Apple-Manager im Interview: Warum der Mac bleibt und OS X nicht mit iOS verschmilzt

Anlässlich des dreissigjährigen Bestehen des Macs hat das US-Magazin «Macworld» die drei Apple-Manager Phil Schiller, Craig Federighi und Bud Tribble zu einem Interview am Apple-Hauptsitz in Cupertino getroffen. Die drei hochkarätigen Apple-Execs erklärten dem Redaktor Jason Snell bei dieser Gelegenheit, wieso der Mac ihrer Meinung nach für immer weiterbestehen wird und weshalb iOS und OS X nie verschmelzen werden.

Für die drei befragten Apple-Manager ist die Geschichte des Macs eine Erfolgsgeschichte. Alle Computer-Hersteller der damaligen Zeit produzieren keine Geräte mehr, wie Phil Schiller gegenüber Macworld sagte. Und obwohl Apple bereits so lange auf dem Markt sei, wachse das Geschäft im Moment überdurchschnittlich schnell. Als Grund für dieses überdurchschnittliche Wachstum nannte Schiller den Willen des Unternehmens, sich ständig neu zu erfinden.
Diese schönen Worte täuschen allerdings darüber hinweg, dass die dreissigjährige Geschichte des Macs keine reine Erfolgsgeschichte war. Stattdessen gab es auch immer wieder Rückschläge, die das Unternehmen allerdings verkraften konnte.

Die Seele des Macs blieb und bleibt auch weiterhin erhalten

Auch wenn der Mac in den letzten Tagen auf eine dreissigjährige Geschichte zurückblicken konnte, hat sich in den drei Jahrzehnten einiges verändert. Unter der Oberfläche operiert nun ein komplett anderes Betriebssystem als zur damaligen Zeit. Einer der wichtigsten Gründe für diese Transformation war die Übernahme von NeXT durch Apple im Jahr 1996. Trotz dieser tiefgreifenden technischen Veränderungen sind gemäss Phil Schiller die Werte des originalen Macs noch immer zu erkennen. Über die Jahre wurde lediglich der überflüssige Ballast entfernt, während «die Seele des Macs» erhalten blieb.

«Im ersten Mac steckt eine unglaubliche Menge von Gedanken und Kreativität», wie es Bud Tribble, Apples Vizepräsident Software-Technologie, gegenüber Macworld ausdrückt. Zu denjenigen Elementen des Macs, die gemäss Tribble die letzten 30 Jahre überdauert haben, gehören beispielsweise die leicht zu erlernende Funktionsweise des Gerätes. Wie vor 30 Jahren soll sich der Mac auch heute dem Nutzer anpassen und nicht umgekehrt.

iOS hat den Mac nach vorne gebracht

Obwohl Apple heute den grössten Teil des Umsatzes und des Gewinns mit dem Verkauf der iOS-Geräte generiert, hält das Unternehmen am Mac fest. Für Phil Schiller existiert Apple in beiden Welten und dies sei auch gut so. Für viele Arbeiten sei ein Mac, mit einer Tastatur und einer Maus, das beste Arbeitsgerät. An dieser Tatsache könne auch das breite Angebot an Zubehör-Artikeln für iOS-Geräte nichts ändern.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Mac- und dem iOS-Team habe gemäss Tribble die Mac-Entwicklung weit nach vorne gebracht. Er selbst hat gemäss eigenen Angaben nie damit gerechnet, dass der Einfluss der Mobile-Sparte einen solchen Einfluss auf die Entwicklung des Macs haben würde.

iOS und OS X: keine Vereinigung, dafür eine Vereinheitlichung

Apples Software-Chef Craig Federighi entkräftete die Gerüchte, nach welchen Apple die beiden Betriebssysteme iOS und OS X zusammenführen will. Der Mac wird sich Federighi zufolge immer treu bleiben. Der Grund, weshalb das Interface der beiden Plattformen nie identisch sein wird, ist gemäss Federighi der Interaktion mit dem Gerät geschuldet. Während der Mac mit einer Tastatur und einer Maus respektive einem Trackpad ausgerüstet ist, wird das iOS-Gerät über den Bildschirm bedient. Diese beiden Eingabearten erfordern ein unterschiedliches Interface. Der Software-Chef ist der Ansicht, dass die Bedienung von OS X über einen Touchscreen nicht dasselbe Erlebnis bieten würde wie mit einer Maus und vice versa.
Phil Schiller zufolge wäre es eine Verschwendung, die beiden Plattformen zu vereinen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Apple die beiden Plattformen nicht aufeinander abstimmen würde. Beispielsweise achtet man in Cupertino darauf, dass die Kalender-App auf beiden Betriebssystemen den gleichen Namen trägt. Die Nutzer sollen trotz der Unterschiede merken, dass ein Unternehmen die beiden Betriebssysteme geschaffen hat. Die DNA des Unternehmens bestehe in beiden Betriebssystemen.

Jedes Gerät hat seine Funktion und seine Berechtigung

Das iPad soll den Mac nicht ersetzen, wie die Manager von Apple überzeugt sind. Stattdessen hat jedes Produkt seine spezifischen Vorteile. Die Mitarbeiter des Unternehmens haben es sich zum Ziel gesetzt, den Wechsel zwischen den verschiedenen Plattformen so einfach wie möglich zu gestalten.
Manchmal brauche der Nutzer einen grossen Bildschirm oder brauche verschiedene Fenster, um eine Aufgabe abschliessen zu können, wie Craig Federighi erklärte. Manchmal reiche es allerdings auch aus, wenn man nur einen kleinen Bildschirm hat, auf welchem der aktuelle Film betrachtet werden könne. Der Nutzer soll die Geräte so benutzen, wie es am natürlichsten und effizientesten sei.

Der Mac muss nicht mehr alles können

Die Erfolge des iPhones und des iPads sollen den Mac nicht überflüssig gemacht haben. Im Gegenteil sorge der Erfolg dieser beiden Geräte dafür, dass der Mac nicht mehr jede Aufgabe erfüllen können müsse. Gemäss Phil Schiller hat der Erfolg des iPads und des iPhones den Entwicklern die Freiheit zurückgegeben, den Mac weiter zu entwickeln. Der Mac spiele eine wichtige Rolle im Portfolio von Apple und dies wird auch auf absehbare Zeit so bleiben, wie der Marketing-Chef im Macworld-Interview anfügte. Der Mac bringe wertvolle Eigenschaften mit sich, die seinen Fortbestand für lange Zeit sichern werden.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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