Interessante Details aus Apples Quartalszahlenkonferenz

Jeweils nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen hält Apple mit Analysten und Journalisten ein «Conference Call» ab. In der Konferenz geht der Mac-Hersteller näher auf den Unternehmens-Zustand, das vergangene Quartal und oft auch künftige Produkte ein. Weiter können die Teilnehmenden Journalisten und Analysten den ranghohen Unternehmensvertretern Fragen stellen und so mehr Details zu sonst nicht weiter deklarierten Themen herauskitzeln.

Stefan Rechsteiner

iPhone

Apple konnte mit den gestrigen Quartalszahlen überzeugen. Mit für das positive Resultat verantwortlich war auch der iPhone-Absatz. Die iPhones verkauften sich im vergangenen Quartal besser als von den meisten Analysten erwartet. Apples CEO Tim Cook zufolge hielt insbesondere die hohe Nachfrage nach den teureren Modellen an – das iPhone 7 sei im vergangenen Quartal das populärste iPhone gewesen, aber das iPhone 7 Plus hätte sich ausserordentlich besser verkauft als das iPhone 6s Plus noch im Frühling des letzten Jahres.

Wie Finanz-Chef Luca Maestri anmerkt, seien die iPhone-Verkäufe in fast allen Märkten im Jahresvergleich angestiegen – in vielen Märkten in Asien, Latein Amerika und im Nahen Osten sogar um über 25 Prozent. Der durchschnittliche iPhone-Verkaufspreis betrug im vergangenen Quartal 606 US-Dollar. Vor einem Jahr lag dieser noch bei 595 US-Dollar. Grund dafür, so Maestri, sei die besonders hohe Nachfrage nach dem teureren Plus-Modell gewesen.

Für das laufende Quartal erwartet Apple eine Art «Kaufpause» bei den iPhones, da viele potentielle Kunden durch die zahlreichen Gerüchte zum nächsten iPhone wohl von einem jetzigen Kauf abgehalten würden.

Seit der Markteinführung des ersten iPhone vor 10 Jahren konnte Apple 1.2 Milliarden Smartphones absetzen.

iPad

Neben den guten iPhone-Verkäufen hat bei den gestrigen Zahlen vor allem der iPad-Absatz überzeugt. Das Unternehmen konnte zwischen April und Juni 11.42 Millionen iPad verkaufen und generierte damit 4.97 Milliarden US-Dollar Umsatz. Erstmals seit 2013 konnte Apple bei den Tablet-Computern damit wieder ein Quartals-Wachstum gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnen. Das Plus im Vergleich zum Vorjahresquartal von fast 15 Prozent beim Absatz aber «nur» fast 2 Prozent beim Umsatz deutet derweil darauf hin, dass vor allem das Ende März eingeführte günstige iPad-Einsteigermodell im vergangenen Quartal gut über die Ladentische ging. Im Juni lancierte Apple überdies auch neue teurere iPad-Pro-Modelle.

Der Absatz ist laut Maestri global angestiegen, vor allem aber auch mit einem «zweistelligen Prozentsatz» in Schlüsselmärkten wie den USA, Japan, Deutschland, Frankreich und China.

Cook zufolge hatte Apple laut IDCs letzter Schätzung mit dem iPad überdies den höchsten globalen Marktanteil der letzten vier Jahre verzeichnen können. Der Apple-CEO fügt ausserdem hinzu, dass in Märkten wie China und Japan über die Hälfte aller iPad an Käufer gingen, die sich zum ersten mal einen iPad erwarben. Zudem seien die Verkäufe an US-Bildungsinstitutionen im Jahresvergleich um 32 Prozent auf über eine Million iPad angestiegen.

Maestri fügte dem hinzu, dass auch immer mehr Geschäfte iOS und iPad für sich entdecken würden. Die US-Supermarkt-Kette Walmart beispielsweise verteile für die Ausbildung 19’000 iPad an seine Angestellten und will bis Ende Jahr über 225’000 Angestellte mit dem Apple-Tablet schulen. Zudem wollen die Bank of America und andere grosse US-Unternehmen das neue 10.5-Zoll iPad Pro in ihren Organisationen einführen.

Mac

Beim Absatz der Mac-Computer habe das Unternehmen in China und Japan neue Juni-Rekorde aufstellen können. Überdies habe man globale Marktanteile dazugewinnen können. Apple verkaufte über die letzten drei Monate 7 Prozent mehr Mac-Computer als noch im Q3 2016. Angetrieben wurde dieser Absatz von den neuen MacBook Pro und iMac, so Tim Cook. Mit dem Absatz-Plus konnte Apple erneut den global schrumpfenden PC-Markt überbieten.

Die aktive Nutzerbasis von Mac-Computern sei im Jahresvergleich um eine zweistellige Zahl angewachsen, so Luca Maestri.

Apple Watch und AirPods

Mit «grossem Abstand» sei die Apple Watch die weltweit am besten verkaufte Smartwatch, sagte Cook gestern stolz. Genaue Verkaufszahlen und Umsätze nennt das Unternehmen trotzdem aber weiterhin keine – einzig, dass die Apple-Watch-Verkäufe im vergangenen Quartal um über 50 Prozent angestiegen seien.

Auch bei den kabellosen Kopfhörern «AirPods» sehe das Unternehmen «unglaublichen Enthusiasmus» – laut einer Studie seien 98 Prozent der Besitzer sehr mit den Kopfhörern zufrieden.

Apple habe die Produktions-Kapazitäten für die AirPods erneut weiter ausgebaut und versuche sie so schnell wie möglich an die Kunden zu liefern, trotzdem könne man weiterhin die sehr hohe Nachfrage nicht decken.

Apple fast die Apple-Watch-Verkäufe in der Geschäfts-Kategorie «Andere Produkte» zusammen. In diesem Topf mit dabei sind auch die Zahlen der AirPods, des Apple TV und der verschiedenen Zubehör-Artikel des Unternehmens.


Interaktive Grafiken und ausführliche Analysen zu Apples Umsatz, Gewinn und Verkaufszahlen seit dem Jahr 2000 haben wir in einem Wissensartikel im Lexikon zusammengetragen.

Dienste

Der Dienste-Sektor verzeichnete erneut einen neuen Rekord: fast 7.3 Milliarden US-Dollar setzte Apple in den vergangenen drei Monaten mit seinen App Stores, mit Apple Music, iTunes und Co. um. Gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht dies einem Wachstum von 22 Prozent. Dieses Segment sei in allen Regionen dieser Welt im zweistelligen Bereich gewachsen, so Cook weiter.

Das bisherige Wachstum bei den Diensten sei zudem grösser ausgefallen, als man es bei Apple erwartet hatte. Mit dem stetigen Wachstum wuchs Apples Dienste-Segment in den letzten 12 Monaten theoretisch zu einem «Fortune 100»-Unternehmen an.  Konkret setzte Apple in den letzten 12 Monaten 27.804 Milliarden US-Dollar mit seinen Diensten um. Damit würde Apples Dienste-Segment auf dem 97. Platz der Fortune-Liste rangieren – noch vor Facebook, welches im gleichen Zeitraum gesamthaft 27.64 Milliarden US-Dollar umsetzte.

Angetrieben wurde das Dienste-Wachstum vor allem durch die App Stores, so Maestri. Aber auch der Umsatz von Apples Musik-Streamingdienst «Apple Music» und aus den iCloud-Speicherverkäufen sei «sehr stark» gewachsen. Über alle Apple-Dienste hinweg hat das Unternehmen nun 185 Millionen zahlende Kunden – ein Wachstum von fast 20 Millionen alleine in den letzten 90 Tagen, so Maestri.

Apple Pay

Luca Maestri zeigte sich erfreut, dass sowohl die Reichweite, wie auch die Nutzung von Apples Bezahldienst «Apple Pay» weiter zunimmt. Apple Pay ist Maestri zufolge mit fast 90 Prozent aller globalen Transaktionen «mit grossem Abstand» der weltweit am meisten genutzte NFC-Bezahldienst. Dabei sei das Momentum in internationalen Märkten grösser als in den USA, sagt Maestri, dies weil dort die Infrastruktur besser ausgebaut sei als in Apples Heimatland. Konkret würden drei von vier Apple-Pay-Transaktionen ausserhalb der USA durchgeführt.

Im Mai lancierte Apple den Dienst in unserem südlichen Nachbarland Italien. Bis Ende Jahr soll der Dienst überdies auch in den drei europäischen Ländern Dänemark, Finnland und Schweden, sowie in den Vereinigten Arabischen Emiraten an den Start gehen.

Augmented Reality und Autonome Systeme

Auf eine Frage eines Piper-Jaffray-Analysten hin, zeigte sich Tim Cook begeistert vom Ausblick auf iOS 11 und ARKit. Das Thema «Erweiterte Realität» begeistere ihn sehr und er könne es kaum erwarten zu sehen, was die Entwickler mit ARKit alles erschaffen werden. AR werde künftig «überall» angewendet werden, um diese Aussage zu stützen verwies Cook auf die zahlreichen Demos, die Entwickler bereits mit ARKit für iOS 11 Beta erstellt haben. Solche gebe es von Unterhaltungs-Titeln und Spielen bis hin zu Geschäftslösungen. «Ich denke AR ist gross und umfassend», so Cook weiter. Es sei eines dieser «grossen Dinge», über die man irgendwann zurückschauen wird und sich über deren Start wundern würde.

Bezüglich Apples nun bestätigten Auto-Plänen äusserte sich Cook gegenüber einer weiteren Analysten-Frage zu Apples Fokus bezüglich autonomen Systemen. Das Unternehmen, so der CEO, sei der Meinung, dass autonome Systeme auf eine vielfältige Art und Weise eingesetzt werden können. Ein Fahrzeug, so Cook weiter, sei nur ein Einsatzbereich, aber es gäbe noch viele andere. Aus Apples Sicht seien autonome Systeme eine Art «Mutter aller AI-Projekte». Apple arbeitet entsprechend auch an anderen Orten mit künstlicher Intelligenz – bisher prominentestes Beispiel ist wohl Siri. Mehr Details wollte Cook zu seinen Auto-Plänen und zu seinen Autonomen Systemen aber keine nennen.

Weitere Interessante Details

Apples Barreserven betragen mittlerweile 261.5 Milliarden US-Dollar. 94 Prozent davon lagern ausserhalb der USA.

Der chinesische Markt bleibt weiterhin ein Sorgenkind des Unternehmens. Cook bestätigte, dass es weiterhin grosse Herausforderungen in diesem für das Unternehmen wichtigen Wachstumsmarkt gäbe. Gegenüber dem Vorjahresquartal sank der im Grosschina generierte Umsatz um satte 10 Prozent.

Die Aussage von US-Präsident Donald Trump, Apple werde drei grosse Fabriken in den USA bauen, wollte Cook nicht kommentieren. Deutete aber an, dass das Unternehmen «später in diesem Jahr» noch über Arbeitsplatz-Pläne informieren werde.

Cook zeigte sich an der Konferenz erfreut darüber, dass mittlerweile 1.2 Millionen Studenten allen Alters das iPad und Swift Playground für das Erlernen der Programmier-Grundkenntnisse nutzen. Weiter nutzen über 1000 Grundschulen in den USA Apples «Jeder kann Programmieren» in ihren Lehrplänen für das im Herbst beginnende neue Schuljahr.

Appels Forschungsaufwände sind im vergangenen Quartal um 377 Millionen US-Dollar auf fast 3 Milliarden USD angestiegen. Seit Anfang Jahr hat Apple damit 5.7 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben.

Aufzeichnung und Transkript

Die einstündige Konferenz mit Tim Cook und Luca Maestri und folgender Fragerunde kann auf Apple.com nachgehört werden. MacRumors bietet zudem ein komplettes schriftliches Protokoll der Aussagen von Cook, Maestri und der Fragerunde.

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