Kalifornien: «Kill Switch» kommt 2015

Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown macht den «Kill Switch» für Smartphones obligatorisch: ab dem 1. Juli 2015 müssen alle in Kalifornien verkauften Smartphones aus der Ferne gelöscht werden können. Auch Behörden sollen Zugriff auf die Fernlösch-Funktion erhalten. Das Gesetz wurde geschaffen, weil die Smartphone-Diebstähle in den Städten stark zugenommen haben.

Patrick Bieri

Der kalifornische Parlamentsabgeordnete Mark Leno reichte im Februar 2014 einen Gesetzesvorschlag ein, welcher die Smartphone-Hersteller zu einem grösseren Diebstahl-Schutz drängen sollte. Die Hersteller sollten ab dem 1. Juli 2015 verpflichtet werden, ihre Smartphones mit einem Kill Switch auszurüsten. Mit diesem Kill Switch können die Nutzer ihr Smartphone aus der Ferne löschen und unbrauchbar machen. Der Sicherheitsmechanismus soll Smartphone-Diebstähle unattraktiver machen.

Gouverneur unterzeichnet Gesetz

Zu Beginn des August haben die beiden Parlamentskammern in Kalifornien dem Gesetz zugestimmt. Das verabschiedete Gesetz wurde vom kalifornischen Gouverneur Jerry Brown am Montag unterzeichnet. Damit tritt das Gesetz am 1. Juli 2015 in Kraft.

Zufriedene Initianten: Profitieren auch Nutzer in anderen Bundesstaaten?

Der Senator Mark Leno zeigte sich nach der Unterzeichnung des Gesetzes zufrieden: schon bald sollen die Diebe weniger Anreize haben, ein Smartphone zu entwenden. Möglicherweise werden auch die Bewohner anderer US-Bundesstaaten vom neuen Gesetz profitieren, wie der Senator hofft. Ansonsten müssten die Smartphone-Hersteller in den verschiedenen US-Bundesstaaten verschiedene Geräte anbieten.

Der grossflächige Diebstahl von Smartphones wird bald der Vergangenheit angehören, wie der Staatsanwalt George Gascón meinte. Ob dies tatsächlich der Fall sein wird, muss sich in Zukunft zeigen.

Unbrauchbarmachen aus der Ferne

Die Smartphones müssen gemäss dem neuen Gesetz aus der Ferne unbrauchbar gemacht werden können. Wie dies geschieht, bleibt den Herstellern überlassen. Nur der rechtmässige Besitzer des Smartphones soll das Gerät nach einer Fernlöschung wieder in Betrieb nehmen können.

Behörden haben Zugriff auf Kill Switch

Gemäss dem Gesetzestext werden nicht nur die Besitzer den Kill Switch nutzen können. Behörden sollen in bestimmten Fällen ebenfalls auf das Sicherheits-System zugreifen können. Wenn eine richterliche Anordnung vorliegt, sollen die Telekom-Anbieter verpflichtet werden, das Smartphone unbrauchbar zu machen.

Damit könnten während Ausschreitungen die Smartphones von bestimmten Personen unbrauchbar gemacht werden, ohne das Mobilfunknetz auszuschalten. Wenn das System während Demonstrationen genutzt wird, könnte mit dem Kill Switch die freie Meinungsäusserung unterbunden werden.
In autoritären Systemen eröffnet diese technische Lösung die Möglichkeit, andere Meinungen gezielt zu unterbinden.

Mehr oder weniger Sicherheit mit «Kill Switch»?

Umstritten ist, ob der obligatorische Kill Switch für mehr oder weniger Sicherheit sorgt.
Der Kill Switch beinhaltet ein grosses Missbrauchspotential: diejenigen, welche die persönlichen Daten der Nutzer kennen, könnten das Smartphone aus der Ferne löschen. Damit können unter Umständen alle persönlichen Daten verloren gehen.

Apple bietet bereits seit Jahren eine Fernlöschung an, und hat diese mit iOS 7 durch die Funktion «Activation Lock» erweitert: über das iCloud-Konto lässt sich das iPhone aus der Ferne orten und löschen. Nachdem Apple die Funktion verfügbar gemacht hat, ist in Grossstädten die Anzahl der Smartphone-Diebstähle gesunken.
Gemäss den lokalen Polizeibehörden haben die iPhone-Diebstähle in San Francisco im Vergleich zum Jahr 2013 um 38 Prozent abgenommen. Auch andere Städte können sinkende iPhone-Diebstahlszahlen vermelden: in London sank die Anzahl der iPhone-Diebstähle um 24 Prozent und New York verzeichnete ein Minus von 19 Prozent.

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2 Kommentare

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Kommentar von don

Ein ‘Kill Switch’ oder wie auch immer es genannt wird ist sicher eine vernünftige Sache, IMO aber nicht etwas, was unbedingt staatlich verordnet sein muss - sondern eine Angelegenheit der Eigentümer, der Versicherungen, ggf auch der Provider.

Dass sich der Staat ‘so nebenbei’ die Möglichkeit einräumt jemandes Telefon zu sperren, finde ich untragbar. Der Verdacht drängt sich auf, dass dieser mögliche Staatseingriff der eigentliche Beweggrund für dieses Gesetzt war.

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