Apples ehemaliger Retail-Chef: «Steve Jobs war gar nicht so detailversessen»

Anlässlich eines Vortrags an der Stanford University sprach Apples ehemaliger Retail-Chef Ron Johnson über seine Karriere. Neben seinen Top-Jobs bei Target und J.C. Penney hinterliess er die grössten Spuren bei Apple. Während 10 Jahren baute er Apples Retail-Division auf. Anlässlich seiner Ansprache sprach er auch über ein grosses «Missverständnis» rund um das Leben von Steve Jobs.

Patrick Bieri

Ron Johnson hat an einem Interview an der Stanford University ausführlich über seine Zeit bei Apple geäussert. Der ehemalige Retail-Chef von Apple gewährte dabei einen vertieften Einblick über die Anfänge der Apple-Läden.

«Die beste Entscheidung meines Lebens»

Ron Johnson stiess im Jahr 2000 zu Apple. Zuvor arbeitete er während mehrerer Jahre beim US-Retailer Target. Steve Jobs stellte den Manager persönlich an, um mit ihm zusammen die Retail-Sparte aufzubauen. Innerhalb von wenigen Jahren entwickelte sich Apples Retail-Sparte zu einem wichtigen Standbein des Unternehmens.

Ron Johnson blickt mit Freude auf seine Zeit bei Apple zurück. Die Entscheidung, bei Apple zu arbeiten, erklärte er im Interview zur besten Entscheidung, die er je getroffen hat. Zum Zeitpunkt seiner Anstellung war Ron Johnson der einzige «Einzelhändler» bei Apple.

Interview mit Ron Johnson an der Stanford University

Bei der Gestaltung der Apple Stores sei man bei Apple keine Kompromisse eingegangen. Dies sei gemäss Johnson einer der entscheidenden Gründe für den Erfolg der Apple Stores.

Apple Store als Teil des täglichen Lebens

Als das Konzept der Apple Stores erarbeitet worden ist, setzten die Verantwortlichen alles daran, ein möglichst hochstehendes Einkaufserlebnis zu bieten. Nicht nur die Gestaltung der Geschäfte schaffe ein einzigartiges Einkaufserlebnis, wie Ron Johnson den Studenten erklärte. Die Geschäfte mussten dort platziert werden, wo sich die Menschen täglich befinden. Gute Beispiele für diese Strategie sind der Apple Store an der hochfrequentierten Zürcher Bahnhofstrasse und der neue Apple Store an der Freien Strasse in Basel.

Manchmal gehen die Menschen in den Apple Store, nur damit sie auch einmal dort gewesen seien, wie Ron Johnson im Gespräch erklärte. Für diese Kunden stellt der Besuch des Apple Stores eine «Freizeitaktivität» dar.

Kostenloses Internet sollte für neue Mac-Kunden sorgen

Seit der Eröffnung des ersten Apple Stores im Jahre 2001 können die Besucher in den Geschäften kostenlos auf das Internet zugreifen. In der heutigen Zeit stellt dies keine Besonderheit mehr dar. Als der erste Apple Store eröffnet worden ist, verfügten die meisten Nutzer aber noch über kein Breitband-Internet. Gemäss Johnson sollten die Kunden das in den Apple Stores vorhandene Breitband-Internet mit den Macs in Verbindung bringen.

Die Apple Stores sollten gemäss Johnson von Beginn an als Plattform dienen, von welcher aus die Menschen kommunizieren können. Bis zur Verbreitung der Smartphones gehörten die Apple Stores zu den wenigen öffentlichen Orten, von wo aus die Menschen direkt und kostenlos auf ihre Mails und sonstige Internet-Dienste zugreifen konnten.

Steve Jobs stellte Johnson als «Freund» an

Am Vortrag wurde Ron Johnson auch über seine Beziehung zu Steve Jobs befragt. Steve Jobs wollte Ron Johnson nicht als «Angestellten» betrachten, sondern als «Freund», wie Ron Johnson die Beziehung zum 2011 verstorbenen Apple-Gründer und -Visionär beschreibt.

Steve Jobs wollte nicht alles alleine machen

Ron Johnson sprach auch eines der «grössten Missverständnisse» an, welches sich seiner Meinung nach um Steve Jobs rankt. Viele Menschen glauben gemäss Johnson, dass Steve Jobs keine Arbeiten delegieren konnte.

Gemäss dem ehemaligen Retail-Chef ist genau das Gegenteil der Fall. Steve Jobs konnte die Arbeiten sehr gut an andere Mitarbeitende weiterreichen. Seine Vorgaben waren dabei allerdings sehr detailliert. Steve Jobs war sich jederzeit im Klaren darüber, was er wollte und was er mochte. Für die Angestellten bedeutete dies einen geringeren Entscheidungsspielraum.

Die Zeit nach Apple

Ron Johnson verliess Apple im Jahr 2011. Danach arbeitete er während etwas mehr als einem Jahr als CEO vom Detailisten J.C. Penney. Im April 2013 gab er seine Stelle beim US-Einzelhändler auf. Die von ihm geführte Modernisierung des Einzelhändlers brachte nicht den Erfolg, den sich die Verantwortlichen erhofft haben.

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