iPhone 15

«Ein neues iPhone 15 kaufen? Warum denn – das Neue bringt doch nicht wirklich etwas Neues mit sich …» In dieser über die vergangenen drei Monate auf und ab gehörten Aussage steckt so viel Wahres wie Unwahres. Ja, so wirklich neu am iPhone 15 ist wahrscheinlich nur der USB-C-Anschluss. Gleichzeitig bietet das Nicht-Pro-iPhone aber eine wahre Fülle an Neuerungen – neu nicht für die Produkte-Familie «iPhone» an sich, sondern für das Krethi-und-Plethi-iPhone. Denn das iPhone 15 bietet so einige Features, die bisher nur den teureren Pro-Modellen vorbehalten waren. In diesem Sinne: Nein, nicht viel gänzlich Neues, aber einiges Neues für das iPhone ohne Pro. Drei Features bietet das iPhone 15, welche bisher nur in den Pro-Modellen steckten: die «Dynamic Island», der «A16 Bionic»-Chip und eine 48-Megapixel-Hauptkamera. So spannend diese Neuerungen für das «normale» iPhone sind, so wiederholend fühlt es sich an dieser Stelle als Testbericht-Verfasser an, diese Features zu besprechen. Uns sei deshalb doch bitte folgend der eine oder andere Hinweis à la «Mehr Details im letztjährigen iPhone-14-Pro-Review» verziehen.

Stefan Rechsteiner

Inhaltsverzeichnis

  1. Dynamic Island

  2. A16 Bionic

  3. 48-Megapixel-Kamera

  4. Helleres Display

  5. U2-Chip

  6. USB-C-Anschluss

  7. Leicht verändertes Design

  8. Batterie-Laufzeit

  9. Alles andere

  10. Kaufempfehlung

  11. Fazit

Dynamic Island

Mit dem iPhone 15 hält die «Dynamic Island» auch beim normalen iPhone Einzug. Damit gehört der «Notch» – die «Display-Kerbe» – beim iPhone nun der Vergangenheit an. Beim neuen iPhone funktioniert die Dynamic Island gleich wie im letztjährigen iPhone 14 Pro und iPhone 14 Pro Max: Es sind zwei Display-Aussparungen, die per Software zu einer einzigen «Punch-Hole (Pille)» verbunden werden. Rund um diese Pille stellt iOS verschiedene Aktivitäten und Funktionen dar, mit welchen interagiert werden kann. Dieses neue UI-Element fühlt sich dank cleveren und «Butter-weichen» Animationen schnell ganz natürlich in der Bedienung an. Mehr Details im letztjährigen iPhone-14-Pro-Review 😉.

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Die Dynamic Island beim iPhone 15 (macprime/Stefan Rechsteiner)

Waren bei unserem Test vor gut einem Jahr erst wenige Apps für die Dynamic Island optimiert, haben über die vergangenen 12 Monate viele Entwickler ihre Apps mit Aktionen für die dynamische Insel erweitert. Die Nützlichkeit der Dynamic Island steigt und fällt indes mit den Apps, die oft genutzt werden. Bieten deine am meisten genutzten Apps keine Unterstützung, geschweige denn überhaupt eine mögliche Anwendung der Dynamic Island, dann passiert da auch nicht einfach so etwas Magisches. Glücklicherweise gibt es aber allein schon mit den Bord-Mitteln, also den Apps von Apple und dem iPhone-Betriebssystem an sich, eine Fülle an Aktionen über die Dynamic Island. Es ist so schlicht kaum mehr möglich, um Funktionen herumzukommen, die diese Insel nutzen. Und weil die Dynamic Island etwas wirklich sehr praktisches ist und deren Bedienung rasch absolut «selbstverständlich» wird, ist auch das etwas sehr Positives.

A16 Bionic

Der gleiche Chip, der in den letztjährigen iPhone-14-Pro-Modellen verbaut war, werkelt jetzt im normalen iPhone. Dazu gehört auch der überarbeitete Bildsignalprozessor (ISP) und die damals eingeführte «Display Engine» (welche unter anderem die Dynamic Island ermöglicht). Der A16 zählt fast 16 Milliarden Transistoren und besteht neben dem ISP und dem Display-Modul natürlich aus einem Prozessor (mit sechs Kernen – zwei davon sind auf hohe Leistung getrimmt, vier davon auf Effizienz), einer GPU (mit fünf Kernen) und der «Neural Engine» genannten NPU (mit 16 Cores). Weiter hat der A16 Bionic eine um 50 Prozent grössere Speicherbandbreite als noch der A15 des iPhone 14.

Dieser winzige Chip vermag unglaubliches zu leisten – viel mehr, als die meisten Käuferinnen und Käufer eines iPhone 15 überhaupt benötigen. Und er macht dies sehr energie-effizient – auch dank der kompakteren Bauweise (4 nm gegenüber 5 nm beim A15 Bionic).

48-Megapixel-Kamera

Nach Jahren mit 12 Megapixeln hält nun auch beim normalen iPhone ein Sensor mit viermal höherer Auflösung Einzug. Der neue Quad-Pixel-Sensor der Weitwinkel- resp. «Haupt»-Kamera («1×») des iPhone 15 löst jetzt mit 48 Megapixeln auf. Die höhere Auflösung ermöglicht unter anderem mehr Details und somit schärfere Bilder.

Fotos aus dem iPhone 15 kommen von Haus aus indes nicht mit einer 48-Megapixel-Auflösung, sondern mit 24 Megapixel. Apple setzt hier auf einen ganz neuen Ansatz: Die «Photonic Engine» verwendet einen neuen 48-MP-Frame in der Bildverarbeitungs-Pipeline, um mit Quad-Pixeln bei 12 Megapixel «das Beste bei schlechten Lichtverhältnissen» und mit der vollen Auflösung von 48 Megapixel «das Beste an Details» in einem resultierenden 24-MP-Bild zu kombinieren. Das Resultat bietet durch diesen Ansatz «mehr Details und hervorragende Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen» – und dies weiterhin mit «Deep Fusion», «Smart HDR», «Live Photos» und weiterhin «keine Auslöseverzögerung» («Zero Shutter Lag»).

Quad-Pixel-Sensor

Ein «Quad-Pixel-Sensor» kann für die Optimierung des Licht-Einfangs immer zwei-mal-zwei Pixel zu einem virtuellen Pixel (einem «Quad-Pixel») zusammenführen. Damit entstehen auch mit dem neuen Sensor mit 48 Megapixel Aufnahmen mit einer 12-Megapixel-Auflösung.

Auf Wunsch kann über die Kamera-Einstellungen trotzdem mit der vollen Auflösung von 48 Megapixeln fotografiert werden.

Der neue Sensor erlaubt beim iPhone 15 eine neue «Zoom-Kamera» mit «2× Tele-Objektiv». Wie bei den iPhone-14-Pro-Modellen letztes Jahr werden dabei die mittleren 12 Megapixel des neuen 48-MP-Sensors genutzt. Die native Auflösung wird also einfach beschnitten – es resultiert sozusagen ein «optischer 2×-Zoom». Es bleibt wichtig zu erwähnen, dass es sich hier nicht um einen tatsächlichen optischen 2×-Zoom handelt. Es ist schlicht ein Cropping, aber mit nach wie vor nativer Auflösung. Folglich ist es also auch anders als beim «digitalen Zoom», wo alles zwischen den Standard-Kameras und darüber hinaus in die native Auflösung hineingeschnitten und so vergrössert wird.

Mit dieser «2×»-Kamera bietet das «normale» iPhone nun aber erstmals drei Kamera-Brennweiten, womit für die eigene Kreativität mehr Möglichkeiten gegeben werden.

Der Sensor ist nicht der gleiche wie jener im letztjährigen Pro-Modelle, sondern er ist etwas kleiner (die Pixel sind hier 1 vs. 1.22 μm). Ausgeglichen wird dieser Umstand mit einer etwas grösseren Blende bei der neuen Hauptkamera – neu öffnet sie bis ƒ/1.6, beim iPhone 14 Pro war es noch bis ƒ/1.78 (dies bei 100 % Focus Pixels und mit optischer Bildstabilisierung mit Sensor‑Shift). Die Ultraweitwinkel-Kamera («0.5×») löst weiterhin mit 12 MP auf und hat eine Blende bis ƒ/2.4.

Die genannte «Photonic Engine» hat auch Einfluss auf Aufnahmen, die bei mittleren bis schlechten Lichtverhältnissen gemacht werden. In Situationen wie kurz vor dem Sonnenuntergang oder Aufnahmen in einem Gebäude sorgt die verbesserte Bildverarbeitungs-Pipeline für bis zu «zwei Mal bessere Low-Light-Performance», verspricht Apple. Die Engine appliziert auch erstmals Deep Fusion und Smart HDR in Aufnahmen mit dem «Porträt»-Modus.

Am spannendsten findet der Test-Autor indes, dass neu Porträt-Fotos auch im normalen «Standard»-Modus der Kamera aufgenommen werden – ganz automatisch, sobald die Kamera eine Person, eine Katze oder einen Hund prominent als Sujet erkennt. Dabei nimmt die Kamera sofort auch Tiefen-Informationen mit auf, sodass der Porträt-Effekt im Nachhinein auf das Foto appliziert und auch noch abgeändert werden kann. Hierzu erscheint bei entsprechend aufgenommenen Fotos eine neue Schaltfläche mit «ƒ»-Symbol – diese zeigt in der Kamera unten links an, dass das iPhone Tiefen-Infos aufnimmt resp. oben rechts in der Fotos-App, dass das Foto mit entsprechenden Infos aufgenommen wurde. Über die Schaltfläche kann der Effekt direkt angewendet werden und im Bearbeiten-Modus der Fotos-App kann der Effekt nach eigenem Gusto bearbeitet werden – beispielsweise kann so quasi im Nachhinein der Fokus von der einen Person zur anderen verschoben werden. Tatsächlich wird dabei indes natürlich nicht der eigentliche Fokus verschoben, sondern nur der Tiefen-Effekt resp. Porträt-Modus-Effekt auf einen anderen Ort in der Szene appliziert.

Dieses Verschieben funktioniert vorzüglich. Es kann nach dem Aufnehmen des Fotos durch einfaches Antippen eines gewünschten Ortes in der Aufnahme der «Fokus» resp. der Porträt-Effekt an die entsprechende Stelle auf dem Foto verschoben werden – wurden zwei Personen versetzt abgelichtet, beispielsweise vom einten Gesicht zum anderen. Das funktioniert an sich wie das Setzen des Fokus während dem Fotografieren – einfach neu auch im Nachhinein bei bereits gemachten Fotos. Apple nennt diese neue Möglichkeit übrigens «Next-Generation Portraits (Nächste Generation Porträts)». Die neue Porträt-Funktion gibt es im Übrigen auch bei der TrueDepth-/«Selfie»-Kamera auf der Vorderseite des iPhone.

Apple-Werbung «Album Cover» zu den «Next-Generation Portraits» des iPhone 15 (Apple)

Helleres Display

Das «Super Retina XDR»-Display des iPhone 15 und iPhone 15 Plus können nun bis zu 2000 cd/m² hell leuchten – doppelt so hell wie bisher. Bei HDR-Inhalten gibts wie beim iPhone 14 Pro bis 1600 nits.

Das sind beides willkommene Neuerungen – insbesondere bei der Verwendung des Gerätes draussen oder bei direkter Sonneneinstrahlung.

U2-Chip

Bei den neuen iPhone-Modellen mit von der Partie ist auch eine neue Generation des Ultra-Wideband-Chips. Die Technologie verleiht dem iPhone eine Art «räumliches Bewusstsein» gegenüber anderen mit UWB ausgestatteten Geräten – das iPhone kennt die genaue Position eines anderen Gerätes relativ zu sich selbst.

Einsatzorte für UWB sind unter anderem das «Precision Finding» bei den AirTags, das automatische Erkennen von sich nahe befindenden HomePods und anderen iPhone für AirDrop und NameDrop.

Die neue Chip-Generation hat jetzt eine dreimal grössere Reichweite (neu bis rund 60 Meter). Konkreten Nutzen davon macht Apple unter anderem mit der neuen Funktion «Precision Finding for ‹Find My Friends› (Präzises Finden für Personen in ‹Wo ist?›)». Über die App lassen sich so genaue Entfernungen und Richtungsangaben für sich nahe befindende Freunde anzeigen – auch in einer grösseren Menschenmenge. Das funktioniert wie von Apple beworben – für euch getestet an einem sehr belebten Bahnhof, an einer überlaufenen Herbst-Messe und an einem Weihnachtsmarkt.

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USB-C-Anschluss

Für die einen hätte er schon vor Jahren kommen können, für andere kommt er nur aufgezwungen – abgezeichnet hat er sich aber seit Längerem: der Wechsel beim iPhone von «Lightning» zu «USB-C».

«Schon lange abgezeichnet» deshalb, weil Apple beim iPad bereits vor ein paar Jahren Lightning als Anschluss fallen gelassen und stattdessen auf USB-C gesetzt hat. «Aufgezwungen» deshalb, weil als eigentlicher Grund für den Wechsel durchaus ein Dekret der EU herhalten muss oder darf (je nach Blickwinkel).

Genauer Grund für den Wechsel hin oder her: Heuer ist es mit der iPhone-15-Familie so weit. Der 2012 mit dem damaligen «iPhone 5» eingeführte «Lightning»-Anschluss wurde beim iPhone zu Grabe getragen.

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Wie ein jeder Anschluss-Wechsel hat auch der jetzige von Lightning hin zu USB-C seine Vor- und Nachteile.

Klar positiv ist, dass fortan ein iPhone mit dem gleichen Kabel geladen werden kann, wie ein iPad oder ein MacBook, wie ein aktuelles Android-Smartphone aus dem Bekanntenkreis oder ein anderes, mehr oder weniger aktuelles und mobil-einsetzbares elektronisches Gerät. Der USB-C-Anschluss hat immerhin das geschafft, was wir alle uns wohl eigentlich seit jeher insgeheim gewünscht hatten: ein Kabel für alle und alles. Dass die Sache so einfach nicht ist, haben wir hier auf macprime schon oft behandelt. USB-C ist nicht gleich USB-C. Der universelle Standard ist so universell, dass es (in vielerlei Hinsicht) den Herstellern sehr frei ist, wie genau sie USB-C implementieren. Je nach den vom Hersteller implementierten Spezifikationen und unterstützten Features unterscheidet sich dieser «eine» Anschluss sehr von ebendiesem «einen» Anschluss. Und wäre das bislang nicht Verwirrung genug, kommt es bei vielem noch auf das verwendete Kabel darauf an. USB-C ist an sich also definitiv ein Vorteil, das ganze Chaos hinter USB-C trübt die vermeidliche Freude über einen wahren Universal-Anschluss indes vehement.

Bei USB-C ist es leider so, dass es ohne Wissen über die konkreten Spezifikationen einer Buchse und des Kabels nicht möglich ist, zu erkennen, was von diesem Anschluss oder diesem Kabel erwarten werden kann: ob es ein Gerät aufladen kann; ob es Daten übertragen kann und mit welcher Geschwindigkeit; was für Video-Auflösungen übertragen werden können und mit welchen Video-Technologien es kompatibel ist; und leider noch mehr. Dieser ganzen Problematik entgegengewirkt werden kann immerhin, wenn schlicht stets das potenteste Kabel benutzt wird – egal für welchen Einsatz. Optimalerweise ist das ein Thunderbolt-Kabel. Ein solches wird in jedem Anwendungsfall funktionieren. Das wiederum setzt aber auch ein entsprechendes Budget voraus, denn solch potente USB-C- resp. Thunderbolt-4-Kabel haben – weil sie mit Technik vollgepackt sind – einen stolzen Preis.

Entsprechendes Kabel vorausgesetzt (native DisplayPort-Kabel oder via Apples USB-C-Digital-AV-Adapter), kann vom iPhone 15 und iPhone 15 Plus Video bis zu 4K60 mit HDR / Dolby Vision übertragen werden. Mit einem handelsüblichen USB-C-Kabel kann ein USB-C-iPhone übrigens auch andere Geräte (sofern kompatibel mit «USB Power Delivery») mit Strom versorgen – beispielsweise kann ein iPhone 15 eine Apple Watch oder ein AirPods-Case mit bis zu 4.5 Watt aufladen.

Als ganz direkten Nachteil des Anschluss-Wechsels kann betrachtet werden, dass sämtliches über die vergangenen 11 Jahre angeschafftes Lightning-Zubehör ausgewechselt oder mit dem Anschluss in Pension geschickt werden muss. Das führt zweifelsohne zu mehr Elektroschrott. Auf der anderen Seite hat Apple in den über 16 Jahren «iPhone» nun erst das zweite Mal den Anschluss-Typ gewechselt (2012 vom «30-Pin Dock»-Anschluss zu «Lightning» und jetzt 2023 von «Lightning» zu «USB-C») – wird der iPod hier mitgerechnet, dann sind es gar nur diese zwei Wechsel in über 22 Jahren. Die meisten anderen Hersteller haben in dieser Zeit ihre Kundinnen und Kunden öfter zu neuen Kabeln für ihre Geräte gezwungen, von verschiedenen proprietären Anschlüssen über Mini- und Micro-USB hin zu USB-C jetzt.

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Auch mit dem Lightning-Anschluss verfügte das iPhone bereits über eine breite Palette an Zubehörartikeln – mit dem Wechsel zu USB-C öffnet sich jetzt aber ein noch breiteres Arsenal. Beispielsweise können Bildschirme ohne Adapter direkt am iPhone angeschlossen werden, es gibt eine grössere Auswahl an Speichermedien und sonstigem Zubehör – und all das lässt sich (in vielen Fällen) auch direkt am iPad oder Mac nutzen.

Trotz neuer Buchse ist der Anschluss des iPhone 15 und iPhone 15 Plus indes weiterhin auf die Übertragungsgeschwindigkeiten von USB 2 beschränkt (wie es auch Lightning war). Das ist gewissermassen ein Standard in der Branche, also auch bei anderen Mobiltelefon-Herstellern so. Auch wenn es sich heutzutage nach einer langsamen Verbindung anhört: So schlimm dürfte dies wohl nicht sein, denn die ganz grosse Mehrheit der iPhone-Besitzenden wird wohl äusserst selten Daten über das Kabel austauschen. Wer unbedingt eine schnellere Verbindung per USB-Kabel wünscht, sollte sich die neuen Pro-Modelle anschauen. Der «A17 Pro»-Chip des iPhone 15 Pro und des iPhone 15 Pro Max hat einen Controller, der USB-3-Transferraten ermöglicht – was für Pro-Workflows auch Sinn ergibt.

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Etwas, was uns am neuen USB-C-Anschluss aber im direkten Vergleich mit dem Lightning-Anschluss nicht so gut gefällt, ist dessen «Haptik». Ein eingestöpseltes Lightning-Kabel sitzt starr in seiner Buchse, bei USB-C ist dies nicht der Fall. Wenn auch nur wenig, so wackelt der Stecker leicht in der Buchse. Es ergibt sich daraus keine Gefahr für einen «Wackelkontakt»-Effekt oder für nur lose haltende oder gar von allein herausfliegende Stecker – so schlimm ist es nicht –, aber es ist dennoch ein haptischer Unterschied zwischen dem «festen» Lightning und dem «etwas wackeligen» USB-C.

Leicht verändertes Design

Unsere Einleitung wird einer offensichtlichen Neuerung beim iPhone 15 und iPhone 15 Plus gegenüber der Vorgängerversion ehrlicherweise nicht ganz gerecht. Das neue iPhone bietet schon rein visuell Neuerungen – auch neben der Dynamic Island im Display und dem USB-C-Anschluss unten am Gehäuse. Die Änderungen am Design sind aber subtil. Das Glas auf der Rückseite des neuen «normalen» iPhone ist neu wie bei den Pro-Modellen (seit 2019 resp. iPhone 11 Pro) nicht mehr glänzend, sondern matt. Gleichzeitig verwendet Apple «erstmals in einem Smartphone» eine direkt ins Glas eingelassene Farbe – dabei werden «metallische Ionen» bereits zu Beginn des Glas-Herstellungs-Prozesses eingearbeitet, was zu einem schönen Effekt führt. Apples fünf Farb-Varianten – Schwarz, Blau, Grün, Gelb und Pink/Rosé – dürfen aber höchstens als «leicht pastell-farbig» beschrieben werden. Je nach Modell und Lichteinfall sind die Farben nur ansatzweise zu erkennen und die Rückseite erscheint mehr weiss als farbig.

Ebenfalls neu sind die bisher sehr definierten Kanten jetzt konturiert. Durch diese feine, aber spürbare «Abrundung» der Kanten liege das neue iPhone gemäss Apple «besser in der Hand». Was nun angenehmer ist, leicht abgerundete oder schärfere Kanten, dürfte schlussendlich Geschmacksache sein. Dem Autor jedenfalls gefallen die neuen feineren Kanten.

Spannend ist, dass Apple auch das Innere des USB-C-Anschlusses eingefärbt hat. In der Buchse drin befindet sich überdies auch ein Laseraufdruck der Modell-Nummer und des Herstellungslandes.

Batterie-Laufzeit

Bezüglich Batterie-Laufzeit verspricht Apple für das iPhone 15 die gleichen Zahlen wie beim iPhone 14 – «trotz» leistungsfähigeren Komponenten und «dank» effizienteren Komponenten. Konkret heisst das: «Video­-Wiedergabe» von bis zu 20 Stunden, «Audio-Wiedergabe» von bis zu 80 Stunden. Beim iPhone 15 Plus sind es wie beim letztjährigen Plus 26 Stunden Video- und 100 Stunden Audio-Wiedergabe.

Auch die neuen Modelle können mit einem Netzteil mit mindestens 20 Watt Leistung in nur 30 resp. 35 Minuten bis zu 50 Prozent aufgeladen werden («Fast Charging»).

All das deckt sich mit unseren Erfahrungen während unseren Tests. Auch das iPhone 15 muss – in den meisten Fällen – nach gut einem Tag mal aufgeladen werden, damit nicht plötzlich die Warnung eines bald leeren Akkus auftaucht. Und klar verkleinert sich die Batterie-Laufzeit überdurchschnittlich, wenn lange Games gespielt, andere rechenintensive Apps benutzt oder Videos gestreamt werden. Und wie jedes Jahr auch hier der Tipp: Wer die Display-Helligkeit ständig auf 100 Prozent festnagelt, leert den iPhone-Akku markant schneller als bei maximal 80 %.

Alles andere

Der Bildschirm des iPhone 15 und iPhone 15 Plus ist weiterhin auf fix 60 Hz limitiert, es gibt also auch heuer kein «Pro Motion» resp. keine dynamische Bild-Wiederholrate; zudem handelt es sich weiterhin um kein Always-On-Display, womit beispielsweise auch der neue «StandBy»-Modus von iOS 17 bei den Nicht-Pro-iPhone nur bedingt Nutzen stiftet und Freude bereitet; auch in den neuen iPhone-Modellen stecken sehr potente und gut klingende Lautsprecher; eine neue «Voice Isolation (Stimmisolation)»-Funktion sorgt auch bei ganz viel Lärm in der Umgebung für glasklare Stimmen bei Telefon- und FaceTime-Anrufen; der magnetische MagSafe-Anschluss auf der Rückseite mit einer Leistung bis zu 15-Watt wird demnächst noch nützlicher, weil Apple MagSafe quasi für den «Qi2»-Standard freigegeben hat und erstes solches Zubehör in den nächsten Monaten auf den Markt kommen wird – es wird also demnächst noch mehr MagSafe-Zubehör geben; die letztes Jahr eingeführten Sicherheits-Funktionen «Unfallerkennung» und «Notfall-SOS via Satellit» sind freilich auch bei den neuen iPhone-Modellen verfügbar.

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Kaufempfehlung

Es wird (auch von uns) schon länger von allen Dächern gerufen: Es muss nicht jedes Jahr ein neues iPhone gekauft werden. Dafür sind die Neuerungen, die es heutzutage in der Smartphone-Branche gibt, für viele zu wenig spannend. Wohl aber summieren sich die Neuerungen nach zwei, drei Jahren zu einem schönen Blumenstrauss an Highlights zusammen. Fast schon exemplarisch für diese Entwicklung steht das iPhone.

Wer zuletzt vor drei Jahren ein damals neues iPhone 12 kaufte oder noch das vierjährige iPhone 11 besitzt (oder ein noch älteres Modell ersetzen möchte), dem bietet die neue iPhone-Generation vieles. Begonnen bei je nachdem einem komplett neuen oder zumindest partiell optimierten Design; besseren und helleren Displays (mit Dynamic Island); viel leistungsfähigeren, effizienteren und vielseitigeren Chips; massiv besseren Kameras und substanziell besseren Foto-Technologien; und einigem mehr.

Der persönliche Ratschlag des Review-Autors, nach der Vorstellung einer neuen iPhone-Generation nicht zur nun günstigeren älteren Generation zu greifen, sondern –wenn das Portemonnaie es zulässt – die neueste Generation zu kaufen, gilt heuer mehr denn je. Mit dem Wechsel zu USB-C ist heute der Kauf eines «älteren» iPhone (14 oder früher) mit Lightning-Anschluss weniger attraktiv als in den Vorjahren. Die 100 oder 200 Franken / Euro, die mit dem Kauf einer älteren Generation gespart werden, besser – wenn irgend möglich – noch ansparen und dafür etwas später in den Genuss eines neuen iPhone kommen, als heute noch ein Gerät mit Lightning zu kaufen. Schliesslich soll der Kauf des neuen iPhone wieder eine Investition für die einige Jahre sein.

Die neue iPhone-Generation bietet heute im «normalen» Modell einiges, was vor einem Jahr noch den Pro-Modellen vorenthalten war. Das macht das iPhone 15 und das iPhone 15 Plus auch für Besitzerinnen und Besitzer eines iPhone 14 oder eines iPhone 14 Plus oder Besitzenden eines iPhone 13 Pro oder früheren Pros zu einem möglichen Upgrade-Kandidaten.

Ob Pro oder nicht: Wer bisher mit einem Nicht-Pro-iPhone glücklich war, wird dies auch mit dem iPhone 15 oder 15 Plus sein. Das Pro ist für all jene gedacht, die entweder (immer) das Beste und Neueste haben wollen (am prominentesten die Kamera, aber auch andere Komponenten) – oder die das Gerät für Pro-Workflows einsetzen möchten.

Derweil gibt es nicht viele Gründe für eine Person mit einem iPhone 14 oder 14 Plus, auf das iPhone 15 oder 15 Plus zu aktualisieren – es sei denn, eine der Neuerungen wiegt so stark, dass ein solches Upgrade Sinn ergibt.

Ansonsten empfehlen wir das neue iPhone 15 oder iPhone 15 Plus all jenen, die noch ein iPhone 12 oder älter haben.

Für die Entscheidung, ob es das grosse iPhone 15 Plus oder das normale iPhone 15 sein soll, bleibt es bei den gleichen Argumenten wie bereits im vergangenen Jahr: Mehr Display und bessere Akkulaufzeit beim Plus stehen der Kompaktheit des «normalen» iPhone 15 gegenüber.

Fazit

Von «langweiliges iPhone-Jahr» keine Spur: Das neue iPhone 15 weiss zu überzeugen. Die neue Generation bringt einige Funktionen, die bisher nur den Pro-iPhone vorenthalten waren, in die Budget-freundlicheren «normalen» iPhone-Modelle. Gleichzeitig bricht mit USB-C eine neue Ära für das iPhone an. Eine Handvoll kleinere Verbesserungen runden die Neuerungen ab. Dazu kommen etablierte Sachen wie das gute Display, die potenten Lautsprecher und Funk-Technologien, eine zufriedenstellende Akkulaufzeit und eine ganze Fülle an Foto- und Video-Fähigkeiten – ja sogar die Möglichkeit, im Notfall via Satellit mit Rettungskräften zu kommunizieren. Ein spannendes Update für alle, die schon länger mit einem Upgrade liebäugeln.

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