Schweiz: Betrugsfälle im Internet nehmen zu

Im vergangenen Jahr gingen bei den Schweizer Behörden 9208 Meldungen von mutmasslicher Internetkriminalität ein. Zurück gegangen sind die Meldungen aufgrund Kinderpornografie — drastisch angestiegen sind hingegen Meldungen bezüglich Internetbetrug und Phishing-Attacken.

Betrügerische Webseiten sehen immer besser aus. Laut Thomas Walter, Leiter der «Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität» (kurz «Kobik) vom Bundesamt für Polizei, werden die Phishing-Attacken der letzten Monate immer professioneller. Auch Profis müssen mittlerweile mehrmals hinschauen, bis ein Betrugsversuch als ein solches identifiziert werden kann. Die Phishing-Attacken werden dabei auch immer dreister. Längst wird nicht nur mehr einfach nach den Kreditkartennummern und dem zugehörigen Code gefragt — mittlerweile gibt es auch ganz andere Maschen, die die Betrüger einsetzen. Wohnungen, die es gar nicht gibt aber für deren Besichtigung nach einem längerem hin-und-her-mailen ein Vorschuss verlangt wird. Oder Online-Shops inklusive Versand-Tracking, bei dem nach der Bestellung lange vorgegaukelt wird, dass die Ware noch unterwegs sei.

Laut den Kobik-Zahlen haben vor allem die Betrugsversuche über Auktionsplattformen und bei Kleinanzeigen zugenommen. Laut dem Bundesamt agieren viele dieser Internet-Betrüger aus Nord- und Westafrika aus. Nicht selten mit gutem Deutsch und besten Informationen.

Zu den Betrugsversuchen gehören auch immer öfter sogenannte «Ransomware». Dabei handelt es sich um Programme, welche PCs solange blockieren, bis ein entsprechender Betrag bezahlt wurde. Auch sogenanntes «Sextortion» nimmt weiter zu. Bei dieser Praxis werden — meist männliche — Opfer über das Internet zu sexuellen Handlungen vor der WebCam überredet. Der Video-Chat wird von den Betrügern aufgezeichnet und in der Folge wird das Opfer mit dem Video zu einer Geld-Zahlung erpresst.

61 Prozent aller über 9000 Meldungen an Schweizer Behörden zu Internet-Betrügern betrafen 2013 derartige Betrugs-Versuche und Phishing-Attaken. 2012 waren es noch rund 40 Prozent.

Die Meldungen aufgrund Pornografie und insbesondere Kinderpornografie haben im vergangenen Jahr um fast die Hälfte abgenommen. Von den gut 1800 Meldungen betrafen 1400 Hinweise auf Kinderpornografie. Laut Thomas Walter habe der Rückgang bei diesen Meldungen zum einen mit der «konsequenten Verfolgung dieser Straftaten» zu tun. Kobik ermittelte im vergangen Jahr erstmals auch anonym auf entsprechenden Plattformen und Chats sowie privaten Tauschbörsen und stellt Sperrlisten auf. Durch die anonymen Ermittlungen konnten 168 mutmassliche Straftaten zur Anzeige gebracht werden.
Zum anderen, so der Kobik-Vorsteher, ziehe es die Täter immer mehr ins sogenannte «Darknet», sozusagen einem «geschlossenen Internet». Auf das «Darknet» kommt man nur mit spezieller Software. Das Surfen im Darknet wird dabei anonymisiert. Laut Walter habe dies den Effekt, dass die normalen Internet-Benutzer so «weniger mit diesen Dingen konfrontiert werden».

Gesamthaft kam es im vergangenen Jahr zu 423 Anzeigen. 238 Personen wurde der aktive Austausch von Kinderpornografie auf P2P-Netzwerken nachgewiesen.

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

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