Preisanstieg im CH iTunes Store (& immer mehr «Nur mit Album») … Update

Seit diesen Tagen präsentiert sich der iTunes Store Schweiz in einem Wandel: Einzeltitel sind neu für CHF 1.60 bzw. CHF 2.20 statt wie bisher für CHF 1.50 und CHF 2.00 erhältlich und immer mehr Alben können gar nur noch «Nur mit Album» erworben werden. Uns erreichen zahlreiche Mails von macprime.ch-Leser, die uns vor allem auf den zweiten Umstand aufmerksam machen: Vor allem Alben der elektronischen Musik gibt es mittlerweile fast ausschliesslich nur noch als komplettes Album bei denen die einzelnen Songs nicht als Einzeltitel erworben werden können.

«Seit ein paar Tagen ist iTunes völlig durchgedreht», schreiben die Leser, oder die Preise werden mit «UBS Boni-Abzocker-Massstab» verglichen, da man, auch wenn einem nur ein Song kauft, zum Album gezwungen wird (wie früher) und deshalb für ein Song schnell mal 9 bis 15 Franken fällig werden. «Die Musikindustrie killt das einzige funktionierende System» und «die Musikindustrie schneidet sich so selbst das einzig verbliebene Standbein ab!».

Diese Entwicklung ist wohl auf den Gerichtsentscheit zwischen Pink Floyd und EMI zurückzuführen. Pink Floyd verklagte EMI, weil diese Titel der Pink-Floyd-Alben auch einzeln anboten, dabei sollen Pink-Floyd-Alben nur komplett verkauft werden dürfen. Pink Floyd gewann den Rechtsstreit und nun scheinen immer mehr auf diesen Zug aufzusteigen.

Auch der erneute Preisaufschlag ist bedenklich. Mit einem Titel-Preis von CHF 1.50 ist der Preis bereits heute etwas höher angesiedelt als in den USA, wo ein Titel 99$ (mit Taxen: 1.06$) kostet, also umgerechnet knapp 40 Rappen weniger. Nun wurden die Preise durchs Band um 10 bzw. 20 Rappen erhöht. Warum die ohnehin schon teureren «Premium»-Titel (gleiche Qualität, aber ‘aktueller’ und deshalb seit letztem Jahr auch teurer) einen doppelt so grossen Aufschlag erhielten als die normalen Titel ist unklar, auch generell warum überhaupt ein Preisaufschlag stattfand. Gleichzeitig sucht man fast vergebens nach Titeln für den Versprochenen einen Franken. Bei der Einführung der variablen Titel-Preise vor einem Jahr heiss es, man werde zwar ‘aktuelle’ und beliebte Titel neu für CHF 2.00 (oder eben neu CHF 2.20) anbieten, aber gleichzeitig auch sehr viele ‘ältere’ Titel im Preis auf CHF 1.00 reduzieren — auf solche Titel stösst man beim stöbern im iTunes Store jedoch fast nie.

Passend zum Thema: Unsere Umfrage, die seit Anfang April läuft: «Einfluss der iTunes-Preisstrukturänderung»

Update (17:58 Uhr)
Wir haben Apple Schweiz um eine Stellungsname bezüglich der Preisänderungen und dem Sachverhalt, dass immer mehr Alben keine Einzeltitel-Käufe mehr erlauben, angefragt. Während eine offizielle Stellungsname von Apple noch aussteht, entdecken wir im iTunes Store derweil immer mehr Alben, die zum Beispiel am heutigen Morgen nicht mehr als Einzelkauf verfügbar waren, wieder als Einzeltitelkauf verfügbar sind. Um ein Beispiel zu nennen: «Made in Heaven» von Queen ist einer von vielen Titeln, die nun wieder zum Einzelkauf verfügbar sind. Auch die Meldungen, das der angezeigte Preis wahrscheinlich nicht dem Betrag entspricht, welcher beim Kauf verrechnet wird, wie ihn viele Käufer seit gestern erhalten, ist wohl auf die Preiserhöhung zurückzuführen. Wir vermuten das die iTunes-Datenbank derzeit mit den neuen Preisen angepasst wird und es deshalb hier und dort noch zu falschen Angaben (Preis und «Nur mit Album»-Angabe) gekommen ist bzw. kommen könnte. Eine offizielle Erklärung seitens Apple erwarten wir (da Wochenende) am Montag.

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

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40 Kommentare

Kommentar von anonymous7335

Liebe Musikindustrie, ihr macht das einzig gut funktionierendes System kaputt. Die meisten Leute sind sicher nicht bereit ein ganzens Album zu kaufen wenn ihnen nur 1-2 Titel gefallen. Ich im übrigen auch nicht. Das war ja immer einer der grössten Vorteile im iTS das man Titel einzel kaufen konnte. Und Steve Jobs hatte recht an dem fest zu halten. Man sollte Apple bzw. Steve Jobs darüber informieren. Begeistern wird er nicht sein. Was könnte man sonst dagegen unternehmen?

Profilfoto von dr3do

Kommentar von dr3do

Der Preisanstieg stört mich nicht ganz arg. Klar über günstiger freue ich mich auch, aber die «Kauf das ganze Album»-Sache, die NERVT mich.

Erfahrungsgemäss gefallen mir von der ersten CD eines Album etwa 6-7 Tracks und von der zweiten CD des gleichen Albums etwa nur noch 3-5 Tracks.

Warum sollte ich jetzt anfangen den ganzen Plunder «mitkaufen» nur um in dann zu löschen? Geht’s eigentlich eigentlich noch?!?

In den letzten Monaten habe ich viel im Store gekauft bzw. wollte noch mehr kaufen, aber dann halt nicht. ,-)

Profilfoto von clockman_ch

Kommentar von clockman_ch

Der Musik-Markt wird zum grossen Teil auch durch Spontankäufe beherrscht. Klar: Wenn mich etwas interessiert, dann kauf ich es auch gezielt. Ansonsten: Habe ich etwas beim Stöbern entdeckt, das mir gefällt, dann habe ich es auch gekauft, aber bisher noch nie komplette Alben. iTunes, bzw. Apple ist aber für die hier geposteten “Schimpftirade” der falsche Adressat. Diese Einschränkungen - wie früher auch - stammen nicht von der Rechtsabteilung von Apple, sondern von der Musikindustrie, was gerade das Beispiel von Pink Floyd zeigt. Ich gehöre ohnehin zu den Leuten, die gewisse Musikrichtungen wie Klassik auf einem Tonträger kaufen. Auch gibt es auf CD zum Teil Videos, die ich im iTunes-Store nicht erhalte. Und ausserdem: ist doch schön, das wir alle eine Wahl haben. Das fängt bei dem Kauf eines Rechners an und endet bei der gehörten Musik. Ob ein einzelner aus Trotz oder Vernunft zu anderen Bezugsquellen wechselt, wird Apple ohnehin nicht interessieren… Aber alle sollten sich darüber klar sein, dass je grösser und wichtiger Apple wird, um so weniger können/wollen sie nicht auf individuelle Wünsche eingehen. Vielleicht auch ein Grund, weshalb der Schweizer iTunes-Store noch keine Filme anbietet…

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