«Brings mIT!» – Eigene Smartphones und Tablets in der Schule

Die Projektschule Goldau beweist sich erneut als Vorreiter einer «zukunftsgerichteten Schule». Das Institut für Medien und Schule (IMS) der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz Schwyz (PHZ) hat für das Schuljahr 2013/2014 der Primarschule Goldau ein neues Projekt «Brings mIT!» initiiert. Beginnend nach den Sommerferien sollen eine 3. Klasse und alle Kinder von fünf 5. und 6. Klassen der Gemeindeschulen Arth-Goldau persönliche digitale «Kleincomputer» — wie Smartphones, Handhelds (wie iPod touch) oder Tablets — mit Erlaubnis der Lehrperson in die Schule mitbringen und für schulische Zwecke nutzen dürfen. Schülerinnen und Schüler, die kein privates Gerät mitbringen, werden von der Schule Geräte zur Verfügung gestellt.

Laut Projekt-Beschrieb nütze man die «ökonomisch und ökologisch bereits verfügbaren Ressourcen, um die Kinder auf das Leben und Lernen in einer digital durchdrungenen Welt vorzubereiten». Dank diesem «Bring your own Device»-Projekt (BYOD) sollen die Schülerinnen und Schüler «jederzeit und überall» ein persönliches Gerät zur Verfügung haben, mit dem sie «lesen, schreiben, rechnen, zeichnen, fotografieren, Musik und Töne hören und aufzeichnen sowie bei verfügbarem Funknetz in der Schule und zuhause im Internet surfen und kommunizieren, aber auch spielen können». Die Projekt-Initianten sehen vor, dass die Kinder die Geräte innerhalb und ausserhalb der Schule als «Teil ihrer persönlichen Lern-, Arbeits- und Freizeitumgebung» nutzen lernen. Auch soll so emanzipiertes und kritisches Umgehen mit der immer verfügbaren Informations- und Kommunkikationstechnologie gelernt werden.

Schweizer Schüler digital gut ausgerüstet

Laut dem Projekt hat sich der persönliche Besitz von Mobiltelefonen bei 12-Jährigen seit einigen Jahren bei ca. 95 Prozent eingependelt. Laut der James-Studie 2012 besitzten vergangenes Jahr 75 Prozent der Schweizer Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ein Smartphone. Bei Primarschulkindern hat in den letzten zwei Jahren die Verbreitung von «Handhelds» wie dem iPod touch und Tablets wie das iPad stark zugenommen und steigt weiterhin an.

Bisher werde diese Entwicklung von Schweizer Schulen wenig genutzt oder medienpädagogisch begleitet, so die Projekt-Initianten. Oft werden die Geräte in der Schule einfach verboten. Damit sollen die Schulen in der Schweiz einerseits die didaktischen Potenziale, die sich ergeben, wenn alle Kinder täglich «einen Fotoapparat, ein Sprachlabor, ein mehrbändiges Lexikon, eine Weltkarte, ein Diktiergerät und vieles mehr in der Hosentasche haben», ignorieren. Andererseits verpasse die Schulen in der Schweiz aber auch die Möglichkeit, «Fragen von Sucht und Missbrauch zu thematisieren und eine sinnvolle, kritisch emanzipierte Nutzung aufzuzeigen und einzuüben». Wenn die Schulen die privat verfügbaren Geräte nicht nutzten und stattdessen zusätzlich schuleigene Geräte beschaffen und betreiben, so sei das ökonomisch und ökologisch suboptimal. Das Projekt «Brings mIT!» wolle nun weitere Erfahrungen zu persönlichen Kleincomputern in der Primarschule sammeln. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen einer interessierten Öffentlichkeit verfügbar gemacht werden und damit die Diskussion zum «sinnvollen und verantwortungsvollen Einsatz von ICT in der Schule» weiter tragen und andere Projekte anregen.

Finanziert wird das Projekt mit Drittmitteln und Eigenmitteln der PHZ Schwyz, sodass weder der Schule noch den Eltern oder den Kindern zusätzliche Kosten entstehen sollen.

Lehrplan 21

Das Projekt kommt pünktlich zu einem Etappenziel der Harmonisierung der Schweizer Schulen: Am Freitag schickte die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz den «Lehrplan 21» in die Konsultation.

Umstritten ist im einheitlichen Lehrplan für alle 21 Deutschschweizer Kantone jedoch — neben anderen Themen — auch das Thema «Informatik im Unterricht». Im Entwurf des neuen Lehrplanes ist «ICT und Medien» nur eine überfachliche Kompetenz. Im Vordergrund stehen Anwenderkenntnisse. Damit sind nicht alle einverstanden — einige setzen sich dafür ein, dass die Grundkenntnisse früher und tiefer vermittelt werden sollen.

Bis Ende 2013 läuft nun eine Vernehmlassung über den «Lehrplan 21», dann folgt die Überarbeitung, bevor der Lehrplan voraussichtlich ab dem Herbst 2014 in den Kantonen implementiert werden kann.

Vorreiterrolle

Die Projekt-Schule Goldau hatte bereits 2009 ein zukunftsweisendes Projekt, damals rüstete die Schule alle 5.-Klässler mit iPhone-3G-Smartphones von Apple aus. Im Frühling 2012 folgte darauf mit «Digitaler Alltag» ein weiters solches Projekt. Mit «Brings mIT!» soll diese «Alltäglichkeit» nun noch erhöht werden.

Auch in anderen Kantonen — z.B. in Solothurn — gibt es ähnliche Projekte.

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

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2 Kommentare

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Kommentar von Thomas Meichtry

Am Gymnasium, an dem ich studiere, hat man im letzten Jahr offiziell erlaubt, Tablets in der Schule zu benutzten. Nun machen das auch viele. Ich persönlich benutze das iPad nun seit dem 2. Semester des vorletzten Jahres und ich bin überaus zufrieden damit.

Ich arbeite mit Pages (eher Fächer, wo viel geschrieben & wenig gezeichnet wird; z.B. Geschichte etc.) oder mit Notability (eher Fächer, wo mehr skizziert wird, aber auch geschrieben; z.B. Chemie, etc.). Ausserdem benutze ich Goodreader um die PDFs der Lehrer (in Biologie und Geographie, etc.) zu bearbeiten.

Ich arbeite mit einem iPad, einer Tastatur und einer Origami-Hülle, um das iPad aufstellen zu können.

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