Eddy Cue erklärt Strategie hinter Apples Video-Ambitionen

Gestern Montag war Apples Internet- und Dienste-Chef Eddy Cue an der South by Southwest (SXSW) zugegen. Der Senior Vice President des Mac-Herstellers nahm an der Musik-, Technologie- und Medien-Konferenz an einem Gespräch mit CNNs Dylan Byers teil. In der Session mit dem Titel «Curation in Media» sprach Byers den Apple-Manager auf eine breite Palette an Themen an. Unter anderem nutzte Cue die Plattform, um die Übernahme des Unternehmens hinter dem Magazin-Abodienstes «Texture» durch Apple anzukündigen.

Stefan Rechsteiner

Cue äusserte sich im Gespräch aber auch ausführlich über die Ambitionen, die der Mac-Hersteller für Videos wie Fernsehserien und ähnliches hegt. Über die vergangenen Monate wurde bekannt, dass Apple mindestens in ein Dutzend Serien-Projekte investiert hat. Dabei lässt sich Apple nicht lumpen – angeblich hat das Unternehmen für dieses Jahr eine Milliarde US-Dollar für eigene Serie budgetiert. Unter den Verantwortlichen der bisher bekannten Projekten finden sich denn auch zahlreiche erfolgreiche und einflussreiche Produzenten, Regisseure, Drehbuch-Autoren und Schauspieler.

Apples Video-Team wächst und wächst

Um seine Video-Ambitionen anzugehen, wollte Apple die «richtigen Leute» zu sich holen. Man wollte solche, die «das Geschäft wirklich kennen», aber auch bereit seien «anders darüber zu denken». Vor zwei Jahren beispielsweise stiessen die beiden Branchen-Grössen Zack Van Amburg und Jamie Erlicht (u.a. «Breaking Bad») von Sony zu Apple. Seither haben weitere bekannte Persönlichkeiten der Branche zu Apple gewechselt. Apples internationales Video-Team sei so alleine im letzten Jahr um 40 Personen angewachsen.

Auch wenn Apple grosse Investitionen in diesem Bereich mache, wolle Apple mit seinem künftigen Video-Angebot nicht etwa dem Streaming-Dienst Netflix nachahmen.

Apple ist und wird nicht Netflix

Man wolle nicht «am meisten Smartphones oder am meisten Apps weltweit verkaufen», man wolle vielmehr «versuchen die Besten zu machen». Apple mache grosse Investitionen, dabei gehe es aber primär darum, «die richtigen zu tätigen». Cue fügt hinzu: «Die Art und Weise, wie wir Dinge tun, besteht nicht darin, hundert Dinge gegen eine Wand zu werfen und zu sehen, welche davon gut sind oder nicht.» Apple sei noch ganz neu in dieser Sache und deshalb werde nicht alles automatisch ein «Hit». Aber, so Cue weiter, «alles sollte in einer sehr hohen Qualität sein». Das sei jener Punkt, in welchem sich Apple von der Konkurrenz um Netflix oder Amazon hervorheben werde.

Apple habe Cue zufolge ausserdem einen weiteren «einzigartigen» Vorteil in der Branche. Denn während Konkurrenten wie Netflix zwar seine Angebote durch eigene Apps und Web-Angebote kontrollieren könne, sei Apple als einziges Unternehmen in der Position, dass man auch vollkommende Kontrolle über sowohl Hardware wie auch Software habe, auf welcher die Inhalte betrachtet werden. Cue kündigte diesbezüglich «ein paar Überraschungen» an – man habe «hier einen echten Vorteil in der Technologie.» Es gäbe Möglichkeiten, die Technologie zu nutzen, um das Anschau-Erlebnis noch besser zu machen. Als Beispiel dafür erwähnte Cue die hauseigene TV-App und deren Umgang mit Live-Übertragungen von Sport-Ereignissen. Die App bietet dem Nutzer Benachrichtigungen an, wenn sie der Meinung ist, dass gerade etwas interessantes für den Nutzer passiert – auch wenn das Spiel womöglich bereits in seinen letzten Minuten ist.

Übertragungsrechte für Sport-Ereignisse, so fügte Cue hinzu, werde sich Apple zumindest in naher Zukunft übrigens keine sichern wollen.

Ebenfalls ein Vorteil gegenüber anderen Konkurrenten wie Facebook oder Google habe Apple überdies darin, dass man für die eigenen Video-Ambitionen weniger Hürden zu bewältigen habe, weil man nicht gleichzeitig auch von der Werbebranche abhängig sei.

Keine grossen Übernahmen geplant

Auf die Frage hin, ob Apple mit seinen gigantischen Bargeldvermögen nicht daran interessiert sei, grosse Unternehmen im Content- oder Streaming-Bereich aufzukaufen. Cue entgegnete dem, dass es historisch gesehen nie Apples Vorgehensweise war, grosse Unternehmen zu übernehmen. Der Grund dafür werde mit dem bekannten Zitat des kanadischen Eishockeyspielers Wayne Gretzky sehr gut umschrieben: «Gehe nicht dahin, wo der Puck ist. Gehe dahin, wo der Puck sein wird.»

Cue vergleicht Apple mit Pixar

Es sei eine grosse Veränderung im Gange, wie die Menschen ihre Medien-Inhalte konsumieren, so Cue. Betreffend der Wahl von neuen Inhalten sei das Unternehmen sehr strategisch und wählerisch. Man wolle «Qualität, nicht Quantität». Cue verglich dabei die Einstellug von Apple zu eigenen Inhalten mit jener des legendären Animationfilm-Studios PIXAR. Der Mac-Hersteller fokusiere sich beim Storytelling auch auf die Qualität.

Eine Mitschnitt der SXSW-Session mit von Eddy Cue könnte von den Veranstaltern in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.

Quellen: Engadget, , Twitter @alexeheath und Gönner-Abo

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