Tim Cook: Keine Angst vor Computer, die denken wie Menschen, aber vor Menschen, die denken wie Computer

Am Freitag hielt Apple-CEO Tim Cook am Technologie-Institut «MIT» die Abschlussrede. Vor versammelter Absolventen-Riege sprach Cook darüber, wie er bei Apple den Sinn des Lebens gefunden habe, und wie zitierte dabei auch mehrmals Steve Jobs.

Stefan Rechsteiner

Bei seiner Rede vor den diesjährigen Absolventen der technischen Hochschule und Universität «MIT» in Cambridge, Massachusetts, reflektierte Tim Cook ein paar Episoden aus einem Leben und seiner Karriere. So habe er 15 Jahre lang nach dem Sinn des Lebens gesucht. Er habe es mit Meditation versucht, eine Orientierung in der Religion gesucht, er habe grossartige Philosophen und Autoren gelesen und «in einem Moment der jugendlichen Unüberlegtheit» hätte er wohl «sogar mit einem Windows PC experimentiert». Das habe aber «offensichtlich nicht funktioniert».
Erst Apple-Gründer und -Visionär Steve Jobs konnte ihm vor 20 Jahren, als Cook zum Mac-Hersteller stoss, eine simple Antwort zeigen. Jobs habe die Firma, so Cook, mit einer ganz klaren und überzeugenden Aufgabe geführt — «der Menschheit dienen». Cook erhofft sich nun auch von den adressierten Absolventen, dass diese sich künftig in erster Linie fragen «Wie kann ich der Menschheit dienen?». Dies sei die grösste und wichtigste Frage des Lebens.

Die Technik, so der Chef des umsatzstärksten ICT-Unternehmens der Welt, werde dabei einige der bestehenden Probleme lösen — Technik alleine aber sei nicht die Lösung, «manchmal sogar ein Teil des Problems selbst». Omnipräsente Technik führe auch zu negativen Konsequenzen — «Sicherheits-Bedrohungen, Bedrohungen gegen die Privatsphäre, Fake News und Soziale Netze, die ‹antisozial› werden». Manchmal, so Cook weiter, entzweie uns die Technik, die eigentlich dazu gedacht war, uns zu verbinden. Mit Technologie könne man vieles erreichen, die Technik alleine aber wolle nichts — es gehe also vielmehr darum, was man mit der Technik mache.

Tim Cooks MIT-Abschlussrede 2017

Cook sorge sich nicht über künstliche Intelligenz, die es Computer-Systemen ermöglicht, «wie Menschen zu denken». Vielmehr habe er Angst vor Menschen, die «wie Computer denken: ohne Mitgefühl oder Werte, und ohne an Konsequenzen zu denken».

Die Absolventen sollen ihren Einfluss auf die Menschheit nicht anhand von «Likes» messen, sondern «anhand der Leben, die sie berühren — nicht anhand von Beliebtheit, sondern anhand der Menschen, denen sie dienen».

Es sei ein falscher Weg, Karriere und Mitgefühl voneinander zu trennen.

Cook appellierte ausserdem an den Mut der Absolventen: «Wenn Sie ein Problem entdecken oder eine Ungerechtigkeit beobachten, müssen Sie realisieren, dass niemand ausser ihnen selbst dies beheben wird.»

Vor seiner Rede besuchte Cook das Technologie-Institut. In einem Tweet des Apple-CEOs zeigte sich dieser beeindruckt von den Studenten und ihrer Arbeit. Nach der Rede zog es Cook weiter nach Boston in den Apple Store an der «Boylston Street» und später auch noch in den Fenway Park für ein Baseball-Spiel der Red Sox.

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen

2 Kommentare

Anmelden um neue Kommentare zu verfassen

Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.