Quellcode von Apples LISA-Computer wird bald veröffentlicht

Falls man noch nie an einem LISA-Computer von Apple gesessen hat, kann man bald zumindest dessen Betriebssystem ausprobieren.

Stefan Rechsteiner

Verschiedene LISA-Emulatoren gibt es zwar schon länger, aber Al Kossow, ein Software-Kurator beim Kalifornischen «Computer History Museum», hat in der Altjahreswoche angekündigt, dass der Quellcode von Apples erstem Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche komplett wiederhergestellt werden konnte. Aktuell befände sich der Code zur Kontrolle bei Apple. Sobald der Mac-Hersteller den Code inspiziert hat und bekannt gibt, welche Teile davon zur Veröffentlichung freigegeben werden können, wird ihn das Computer History Museum für alle zur Verfügung stellen.

Der LISA-Computer wurde 1983 veröffentlicht und war der erste Computer von Apple mit einer grafischen Benutzeroberfläche und einer Maus-Bedienung. Der Computer kostete fast 10’000 US-Dollar und fand kaum Abnehmer. Ein Jahr später, 1984, kam der gemeinhin als «Erster Personal-Computer mit grafischer Benutzeroberfläche» bekannte Macintosh auf den Markt. Der Mac statt der LISA ging als Pionier in die Geschichte ein, weil er kostengünstiger war als der LISA und es durch Steve Jobs einen massiven Hype um den neuen Mac gab und dieser sich mit den Jahren zu einem Verkaufsschlager entwickelte.

Steve Jobs (links) mit dem ersten Macintosh und der damalige Apple-CEO John Sculley mit dem LISA 2 (Aufnahme Januar 1984)

LISA steht offiziell für «Local Integrated System Architecture», tatsächlicher Namensgeber war aber Steve Jobs erste Tochter Lisa Brennan-Jobs (heute Autorin). Das System des LISA gleicht sehr dem ein Jahr später erschienenen «System» des Macintoshs. Speziell am LISA waren insbesondere die rechteckigen statt wie später üblich quadratischen Pixel. Zum Betriebssystem gehörte das «Lisa Office System» mit GUI-Applikationen wie «LisaWrite», «LisaCalc», «LisaDraw» oder «LisaGraph».

Die Entwicklung am LISA-Projekt startete bereits 1978. Ein Jahr später besuchten Steve Jobs und andere Apple-Vertreter den Xerox PARC und sahen dort erstmals eine (wenn auch noch sehr primitive) grafische Benutzeroberfläche. Der LISA sollte in der Folge zum ersten Apple-Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche werden. Steve Jobs übernahm die Leitung und während den nächsten fünf Jahren verschlang die LISA-Entwicklung über 50 Millionen US-Dollar.

1982 wurde Jobs vom LISA-Projekt abgezogen. Jobs übernahm danach das Mac-Projekt von Jeff Raskin, welcher dieser 1979 startete. Sobald der Mac 1984 auf den Markt kam, waren die Tage des LISA gezählt. Zusammen mit dem Mac wurde im Januar 1984 zwar noch ein LISA 2 eingeführt, es war jedoch der letzte «offizielle» LISA-Computer von Apple. 1985 kam eine weitere Aktualisierung des LISA-Computers, jedoch trug dieser dann den Namen «Macintosh XL». Nur ein halbes Jahr später wurde das Gerät bereits nicht mehr produziert und Anfang 1986 wurden die LISA-Computer ganz eingestampft. Steve Jobs war zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr bei Apple.

Mehr aus Apples Geschichte und aus der Zeit, als LISA veröffentlicht wurde, kann im Kapitel 5 «Krieg der Divisionen» unserer ausführlichen Apple History (2009) nachgelesen werden.

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