Monatsrückblick Dezember ‘04:

Während alle sich nochmal auf das vergangene Jahr besinnen und sich auf die kommende MacWorld Expo in San Francisco freuen, sitze ich am Schreibtisch mache mir Gedanken über den vergangen Monat, der gleichzeitig auch das alte Jahr beschloss.


Besonders interessant war die Gerüchteentwicklung mitanzusehen, die zum Monatsende mit dem «headless iMac» ihren Höhepunkt gefunden hat. Für iPod-Freunde gab es gleichermassen Aufregendes: Neben einer vorhergesagten Revision des iPod mini soll auch, entgegen aller bisherigen Aussagen Steve Jobs’, ein völlig neuartiger iPod, der auf Flash-Speicher basiert, das Licht der Welt erblicken.

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Doch ich möchte erst einmal da beginnen, wo der letzte Monatsrückblick sein Ende nahm. Böse Zungen meinten schon, Apple habe es aufgrund fehlenden Verhandlungsgeschicks mit der Musikindustrie verpasst, noch pünktlich im November den Kanadischen iTunes Music Store zu eröffnen. Mir erschien dieses Gerede allerdings ziemlich unsinnig, denn wenn Apple eine Ankündigung tätigt, dann hat sie normalerweise Bestand. Doch woran lag es? Ebenso merkwürdig kamen mir die Vermutungen vor, der Apfel habe mit technischen Problemen zu kämpfen, denn diese waren ja schon in 13 anderen Ländern gelöst worden. Den Kanadischen Musikfans durften aber weiterhoffen, denn einer Apple-Mitteilung zufolge würde man sehr bald wieder etwas von den iTMS-Betreibern vernehmen dürfen. Und siehe da, noch am selben Tag erscheint unter der Länderauswahl in iTunes die Kanadische Flagge. Hatte der Computerkonzern da tatsächlich ?Äûnur?Äú Probleme, den Store online zu stellen? Wäre ja mal ganz was Neues.

Erfreuliches durfte man auch im weiteren Verlauf des Monats vom iTunes Music Store vernehmen. Durch die Eröffnung des EU-Stores erreichte man Mitte des Monats die Marke von 200 Millionen gedownloadeten Songs, was für eine enorme Entwicklung der Verkaufszahlen spricht, aber auch nur durch die Ausdehnung des iTMS, der nun laut Apple etwa 70% des Weltmarktes abdeckt, realisiert werden konnte. Als herzerwärmend für viele kreditkartenlose Apple-Fans, besonders hier in Europa, wo die Durchdringung in der Bevölkerung mit Visa und Co. noch lange nicht so gross ist wie in den Staaten stellte sich sicherlich die Tatsache heraus, dass nun in den USA nicht nur mit Kreditkarten im Online-Musikshop gekauft und gedownloadet werden kann, sondern nun auch eine Abbuchung vom eigenen Konto durch den von eBay gegründeten Dienst PayPal möglich ist.

Mittlerweile frage ich mich, ob denn Apple nur noch an Panther arbeitet, oder die Entwicklung von Tiger schon so weit fortgeschritten ist, dass man die Ressourcen verlagern musste. Nach dem Update auf 10.3.6, das im November freigegeben wurde, wurde die aktuelle Pantherversion am 15. des Monats auf 10.3.7 angehoben. Besonders Freude dürften unsere Gamer an dem Release, das relativ viele Bugfixes enthielt, aber nicht viel Neues, gehabt haben. Durch eine Verbesserung an OpenGL wurden verschiedene Spiele, aber auch andere Grafik-Applikationen, einiges beschleunigt.

Apple selbst erregte noch durch eine andere Sache Aufregen bis in die Medien. Entweder die Rechtsabteilung von Apple wollte wieder mal was zu tun haben, oder man nur rigoros gegen Insider, die Informationen der Öffentlichkeit zutragen, vorgehen will. Ab dem 18. Dezember hörte man jedenfalls immer wieder Meldungen, die auf Klagen von Apple aufbauten.  Den Anfang machte die Klage gegen Unbekannt wegen Veröffentlichung von Insiderinformationen über zukünftige Produkte. Wie sich später herausstellte, bezog sich die Klage auf das FireWire-Gerät ?ÄûAsteroid?Äú, mit dem der Digital Hub im Bereich von GarageBand erweitert werden sollte. Das Gerät soll den Informationen zufolge Anschlüsse für mehrere Instrumente bieten, und die Signale per FireWire an den Rechner weiterschicken. Na an dem Gerücht muss was dran sein, denn wozu sollte Apple gegen Meldungen intervenieren, wenn sie doch sowieso nicht stimmen? Kurz darauf reichte der angebissene Apfel Zwangsverfügungen gegen die Internet-Seiten ein, die die Informationen publizierten, um so an den Informanten zu kommen.

Ebenfalls Bad News gab es für die Freunde von BitTorrent, die sich ihre Vorab-Tiger-Versionen mal eben so gratis gedownloadet haben. Kurz nach der Asteroid-Klage wurden von Apple 3 Studenten aus den USA wegen eines Verstosses gegen das Non-Disclosure Agreement, das NDA, der Apple Developer Connection verklagt. Diese sollen gemäss Apple eben über das BitTorrent-Netzwerk, das ich schon erwähnt habe, ihre Tiger-Builds der Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Natürlich wurden die Jungs aus der ADC verstossen und müssen nun mit straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen rechnen. Apple warnt nun alle Entwickler vor dem Anbieten eben solcher Kopien von Tiger mit einer durchwegs gross geschriebenen Mitteilung; Apple meint es durchaus ernst. Wie mir jemand berichtete, waren kurz darauf alle Torrents für das nächste OS vom Netz genommen worden, anscheinend zeigte die Drohung ihre Wirkung. Da werden die Monate definitiv sicherlich etwas ärmer an Tiger-Nachrichten und es könnte gut sein, dass die nächste Version, die man zu Sehen bekommt, die ist, die man in den verschiedenen Läden kaufen kann…

Wer aber auf den Gedanken kommt, das sei das Ende der Online-Gerüchte, täuscht sich gewaltig. Weit herum wird angenommen, dass der iPod mini ein zusätzliches Gigabyte für seine interne Festplatte bekommt, gemunkelt wird auch über eine grössere Farbenvielfalt, gehofft wird vor allem auf Schwarz und Weiss. Bis Toshiba sich verplapperte, nahm ich Gerüchte über einen allfälligen neuen iPod, der nicht wie die anderen auf einer Festplatte aufgebaut ist, sondern auf Flash-Speicher basiert, kaum wahr. Meldungen dazu gab es zwar schon lange, ich berichtete auch auf macprime davon. Und siehe da, am gleichen Abend springt mein RSS-Reader an und zeigt mir die Meldung «Toshiba to supply Apple with flash memory?» an.  Toshiba werde sehr bald im nächsten Jahr Flash-Speicher an Apple liefern. Da werden einige Köpfe in Cupertino sehr rot geworden sein, angesichts der Tatsache, dass Toshiba sich nicht das erste Mal verplapperte, als sie verrieten, ein Auslieferungsvertrag für die 60GB-iPods wäre mit Apple abgeschlossen worden. Dieser Umstand war für viele Grafiker unter den Macianer Anlass genug, um ihre eigenen Entwürfe unters Volk zu bringen. Das gleiche Phänomen hatte man immer wieder beobachten könne, zum Beispiel, als der iMac G5 vorgestellt wurde. Natürlich durfte man auch von verschiedenen Seiten Gerüchte über Spezifikationen vernehmen. Unschlüssig war man sich, ob das Gerät mit oder ohne Display erscheinen würde, aber bei der Speicherkapazität, die von 256MB bis 1GB reichen würde, war man sich grösstenteils einig. Es bleibt uns nur abzuwarten und Tee zu schlürfen.

Als die besinnliche Zeit begann, wurde es auch ruhiger in der Apple-Gerüchteküche, die Erregung flachte ab und ich freute mich auf ein paar wenige stressfreie Tage. Mit dem ausklingenden Fest nahm auch wieder die News-Intensität zu und als ich ein paar Tage später auf der Apple-Homepage einen Spendenaufruf entdeckte, war ich beinahe gerührt. Mich täte aber interessieren, inwiefern Apple mit dieser Aktion auf einen marketingtechnischen Erfolg zielte, denn von einer Apfel-Spende war bis anhin noch nicht die Rede. Nichtsdestotrotz ist solch ein Verhalten in der heutigen Welt sicherlich wünschenswert und bei den Leserzahlen, die die Website täglich erreicht, sicherlich eine gute Sache. Mit der Zeit zogen auch viele andere Mac-Seiten mit, darunter auch macprime, dessen Anliegen es ist, die Opfer in Asien mit einer Spende an die Glückskette bzw. das Schweizerische Rote Kreuz zu unterstützen.

Je näher das Jahresende kam, desto häufiger traf man auch auf Jahresrückblicke. Grund genug für macprime, das Jahr 2004 Revue passieren zu lassen, nicht zuletzt auch aus Schweizer Sicht. An dieser Stelle möchte ich str - dem Admin - und aeschli für ihr Engagement bei den Jahresrückblicken danken. Dank ihnen und den anderen tollen Redakteuren kann macprime weiterhin mit tollen Besucherzahlen aufwarten *applaudier*. Was meine Wenigkeit anbelangt, dürft ihr selber urteilen…

Den Knaller explodierte aber kurz vor Silvester, als Think Secret ein Gerücht, nein vielmehr eine Ankündigung, veröffentlichte, das folgenschwere Auswirkungen haben auf den Gesamten Mac-Markt haben dürfte. Mit einer markanten Änderung der Geschäftsstrategie wolle Apple in den Low-End-Markt einsteigen und einen pizzaschachtelähnlichen Rechner zur MacWorld Expo 2005 in San Francisco vorstellen. Es war nicht einmal die Tatsache, dass ein neuer Mac das Tageslicht erblicken würde, sondern die Umstände, dass der Computer ohne integrierten Bildschirm verkauft und der Einstiegspreis unter 500 US-Dollar liegen würde. Die Spezifikationen würden denen der aktuellen eMacs sehr nahe kommen, was heisst, dass ein 1.25GHz G4-Chip, eine Festplatte mit 40-80GB und ein Combo Drive verbaut werden soll. Wie bei allen Macs ist Apple beim RAM mit 256MB auf Sparflamme geblieben. Ausgestattet soll der ?Äûheadless iMac?Äú, wie der neue Mac genannt wird und ähnlich aussieht wie ein Xserve, mit DVI und VGA, damit Switcher auch weiterhin ihre bisherigen Displays verwenden können, FireWire 400- und USB 2.0-Ports, soll Ethernet mitbringen und mit einer AirPort Extreme-Karte ausgerüstet werden können. In den Medien löste diese Meldung gleichermassen wie in Mac-Kreisen Erstaunen zum einen aus, aber im gleichen Atemzug konnte man auch eine Gewisse Unsicherheit spüren. Ich frage mich, was der Computerkonzern damit bezwecken will. Soll ein Grossangriff auf den Massenmarkt stattfinden oder ist es Apples Anliegen, dass die Basis gefestigt wird und vielleicht ein paar Prozentpunkte Marktanteil gewonnen werden können? Wir werden es sehen, wenn Steve Jobs am 11. Januar 05 vor der versammelten Mac-Gemeinde im Moscone Center in San Francisco seine Keynote hält. Wird dieser Mac auf den Markt gebracht, was bei einer Ankündigung von Think Secret ziemlich sicher ist, wird uns der CEO auch die entsprechenden Antworten auf die Fragen geben können, die uns auf der Zunge liegen.

Um den Monat vollständig zu beenden, möchte ich noch einmal eine Meldung von Think Secret aufgreifen, die kurz vor dem Jahreswechsel online ging. Einige Macianer mutmassten immer wieder über das fast in Vergessenheit geratene AppleWorks, das vom angebissenen Apfel in letzter Zeit gar nicht mehr gepflegte Textverarbeitungsprogramm. Für all jene gibt es wohl zur MacWorld Expo einen Grund, sich zu freuen, denn laut eben jener Meldung soll Apple synchron zum ?Äûheadless iMac?Äú auch iWork veröffentlichen, ein neues Textverarbeitungsprogramm, das mit Keynote 2 gebundled auf den Markt kommen soll.

Der Dezember war so wie er sich präsentierte sicherlich ein würdiger Abschluss für ein tolles Mac-Jahr, auf ein Neues!

Von rst (Gelöschter User)
Veröffentlicht am

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4 Kommentare

Kommentar von Alex Robert Bulgheroni

Sorry, aber die These, Apple’s Spendenaufruf sei eine Marketing-Aktion, ist ja wohl der totale Fehlgriff! Erstens ist dieser Aufruf lokalisiert, d.h. verklinkt auf die jeweiligen Sammelstellen je Land und zweitens: wenn ich so was als Eigenwerbung missbrauchen will, dann mache ich das nach dem Muster ‘Schumacher’: «Seht her, ich habe zehn Millionen Euro gespendet, bin ich nicht toll!». Damit will ich dem Herrn Schumacher keine Werbe-Absichten unterstellen, denn der braucht keine Werbung mehr, allein, auch hier beweist er und sein Management einmal mehr fehlendes Feingefühl, fehlenden Takt. Bei Wohltätigkeit geht es um Handlungen, nicht um Personen, Unternehmen oder Staaten! Apple’s Message ist schlicht und ergreifend: we care!— Hala Madrid!

Kommentar von rst (Gelöschter User)

Nun ja, ich wollte diesen Gedanken einbringen, weil ich von mehreren Seiten solche Aussagen gehört habe. Ich sage ja nicht, dass es so gewesen sei, das habt ihr hineininterpretiert. Aber wenn ihr mal in die Politik geht, dann seht ihr, wie sich diverse Staaten und Organisationen darum streiten, eine Vorreiterrolle im Wiederaufbau spielen zu dürfen.

Dass Apple sich Sympathien bei den Besuchern der Website verschafft, erscheint euch doch sicherlich auch logisch. Ich finde es toll, wenn eine Firma das macht und ein Spendenaufruf in der Grössenordnung ist mehr als wünschenswert. Aber um zu eurem Vorwurf zurückzukommen: Jede Firma, gleich ob Apple, Microsoft, Migros, Ferrari, ist darauf angewiesen, die Gefühle der potentiellen Kunden tangieren zu können. Ich will Apple ja nichts böses unterstellen, aber wenn auf diese Weise den Opfern in Südostasien geholfen werden kann, ist Apple sicher nicht abgeneigt, im gleichen Zug Käufersympathien gewinnen zu können, auch wenn dies vielleicht unbewusst geschehen mag.

Ich wollte euch mit dieser Aussage nicht verletzen, aber es ist schon interessant, wieviel solch ein Satz auslösen kann…

Kommentar von Alex Robert Bulgheroni

;-) die Theorie, dass sich manche nur profilieren wollen, stammt es der Schreibe einiger Journalisten. Was dem Ganzen zu Grunde gelegt wird, ist ein machiavellistisches Menschen- und Weltbild. Natürlich gibt es diesen Menschschlag, aber es schlicht falsch, jedem solches Verhalten zu unterstellen. Ob Apple sich Sympathien gesichert hat? Nein, ich halte dagegen: man kann in dieser Situation keine Sympathien gewinnen, man kann aber sehr wohl sehr viel Goodwill verlieren. Aber der Irrtum liegt in der Annahme, dass es hier allein darum geht, ja schlimmer noch, dass gar nichts anderes möglich, geschweige denn denkbar sei! Apples Verhalten entspricht schlicht dem eigenen Selbstverständnis des Unternehmens. Es ist nicht so, dass sich Apple hier ein neues Image zulegen will, denn dieses Image haben sie schon lange; es wäre eher irritierend gewesen, wenn so eine Aktion ausgeblieben wäre. Schumacher hat auch nicht gespendet um sich in ein gutes Licht zu rücken, sondern aus ehrlicher innerer Überzeugung - nur hat das seine Kommunikationsabteilung schlicht falsch vermittelt, wie ich finde und wie ich es in der ersten Anmerkung nur angedeutet anstatt explizit ausgeführt habe ;-)—

Hala Madrid!

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