Interview mit Apple Schweiz

Apple’s Zukunft - wie sie Apple selber sieht!

(und wieso wir gleich an der Quelle nachgefragt haben anstatt bei den Analysten)

Es ist nicht anzunehmen, dass wir in diesem Jahr noch eine überraschende Meldung aus dem Hause Apple zu erwarten haben. Das Paket für die letzten beiden Monate im alten Jahr ist geschnürt und überzeugt. Das war für macprime Anlass, mal beim Geschäftsführer von Apple Schweiz, Roger Brustio, nachzufragen wie eigentlich der Markt ganz allgemein, aber natürlich vor allem die Schweiz sich aktuell zeigt und mit welchen Marktentwicklungen gerechnet wird.


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Doch zum warm werden wollen wir noch einen kleinen Exkurs für unsere Leser ins ach so beliebte Feld der Zahlenspieler machen, die sich mit derselben Materie befassen (zumindest behaupten sie das jeweils): im Jahr 1 fragt der Markt 100 Geräte nach. Davon liefert Apple 70 Stück. Also hat Apple einen Marktanteil von ? - genau: 70%. Im Jahr 2 fragt der Markt 200 Geräte nach (verdoppelt also seine Nachfrage) und gleichzeitig hallt durch den Blätterwald der Aufschrei der Analysten: «Apple’s Marktanteil ist dramatisch, ja traumatisierend zusammengefallen und beträgt nur noch 50%!». Frage: Wie viel Stück hat Apple denn tatsächlich verkauft? - Genau: 100! Also dreissig Stück mehr als im ersten Jahr. Und um die Sache noch abzuschliessen: wenn Apple in Jahr 1 70 Stück verkauft hat und in Jahr 2 100 Stück: um wieviel Prozent konnte Apple seinen Absatz vergrössern (aus Sicht der Firma - die Zahl ist nämlich gar nicht schlecht ;-) )? ?Ķ und wie hoch genau ist nochmal Apple’s Marktanteil aktuell im digitalen Musik-Business? ?Ķ Also, nicht gleich in Panik machen, wenn letzterer nicht ewig bei 70% bleibt, sondern genau hinschauen und durchrechnen, was wirklich Sache ist *g*. Und: das geht auch in die umgekehrte Richtung: ein im Vergleich zum Vorjahr höherer Marktanteil bedeutet nicht notwendig mehr Absatz in Stückzahlen - alles klar?

Und wen jetzt der Hafer sticht: wenn der Markt im Jahr 1 100 Geräte und im Jahr 2 200 Geräte nachgefragt hat, dann umfasst er also jetzt 300 Geräte, wovon 170 (also mehr als 50%!) von Apple kommen - oder wie? Haben sich die Analysten einfach nur verrechnet oder haben wir sie nicht korrekt verstanden und uns selbst verrechnet? Aber was ist, wenn von den 100 Geräten, die Apple im Jahr zwei geliefert hat, 70 allein dazu dienten, die 70 aus Jahr 1 zu ersetzen? Sind dann bloss 230 Geräte auf dem Markt, wovon nur 100 (also weniger als 50%!) von Apple sind? Tja, jetzt geht’s ans Eingemachte. «Man» würde ja annehmen, dass eher das Gegenteil der Fall sein wird: die 170 Geräte von Apple laufen einwandfrei, aber die dreissig der Konkurrenz mussten ersetzt werden, also beträgt der Markt nun 270 Geräte, davon 170 von Apple *g*. Aber haben Analysten denn überhaupt Zugang zu den Zahlen, wie gross der Markt tatsächlich ist und wie sich das Bild dort tatsächlich zeigt? Wohl eher nicht. Während es «kein Problem» ist, zu eruieren wie viel Stück alle Anbieter zusammen in einem Jahr verkauft haben. Deshalb sei erinnert: solange die Quartalszahlen von Apple - also die absoluten Zahlen - sagen, dass der Absatz und mit ihm der Umsatz wächst, ist man betriebswirtschaftlich schon mal auf keinem schlechten Weg, vorausgesetzt auch der Gewinn ist gewachsen - im gleichen Masse wie der Absatz?; weniger stark?; stärker?; yeah, it’s fun!

Interview mit Roger Brustio, Geschäftsführer Apple Schweiz:

Herr Brustio, es geht wieder Richtung Weihnachten und in den Vereinigten Staaten hat das Weihnachtsgeschäft ja eine enorme Bedeutung. Für manch eine Handelskette entscheidet sich erst dann, ob das Geschäftsjahr erfolgreich war oder nicht. Dieses Problem hat Apple sicher nicht oder zumindest weniger, da man nicht allein auf den Consumermarkt angewiesen ist. Dennoch dürfte dieses Jahr - nicht zuletzt dank dem «stunning» iMac G5 - auch von hier ganz schön was zusammenkommen. Wie sieht das denn in der Schweiz aus? Wie gross ist eigentlich der Anteil der privaten Kunden im Vergleich zu Schulen, Verwaltungen und Unternehmen? Oder anders gefragt: wie teilt sich eigentlich der jährliche Umsatz von Apple Schweiz auf die verschiedenen Branchen bzw. Zielmärkte auf? Und wie macht sich hier die Weihnachtszeit in den Geschäftszahlen bemerkbar?

Das Weihnachtsgeschäft ist nicht nur in den USA wichtig, sondern generell in allen Märkten und natürlich auch in der Schweiz.  Dieses laufende Quartal ist ja auch unser 1. Finanzquartal und da wollen wir natürlich einen guten Start hinlegen. Aber es ist auch traditionell im Geschäftsumfeld ein starkes Quartal, weil innerhalb der gesprochenen Jahresbudgets letzte Beschaffungen getätigt werden. Sie verstehen sicherlich dass wir keine lokalen Zahlen nennen. Aber soweit kann man schon sagen, das im Gesamtumsatz der Schul- und Creative-Markt einen grossen Anteil beansprucht. Klare Abgrenzungen sind bei Apple schwieriger; wenn Sie unsere Produkte anschauen, so werden Sie sehen, dass so genannte Consumer-Produkte auch im professionellen Umfeld eingesetzt werden und umgekehrt. Wussten Sie zum Beispiel, das der iPod ein idealer mehrsprachiger Museumsführer ist? Oder sehr erfolgreich z.B. in der Physiotherapie , in Zahnarztpraxen oder gar im Operationssaal eingesetzt wird? Also nicht zwingend nur Consumer-Produkt, oder wie es andere versuchen zu definieren, Unterhaltungselektronik {(UE)}.

 

Ein ebenso wichtiges Zugpferd in der Produktpalette von Apple war und ist seit jeher ein Computer, dessen Angebot sich explizit an Kunden richtet, deren Bedürfnisse die höchsten Anforderungen an einen Rechner stellen, also aktuell der PowerMac G5, aber auch die PowerBook-Palette. Gerade diese Kundenbereiche gehören ja traditionell zu jenen Märkten, in welchen Apple immer sehr stark präsent war, also diejenigen, die Sie selbst auf Ihrer Homepage als die Zielgruppe der professionell-Kreativen bezeichnen. Wie sieht man eigentlich bei Apple ganz allgemein (zur Schweiz kommen wir gleich) die Zukunft in diesem High-demand-Sektor? Ist das ein Markt, der eher wachsen wird oder stabil bleibt oder gar schrumpft in den kommenden Jahren? Es wird ja in jedem Fall ein Markt sein, in dem Apple auch in Zukunft stark sein will und sicherlich sein wird, was gerade dann sehr erfreulich wäre, wenn der Markt als solches tatsächlich wächst.

Da gibt es zwei Aussagen; zum einen wächst der Anteil an leistungsfähigen Portablen ganz generell. Bei uns sehen wir sogar ein grösseres Wachstum mit der aktuellen iBook & PowerBook Palette als im Gesamtmarkt. Die Bedürfnisse ändern sich, die Technologie passt sich entsprechend an. Was sie heute mit einem tragbaren Rechner und Mac OS X machen können, wäre noch vor ein paar Jahren unmöglich gewesen?Äì angefangen bei der Rechnerleistung, verbesserte Batterieleistungen bis hin zum Breitformat-Bildschirm von 17?Äù (1440x900 Pixels) in der Diagonale. Zum Zweiten gibt es im von Ihnen erwähnten kreativen Markt einen unstillbaren Hunger nach Leistung. Gerade ein Power Mac G5 mit dem 2,5 GHz Dualprozessor und das in Kombination mit einem 30?Äù Apple Bildschirm (einige nehmen sogar zwei davon) ist doch der Beweis, das ?ÄòFormel 1?Äô-Leistung immer gefragt ist. Wir sehen da tatsächlich steigenden Bedarf und Nachfrage.

 

 

Betrachten wir in diesem Zusammenhang also auch noch den heimischen Markt. Hier spricht man seit einigen Jahren immer wieder davon, dass sich unsere Wirtschaft in einem überproportionalen Mass in Richtung einer hochgezüchteten Maschinerie, also in eine Insel ohne industrielle Fertigung, entwickelt. Das würde doch eigentlich bedeuten, dass gerade hier wesentlich mehr hochspezialisierte Firmen tätig sind, die just das suchen, was Apple (auch) in diesem Segment anzubieten hat, nämlich eben Spitzenklasse für höchste Anforderungen. Ist dem tatsächlich so? Ist die Schweiz für Apple in diesem Segment so was wie ein Traum-Markt? Und hat Apple Schweiz somit eigentlich den angenehmsten Job aller Niederlassungen, weil hier proportional schlicht am meisten Kunden anzutreffen sind?

Top-Leistung und somit Top-Technologie ist immer ein wichtiges Thema, gerade in der Schweiz. Die Schweiz ist ja auch bekannt dafür, das neue Technologien schneller angenommen werden, und dass tendenziell hierzulande immer das bessere, leistungsstärkere Modell gewählt wird. Dies gilt auch für andere Segmente, speziell in der UE-Branche, aber auch z.B. in der Automobil-Branche. Die Schweiz ist somit ein attraktiver ?ÄòTestmarkt?Äô für alle Technologie Anbieter. Gerade aus der Situation der hier nur noch eingeschränkt vorhandenen industriellen Fertigung haben wir in der Schweiz jedoch die riesige Chance herausragende Leistungen im Umfeld der Kreation, im Dienstleistungs- und Entwicklungs- oder Forschungsbereich zu erbringen.  Und das belegt ja auch unsere starke Position in den Universitäten und Hochschulen, in den Volksschulen und überall dort, wo Menschen ihr persönliches Engagement auf Höchstebene einbringen. In den USA ist die Forschung und Spezialisierung schon viel länger ein wichtiger Bestandteil und hat viel mehr Tradition ?Äì aber wir holen auf.
Dass wir im Vergleich - wie Sie sagen - in der Schweiz den angenehmsten Job haben, kann ich so nicht bejahen. Ein grösserer Marktanteil oder grössere Kundendichte bedeutet auch grössere Verantwortung gegenüber dem Kunden, eine höhere Erwartungshaltung seitens des Mutterhauses, aber auch von der Kundenbasis. Aber seien Sie versichert, es macht trotz allem oder gerade deswegen Spass für Apple Schweiz tätig zu sein.

 

 

Runden wir die Produktpalette gleich ab mit den Angeboten für den Bildungsbereich, also den eMac, aber natürlich auch iBook und in Teilen PowerBook. Wie kommt es, dass sich Apple just in diesem Sektor immer wieder stark engagiert? Und inwieweit unterscheidet sich eigentlich die Zusammenarbeit mit dem Bildungsbereich von anderen Zielmärkten? Und auch hier wieder die Frage: wie schätzt man die Entwicklung dieses Marktes für die Zukunft ein? Wird die Nachfrage des Gesamtmarktes wachsen oder eher zurückgehen?

Der Schulmarkt hat eine lange Tradition, seit über 25 Jahren ist Apple speziell in diesem Segment engagiert. Produkte und Systeme, die aufeinander abgestimmt sind und die den spezifischen Bedürfnissen der Schulen entgegenkommen, machen hier den Unterschied (als Beispiel unser ?ÄòMobile Classroom?Äô, ein rollendes Informatikzimmer für eine ganze Schulklasse; oder für den Schulmarkt entwickelte Software wie «Apple Remote Desktop», das es den Lehrenden einfach macht, den Status eines jeden Schülercomputers zu kontrollieren oder SW-Updates automatisch vorzunehmen; schliesslich die AirPort Technologie, die es auch in älteren Schulhäusern extrem einfach macht, egal wo im Schulhaus kabellos zu arbeiten). Die Zusammenarbeit mit dem Bildungsbereich unterscheidet sich hinsichtlich der Projekte, der involvierten Stellen und Personen. Und bei den grösseren Projekten spricht ja auch das Volk mit und entscheidet, wie ICT [Internet- und Computertechnologie] unsere nächste Generation beeinflusst. Wir glauben fest daran, dass es für SchülerInnen extrem wichtig ist, durch den Einsatz moderner Medien im Unterricht ihre Kreativität, ihr selbstständiges Lernen, ihr Selbstvertrauen und ihre Kompetenz in der Gruppe zu entwickeln und zu festigen.

Lebenslanges Lernen wird unsere Gesellschaft prägen, man muss immer bereit sein Neues anzunehmen und seinen Horizont zu erweitern. Nur so wird man Erfolg haben ?Äì und ich meine mit Erfolg nicht nur die Karriere sondern auch Zufriedenheit, Spass an dem was man macht und die Erfüllung bei der Arbeit. Und da wird der Markt, d.h. die Nachfrage nach so genannten Werkzeugen steigen. Wenn Sie heute die Volksschulen sehen, so wird landauf und landab an einem Informatikkonzept gearbeitet oder es wird gerade umgesetzt. Da helfen Initiativen vom Bund, wie «SiN - Schule im Netz» enorm. Apple ist hier Gründungspartner der Privatwirtschaft,  Wirtschaftspartner wie wir oder Swisscom und andere wollen zur möglichst flächendeckenden Integration moderner Medien im Unterricht beitragen.

 

 

Schüler und Studenten haben nicht zuletzt auch immer bemerkenswert viel Geld übrig für solche Dinge wie Musik - Stichwort iPod, iTunes, iTMS. Das ist ein Marktsegment, in dem Apple’s Stärken mal wieder eingeschlagen haben wie eine Bombe. Und wie die jüngsten Zahlen (vom Di, 26.10.04, San Jose, CA) zeigen, hat Apple hier nicht nur keine Konkurrenz, sondern: der Markt wächst zur Zeit enorm schnell und es wäre nicht überraschend, wenn dies - gerade wegen Apple und seinem Angebot - noch ein ganz schönes Weilchen so bleiben wird, das Potential ist ja wohl offenkundig enorm. Die einzigen, die das bremsen könnten, wäre die Musikindustrie, in dem sie z.B. keine Stores frei gibt oder das Angebot künstlich tief hält und damit den Kunden den Kuchen vermiest. Wie meinen Sie, wird sich dieses Feld entwickeln? Und wie stark ist Apple hier von seinen Geschäftspartnern aus besagter Industrie abhängig? Wäre so ein Szenario denkbar, dass von dieser Seite her mittelfristig dem ganzen Hype die Luft abgedreht wird (wie das geschehen könnte, wurde ja schon angeführt) und Apple dann mit ziemlich «abgesägten Hosen» dasteht?

Wenn mit der «Musik Industrie» (... die das Angebot künstlich tief halten könnte) die Musik-Labels gemeint sind, können wir diese Befürchtung nicht teilen. Im Gegenteil: Die Labels sind sehr bemüht, so schnell wie möglich weiteren Content für den iTunes Music Store bereitzustellen. Die Erwartungen an die Umsatzentwicklung des ITMS ?Äì insbesondere der grossen so genannten ?ÄòMajor?Äô Labels ?Äì wurde bereits in den ersten Wochen erheblich übertroffen. Zu der weiteren Umsatz- oder Downloadentwicklung sind vor Kurzem wieder die letzten Zahlen veröffentlicht worden. Warum sollten die Labels dieser für beide Seiten höchst erfreuliche Entwicklung daher in Zukunft «die Luft abdrehen»?

 

 

Schauen wir auch hier in die Schweiz: Wie gross schätzt man das Volumen, das hier vorhanden ist, ein? Und wie stehen wir damit im internationalen Vergleich? Und kann man aus diesen Werten schliessen, dass auch wir hierzulande - vielleicht schon bald - in den Genuss eines «This morning, the iTunes Music Store went live in Switzerland!» aus dem Munde von Steve Jobs kommen oder ist vielmehr gerade das der Grund dafür, dass wir unsere Kreditkarten für nichts und wieder nichts beschafft haben, sprich, die Erklärung dafür, wieso wir noch keinen iTMS Switzerland haben?

Apple hat sich zum Ziel gesetzt den iTMS so schnell und in so vielen Ländern wie möglich zugänglich zu machen. Eine Aussage, ob der Schweizer ITMS bereits in Planung ist und wann er lanciert wird, wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. Wir haben eine strenge Kommunikationspolitik und künden Online-Stores wie auch alle anderen Apple Produkte dann an, wenn sie soweit sind. Hieran ändert auch übrigens die «Petition» auf macprime.ch nichts, solche Aktionen sorgen ganz im Gegenteil eher für ein falsches Bild in der Oeffentlichkeit! Nur soviel, der Musikmarkt Schweiz ist sicherlich nicht unwichtig, ganz und gar nicht. Und das sieht man auch im Mutterhaus so. Man darf ihn aber auch nicht im Vergleich zu den starken Musiknationen (England, Deutschland, Frankreich, ja selbst Holland) in Europa überbewerten, von sehr grossen Märkten wie Japan ganz abgesehen, die ebenfalls noch über keinen iTMS Store verfügen.  Wir haben nun 12 europäische, Euro-basierende Musicstores (Ausnahme ist UK) und wie eingangs erwähnt: wir wollen weiter expandieren.

{Eine Anmerkung zur Petition bezüglich iTMS Schweiz: leider wurde, wie Herr Brustio es auch vermerkte, diese Petition durch viele Ressourcen falsch dargestellt! Der Sinn der Petition ist nicht, das Apple endlich mal etwas unternimmt (denn dass das schon geschieht, bezweifeln wir überhaupt nicht), sondern eine tausendfache Aufmunterung durch die User für die anstrengende Arbeit hinter einem solchen Projekt - genau so, wie das der Petitionstext auch zum Ausdruck bringt! Es ist uns durchaus bewusst, dass weder die EU- bzw. Euro-Mitgliedstaaten noch die Kanadier ihre Stores aufgrund ihrer Petitionen bekommen haben, sonst müssten ja auch die Japaner bereits einen Store haben, denn auch sie haben schon vor den Schweizern - wie die Europäer und die Kanadier - dieselbe Petition gestartet. Diese Anfeuerung hat sich Apple natürlich selber «eingebrockt» und zwar typischerweise very Apple-like: da bringen sie zuerst ein Produkt auf den Markt, dass man einfach haben muss und an dem man schlicht nicht vorbei kommen kann - und zwar lieber gestern als heute - und dann vermelden sie mal wieder «Lieferengpässe» ;-)?Ķman soll diese Petitionen also als Kompliment verstehen, denn so sind sie intendiert!}

Anmerkung Apple: Man sollte sich natürlich vorher überlegen wie eine solche Aktion im Markt und von der Presse aufgenommen werden kann. Einerseits sprechen sie von der Intention eines «Komplimentes», andererseits sprechen Sie von «Anfeuerung» und «Apple hat sich dies selbst eingebrockt»... und «leider wurde diese Petition durch viele Ressourcen falsch dargestellt» ?Äì also war wohl der «Petitionstext» und die Intention nicht so klar wie in Ihrer Anmerkung dargestellt…

 

 

Der iTMS ist ja nicht das einzige Geschäftsfeld, in dem Apple konsequent neue Stores eröffnet. Auch die Zahl der Apple-Stores und Mini-Stores ist im Wachsen und über neue Kooperationen werden weitere zusätzliche Vertriebskanäle für Apple-Produkte erschlossen. Apple ist also durchaus bestrebt, bestimmte Marktsegmente verstärkt «aufzumischen». Wirkt sich das mittelfristig auch auf die Schweiz aus? Es wäre ja denkbar, dass schon hiesige Firmen auf Sie zugekommen sind mit der Absicht, die Apple-Produktpalette oder Teile davon in ihr eigenes Sortiment einzugliedern, dass also beispielsweise der Interdiscount den iPod anbieten möchte und Sie sich im Gegenzug darüber hinaus den Vertrieb von iMac G5’s zusichern lassen oder so.

Es ist richtig, dass wir mit dem Erfolg unsere Produkte auch entsprechend distribuieren müssen. Das können und wollen wir auch mit den bestehenden Partnern - unseren Apple Fachhändlern, Apple Solution Experts und den Apple-Retailpartnern. Bei uns steht aber Qualität vor Quantität. Wir sind eine Premium Marke und wollen mit Premium Partnern mit entsprechendem Knowhow zusammenarbeiten, nur so entsteht eine Win-Win-Situation, wo der Kunde schlussendlich profitiert. Und der Erfolg des iPod verpflichtet uns eine gute Abdeckung im Markt anzubieten, dies durch gezielte Ausweitung der bestehenden Retail/Fachhändler Verkaufspunkte, immer verbunden mit einem hohen qualitativen Anspruch. Wenn sich abzeichnen würde, dass ein neuer Partner dem Markt (und uns) gut tut, dann werden wir das Gespräch suchen.

 

 

Ein grosses Geheimnis, das hiesige Apple-Fans auch gerne mal etwas besser verstehen möchten, ist die Frage, wie man sich eigentlich die Zusammenarbeit zwischen Cupertino und Wallisellen vorstellen muss. Können Sie hier für uns etwas Licht ins Dunkel bringen? Verwechselt uns Cupertino auch ständig mit Schweden wie man das von manchen amerikanischen Touristen her kennt? Oder ist man sehr genau im Bilde über den hiesigen Markt und - dank Ihnen - immer auf dem aktuellsten Stand? Wie werden nach Ihrer Einschätzung die Märkte ausserhalb des nordamerikanischen Kontinents überhaupt wahrgenommen? Uns würde es nicht wundern, wenn man hier in der Tat viel differenzierter ist und arbeitet als das manche Leute manchmal wahrhaben möchte, einfach immer eingebettet in eine Gesamtstrategie, die dann nicht immer jeden sofort zufrieden stellen kann - und will.

Der letzte Satz spricht mir aus der Seele ?Äì es ist wirklich so, das wir versuchen einen schweizerischen Touch zu bewahren und umzusetzen. Aber wie gesagt, es gibt eine Gesamtstrategie, die Apple weltweit verfolgt und erfolgreich umsetzt, auch hier in der Schweiz. In Cupertino (und auch Paris als europäischer Hauptsitz) weiss man ganz genau wo die Schweiz liegt und was wir hier so machen (auch schon wegen SAP ;-) ). Spass beiseite, Steve Jobs und sein Executive Team kennen die Schweiz sehr gut und ich hatte schon einige Male das Vergnügen mich mit ihnen zu unterhalten, offiziell und auch am Rande des Business-Alltages. Man weiss um die Stärke des kleinen aber erfolgreichen Teams, den grossartigen Marktanteil (den wir ja schlussendlich den Kunden zu verdanken haben) und die Dynamik der Schweiz. Es finden auf allen Ebenen regelmässige Treffen statt, wo man die Schweiz als Ganzes, aber auch die einzelnen Märkte, Entwicklungen und Trends als auch spezifische CH-Problematiken vorbringen kann. Wir alle arbeiten sehr aktiv für den Erfolg von Apple und wollen natürlich unseren Teil dazu beitragen.

Vieles was wir machen und wo wir uns engagieren, sieht die Mac-Gemeinde nicht ,?Äì wir setzen uns aber tagtäglich für die Schweiz ein, kämpfen um jeden Werbespot, um jeden Franken und um so viele Produkte wie möglich, die wir hier ausliefern können, auch wenn es teilweise noch Wartezeiten gibt, weil die Nachfrage einfach höher ist als Apple produzieren kann. Wir versuchen tagtäglich Prozesse zu optimieren und das Beste für die Kunden herauszuholen.

{Noch was zum Schmunzeln - oder Ärgern - für unsere Leser bezüglich dem vergleichsweise hohen bzw. «grossartigen» Marktanteil in der Schweiz und der These, dass die Schweiz gerade deshalb eigentlich ein Traum-Markt sein müsste für Apple: angenommen, Apple Schweiz hat einen Marktanteil (am Gesamtmarkt?; in einem bestimmten Marktsegment?) von 70%, Apple Deutschland bloss einen von 50%, ist Apple Schweiz dann für Cupertino wichtiger als Apple Deutschland? Man erinnere sich an die einleitende Zahlenspielerei: die 50% in Deutschland können in absoluten Zahlen durchaus höher liegen als die 70% in der Schweiz, also würde man in Deutschland ja wohl mehr Geld verdienen als in der Schweiz - wer ist nun wichtiger? Überlassen wir diese Frage lieber den Leuten in Cupertino *g*; was die Schweiz tatsächlich zu einem interessanten Markt macht, hat Herr Brustio ja weiter oben auf die entsprechende Frage schon ausführlich dargestellt. Und was unter dieser Voraussetzung ein hoher Marktanteil bedeutet, kann sich hoffentlich jeder selber denken: it means they do a great job, yeah!}

 

 

Zum Schluss; Macht es eigentlich Spass, hier die Interessen und Strategien von Apple umsetzen zu dürfen oder ist es eine eher mühsame Geschichte? Wie erleben Sie die hiesigen Märkte, Partner und Mac-Kräfte? Und werden Sie von anderen Niederlassungen eher belächelt oder beneidet?

Aber sicherlich macht es Spass, dabei zu sein wenn Apple nun die Früchte der harten Arbeit der letzten Jahre erntet, dabei zu sein, wenn man die Strategie aktiv umsetzen kann und vor allem wenn das Feedback vom Markt so positiv ist. In vielen Fällen werden wir im positiven Sinn beneidet, man stellt uns Fragen wie man was gemacht hat, versucht auch gegenseitig zu lernen (das gilt auch für uns). Belächelt? Nein. Gratuliert und den Erfolg gegönnt? Auf jeden Fall!

Der Markt hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Und er wird sich noch weiter verändern. Schrumpfende Margen (nicht nur bei uns…sehen Sie sich aktuell die UE-Branche an), Verdrängungskampf, Diversifikation durch Dienstleistungen und spezielle Services und vieles mehr sind da wesentliche Elemente. Die Spezialisten, die Partner, die eine klare Ausrichtung haben, diejenigen die durchhalten und sich Veränderungen stellen, werden mittel-/langfristig Erfolg haben. Ob der IT-Markt Platz für alle hat, das weiss ich nicht, das kann uns nur die Zukunft sagen. Eine Zukunft, in der wir definitiv eine wichtige Rolle spielen werden.

Wir bedanken uns recht herzlich für dieses Gespräch.

Für macprime.ch: Alex Bulgheroni, Stefan Rechsteiner

 

One more thing aus dem Reich der Zahlengaukler, um die Bedeutung von prozentualen Marktanteilen wieder etwas aufzuwerten bzw. zumindest weiter zu verdeutlichen: im Mai verkaufte Apple 10 Mio Titel über iTMS. Bei einem Marktanteil von 70% bedeutet das, dass das Gesamtvolumen bei 14 Mio lag. Im Dezember wird Apple 20 Mio verkauft haben, also den Absatz verdoppelt haben bei einem konstanten Marktanteil von 70%. Dann wird der Gesamtmarkt also ein Volumen von 28 Mio haben. Das bedeutet aber auch, dass die Konkurrenz absolut Schritt halten konnte, denn auch sie hat ihren Absatz verdoppelt, von 4 auf 8 Mio! Unter diesem Gesichtspunkt war also das Geschäftsjahr der Konkurrenten (zusammengenommen) ebenso erfolgreich wie das von Apple! Sollte also Apple’s Marktanteil irgendwann schrumpfen, dann kann das selbstverständlich nur zu Gunsten der Konkurrenz passiert sein - es sei denn, der Markt selbst ist noch stärker geschrumpft als Apple’s Anteil an demselben! Und diese, die Konkurrenz,  wird Ende Jahr sicher nicht darüber jubeln, dass sie ihren Marktanteil bei 30% halten konnte, sondern sie wird darauf verweisen, dass sie ihren Absatz verdoppelt hat - und dabei unterschlagen, dass das auch Apple getan, weil sich schlicht die Gesamtnachfrage verdoppelt hat und die prozentualen Anteile gleich geblieben sind. Wenn das der Fall ist, dann fällt der Marktanteil aber wieder mächtig ins Gewicht, denn er wirkt sich dann umso stärker auf die absoluten Zahlen aus, nämlich eben bei der Konkurrenz bloss 4 Mio mehr, bei Apple aber 10 Mio, also zweieinhalb Mal (!! - zweieinhalb ist mehr als doppelt!?!) soviel wie alle anderen zusammen! - Kein Wunder, kam der Volksmund zum Schluss, dass man mit Statistiken - also Zahlen - scheinbar so ziemlich alles beweisen kann *g*. Verkäufer aber leider auch nicht selten Analysten, bringen immer nur einen Teilbereich aus dem Reich der Zahlen, nämlich gerade diejenigen, welche die eigene These ins beste Licht rücken werden und unterschlagen den Rest, um den man sich dann halt selber bemühen muss. Was gerade dann besonders ärgerlich wird, wenn einem noch nicht einmal eindeutig gesagt wird, worum es sich bei den gelieferten Zahlen denn nun tatsächlich handelt - Kopfrechnen hält jung, frisch, knackig und sexy. Es sei also nochmal erinnert: wirklich wichtig ist erstens, was die Finanzabteilung von Apple darüber sagt wie es «unserer» Firma tatsächlich geht, zweitens, wie sich Apple’s Position auf seinen Zielmärkten entwickelt und drittens und vor allem, wie sich diese Märkte selbst entwickeln - inklusive möglichst allem, was die Entwicklung besagter Märkte beeinflusst…

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

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8 Kommentare

Kommentar von ImacIan

Sehr interessanter und ausführlicher Bericht über die momentane Apple-Welt und der Welt und speziell in der Schweiz. Ich fand es sehr spannend, die Fragen und speziell die Antworten vom Apple-CH Boss zu lesen. Allerdings war ich einwenig erstaunt, dass die Petition nicht so viel aussagt…und eher negaitv seie.

Ich möchte Steve und Alex ganz herzlich danken für ihr Engagement für dieses Interview!

Grüsse iMacIan

Kommentar von peter

Sorry,aber mir war das etwas zu brav. Man hätte ihm durchaus etwas mehr auf den Zahn fühlen lönnen. Mich hätten wirklich die wahren Beweggründe interessiert, wieso der iTMS Schweiz nicht gekommen ist. Und die Aussage, dass die Petition eher kontraproduktiv sei finde ich doch eher arrogant. Ich bin noch nicht lange iPod Besitzer und beschäftige mich auch noch nicht lange mit Apple, aber mich dünkt das Apple Gehabe doch ziemlich vom hohen Ross herunter, so quasi “nehmt gefälligst was ihr bekommt, wir haben euch doch nicht nötig”! Die Mac-Gemeinschaft hat ja schon fast sektenhafte Züge, da gibts einen Guru (Steve Jobs) und wenn der “bapp” sagt fallen alle auf die Knie und nicken. So, schön provokativ gell ;)))— Woody

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