OS X speichert ungesicherte Dokumente automatisch auf Apples Server

Dieser Tage sorgt ein Bericht eines Entwickler für Aufregung, wonach in OS X Applikationen mit «iCloud Drive»-Anbindung manuell ungespeicherte Dokumente automatisch und ungefragt in die Apple-Cloud speichern.

Stefan Rechsteiner

Der Berliner Entwickler und «Hacker» Jeffrey Paul hat dieser Tage auf seinem Blog ein Beitrag veröffentlicht, in der er auf den Umstand hinweist, dass «seit dem Update auf OS X Yosemite» nicht manuell gespeicherte Dokumente in Programmen wie «TextEdit» automatisch in die iCloud geladen werden. Erst wenn der Nutzer aktiv ein solches Dokument speichert, kann als Speicherort die lokale Festplatte ausgewählt werden und die Datei wird wieder von den Apple Servern entfernt. Betroffen sind Applikationen, die iCloud-kompatibel sind, also Apples «iCloud Drive» nutzen.

Anders als von Paul beschrieben, ist dies jedoch kein neuer Umstand, sondern bereits seit OS X 10.7 Lion, also 2011, und dem iCloud-Drive-Vorgänger «Dokumente in der Cloud» der Fall. Neu jedoch wird seit OS X 10.10 beim Beenden eines Programms mit offenen ungespeicherten Dokumenten jedoch nicht mehr nach deren Speicherort gefragt. Der Nutzer wird also nicht direkt auf die Speicherung in der Cloud aufmerksam gemacht. Beim nächsten Aufstarten des Programms öffnen sich die zuvor nicht manuell gespeicherten Dokumente automatisch wieder — der Nutzer soll dadurch wohl nicht mehr mit Dialog-Fenstern konfrontiert werden, die den Nutzer nach dem weiteren Vorgehen mit der noch ungesicherten Datei fragen.

Paul wirft vor, dass seine Daten so «ungefragt» und «komplett» zu einem «Partner des PRISM-Programms der NSA» hochgeladen werden.

Diese automatische Speicherung in der Apple-Cloud tangiert nur Dateien, die vom Nutzer nicht manuell gespeichert werden. Sobald diese Dateien aber manuell gespeichert werden, kann der Speicherort frei ausgewählt werden. Wird die Datei nicht explizit in die iCloud, sondern lokal gespeichert, werden die Daten wieder aus der Apple-Cloud entfernt.

Ausschalten lässt sich die automatische Sicherung der ungespeicherten Dokumente in der iCloud nur über die generelle Deaktivierung der «iCloud Drive» bzw. der «Dokumente in der Cloud». Alternativ kann in den iCloud-Optionen in den Systemeinstellungen aber auch auf App-Basis die Speicherung in die Cloud deaktiviert werden.

Wie heise.de hinweist, informiert Apple schon lange in einem Support-Dokument über die automatische Speicherung, erwähnt jedoch nicht explizit, dass zuvor nur lokal zwischengespeicherte Dokumente in der iCloud abgelegt werden.

Wie Apple bereits mehrmals betonte, erfolgt die Speicherung der Daten in der iCloud verschlüsselt. Die Schlüssel dazu sollen derweil «niemals» an Dritte weitergereicht werden. Auch die NSA habe keinen Zugang zu den Servern des iPhone-Herstellers und man habe nie Hintertüren für staatliche Behörden in die eigenen Produkte integriert.

Letztlich montiert der Berliner Entwickler zudem, dass OS X nicht nur ungespeicherte Dokumente «ungefragt» in die iCloud ablegt, sondern auch die komplette Empfängerliste des E-Mail-Programms. Durch diese Synchronisation, die Teil der Kontakte-Synchronisation und daher auch nur über diese zu deaktivieren ist, hat der Nutzer auf allen seinen mit iCloud verbunden Geräten und über iCloud.com Zugriff auf sämtliche E-Mail-Adressen, mit denen man kommuniziert hat. Dies schliesst auch Adressen mit ein, die nicht im Adressbuch des Nutzers sind.

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