Apple + Bildung: Neues iPad, Updates für iWork, neue «Schoolwork»-App und «Everyone Can Create»

Anlässlich eines Special Events in Chicago hat Apple heute diverse Neuigkeiten rund um das Thema Bildung vorgestellt. Für Schüler, Studenten, Lehrer und Bildungseinrichtungen gibt es aktualisierte und neue Software, eine neue Lehrplan-Initiative und auch neue Hardware.

Stefan Rechsteiner

Es sei ein «wichtiger Tag für Apple», liess Apple-CEO Tim Cook heute von der Bühne des Auditoriums der Lane Tech College Prep High School in Chicago verlauten. Und er hoffe, es sei «auch für Studenten und Lehrer rund um den Globus ein wichtiger Tag». Während einer rund einstündigen Keynote hat Apple verschiedene neue Produkte speziell – aber nicht nur – für den Bildungsbereich vorgestellt.

Tim Cook anlässlich des Apple Special Event am 27. März in Chicago (Foto: Apple)

Neues 9.7-Zoll iPad

Apples Produkte-Marketing-Chef Greg Joswiak, kurz «Joz», hat ein aktualisiertes iPad-Modell vorgestellt. Das in Schulen bereits sehr beliebte «Einsteiger-iPad» mit 9.7-Zoll-Display kommt neu mit einem «A10 Fusion»-Prozessor daher und unterstützt den Apple Pencil.

Mit Letzterem gehen Neuerungen beim Display einher. Dieses verfügt neu wie die iPad-Pro-Modelle über ein neues Multi-Touch-«Subsystem». Hierbei handelt es sich um eine zusätzliche Schickt im Display, welche die Interaktionen mit dem Apple Pencil erlaubt. Das Subsystem registriert Touch-Eingaben 120 mal pro Sekunde – das erlaubt schnellere und genauere Eingaben. Weiter erkennt das System, ob die Eingabe über einen Finger oder aber über den Apple Pencil gemacht wird. Ist Letzteres der Fall, registriert das System die Pencil-Spitze doppelt so häufig wie sonst ein Finger – nämlich 240 mal pro Sekunde.

Betrieben wird das neue iPad-Modell vom «A10 Fusion» – Apples aktuell dritt-leistungsfähigsten Prozessor. Der Chip wurde im Herbst 2016 mit dem iPhone 7 und dem iPhone 7 Plus eingeführt. Eine optimierte Variante, der «A10X Fusion», fand seinen Weg in die beiden aktuellen iPad-Pro-Modelle mit 10.5- und 12.9-Zoll grossen Displays und in die Settop-Box Apple TV 4K. Der Nachfolger des im neuen iPad verbauten A10 Fusion ist das Power-House «A11 Bionic». Der neueste Apple-Prozessor ist im iPhone 8, iPhone 8 Plus und im iPhone X zu finden.

Neues iPad: Greg Joswiak am 27. März in Chicago (Foto: Apple)

Äusserlich unterscheidet sich das neue iPad nicht von seinem Vorgänger, der fünften iPad-Generation. Das neue Modell verfügt über die gleichen Abmessungen (240x169.5x7.5), ist mit knapp 500 Gramm gleich leicht und erneut in den bekannten drei Farbvarianten «Silber», «Gold» und «Space Grau». Das Gerät verfügt weiterhin über eine 8-Megapixel-Kamera auf der Rückseite, mit welcher auch 1080p «FullHD»-Filme aufgezeichnet werden können, und über eine 1.2-Megapixel auflösende «FaceTime HD»-Kamera auf der Vorderseite. Beim Aufnehmen von Selfies kann nun auch beim «günstigen» iPad das Display als Blitz verwendet werden (der «Retina Flash»). Wie bei allen anderen iPad-Modellen gibt es auch das neue iPad mit «Wi-Fi only» oder mit «Wi-Fi + Cellular». Speicherplatz gibts entweder 32 oder 128 GB, wobei das neue iPad mit der kleineren Kapazität 379 Schweizer Franken und das grössere CHF 489.– kostet. Für je 150 Franken mehr gibts die jeweilige Modellausführung mit Mobilfunk-Unterstützung. Der Apple Pencil ist separat für wie gehabt 109 Schweizer Franken erhältlich.

Sowohl das neue iPad wie auch der Apple Pencil sind für Bildungseinrichtungen günstiger zu erwerben.

Prominent abwesend bei neuen iPad ist der «Smart Connector». Der Anschluss, den Apple bei den «iPad Pro»-Modellen eingeführt hat, erlaubt das direkte Anschliessen von Tastaturen und ähnlichem Zubehör. Ohne diesen Anschluss sind Nutzer des neuen iPad für Tastaturen auf Bluetooth-Geräte angewiesen – einen direkten Anschluss wäre besonders für Schulen wohl keine schlechte Idee gewesen. Womöglich hat Apple den Anschluss aber aus Kostengründen weggelassen, sodass das Gerät weiterhin kostengünstig an Schulen verkauft werden kann (in den USA für unter 300 US-Dollar). Oder aber der Mac-Hersteller befürchtete eine Kannibalisierung der Verkäufe des 10.5-Zoll grossen iPad Pro.

Auch wenn das Gerät aktuell primär für den Einsatz in Schulen beworben wird, ist das neue iPad natürlich auch für Krethi und Plethi erhältlich. Die Vorgängergeneration wies bereits ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auf und das neue Gerät bietet zum gleichen Preis noch mehr Leistung und endlich auch Unterstützung für den Apple Pencil.

Neue Versionen der iWork-Apps, GarageBand und Clips

Zusammen mit der neuen sechsten iPad-Generation sind auch Aktualisierungen für verschiedene Apps von Apple vorgestellt worden. Das Musik-Programm GarageBand umfasst in einer neuen Version unter anderem neue Sound-Pakete und das Video-Schnitt-App Clips über neue Sticker, Filter und Poster speziell für Kinder. Weiter wurden alle drei iWork-Apps aktualisiert und unterstützen neu auf dem iPad den Apple Pencil – so können direkt in Pages, Numbers oder Keynote mit dem Stift Skizzen oder Zeichnungen erstellt werden.

Die iWork-Apps unterstützen neu den Apple Pencil direkt

Pages erhält noch zwei weitere grosse Neuerungen. Die Eine ist vorerst als Beta verfügbar und hört auf den Namen «Smart Annotations». Dabei handelt es sich um eine Markier-Funktion, mit welcher beispielsweise Lehrer Dokumente von Schülern mit Notizen wie Korrekturen versehen können. Wie Apples Marketing-Manager hervorhebt, seien diese Korrekturen aber nicht einfach auf das Dokument «gepinselt», sondern direkt mit dem jeweiligen Wort im Pages-Dokument verknüpft, bei welchem die Notiz gemacht wurde. Wird das Dokument bearbeitet – beispielsweise etwas an den Anfang eines vom Lehrer markierten Satzes geschrieben – bewegt sich die Markierung des Lehrers mit dem sich verschiebenden Inhalt. Die Markierung ist so immer am richtigen Ort, egal wie sehr der Inhalt rundherum bearbeitet wird.

Neu umfasst Pages ausserdem die Funktionalität, interaktive eBooks zu erstellen. Dazu hat Apple «iBooks Author» in Pages integriert. Das vor sechs Jahren ebenfalls an einem Bildungs-Event vorgestellte «Text Book»-Erstellprogramm war bisher nur für den Mac verfügbar. Mit der Integration in Pages können «iBooks» nun auch auf dem iPad – und dank der Web-App auf iCloud.com auch im Browser – erstellt werden. Wie der Rest von Pages kann auch die neue «Text Book»-Funktion kollaborativ genutzt werden, es können also mehrere Nutzer gleichzeitig an einem Buch arbeiten.

iCloud-Speicherplatz: Statt 5 neu 200 GB kostenlos

Jeder Schüler, Student und Lehrer, dessen Apple ID von einer Schule verwaltet wird, hat ab heute nicht nur mehr nur 5 GB kostenlosen Speicherplatz in der iCloud, sondern deren 200 GB. Damit soll sichergestellt werden, so Greg Joswiak, dass die kreativen Schularbeiten auch genügend Platz haben, um jederzeit von allen persönlichen Geräten her zugänglich zu sein.

Kolumne: «Apples kostenlose 5 GB iCloud-Speicherplatz sind ein Witz»
«Apple verkauft Smartphones für 1000 Schweizer Franken, hat über 285 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante, knausert aber beim kostenlosen Cloud-Speicherplatz auf iCloud.» Zur ganzen Kolumne mit dem Untertitel «Wir schauen dem geschenkten Gaul ins Maul».

Neue Tools für Lehrer

Im März 2016 lancierte Apple mit iOS 9.3 ein paar speziell für Lehrer und Bildungsinstitutionen zugeschnittene neue Funktionen. Mit zu diesen Neuerungen gehörte eine iOS-App namens «Classroom» (engl. für «Klassenzimmer»). Bei dieser App handelt es sich um eine Art Assistenten für Lehrer für die Verwaltung der Schüler-iPad und für das Leiten von Schulstunden mit dem iPad – live direkt im Klassenzimmer. Dabei kann die Lehrperson die Schüler-iPad entfernt steuern oder deren Anzeige auf ein Apple TV streamen. Eben diese Classroom-App wird nun auch auf den Mac kommen. Verfügbar wird sie im Juni, vorerst aber in einer Beta-Version.

Weiter wird auch die Applikation «Apple School Management» verbessert und erweitert. Das Verwalten der Daten und der Apple IDs der Schüler werde damit noch einfacher und schneller, so Apple.

Mit «Schoolwork» (engl. für «Hausaufgaben») hat der Mac-Hersteller ausserdem eine neue, «Cloud-basierte» App angekündigt. Vorgestellt hat sie Susan Prescott, ihres Zeichens wie Joswiak ein Produkt-Marketing-VP bei Apple.

Die neue App erlaubt es Lehrpersonen, Hausaufgaben für ihre Schützlingen zu erstellen, diese zu verteilen und zu überprüfen. Aufgebaut ist das Verteilen von Hausaufgaben ähnlich dem Versenden von E-Mails – auch die Benutzeroberfläche dazu gleicht visuell dem E-Mail-Versenden. Solche Hausaufgaben können einfache PDFs, andere Dokumente oder Links zu Webseiten sein – oder aber Verknüpfungen in Apps. Die mit iOS 11.4 kommende «ClassKit»-API erlaubt das Verlinken von einzelnen Aktionen innerhalb einer App von ausserhalb. Lehrpersonen können so direkt in eine Dritt-App zu einer bestimmten Aktion oder zu einem spezifischen Inhalt verweisen.

Der Fortschritt der Schüler zu den verteilten Hausaufgaben kann anschliessend in der neuen Schoolwork-App auch direkt überprüft werden. Sichtbar ist beispielsweise der Prozentsatz bereits erledigter Hausaufgaben von allen oder von einzelnen Schülern.

Veröffentlicht wird die Schoolwork-App im Juni werden.

Susan Prescott zeigt die neue «Schoolwork»-App (Foto: Apple)

Neue Lehrplan-Initiative «Everyone Can Create»

Apples erfolgreiche Initiative «Everyone Can Code» erhält einen Bruder: «Everyone Can Create».

Wurde mit «Everyone Can Code» von Apple eine Initiative ins Leben gerufen, welches (insbesondere aber nicht ausschliesslich) Kindern auf spielerische und einfache Weise lehrt, Code zu lesen und zu schreiben, zielt der neue Lehrplan nun darauf ab, die Kreativität der Schüler zu fördern. Der mit Pädagogen und Kreativprofis ausgearbeitete Lehrplan soll es Lehrpersonen «einfach und unterhaltsam» ermöglichen, die vier Bereiche Musik, Video, Fotografie und Zeichnen anhand kostenloser Lernressourcen und Handbücher in ihre bestehenden Unterrichtspläne für jedes Fach zu integrieren. Apple möchte mit der Initiative, dass sich die Schüler mit den verschiedenen Möglichkeiten ausdrücken können und neue Fähigkeiten entdecken und entwicklen.

Erste Inhalte für den neuen Lehrplan sind ab sofort verfügbar – im Sommer sollen noch weitere folgen, so Prescott. Ausserdem werden in den Apple Stores «im Laufe des Frühjahrs» im Rahmen der regulären «Today at Apple»-Veranstaltungen für Lehrkräfte «Everyone Can Create»-Inhalte unterrichtet.

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