Tim Cook verändert Apple

Das Fortune Magazine geht in der aktuellen Ausgabe der Frage nach, wie Tim Cook Apple verändert hat. Der Autor meint, dass Tim Cook momentan die Stellen angeht, welche von seinem Vorgänger vernachlässigt wurden.

Wichtig ist gemäss dem Autor der Umstand, dass das Management nicht frage, was Steve Jobs in einer solchen Situation getan hätte, sondern was das beste für Apple ist. Damit ist Apple auch bereit, in Zukunft flexibel auf neue Gegebenheiten zu reagieren.

Die grössten Veränderungen gab es sicherlich auf der finanziellen Seite. Während Apple jahrelang keine Dividende ausschüttete, kündigte Tim Cook im März die Zahlung einer Dividenden und ein Aktienrückkaufprogramm im Wert von 45 Milliarden Dollar an (macprime.ch berichtete). Somit endeten die Spekulationen, was mit Apples Barvermögen von über 100 Milliarden Dollar geschehen soll. Angesicht der angespannten Wirtschaftslage werden die Unternehmen bevorzugt, welche eine stabile Dividende versprechen.

Die Wall Street schätzt Tim Cook auch dafür, dass er mit Investoren Gespräche führt. Somit können diese ihre Entscheidungen besser treffen. Seitdem Tim Cook die Führung bei Apple übernommen hat, ist der Börsenwert um über 140 Milliarden Dollar gestiegen.
Ausserdem legt Tim Cook mehr Wert auf erneuerbare Energien und ordnet unabhängige Audits bei seinen asiatischen Zulieferern an (macprime.ch berichtete).

Ein andere Hinweis, dass Apple eine «immer traditionellere Firma» werde, sei, dass immer mehr MBAs bei Apple arbeiten. Von den über 2100 Angestellten, welche in ihren LinkedIn-Profilen einen MBA vorweisen, kamen ca. die Hälfte in den letzten zwei Jahren. Ein ehemaliger Apple Mitarbeiter erinnert sich, dass früher Ingenieure entschieden, was gebaut werden soll und die Entwicklung dafür sorgen musste, dass es umsetzbar war. Heute ginge es in den Meetings viel mehr um Prozessoptimierungen und globale Lieferketten.
Einige Befürchtungen gehen auch dahin, dass Apple sich zu stark um Lieferketten und Effizienz kümmern würde, anstelle neue Produkte zu entwickeln. Mit dem Launch des neuen iPads und des iPhone 4S wurden diese Befürchtungen jedoch für den Moment zerstreut. Als vor einiger Zeit nach einem Meeting mit den Top-Mitarbeitern Tim Cook Prototypen der neuen Produkte präsentierte, waren einige «wie weggeblasen». Ein weiteres Indiz dafür, dass die Innovationskraft auch mit ausgefeilteren Prozessen nicht nachlässt.

Tim Cook geht gemäss dem Bericht entspannter mit noch nicht fertigen Produkten um. So wurde Siri im iPhone 4S eingebaut, obwohl die Funktion sich noch im Beta-Stadium befand. Bei Perfektionist Jobs wäre dies wohl eher unwahrscheinlich gewesen.

Wie ein CEO aus der Tech-Branche meinte, vergesse man im Gespräch mit Tim Cook sehr schnell, dass er eigentlich der CEO von Apple ist. Ihm wird eine grosse Bescheidenheit attestiert. Im Gegensatz zum früheren Apple CEO Steve Jobs, welcher gerne mit Jonathan Ive zu Mittag ass, setzt sich Tim Cook einfach irgendwo in der Cafeteria hin. Das werde von den Mitarbeitern sehr positiv aufgenommen.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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5 Kommentare

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Kommentar von Fon

Das ist eine gute Analyse, aber auch wenig erstaunlich. Wenn man bedenkt, in welchem Umfang Apple sein Business weltweit ausgedehnt hat, ist es klar, dass Prozesse, Lieferketten und Effizienz immer wichtiger werden. Das ist eine Folge des Erfolgs und Tim Cook kann da gar nicht anders handeln, auch Steve Jobs könnte nichts anderes tun als zuzuschauen, wie diese Teile von Apple immer wichtiger werden. Die Frage ist, wer über neue Produkte entscheidet. Wenn diese Entscheidung vom Management, den Kravattenträgern übernommen wird, dann ist das der Anfang vom Ende. Entscheidende Frage wird sein, wie die Menschen bei Apple auf den vermehrten Reichtum reagieren. Und auch, ob Apple ein Ort bleibt, wo Innovation im Vordergrund bleibt. Das ist nämlich die Bedingung, dass Talente angezogen werden oder ob diese weggehen. Indem Apple die Prozesse optimiert, schafft es die Voraussetzung für weitere Innovation. Das andere ist auch eine Frage der Firmenkultur. Die wird sich so oder so ändern, man kann das auch an anderen Firmen aus der Vergangenheit beobachten, IBM kommt mir spontan in den Sinn.

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