Die Neuerungen in Safari 14

Safari erhielt während der WWDC-Eröffnungskeynote am Montag im Vergleich zu anderen Jahren ungewöhnlich viel Bühnenpräsenz bzw. in diesem Jahr wohl eher «Sendezeit». Die nächste Version des Apple-Browsers bringt eine Vielzahl an Neuerungen. Einige davon wurden während der Keynote vorgestellt, viele andere Neuerungen sind im Verlaufe der Woche über Apples Webseite, das WebKit-Projekt und weitere WWDC-Sessions publik geworden. Ein Überblick über die Neuerungen in Safari 14.

Stefan Rechsteiner

Unterstützung für das Bildformat WebP

Die für den Herbst erwartende Safari-Version 14 wird Googles Bildformat WebP unterstützen. Apples Browser war bisher die grosse Ausnahme bezüglich der Unterstützung dieses Bildformates. Googles Chrome unterstützt das Bildformat schon seit vielen Jahren. Microsoft Edge seit dem Herbst 2018 und Firefox seit Anfang 2019.

WebP wurde von Google 2010 eingeführt. Es bietet eine verlustbehaftete oder verlustfreie Komprimierung von Bildern – statische sowie auch animierte. Auch sind Alphakanäle möglich. Die Bildkomprimierung ermöglicht bei WebP im Vergleich zu den bewährten Bildformaten JPG und PNG bei vergleichbarer Qualität eine kleinere Dateigrösse – gemäss Google gegenüber JPG von 25 bis 34 Prozent.

Wenn Bilder in ihrer Datei-Grösse verkleinert werden können, schmälert dies das «Gewicht» der ganzen Webseite. Bilder sind meist die «schwersten» Bestandteile einer Webseite und sind deshalb oft am meisten für die Ladegeschwindigkeit einer Seite verantwortlich. Eine «leichtere» Webseite bedeutet, dass sie schneller geladen werden kann, womit dem Nutzer schneller die gewünschten Informationen angezeigt werden können.

«Privacy Report» und intelligente Tracking-Verhinderung

Mit einer neuen Schaltfläche rückt Apples intelligente Tracking-Verhinderungs-Technologie («Intelligent Tracking Prevention», kurz «ITP») näher in den Fokus der Nutzer. Schon seit Jahren feilt Apple an einem System, mit welchem die Verfolgung der Nutzer im Internet durch beispielsweise Werbetreibende über mehrere Webseiten hinweg verhindert wird. Die Technologie erfuhr über die vergangenen Jahre diverse Verbesserungen. Im neuen Safari 14 gibt es nun die «Privacy Report»-Schaltfläche, die standardmässig ganz prominent gleich rechts neben dem Adressfeld platziert ist. Diese Schaltfläche zeigt dem Nutzer an, welche Tracking-Scripts auf einer Webseite entdeckt wurden. Weiter zeigt sie dem Nutzer beim Wechsel auf andere Webseiten an, welche Tracking-Scripts versuchten, den Nutzer von einer Webseite (z.B. macprime.ch) auf eine andere Webseite (z.B. srf.ch) zu verfolgen. Die ITP verhindert, dass das Tracking-Script den Nutzer über die Webseite hinweg verfolgen kann und blockt diese Tracking-Events. Entsprechende Versuche durch die Scripts werden im «Privacy Report» aufgelistet.

Mehr Möglichkeiten für die Startseite

Die «Topsites»-Startseite in Safari heisst neu «Startseite» und kann konfiguriert werden. Die Inhalte können über eine prominente Schaltfläche unten rechts ein- bzw. ausgeblendet werden. Möglich ist die Anzeige der «Favoriten», der am meisten besuchten Webseiten, des «Privacy Reports», der Siri-Vorschläge, der Leseliste und der iCloud-Tabs (also aller Fenster und Tabs, die auf anderen persönlichen Geräten derzeit in Safari geöffnet sind). Weiter kann die neue «Startseite» auch mit einem Hintergrundbild versehen werden – dazu kann aus vordefinierten Bildern oder eigenen Fotos ausgewählt werden.

Natürlich weiterhin möglich ist das Anzeigen einer leeren Seite beim Öffnen eines neuen Fensters oder eines neuen Tabs (weiterhin separat konfigurierbar) oder das automatische Öffnen einer vordefinierten Startseite (z.B. «macprime.ch»), die neu als «Home Page» bezeichnet wird.

Web Extensions

Safari unterstützt schon seit Jahren Erweiterungen für den Browser. Lange Zeit waren die Möglichkeiten für Safari-AddOns funktional aber sehr begrenzt, wodurch sich nie ein grosses Ökosystem rund um Safari-AddOns entwickelte. Auch später mit weitreichenden technischen Öffnungen änderte sich dieses Bild kaum. Gleichzeitig wuchsen die Marktplätze für AddOns beim Konkurrenten Firefox und Chrome markant. Mit zwei Änderungen in Safari 14 könnte sich nun auch für den Apple-Browser ein gesundes AddOn-Ökosystem entwickeln.

Safari unterstützt neu die Web Extensions API. Es handelt sich dabei um einen Standard für Browser-AddOns, der es ermöglichen soll, Plugins grösstenteils Browser-unabhängig entwickeln zu können. Mit dieser API ist es Entwicklern theoretisch möglich, AddOns für andere Browser mit nur geringfügigen Anpassungen auch für Safari anzubieten.

Weiter bietet Apple mit «safari-web-extension-converter» ein neues Entwickler-Werkzeug an, mit welchem bestehende AddOns für Chrome, Firefox und Edge «ohne grossen Aufwand» zu Safari zu migrieren. Auch hierzu gibt es eine eigene WWDC-Session.

Da AddOns meist Zugriff auf die angesurften Webseiten benötigen, ist es in Safari 14 neu möglich, diesen Zugriff besser zu steuern. So wird es möglich anzugeben, auf welche Webseiten ein AddOn Zugriff hat. Weiter kann dieser Zugriff auf einen Tag limitiert werden.

Benachrichtigung über geknackte Passwörter

Safari 14 kann neu gespeicherte Passwörter eines Benutzers dahingehend überprüfen, ob eine oder mehrere dieser in einer öffentlich zugänglichen Liste mit geknackten Zugangsdaten vorhanden sind. Der Nutzer wird folglich auf dieses Sicherheitsproblem hingewiesen und nennt die Zugangsdaten, die betroffen sind, damit der Nutzer diese ändern kann.

Web Authentication mit Touch ID und Face ID

Die Web Authentication API wurde in Safari 13 und Safari unter iOS 13.3 eingeführt und ermöglicht das Anmelden auf Webseiten und in Webapps mit Sicherheitschlüsseln auf USB-Sticks und dergleichen. Mit dem kommenden Safari 14 wird es auch die Möglichkeit geben, sich auf Webseiten mit Touch ID und Face ID anmelden zu können. Aufgrund der Schlüssel auf dem privaten Gerät fungiert diese neue Anmeldemöglichkeit als Zwei-Faktor-Authentifizierung – bietet also eine höhere Sicherheit und natürlich eine viel komfortablere Login-Möglichkeit als das Eingeben von Benutzernamen und Passwort – auch wenn diese über einen Passwort-Manager abrufbar sind. Wie Entwickler die Authentifizierung über Touch ID und Face ID implementieren können, erklären WebKit- und Safari-Entwickler in einer WWDC-Session.

Weitere Neuerungen in Safari 14:

  • Safari 14 unterstützt HTTP/3
  • «Domain-Bound Codes» – In macOS Big Sur werden Sicherheitscodes, die via SMS verschickt werden, automatisch in das entsprechende Feld auf der zugewiesenen Webseite – und nur dort – übernommen.
  • Die Webseiten-Icons («Favicons») in den Tabs werden neu standardmässig angezeigt. In Safari 13 kann die Anzeige optional aktiviert werden.
  • Tabs können kompakter dargestellt werden und beim Überfahren der Tabs mit dem Cursor erscheint eine Vorschau der Anzeige des Tabs.
  • Adobe Flash wird von Safari 14 nicht mehr unterstützt. Adobe stellt den Support für den alten Multimedia-Player per Ende dieses Jahres ein.
  • «Key Hint Attribute» – Neu wird es für Web-Entwickler möglich sein, die Beschriftung der Enter-Taste auf Software-Tastaturen wie jene des iPhone oder iPad selbst zu definieren. Je nach Kontext kann die Enter-Taste entsprechend mit «Senden» oder «Suchen» oder etwas ähnlichem beschriftet werden.
  • Eingebaute Übersetzung – In Safari 14 unter macOS Big Sur und iPadOS sowie iOS 14 können Webseiten direkt im Browser in andere Sprachen übersetzt werden. Unterstützt werden vorerst Englisch, Spanisch, Vereinfachtes Chinesisch, Französisch, Deutsch, Russisch und Brasilianisches Portugiesisch. Safari erkennt automatisch, ob die angezeigte Webseite in einer dieser Sprache ist, und bietet dem Nutzer die direkte Übersetzung an. Der Nutzer kann dafür eine Liste an favorisierten Sprachen definieren.
  • Unterstützung für die neuen :is() und :where() Pseudo-Selektoren in CSS.
  • HDR-Videos werden neu auch auf dem Mac unterstützt. Mittels Media-Querries kann herausgefunden werden, ob das Gerät ein HDR-fähiges Display hat und entsprechende Assets ausliefern.
  • Remote Playback API – Die Möglichkeit Inhalte über Protokolle wie AirPlay an ein entferntes Gerät zu streamen gibt es schon länger – nun wird dafür auch der neue Industrie-Standard unterstützt. Womit auch andere Geräte ausgewählt werden können wie Smart TVs, intelligente Lautsprecher und dergleichen.
  • Und eine Vielzahl an weiteren Neuerungen im Web Inspector (den Web-Developer-Tools von Safari) und aus den Bereichen CSS, JavaScript, SVG, IndexedDB, Accessibility und verschiedener Web API – mehr Details dazu in den Release-Notes zu Safari 14 Beta (wobei dieses Liste Teils auch Neuerungen nennt, die bereits seit Safari 13.1 verfügbar sind), der Funktionen-Übersicht zu macOS Big Sur und der neuesten Safari Technology Preview.

Safari 14 wird Bestandteil von macOS 11 «Big Sur», iPadOS 14 und iOS 14 sein, wenn diese im Herbst veröffentlicht werden. Die Beta-Version des neuen Browsers kann in den Vorabversionen der neuen Systeme getestet werden. Die neue Safari-Version dürfte im Herbst zudem auch für macOS 10.15 «Catalina» veröffentlicht werden. Jedoch werden nicht alle Funktionen von Safari unter Big Sur auch in Catalina verfügbar sein, beispielsweise die integrierte Übersetzung. Viele der Neuerungen in Safari 14 können ausserdem bereits jetzt in der alle zwei Wochen erscheinenden Safari Technology Preview getestet werden. Die neueste Version 109 umfasst die Neuerungen aus Safari 14.

WWDC-Sessions zu Safari, WebKit und WebView

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