Benutzerfreundlichkeit: Schlechte Noten für iOS 7

Die Usability-Experten der «Nielsen Norman Group» haben in einer Untersuchung iOS 7 genauer unter die Lupe genommen. Während wenige Neuerungen Anklang fanden, fielen viele Neuerungen des neuen mobilen Betriebssystems von Apple bei den Experten durch.

Probleme bei den Schaltflächen

Die Experten würdigen in ihrer Analyse Apples Wechsel von der bisherigen Design-Philosophie zum sogenannten «Flat Design». Mit den neuen Gestaltungsrichtlinien hat Apple Standards, die zum Teil über Jahre gefestigt worden sind, durch neue Bedienkonzepte ersetzt. Apple ist im Bereich des Flat-Designs allerdings ein Nachzügler. Google, und insbesondere Microsoft, haben ihre mobilen Betriebssysteme bereits zuvor für das «flachere» Design optimiert.

Kritisiert wird am Design von iOS 7 unter anderem, dass für diverse Funktionen Web- oder iOS-Kenntnisse notwendig sind. Beispielhaft wird das Einrichten eines Mail-Accounts genannt, wo man bereits über Web- und iOS-Kenntnisse verfügen sollte, um die klickbaren Elemente von den anderen Elementen zu unterscheiden. Wer beispielsweise nicht über Web-Kenntnisse verfügt, kann unter Umständen nicht wissen, dass der blaue Button oben links gedrückt werden kann.

Mail-Einstellungen unter iOS 7 Quelle: Nielsen Norman Group

Für Nielsen ein weiteres Problemfeld sei die Inkonsistenz im Design von iOS 7. Die Unternehmen haben gemäss den Usability-Experten eine Pflicht, möglichst konkrete Design-Richtlinien festzulegen, die wenig Anlass zur Fehlinterpretation bieten. Der Lerneffekt erhöhe sich so und das Betriebssystem könne effizienter verwendet werden.
Weil solche Fehlinterpretationen möglich zu sein scheinen, haben einige App-Entwickler ihre Schaltflächen zusätzlich mit einer Umrandung markiert. Dem Nutzer wird so klar signalisiert, welches Feld er anklicken kann.
Fehlen diese Hinweise, kann es unter Umständen für einen Erstnutzer schwierig sein, das richtige Feld anzuklicken. Weil die Buttons nicht zusätzlich hervorgehoben werden, erwecken sie denselben Eindruck wie normaler Text.

Gestensteuerung

Von den Testern stark kritisiert wird die Gesten-Steuerung von iOS 7, insbesondere beim neuen Kontrollzentrum. Beim scrollen besteht gemäss den Experten die latente Gefahr, das Kontrollzentrum unbeabsichtigt zu aktivieren anstelle an eine andere Stelle des Textes zu scrollen. Obwohl diese Funktion deaktiviert werden kann, machen sich gemäss den Analysten der «Nielsen Norman Group» die wenigsten Nutzer die Mühe, die Funktion zu deaktivieren.

Ebenfalls problematisch erscheint den Experten die Platzierung der Mitteilungszentrale und der Spotlight-Suche. Neu können beide Funktionen mit einem Wisch nach unten aktiviert werden. Der Startpunkt der Geste entscheidet, welche der beiden Funktionen aktiviert wird. Diejenigen Nutzer, welche eine Spotlight-Suche durchführen wollen, müssen sich besonders darauf achten, nicht am oberen Rand des Bildschirms mit der Geste zu beginnen.

Ein weiteres problematisches Gesten-Element ist der Wechsel auf die vorhergehende Seite in Safari. In einer Fotogalerie läuft der Nutzer Gefahr, nicht das vorherige Bild betrachten zu können, sondern die letzte Seite. Die Gesten sind in beiden Fällen zu ähnlich.

Vielen Nutzern negativ aufgefallen sei die fehlende Möglichkeit, mittels Gesten eine Mail in der Mail-App zu löschen. Das stimmt so jedoch nicht ganz — denn die Mails können nach wie vor durch eine Wisch-Geste gelöscht werden, nur neu nicht mehr in beide Richtungen, sondern nur noch von rechts nach links.

Problematisch sei insbesondere die fehlende Lernfähigkeit von Apple, prangern die Experten an. Microsoft sieht sich gezwungen, bei Windows 8 einige Gesten-Elemente durch zusätzliche Buttons ersetzen, weil die Nutzer die Neuerung nicht annahmen. Apple hat nun ähnliche Fehler wiederholt, die bereits Microsoft gemacht haben soll.

Gestaltung der Icons

Ebenfalls besonders negativ hervorgehoben wird die Änderung der Icon-Gestaltung unter iOS 7. Das zuvor verwendete Sonnenblume wich beispielsweise einer Ansammlung von bunten, eine Blume nachbildenden Elementen, um die Foto-App zu symbolisieren.
Unter Nutzer-Gesichtspunkten sei bereits die Änderung der Icon-Farbe nur mit besonderer Zurückhaltung durchzuführen. Dieser Vorgang treffe den Nutzer unvorbereitet und er müsse die Elemente mit erhöhtem Aufwand suchen.
Um einen nachhaltigen Nutzen zu erzielen, müsste das vorher verwendete Icon Mängel aufgewiesen haben. Aufgrund der langen Nutzungsdauer sei davon auszugehen, dass solche Mängel nicht vorlagen und der Design-Wechsel unter Bedien-Gesichtspunkten unnötig war, so die Nielsen Norman Experten.

Passend dazu unsere aktuelle Umfrage. Wir möchten von unseren Lesern erfahren, wie ihnen iOS 7 im täglichen Gebrauch gefällt.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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8 Kommentare

Kommentar von Flückiger

Ich verstehe das Problem so vieler User einfach nich. Bei den Reklamationen über die neuen Farben musste ich zugeben, dass das ganze gewöhnungsbedürftig ist. Aber Benutzerfreundlichkeit? Ios 7 ist zum einen mal übersichtlich und richtig aufgeräumt. Was nicht notwendig ist, ist nunmal einfach nicht da, wieso auch? Zudem was ist den die Schwirigkeit? Titel: schwarz Menütasten: blau Also alles was blau is kann ich anklicken…. Einfach. Das man die wisch Gesten ertmal Begriffen haben muss ist logisch, schliesslich sind da ja keine Knöpfe. Aber trotzdem, seit ichs weis Benutz ich sie sehr oft und mit Erfolg…. Ps: Icons hat man wohl schnell Erkannt und begriffen wofür sie stehen.

Kommentar von flyfisherman

Ich kann diese Miesmacher seit dem Tod von Steve Jobs nicht verstehen, man will Apple einfach unterstellen, dass keine Innovation mehr komme! Ich sehe das ganz anders; es sind Microschrott und Co., die ständig kopieren, was Apple auf den Markt bringt! Mit der Erfindung des iPhone hat Apple 3 Geräte vereint: iPod, Telefon und Internet (Mail und vollwertiges Surfen im Netz). iOS 7 kommt aus meiner Sicht aufgeräumt daher und ist doch kinderleicht zu bedienen und ein wenig umgewöhnen hat der Menschheit noch nie geschadet.

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