlimit habe. Kawanos Meinung nach benötigen Innovationen Zeit, damit sie verwirklicht werden können. Diejenigen Funktionen, welche heute als besonders gelungen betrachtet werden, sollen nie das Ergebnis eines standardisierten Prozesses gewesen sein. Stattdessen experimentieren die Angestellten von Apple ständig an neuen Funktionen.

Steve Jobs motivierte die Angestellten

Für Kawano hatte Steve Jobs einen positiven Einfluss auf die Angestellten von Apple. Die Mitarbeiter sollen unter seiner Führung bereit gewesen sein, auf ihre Ferien und Wochenenden zu verzichten, um an den welt-besten Produkten mitarbeiten zu können.

Kawano glaubt, dass Steve Jobs kaum Verständnis für diejenigen Angestellten hatte, die ihrer Arbeit nicht mit der grössten Sorgfalt nachgingen. Für Jobs stand immer das perfekte Arbeitsergebnis an vorderster Stelle.

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